„Wie glücklich ist ein deutscher Mann, der unter Ungarn ungrisch kann.“ Eine Feststellung aus dem Jahre 1805, die für die deutschen Siedler:innen im damaligen Ungarn überlebensnotwendig war. Die Dauerausstellung des Donauschwäbischen Zentralmuseums ermöglicht eine Entdeckungsreise in ihre Siedlungsgebiete und die ihrer Nachfahren – der Donauschwaben – im südöstlichen Europa.
Text
Donauschwaben sind die Nachkommen deutscher Siedler:innen, die sich seit dem späten 17. Jahrhundert im damaligen
Königreich Ungarn
eng. Kingdom of Hungary, hun. Magyar Királyság

Das Königreich Ungarn (Magyar Királyság) bestand in wechselnden Grenzen seit dem Jahr 1000 und fiel bereits in der Frühen Neuzeit an die Habsburgermonarchie, in der es später das wichtigste der sog. Länder der ungarischen Krone wurde (auch Länder der Heiligen Ungarischen Stephanskrone bzw., nach 1867, auch als ungarische Reichshälfte bezeichnet). Im Gegensatz zu anderen Territorien der Habsburger - wie den Ländern der böhmischen Krone oder dem Erzherzogtum Österreich selbst - gehörte das Königreich Ungarn nie zum Heiligen Römischen Reich.

niedergelassen haben. Nach dem Ende der Türkenherrschaft siedelten die Habsburger und private Grundherr:innen dort deutsche Landwirt:innen und Handwerker:innen an. Die meisten Emigrant:innen kamen per Schiff auf der
Donau
eng. Danube, slk. Dunaj, hun. Duna, hrv. Dunav, bul. Дунав, ron. Dunărea, srp. Дунав, ukr. Дунай

Die Donau beginnt am Zusammenfluss von Breg und Brigach, deren Quellen beide im mittleren Schwarzwald liegen . Sie ist 2857 km lang und fließt heute durch die Länder Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Republik Moldau und Ukraine. Vor ihrer Mündung ins Schwarze Meer fächert sie sich zum Donaudelta auf, das heute ein ökologisches Schutzgebiet ist.

nach Ungarn.

„Wie glücklich ist ein deutscher Mann, der unter Ungarn ungrisch kann.“ Diese Feststellung aus einem Lehrbuch von 1805 sprach den deutschen Emigrant:innen sicherlich aus der Seele. Aber trotz aller Sprachprobleme: Das Zusammenleben von Deutschen, Ungarn, Rumänen, Serben, Kroaten und den anderen Völkern an der mittleren Donau war eine Erfolgsgeschichte. Bis der aufkommende Nationalismus seit dem späten 19. Jahrhundert Unfrieden brachte.

Die Ausstellung „Donauschwaben. Aufbruch und Begegnung“ bietet eine Entdeckungsreise in die Siedlungsgebiete der Donauschwaben im südöstlichen Europa. Sie zeigt in 13 Abteilungen auf rund 950 Quadratmetern das wechselvolle Leben der Donauschwaben vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Originalexponate, historische Dokumente und mehrere hundert Fotografien dokumentieren Kultur und Alltag der Deutschen in den multiethnischen Siedlungsgebieten. Sie erzählen vom Leben in Dörfern und Städten, von Landwirtschaft und Industriearbeit, Wohn- und Kleidungskultur, Bildungswesen und Religiosität. In allem spiegelt sich die kulturelle Vielfalt Südosteuropas wider.

Im 20. Jahrhundert trieb übersteigerter Nationalismus einen Keil zwischen Nachbar:innen, die über Jahrhunderte friedlich miteinander gelebt hatten. Nach dem Ersten Weltkrieg änderte sich die staatliche Zugehörigkeit für viele Donauschwaben durch neu entstandene Staaten. Auch der Nationalsozialismus und der von Deutschland begonnene Zweite Weltkrieg hatten Auswirkungen auf die Deutschen in Südosteuropa. Am Ende des Krieges litten viele Donauschwaben unter Flucht, Internierung, Deportation und Vertreibung. Die Überlebenden mussten sich in Deutschland und in anderen westlichen Ländern eine neue Existenz aufbauen. Die Zurückgebliebenen richteten sich unter den kommunistischen Diktaturen ein. Der Rundgang endet mit einem Blick auf die Nachfahren der Donauschwaben, die heute in der ganzen Welt leben und sich auf unterschiedliche Weise ihrer Familiengeschichte nähern. Zusätzlich können Besucher und Besucherinnen einen Medienguide zur Ausstellung ausleihen. In kurzen Videos erzählen Donauschwaben aus unterschiedlichen Zeiten und Ländern von ihren Erfahrungen und Wünschen. Interviews, Animationen, Fotografien und weitere historische Dokumente bieten zudem vertiefende Informationen zu einzelnen Exponaten.
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