Das Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität (ENRS) ist eine internationale Initiative zur Erforschung, Dokumentation und Vermittlung der Geschichte Europas im 20. Jahrhundert. Es fördert den Dialog über eine europäische Erinnerungskultur unter besonderer Berücksichtigung der Erfahrungen von Diktatur, Krieg und Widerstand.
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Die Gründung des Europäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität geht zurück auf eine Absichtserklärung der Kulturminister Polens, Deutschlands, Ungarns und der Slowakei aus dem Jahr 2005, der sich Rumänien 2014 angeschlossen hat.
Gemeinsames Erinnern ist im internationalen Kontext nur möglich, wenn die „Solidarität“ von allen am Erinnerungsprozess Beteiligten als gemeinsames Grundprinzip der Gesinnung und des Handelns akzeptiert ist. Die innere Verbundenheit durch die „Solidarität“ verweist auf eine Mitverantwortung und eine Mitverpflichtung im Umgang mit Narrativen und Geschichtsbildern anderer Länder. In der Bezeichnung „Europäisches Netzwerk Erinnerung und Solidarität“ sind programmatisch die Thematik, die Arbeitsformen und eine bestimmte ethische Grundhaltung vereinigt.
Die Aufgabe des Europäischen Netzwerks im Unterschied zu einer nationalen Bildungs- oder Forschungsinstitution besteht demzufolge in der Verbindung der in den einzelnen Ländern bereits bestehenden Initiativen sowie der Zusammenarbeit zwischen öffentlichen, staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen (NGOs), Forschungseinrichtungen und Orten der Erinnerung. Als Forum des internationalen Diskurses möchte das Netzwerk zu einer dialogisch geprägten Erinnerungskultur beitragen.
Begleitet wird die Arbeit insbesondere durch den Lenkungsausschuss mit je einem Vertreter der Mitgliedsländer. Die Bundesrepublik Deutschland wird vertreten durch das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE). Die operative Arbeit wird geleitet durch das Sekretariat mit Sitz in Warschau, das als Instytut Europejskiej Sieci Pamięć i Solidarność (seit 2010) in Polen institutionalisiert ist. In weiteren beratenden Gremien, dem Kuratorium und dem wissenschaftlichen Beirat, sind Wissenschaftler:innen und Expert:innen aus den Mitgliedsländern sowie aus Ländern, die Interesse an einer Mitgliedschaft im Netzwerk haben, vertreten: Tschechische Republik, Österreich, Lettland, Litauen, Estland, Georgien, Albanien. Die Arbeitssprache des European Network Remembrance and Solidarity (ENRS) ist Englisch.
Folgende Schwerpunkte und Formate haben sich über die Jahre im ENRS herausgebildet, die jeweils durch ein Beispiel veranschaulicht werden. Weitere Informationen auf der Website www.enrs.eu.
 
- Forschung
Beispiel: Genealogies of Memory – jährliche interdisziplinäre Fachtagung für Nachwuchswissenschaftler*innen in Kooperation mit der Universität Warschau. Aufbauend auf den Tagungen entstand die Publikationsreihe Remembrance and Solidarity Studies in 20th Century European History, fortgesetzt durch die Reihe European Remembrance and Solidarity
- Bildung und Vermittlung
Beispiel: After the Great War. A New Europe 1918-1923. Eine multimediale Freiluftausstellung auf Tournee durch Europa. Sie verdeutlicht die Unterschiede in der historischen Erfahrung und die Bedeutung der Zwischenkriegszeit im kulturellen Gedächtnis der Gesellschaften Mittel- und Osteuropas. 
- Networking
Beispiel: European Remembrance Symposium – Ein jährliches Forum für den Austausch unter Akteuren der Gedenkstätten-, Museums- und erinnerungskultureller Projektarbeit und Wissenschaftler:innen. Das Symposium wird in wechselnden europäischen Hauptstädten mit lokalen Partnern ausgerichtet.
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