Wir rufen auf zur Einsendung von Beiträgen für den neuen Themenschwerpunkt „Zuhause in der Diaspora“. Er soll die vielfältigen Erfahrungen des Lebens in der Diaspora von Geflüchteten aus dem östlichen Europa in den Mittelpunkt stellen.
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Der 2. Weltkrieg verursachte Migrationsbewegungen in einem bis dahin unbekannten Ausmaß. Für viele Menschen bedeutete dieser, ihre Herkunftsregion für immer verlassen zu müssen. Gerade die Region des östlichen Europas war aufgrund der dort auftretenden neuen politischen Verhältnisse von Flucht und Vertreibung in besonderem Maße betroffen. Während sich deutsche Geflüchtete und Vertriebene zumeist in den Besatzungszonen der späteren Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik niederließen, war die Zielregion für viele Menschen z. B. aus den neuen Sowjetrepubliken im Baltikum oder auch ehemaliger Zwangsarbeiter aus Polen noch ungewiss. Sie wurden zu Displaced Persons (DPs), die auf zahlreiche Camps verteilt waren und für die Aufnahmeländer gesucht wurden. Vor allem die USA, Kanada oder Australien waren erhoffte Ziele. Der Weg zu diesen fernen Zielen war von Bürokratie und Ausleseprozessen geprägt. Viele DPs schafften den Weg nach Übersee nicht und blieben z. B. in der Bundesrepublik. Für junge Menschen wurden dadurch z. B. Einrichtungen wie die Baltische Universität in Hamburg/Pinneberg zu wichtigen Zwischenstationen. Für diejenigen, die den Schritt nach Übersee oder Australien geschafft hatten, begann nach Jahren der Ungewissheit in den Aufnahmeländern ein neues Leben, das geprägt war durch die Erfahrungen der Kriegs- und Nachkriegsjahre. Die neuen Begebenheiten boten Chancen, es blieb aber auch das Bedürfnis, die mitgebrachte Kultur zu bewahren und auf eine Befreiung der besetzten Gebiete hinzuwirken. Häufig waren und sind Diasporagemeinschaften politisch aktiv, sie sind interessiert, was in der alten Heimat geschieht, möchten dazu beitragen, die dortigen Begebenheiten zu ändern. Gleichzeitig muss man sich mit der aufnehmenden Gesellschaft arrangieren.
Ziel des Copernico-Schwerpunktes ist es, die Vielfalt der Erfahrungen mit dem Leben in der Diaspora von Geflüchteten aus dem östlichen Europa einzufangen und für ein breiteres Publikum rezipierbar zu machen. Von Interesse sind Beiträge die sich z. B. mit Fragen auseinandersetzen:
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- Wie gingen Einzelpersonen, Familien oder ganze Gruppen mit der Erfahrung der Diaspora um?
- Was passiert mit den entstandenen Netzwerken im Lauf der Jahrzehnte? Wie wichtig waren für sie die jeweils gemeinsame Sprache und Kultur? Gab es etwa im Falle der Geflüchteten aus Estland, Lettland und Litauen auch eine gemeinsame baltische Diasporaerfahrung?
- Wie ist das Empfinden der zweiten oder gar dritten Generation? Wie wichtig sind für sie die kulturellen Normen, die gemeinsame Sprache der Herkunftsregionen ihrer Eltern und Großeltern?
- Was passierte, als der lange politische Wandel einsetzte? Zog es die Menschen in die Herkunftsländer ihrer Vorfahren? Fanden sie das Erwartete? Wie gestalteten sich die Kontakte zwischen nie Weggewesenen und den Menschen, die das Exil oder die Diaspora gewählt hatten?
- Wie war das Verhältnis der aufnehmenden Gesellschaft zu den Geflüchteten aus dem östlichen Europa? Wie beeinflussten sich beide Gruppen gegenseitig?
Es sind Beiträge zur gesamten Region des östlichen Europas willkommen.
Mitglieder der lettischen Diaspora in New York Anfrang der 1960er Jahre. Von links: Fridrihs Milts, Gunars Saliņš, Linards Tauns, Teodors Zeltiņš, Mirdza Nāruna-Bogdanoviča, Vitolts Kalniņš (an einem Esstisch im Atelier des Künstlers im Keller von Fridrihs Milts). New York, Stadtviertel Hell's Kitchen. RTMM 552518 / Rakstniecības un mūzikas muzejs,
Mitglieder der lettischen Diaspora in New York Anfrang der 1960er Jahre. Von links: Fridrihs Milts, Gunars Saliņš, Linards Tauns, Teodors Zeltiņš, Mirdza Nāruna-Bogdanoviča, Vitolts Kalniņš (an einem Esstisch im Atelier des Künstlers im Keller von Fridrihs Milts). New York, Stadtviertel Hell's Kitchen. RTMM 552518 / Rakstniecības un mūzikas muzejs,
Formalitäten
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Aufgerufen wird zur Einreichung von Beitragsvorschlägen unterschiedlicher Formate und Inhaltsformen, von niedrigschwelligen Einführungsformaten bis hin zu vertiefenden Hintergrundartikeln zu spezifischen Fragestellungen. Die maximale Textlänge beträgt 12.000 Zeichen einschl. Leerzeichen. Weitere Textformen, beispielsweise zur Vorstellung historischer Einzelereignisse, für Objektgeschichten oder zu ausgewählten historischen Quellen können auch deutlich kürzer ausfallen (4.000–6.000 Zeichen).
Beiträge ab einer Länge von 10.000 Zeichen werden parallel auf einem Publikationsserver veröffentlicht und mit einer DOI versehen. Darüber hinaus verfügen alle Beiträge im Portal über eine Zitierempfehlung, Permalinks und Lizenzhinweise. Sämtliche Beiträge werden zweisprachig publiziert und ins Englische übersetzt (bei Bedarf können Beiträge auch auf Englisch eingereicht und ins Deutsche übertragen werden). Benötigt wird für jeden Beitrag mindestens eine attraktive und hochaufgelöste Illustration mitsamt Bildunterschrift und erfolgter Rechteklärung. Die eingereichten Beiträge werden im Rahmen eines internen Begutachtungsverfahrens lektoriert. Alle Autor:innen behalten die Nutzungsrechte für ihre eigenen Texte. Weitere Hinweise für Beiträger:innen, zu Illustrationen und Schlagwörtern erhalten Sie im Portal selbst sowie auf Anfrage unter copernico@herder-institut.de.
Es gelten die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis.
Es gelten die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis.
Einsendeschluss und Termine
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Bitte schicken Sie bis zum 15.11.2024 ein Abstract von max. 300 Wörtern mit einer kurzen Beschreibung des geplanten Beitrags an copernico@herder-institut.de. Sie erhalten Rückmeldung bis zum 20.12.2024, ob der Beitrag zum Themenschwerpunkt zugelassen ist. Einsendeschluss der fertigen Beiträge ist der 14. März 2025.