Ostpreußen: Ehemals östlichste deutsche Provinz, erstreckt es sich heute über Teile Polens, Russlands und Litauens. Das Ostpreußische Landesmuseum vermittelt in seiner familienfreundlichen Präsentation mit hochwertigen und aussagestarken Exponaten ein möglichst vollständiges Bild von Geschichte, Kunst, Kultur und Landschaft Ostpreußens sowie dem Neuanfang der Flüchtlinge und Vertriebenen nach 1945. Zur Dauerausstellung gehört eine eigene Abteilung zur Kulturgeschichte der Deutschbalten.
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Ostpreußen
eng. East Prussia, pol. Prusy Wschodnie, lit. Rytų Prūsija, rus. Восто́чная Пру́ссия, rus. Vostóchnaia Prússiia

Ostpreußen ist der Name der ehemaligen, bis 1945 bestehenden östlichsten preußischen Provinz, deren Ausdehnung (ungeachtet historisch leicht wechselnder Grenzverläufe) ungefähr der historischen Landschaft Preußen entspricht. Die Bezeichnung kam erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Gebrauch, als neben dem 1701 zum Königreich erhobenen Herzogtum Preußen mit seiner Hauptstadt Königsberg weitere, zuvor polnische Gebiete im Westen (beispielsweise das sog. Preußen Königlichen Anteils mit dem Ermland und Pommerellen) zu Brandenburg-Preußen kamen und die neue Provinz Westpreußen bildeten.
Heutzutage gehört das Gebiet der ehemaligen preußischen Provinz überwiegend zu Russland (Oblast Kaliningrad) und Polen (Woiwodschaft Ermland-Masuren). Das ehemalige sog. Memelland (auch Memelgebiet, lit. Klaipėdos kraštas) kam erstmals 1920 und erneut ab 1945 zu Litauen.

 ist vielfältig und bekannt für ihre einzigartige Landschaft mit großen Wäldern, der Masurischen Seenplatte, Haffs und Nehrungen, der Bernsteinküste sowie seltenen Tierarten und nicht zuletzt die berühmten “Trakehner-Pferde“ “Trakehner-Pferde“ Trakehner sind eine Reitpferderasse, die auf das 1732 gegründete Gestüt Trakehnen in Ostpreußen zurückgeht. . Die Geschichte der Region weist seit dem Mittelalter zentrale Erinnerungsorte in der deutschen und europäischen Geschichte auf, etwa den Staat des Deutschen Ordens, als weltweit erstes protestantisches Land, Zentrum der Aufklärung, Ausgangspunkt der “Befreiungskriege“ “Befreiungskriege“ Befreiungskriege werden die militärischen Auseinandersetzungen genannt, die Napoleon aus weiten Teilen Europas zurückdrängten. gegen Napoleon und dem 20. Juli 1944.
 
Mit Blick auf die politischen, sozialen und technischen Veränderungen der Region führt die Ausstellung von der Vorgeschichte durch Mittelalter und Neuzeit. Sie erzählt den Weg Preußens vom Deutschordensstaat über das Herzogtum hin zum Königreich, vom Ersten Weltkrieg als „vergessenem Krieg“ im Osten und der Zeit des Nationalsozialismus. Entrechtung, Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung und politischer Gegner werden thematisiert, aber auch die Gewalt und Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Dieser endet nicht nur mit dem Untergang Ostpreußens als Provinz des Deutschen Reiches, sondern auch mit Flucht und Vertreibung nahezu seiner gesamten Bevölkerung.
Landschaft, Geschichte und ihre Bewohner hinterließen auch bei vielen Künstlern nachhaltigen Eindruck. Gemälde, Plastiken und Grafiken von Lovis Corinth bis Käthe Kollwitz werden gleichermaßen präsentiert wie verschiedenste Werke der Künstlerkolonie 
Nidden

Nida ist eine Kleinstadt an der litauischen Ostseeküste. Die Stadt liegt im Westen des Landes direkt an der Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad. Sie wird von knapp 2,400 Menschen bewohnt und ist die westlichste Stadt Litauens.

 auf der 
Kurische Nehrung
rus. Куршская коса, rus. Kurschskaja kossa, lit. Kuršių nerija

Die Kurische Nehrung ist eine Halbinsel an der Ostseeküste, die zu Litauen und dem russischen Oblast Kaliningrad gehört. Die Halbinsel ist 98 km lang und zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Sie trennt das Kurische Haff von der Ostsee und bekannt für die Künstlerkolonie.

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Die Deutschbalten können auf eine mehr als 700jährige Geschichte zurückblicken. Über mehrere Epochen führt die Ausstellung durch die wechselvolle Vergangenheit dieser deutschsprachigen ehemaligen Führungsschicht, beginnend mit den mittelalterlichen Anfängen der „Deutschen “Hanse“ “Hanse“ Die Hanse war im Mittelalter zunächst ein Bündnis von Kaufleuten zum gegenseitigen Schutz, später ein Netzwerk von Städten, die Handelsprivilegien überwachten, Händler und ihre Waren schützten, und auf "Tagfahrten" genannten Treffen handelspolitische Beschlüsse fassten. Das Einflussgebiet der Hanse erstreckte sich von der Nordseeküste bis über den gesamten Ostseeraum. und den Eroberungen des „Deutschen Ordens“ über die Zeit als russische Provinzen im 18. und 19. Jahrhundert bis zur Umsiedlung als Folge des “Hitler-Stalin-Paktes“ “Hitler-Stalin-Paktes“ Der Hitler-Stalin-Pakt, auch Deutsch-Sowjetischer Nichtangriffspakt oder Molotow-Ribbentrop-Pakt, wurde 1939 geschlossen und teilte Europa in zwei "Interessensphären" ein - vereinfacht gesagt teilten das Deutsche Reich und die Sowjetunion Europa untereinander in Gebiete auf, die sie erobern oder dem jeweils anderen überlassen wollten. Der Vertrag sah unter anderem eine Teilung Polens vor und stellte somit die Grundlage für den deutschen Überfall auf Polen dar. .
 
Besucher können über zeitgeschichtliche Dokumente Interessantes über die Integration der Geflüchteten im Nachkriegsdeutschland und den Umgang mit ihrem Erbe in Polen, Russland und den baltischen Staaten erfahren. Die Themen des Museums werden für die Besucher außerdem über ein abwechslungsreiches Programm aus Führungen und Workshops erfahrbar gemacht.
Landesgeschichte
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Mystisch und geheimnisvoll beginnt mit archäologischen Funden der baltischen “Prußen (historische Ethnie)“ “Prußen (historische Ethnie)“ Die Prußen (auch Prussen, Pruzzen), waren ein baltischer Stammesverband im Gebiet zwischen Weichsel und Memel. Sie blieben heidnisch bis sie im 13. Jahrhundert vom Deutschen Orden besiegt wurden. Der Name "Preußen" leitet sich von "Prußen" ab. die Geschichtsabteilung; es folgt ihre Unterwerfung durch die Ritter des Deutschen Ordens. Der Aufstieg Preußens vom Herzogtum zum Königreich bis hin zur Krise der napoleonischen Zeit und den Befreiungskriegen schließt sich an.
Im 19. Jahrhundert liegt der Schwerpunkt auf den sozialen und technischen Veränderungen. Der Erste Weltkrieg wird als der „vergessene Krieg“ im Osten erzählt. In der Weimarer Zeit war Ostpreußen vom übrigen Reich abgetrennt, was Handel und Wirtschaft sehr belastete, zugleich wird die Provinz vom Tourismus entdeckt. In der Zeit des Nationalsozialismus kommt es in Ostpreußen zu Entrechtung, Verfolgung und Ermordung von Juden, politischen Gegnern und weiteren Opfergruppen durch die Nationalsozialisten.
Der Zweite Weltkrieg endet mit dem Untergang Ostpreußens als Provinz im Deutschen Reich, gekennzeichnet von verheerenden Gewalttaten und Zerstörungen sowie von Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung. Die Ausstellung erzählt von Verschleppung, vom Leben in dänischen Lagern und dem schwierigen Ankommen der Millionen Flüchtlinge im kriegszerstörten Restdeutschland. Gerade in Norddeutschland veränderten sich Land, Städte und Gesellschaften durch die Integration der vielen neuen Bürger.
Kurz wird auch geschildert, was nach 1945 in Ostpreußen und den 
Baltikum
eng. Baltics, lat. Balticum, deu. Baltische Staaten, deu. Baltische Provinzen

Das Baltikum ist eine Region im Nordosten Europas und setzt sich aus den drei Staaten Estland, Lettland und Litauen zusammen. Das Baltikum wird von knapp 6 Millionen Menschen bewohnt.

 geschehen ist und wie sich die heutige Bevölkerung mit dem deutschen Kulturerbe auseinandersetzt.
Wild, Wald und Pferde
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Ostpreußens Landschaft zeichnet sich durch eine Vielfalt natürlicher Lebensräume sowie land- und forstwirtschaftlich genutzter Flächen bei vergleichsweise geringer Bevölkerungsdichte aus. Auch heute noch spielen Ackerbau, Molkereiprodukte, Fische und Holz eine wichtige Rolle. Seltene Tierarten, die weiter westlich längst selten geworden oder verschwunden waren wie z.B. der Elch, kamen und kommen hier vor. Kein Wunder, dass Ostpreußen als Jagdparadies gilt, legendär wurden die Reviere der 
Rominter Heide
eng. Rominte Heath, lit. Romintos giria, pol. Puszcza Romincka, eng. Romincka Forest, rus. Krasny les

Die Rominter Heide ist ein ausgedehntes Wald- und Heidegebiet, das sich entlang der polnisch-russischen Grenze im äußersten Südosten der russischen Oblast Kaliningrad bzw. im äußersten Nordosten der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren erstreckt. Vor 1945 war das Gebiet Teil der preußischen Provinz Ostpreußen und bekannt als königlich-preußisches Jagdgebiet. Noch Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) ließ hier ab 1891 ein hölzernes Jagdschloss errichten, dessen Gelände nach seinem Tod mit dem des nahen, durch die Nationalsozialisten unter Hermann Göring (1893-1946) errichteten Reichsjägerhofs Rominten zusammengeschlossen und um Bunkeranlagen und weitere Infrastruktur erweitert wurde. Göring nutzte den Reichsjägerhof und die militärischen Anlagen auch als persönliches Hauptquartier und die repräsentativen Gebäude einschließlich der Jagd selbst zur propagandistischen Selbstinszenierung.

. Die älteste Reinzucht von Pferden, der Trakehner, hat ihren Ursprung in Ostpreußen. Das kontinental geprägte Klima und viele Besonderheiten machen die Region zu einem beliebten Reiseziel.
Bernstein
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Nirgendwo auf der Welt wurde und wird mehr Bernstein gefunden als in Ostpreußen. Baltischer Bernstein ist das zwischen 30 und 50 Millionen Jahre alte, fossile Harz längst vergangener Wälder. Schon in der Jungsteinzeit wurde Bernstein zu Schmuck verarbeitet. Bereits in der Antike bestanden Handelsverbindungen, mit denen Bernstein von der 
Samland
eng. Sambia Peninsula, pol. Półwysep Sambijski, rus. Самбийский полуостров, rus. Калинингра́дский, lit. Sembos pusiasalis, lit. Kaliningrado pusiasalis

Die Ostseehalbinsel Samland erstreckt sich zwischen dem Frischen und dem Kurischen Haff und verbindet so die beiden Nehrungen. Sie gehörte bis 1945 zur Provinz Ostpreußen, seit Ende des Zweiten Weltkriegs zur Sowjetunion bzw. heute zu Russland. Das Samland entwickelte sich mit Ostseebädern wie Cranz (heute Selenogradsk) oder Rauschen (heute Swetlogorsk) seit dem 19. Jahrhundert zu einem vielbesuchten touristischen Anziehungspunkt.

 bis in den Mittelmeerraum gelangte, wo er besonders bei den Römern sehr beliebt war. Bernstein tritt in verschiedenen Farben, Formen und Größen auf und kann sogar Einschlüsse kleiner Tiere oder Reste von Pflanzen, Federn oder Haaren enthalten. Bernsteinschnitzer schaffen aus dem Material herausragende Kunstwerke, die einst als wertvolle Fürstengeschenke geschätzt wurden, aber auch in modernen Formen die Menschen verzaubern.
Die Deutschbalten im Baltikum und ihre wechselvolle Geschichte
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In drei größeren Zeitabschnitten wird hier die mehr als 700jährige Geschichte der Deutschen präsentiert, deren Vorfahren aus den heutigen EU-Staaten 
Lettland
eng. Latvian Republic, eng. Latvia, lav. Latvija

Lettland ist ein baltischer Staat im Nordosten Europas und wird von ungefähr 1,9 Millionen Einwohner:innen bewohnt. Hauptstadt des Landes ist Riga. Der Staat grenzt im Westen an die Ostsee und an die Staaten Litauen, Estland, Russland und Weißrussland. Lettland ist seit dem 01.05.2004 Mitglied der EU und erlangte erst im 19. Jahrhundert Unabhängigkeit.

 und 
Estland
eng. Estonia, est. Eesti

Estland ist ein Land in Nordosteuropas und zählt geografisch zu den baltischen Staaten. Das Land wird von ungefähr 1,3 Millionen Menschen bewohnt und grenzt an Lettland, Russland und die Ostsee. Die bevölkerungsreichste Stadt und Hauptstadt zugleich ist Tallinn. Estland ist seit 1991 unabhängig und Mitglied der Europäischen Union.

 stammten.
Dargestellt wird die wechselvolle Vergangenheit 
Livland
eng. Livonia, est. Liivimaa, lav. Livonija

Livland (lett. Livonija, estn. Liivimaa) ist eine historische Landschaft im Baltikum. Sie umfasst heutzutage Teile des südlichen Estlands und des nördlichen Lettlands. Benannt wurde die Landschaft nach den einst dort lebenden Livonen.

 in Mittelalter und Neuzeit unter polnischer, schwedischer und russischer Herrschaft sowie die Bedeutung der Hanse, des Deutschen Ordens, der Kirche und der Ritterschaften samt ihrer Privilegien, die die Deutschbalten als Landesverwalter zur führenden Schicht gegenüber der abhängigen Mehrheitsbevölkerung von Esten und Letten machte.
Der Besucher erhält Einblicke in prominente deutschbaltische Karrieren im Zarenreich sowie in das städtische Leben mit seinen Kaufleuten, Gilden, der Kunst und der Wissenschaft.
Adelskultur und Herrenhäuser werden kontrastiert durch das bäuerliche Leben von Letten und Esten. Mit Gründung der unabhängigen baltischen Staaten verloren die Deutschbalten 1918 ihre Sonderstellung und wirkten als eine Minderheit ohne den alten privilegierten Sonderstatus, ehe sie 1939 ihre Heimat durch die Umsiedlung in Folge des Hitler-Stalin Paktes endgültig verlassen mussten.
Menschen und Landschaft im Werk von Lovis Corinth, Käthe Kollwitz und den Niddenern Malern
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Die Abteilung Bildende Kunst präsentiert Gemälde, Plastiken und Grafik ostpreußischer und in Ostpreußen tätiger Künstler:innen. Im ersten Schwerpunkt sind Arbeiten von Lehrer:innen und Schüler:innen der 1845 bis 1945 bestehenden Königsberger Kunstakademie zu sehen. Der Rundgang führt von Werken des Historismus bis zur neuen Sachlichkeit. Höhepunkte sind Werke von Lovis Corinth und Käthe Kollwitz. Die nach 1945 fortwirkende Kunsttradition wird ebenfalls angedeutet.
Der zweite Schwerpunkt zeigt Werke aus der Künstlerkolonie Nidden. Sie entstand im späten 19. Jahrhundert in der unvergleichlichen Landschaft der Kurischen Nehrung, Dünen zwischen Haff und Ostsee.
Das Grafische Kabinett bringt wechselnde Ausstellungen mit Arbeiten aus der Museumssammlung und darüberhinausgehende Themen.
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