Zu Hause und doch fremd – so fühlten sich Millionen Deutsche, die aus Schlesien geflohen oder vertrieben worden waren und nun in der Bundesrepublik Deutschland oder der DDR sich mit nichts eine neue Existenz schaffen mussten. So fühlten sich aber auch die Polen, die in das deutsch geprägte und für sie völlig fremde Schlesien kamen. Dieser Thematik widmet sich die ausleihbare Wanderausstellung „Zu Hause und doch fremd“ von HAUS SCHLESIEN.
Text
Millionen von Deutschen in den deutschen Ostgebieten mussten zum Ende des Zweiten Weltkrieges ihre Heimat verlassen, begaben sich auf die Flucht oder wurden durch die Potsdamer Beschlüsse gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Sie wurden aus ihren Häusern und Dörfern vertrieben und kamen ohne Hab und Gut in eine ihnen völlig fremde Umgebung. Dort wurden sie häufig widerwillig aufgenommen, es herrschte Wohnungsnot, Hunger und Arbeitslosigkeit. Für die Vertriebenen wie auch für die Einheimischen war dies eine schwierige Zeit.
 
In die verlassenen Regionen kamen vertriebene Polen aus den Ostgebieten, polnische Heimkehrer aus Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit oder Siedler aus Zentralpolen. Es war eine heterogene Gruppe, jeder kam mit anderen Erwartungen, viele nicht freiwillig, in deutsch geprägte und teilweise zerstörte Städte und Orte. Das Land war fremd und die Zukunft unsicher. Heimatverlust und Entwurzelung haben bei den Betroffenen beider Nationen wie auch ihren Nachkommen Spuren hinterlassen.
 
Die Betroffenen sind mit den zum Teil traumatischen Erlebnissen während Flucht und Vertreibung, mit dem Verlust der Heimat, der Ungewissheit und der Entwurzelung unterschiedlich umgegangen. Manche haben die Erlebnisse verdrängt, andere versucht, die Erinnerung lebendig zu halten; in einigen Familien wurde viel darüber gesprochen, bei anderen war das Thema ein Tabu; die einen haben sich in Landsmannschaft oder Heimatkreisgemeinde engagiert und die alten Traditionen gepflegt, die anderen in ihrer neuen Heimat in Vereinen und Kirchengemeinden Anschluss gesucht; es gibt die, die nie wieder in ihrer Heimat waren, und jene, die heute enge Kontakte in den alten Heimatort pflegen. Diese ganz unterschiedlichen Formen der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und den Erinnerungen an Flucht und Vertreibung werden in der Ausstellung dargestellt. Dies geschieht aus ganz unterschiedlichen Perspektiven, was einen differenzierten Blick auf die Problematik ermöglicht. Neben der Sicht der vertriebenen Deutschen wird auch die Situation der in Schlesien angesiedelten Polen betrachtet, es wird aber auch aus dem Blickwinkel der aufnehmenden Bevölkerung in Westdeutschland die Ankunft der sog. Flüchtlinge damals betrachtet. Nicht zuletzt werden die Auswirkungen auf die Nachkommen der Betroffenen und ihre Beziehung zur alten Heimat der Vorfahren und zur Thematik der Vertreibung dargelegt.
 
Die zweisprachige deutsch-polnische Ausstellung ist ein gemeinsam mit dem Muzeum Powiatowe w Nysie (Kreismuseum Neisse), dem Muzeum Ceramiki w Bolesławcu (Keramikmuseum Bunzlau), dem Muzeum Ziemi Lubuskiej w Zielonej Górze (Museum des Lebuser Landes in Grünberg) und dem Muzeum Regionalne w Środzie Śląskiej (Regionalmuseum Neumarkt) erarbeitetes Projekt und verfolgt mit diesem binationalen Ansatz die Absicht, in Deutschland bzw. Polen die Sichtweise der jeweils anderen Nation zu verdeutlichen und somit zur gegenseitigen Verständigung beizutragen.
External Image
External Image
External Image
External Image
External Image
External Image