Deutsche machen aus Wald Getreidefelder, Schul- und Beträume, Tschechen Hopfengärtlein und Schenken? Was ergibt ein Vergleich der beiden Migrantengruppen in Wolhynien und was kann aus ihren Erfahrungen für Gegenwart und Zukunft gelernt werden?
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Workshop mit schülergerechten bebilderten Einführungsvorträgen zum Thema, didaktischem Leitfaden und didaktischem Material für eine Schreibwerkstatt (mögliche Formen: Kurzgeschichte, Tagebucheintrag, fiktives Interview, Comic, Social-Media-Post, Plakat, Fotostory etc.) zur Verarbeitung exemplarischer Biografien von tschechischen und deutschen Eingewanderten in Wolhynien im 19. Jahrhundert; Gruppenarbeiten: 1. Analogien und Unterschiede  zwischen Geschichte der Wolhyniendeutschen und der Wolhynientschechen, 2. Analogien und Unterschiede zu heutigen Wirtschaftsmigranten.
Wolhynien
eng. Volhynia, pol. Wolyń, ukr. Воли́нь, ukr. Wolyn, deu. Wolynien, lit. Voluinė, rus. Волы́нь, rus. Wolyn

Die historische Landschaft Wolhynien liegt in der nordwestlichen Ukraine an der Grenze zu Polen und Belarus. Bereits im Spätmittelalter fiel die Region an das Großfürstentum Litauen und gehörte ab 1569 für mehr als zwei Jahrhunderte zur vereinigten polnisch-litauischen Adelsrepublik. Nach den Teilungen Polen-Litauens Ende des 18. Jahrhunderts kam die Region zum Russischen Reich und wurde namensgebend für das Gouvernement Wolhynien, das bis ins frühe 20. Jahrhundert Bestand hatte. In die russische Zeit fällt auch die Einwanderung deutschsprachiger Bevölkerungsteile (der sog. Wolhyniendeutschen), die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Höhepunkt fand. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Wolhynien zwischen Polen und der ukrainischen Sowjetrepublik aufgeteilt, ab 1939, infolge des Hitler-Stalin-Paktes, vollständig sowjetisch und bereits 1941 von der Wehrmacht besetzt. Unter deutscher Besatzung kommt es zur systematischen Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung sowie weiterer Bevölkerungsgruppen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Wolhynien erneut zur Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik und seit 1992 zur Ukraine. Die Landschaft ist namensgebend für die - räumlich nicht exakt deckungsgleiche - heutige ukrainische Oblast mit der Hauptstadt Luzk (ukr. Луцьк).

 ist eine historische Region, die in der heutigen 
Ukraine
ukr. Ukrajina, eng. Ukraine

Die Ukraine ist ein von ungefähr 42 Millionen Menschen bewohntes Land im östlichen Europa. Kiew ist die Hauptstadt und zugleich größte Stadt der Ukraine. Das Land ist seit 1991 unabhängig. Der Dnieper ist der längste Fluss der Ukraine.

 liegt. Zunächst zum ostslawischen Fürstentum
Fürstentum Galizien-Wolhynien
deu. Fürstentum Halitsch-Wolhynien, eng. Principality of Galicia–Volhynia, eng. Kingdom of Galicia–Volhynia, deu. Russisches Königreich, deu. Ruthenisches Königreich, eng. Kingdom of Ruthenia, lat. Regnum Galiciæ et Lodomeriæ, eng. Principality of Halych-Volhynia

Das Fürstentum Galizien-Wolhynien formierte sich um 1200 als eigenständiger Teil der Kiewer Rus’. Es bestand auch über die mongolische Expansion hinweg als eigenständiger politischer Herrschaftsbereich bis ins 14. Jahrhundert fort.

gehörig, kam sie im 14. Jahrhundert unter die Herrschaft
Großfürstentum Litauen
rus. Velikoe knjažestvo Litovskoe, rus. Великое княжество Литовское, pol. Wielkie Księstwo Litewskie, bel. Vialikaie Kniastva Litoŭskaie, bel. Вялікае Княства Літоўскае, lit. Lietuvos Didžioji Kunigaikštystė, eng. Grand Duchy of Lithuania, lat. Magnus Ducatus Lituania, deu. Grpßfürstentum Litauen, Ruthenien und Schemaitien

Das Gebiet des Großfürstentums Litauen wurde schon im 11. Jahrhundert von baltischen Litauern besiedelt. Diese unterschiedlichen "Stämme" formierten im 13. Jahrhundert das Großfürstentum. Die Expansion des Großfürstentums orientierte sich Größtenteils nach osten, da der Deutsche Orden ab dem 13. Jahrhundert den Zugang zur Ostsee versperrte. 1320 eroberte Großfürst Gediminas Kiew, Ab 1386 befand sich das Großfürstentum unter dem gleichen Herrscher wie das polnische Königreich (Personalunion), auch um sich gegen den erstarkenden Deutschen Orden in der Region behaupten zu können. 1569 wurde Polen und das Großfürstentum Litauen auch eine staatliche Einheit.

, dann
Polen-Litauen
eng. Polish–Lithuanian Commonwealth, lit. Abiejų Tautų Respublika, pol. Rzeczpospolita Obojga Narodów, deu. Erste Polnische Republik, lat. Respublica Poloniae, pol. Korona Polska i Wielkie Księstwo Litewskie, lat. Res Publica Utriusque Nationis, deu. Republik beider Völker

Bereits 1386 wurden das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen durch eine Personalunion verbunden. Polen-Litauen bestand als multiethnisches Staatsgebilde und Großmacht im östlichen Europa von 1569 bis 1795. In dem auch Rzeczpospolita genannten Staat wurde der König von den Adeligen gewählt.

. Nach den Teilungen Polens gehörte das Gebiet seit 1793 bzw. 1795 zu 
Russländisches Kaiserreich
rus. Росси́йская импе́рия, rus. Rossijskaja imperija, eng. Russian Empire, deu. Russisches Kaiserreich, deu. Russländisches Reich

Das Russische Kaiserreich (auch Russländisches Kaiserreich, Russisches Reich oder Kaiserreich Russland) war ein von 1721 bis 1917 existierender Staat in Osteuropa, Zentralasien und Nordamerika. Das Land war Mitte des 19. Jahrhunderts das größte zusammenhängende Reich der Neuzeit. Es wurde nach der Februarrevolution im Jahr 1917 aufgelöst. Der Staat galt als autokratisch regiert und wurde von ungefähr 181 Millionen Einwohner:innen bewohnt.

, nach dem Ersten Weltkrieg wurde es in eine polnische und eine sowjetische Hälfte geteilt.
 
Als Russland 1861 die Leibeigenschaft aufhob, kam es im von ihm beherrschten Wolhynien zu Arbeitskräftemangel. Zu dessen Behebung wurde die Gründung deutscher und tschechischer Kolonien erlaubt. Als Strafe für ihre Beteiligung am Januaraufstand 1863/64 wurden darüber hinaus polnische Grundbesitzer enteignet, wodurch Land frei und günstig zu erwerben wurde. Dies waren auch die Gründe für die Einwanderung von Tschechen aus dem zu 
Österreich-Ungarn
deu. Donaumonarchie, deu. Doppelmonarchie, deu. Habsburgerreich, deu. Habsburgisches Reich, deu. Habsburgermonarchie, hun. Osztrák-Magyar Birodalom, eng. Austria-Hungary, eng. Austrian-Hungarian Monarchy, eng. Austrian-Hungarian Empire

Österreich-Ungarn (ung. Osztrák-Magyar Monarchia), auch als k. u. k. Monarchie bekannt, war ein historischer Staat in Mittel- und Südosteuropa, der von 1867 bis 1918 bestand.

 gehörenden Kronland
Böhmen
eng. Bohemia, lat. Bohemia, ces. Čechy

Böhmen ist eine historische Landschaft im heutigen Tschechien. Die Landschaft bildet zusammen mit Mähren und dem tschechischen Teil Schlesiens das heutige Staatsgebiet Tschechiens. In der Region leben heutzutage knapp 6.5 Millionen Menschen. Die Hauptstadt Böhmens ist Prag.

, das nach dem Krieg mit Preußen 1866 wirtschaftlich geschwächt war.
Viele der eingewanderten deutschen Familien waren protestantischen Glaubens. Sie wurden von der russischen Regierung als Gegengewicht zu den katholischen Polen und den Juden begrüßt. Das Land, das die deutschen und tschechischen Familien pachteten oder erwarben, war oft ein wildes Stück Wald, das gerodet und urbar gemacht werden musste, ehe mit dem Haus- und Ackerbau begonnen werden konnte. Meist lebten die Menschen solange in Erdhütten, die gegen Hitze und Kälte schützten. Die Neusiedler revolutionierten aufgrund der Erfahrungen aus ihrer Heimat den Obst- und Gemüseanbau, führten in der Region vorher unbekannte Feldfrüchte wie Hopfen ein, ebenso Viehzucht und lebensmittelerzeugende Industrie.
 
Während der reformfreudige russische Kaiser Alexander II. die Einwanderer als wirtschaftliche Erneuerer willkommen geheißen hatte, schränkte sein Nachfolger Alexander III. sie wieder ein. In den 1880er Jahren stieg der deutsche Anteil in Wolhynien durch weitere starke Einwanderung verarmter Bauern aus Polen und durch Kinderreichtum, ihr Landbesitz weitete sich entsprechend aus. Dem stand eine hohe Zahl an verarmten russischen Bauern gegenüber, die in der Leibeigenschaft nicht gelernt hatten, eine eigene Scholle produktiv zu bewirtschaften. Seit Ende der 1880er Jahre erließ der Zar Gesetze, die Ausländern Erwerb und Pacht von Land verbot und die Vererbung bestehenden Landbesitzes einschränkte. Die Gesetzgebung verschärfte sich so weit, dass selbst Personen mit russischer Staatsangehörigkeit, aber ausländischer Herkunft, der Landerwerb untersagt wurde. Davon ausgenommen wurde nur, wer zum orthodoxen Glauben wechselte, was dann rund 75 Prozent der Wolhynientschechen taten, die zuvor überwiegend wie die Polen katholischer Konfession und deshalb diskriminiert worden waren.
Lange bestehende Pacht- oder Kaufverträge wurden ungültig oder oft zu schlechten Bedingungen für die Wolhyniendeutschen erneuert. Daraufhin litten viele von ihnen Not und Kolonien mussten aufgegeben werden. In der Folge wanderten etwa 30 000 von ihnen nach Nord- und Südamerika aus, vor allem nach Brasilien. Dennoch wuchs ihr Bevölkerungsanteil in Wolhynien bis 1897 auf 5,7 Prozent. Der Anteil der Wolhynientschechen lag bei 0,9 Prozent. Ukrainer machten 70 Prozent, Juden 13,2 Prozent und Polen 6,1 Prozent der Bevölkerung aus. Aufgrund des kontinuierlich hohen Geburtenüberschusses stieg der Anteil der Deutschen in Wolhynien bis zum Ersten Weltkrieg weiter an, auch weil die strengen gesetzlichen Beschränkungen zum Landerwerb inzwischen wieder gelockert und zunehmend Kaufgenehmigungen erteilt worden waren. Der Krieg hatte unterschiedliche Auswirkungen auf die beiden Minderheitengruppen. Während den Wolhynientschechen als Slawen erlaubt wurde, eigene Militäreinheiten zu gründen, wurden die etwa 200 000 Deutschen wie mögliche Angehörige des Kriegsgegners behandelt und vor der anrückenden deutschen Armee, mit der eine Verbrüderung befürchtet wurde, nach
Sibirien
rus. Sibir, rus. Сиби́рь, eng. Siberia

Sibirien erstreckt sich über eine Fläche von 12,8 Mio. Quadratkilometern zwischen dem Ural, dem Pazifik, dem Nordpolaarmeer, China und der Mongolei.1581/82 begann die russische Eroberung Sibiriens. Zur Zeit der Aufklärung vor allem Rohstoffquelle und Raum für den Handel mit Asien, gewann Sibirien ab dem 19. Jahrhundert Bedeutung als Ort für Strafkolonien und Verbannte. Mit der Erschließung durch die transsibirische Eisenbahn und der Dampfsschifffahrt am Ende des 19. Jahrhunderts kamen Industrialisierung und damit neue Siedler nach Sibirien. Weitere Industrialisierung unter Stalin wurde vor allem mit der Arbeitskraft von Gulag-Häftlingen und Kriegsgefangenen umgesetzt.

Die Karte zeigt Nordasien, zentral gelegen Sibirien. CIA World Factbook, bearbeitet von Veliath (2006) und Ulamm (2008). CC0 1.0.

evakuiert. Es wird geschätzt, dass während dieser Verschleppung ein Drittel aller Wolhyniendeutschen an Krankheiten, Hunger und Entbehrungen starben. Ein weiteres Drittel wanderte danach ins Deutsche Reich oder nach Übersee aus, das letzte Drittel kam in den Jahren nach dem Krieg zurück in die verwüstete ehemalige Frontregion Wolhynien, fand aber Höfe und Land im Besitz von Polen oder Ukrainern vor.
Anfangs erlebten Wolhynientschechen und -deutsche im sowjetischen Teil Wolhyniens einen neuerlichen Aufschwung, Letztere auch finanziell und kulturell unterstützt durch das Deutsche Reich. Das homogene deutsche Siedlungsgebiet um
Jasenivka
deu. Heimthal, ukr. Yasenivka, ukr. Jaseniwka, ukr. Ясенівка, ukr. Stara Budy, ukr. Стара Буда
(heute ukr. Jaseniwka) zum Beispiel wurde offiziell zum „Deutschen Rayon Pulin“ erklärt, hier war die Amtssprache Deutsch. Doch in den späten 1920er Jahren wurden die Minderheitenrechte so weit eingeschränkt, dass schließlich auch die Muttersprache verboten wurde, was für Deutsch wie für Tschechisch galt. Auf dem Gebiet der Ukrainischen Sowjetrepublik kam es Anfang der 1930er Jahre zu einer durch Missernten, erhöhte Zwangsabgaben, Kollektivierung und die Verfolgung selbständiger Bauern ausgelösten Hungersnot, der Millionen von Menschen zum Opfer fielen, tschechische und deutsche gehörten in gleicher Weise dazu.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs war die Lage für die beiden Minderheiten sehr unterschiedlich: Nachdem Hitler und Stalin auf der Grundlage des Geheimen Zusatzprotokolls des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts von 1939 Polen unter sich aufgeteilt hatten, siedelte das Deutsche Reich die Wolhyniendeutschen in den von ihm besetzten polnischen Gebieten auf den Höfen der vertriebenen einheimischen Bevölkerung an. Im Winter 1939/40  wurden etwa 66 400 Deutsche aus dem ehemaligen Polnisch-Wolhynien mit der Eisenbahn oder in langen Trecks umgesiedelt. Sie wurden vor allem im „
Wartheland
pol. Okręg Warcki, pol. Okręg Rzeszy Kraj Warty, deu. Warthegau, deu. Reichsgau Posen, eng. Reichsgau Wartheland

Der Reichsgau Wartheland, auch bekannt als Warthegau, war ein nationalsozialistischer Verwaltungsbezirk im besetzten Polen, der von 1939 bis 1945 bestand. Der Reichsgau war in größeren Teilen deckungsgleich mit der historischen Landschaft Großpolen und hatte 4,5 Millionen Einwohner:innen. Hauptstadt war das heutige Poznań, dt. Posen.

Die fast sechsjährige Besatzungszeit war geprägt durch die brutale Verfolgung und Ermordung der polnischen und jüdischen Bevölkerung einerseits und der gezielten Neuansiedlung deutschsprachiger Bevölkerungsteile andererseits.

Bild: „Karte der Verwaltungseinteilung der deutschen Ostgebiete und des Generalgouvernements der besetzten polnischen Gebiete nach dem Stand vom März 1940“, Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft, Kartensammlung, Inv.-Nr. K 32 II L 43. bearbeitet von Copernico (2022). CC0 1.0.

“ in überfüllten Übergangslagern untergebracht, in denen oft katastrophale hygienische und  versorgungstechnische Bedingungen herrschten. In diesen Lagern wurden sie auf ihre Tauglichkeit untersucht, das „Deutschtum“ in den vom Deutschen Reich besetzten Gebieten zu festigen. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 wurden die Wolhynientschechen wie Juden und Polen Opfer des rassistischen Vernichtungskampfs der Nationalsozialisten: Ganze Dörfer wie
Malyn
ces. Český Malín, pol. Malin, rus. Malin, rus. Малин, ukr. Малин

Das Dorf Malyn liegt heute in der Westukraine und hatte 2001 etwa 400 Einwohner:innen.

Aufgrund des Krieges in der Ukraine ist es möglich, dass diese Informationen nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen.

wurden von der deutschen Wehrmacht niedergemetzelt.
Mit dem Vorrücken der Roten Armee und dem Rückzug der deutschen Truppen aus der Sowjetunion verließen ab Ende 1943 auch rund 40 000 Deutsche das östliche Wolhynien, die nach dem Hitler-Stalin-Pakt nicht umgesiedelt worden waren, und bei Kriegsende flohen auch die in den besetzten Gebieten Polens angesiedelten Wolhyniendeutschen Richtung Westen. Aus der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands wurde ein Teil von ihnen in die Straflager nach
Kasachstan
rus. Казахстан, eng. Kazakhstan

Kasachstan ist heute ein zentralasiatischer Binnenstaat zwischen Russland, China, Kirgisistan, Usbekistan und Turkmenistan. In der Vergangenheit wurde die Region von verschiedenen Steppenvölkern beherrscht, bis sich die Kasachen in mehreren Schritten zwischen 1731 und 1742 dem Russischen Zarenreich unterstellten. Ab 1936 war Kasachstan als Kasachische SSR Teil der Sowjetunion; seit deren Zerfall im Jahre 1991 ist Kasachstan unabhängig.

und Sibirien deportiert. Erst nach vielen Jahren kehrten sie zurück oder kamen als russlanddeutsche Aussiedler bzw. Spätaussiedler in die Bundesrepublik Deutschland.
 
Etwa 40 000 Wolhynientschechen wurden kurz nach 1945 „repatriiert“ und oft in ehemals deutsch besiedelten Vertreibungsgebieten der
Tschechoslowakei
ces. Československo, slk. Česko-Slovensko, eng. Czecho-Slovakia, eng. Czechoslovakia

Die Tschechoslowakei war ein zwischen 1918 und 1992 in wechselnden Grenzen und unter wechselnden Namen und politischen Systemen bestehender Staat, dessen ehemalige Landesteile in den heutigen Staaten Tschechien, Slowakei und der Ukraine (Karpatenukraine, bereits 1939 ungarisch besetzt, ab 1945 an die Sowjetunion) aufgegangen sind. Nach 1945 stand die Tschechoslowakei unter politischem Einfluss der Sowjetunion, war als Satellitenstaat Teil des sog. Ostblocks und ab 1955 Mitglied des Warschauer Paktes. Zwischen 1960 und 1990 trug das kommunistische Land offiziell den Namen Tschechoslowakische Sozialistische Republik (abgekürzt ČSSR). Die demokratische politische Wende wurde 1989 mit der Samtenen Revolution eingeleitet und mündete 1992 in der Gründung der unabhängigen Tschechischen bzw. Slowakischen Republiken.

angesiedelt. Damit endete auch die tschechische Besiedlung Wolhyniens, wenn es auch nach der Reaktorkatastrophe von
Tschornobyl
rus. Tschernobyl, eng. Chernobyl, rus. Черно́быль, ukr. Чорнобиль, pol. Czarnobyl, rus. Chernobyl, ukr. Chornobyl

Tschornobyl, das schriftlich erstmals 1193 erwähnt wurde, befindet sich in der Ukraine 15 km südwestlich der Grenze zu Belarus. Traurige Berühmtheit erlangte die Stadt nach dem Reaktorunfall im Mai 1986. Wegen radioaktiver Verstrahlung wurde Tschornobyl dauerhaft evakuiert.

Aufgrund des Krieges in der Ukraine ist es möglich, dass diese Informationen nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen.

und nach der russischen Besetzung der
Krim
lat. Tauris, rus. Крым, rus. Krym, ukr. Крим, ukr. Krym, eng. Crimea

Die Krim ist eine Halbinsel, die das Schwarze Meer vom Asowschen Meer trennt. Sie wird von knapp 2,3 Millionen Menschen bewohnt. Hauptstadt ist Sevastopol. Die Insel wird zum Großteil von russischsprachigen Bevölkerungsgruppen bewohnt. Seit 2014 ist ihr Status völkerrechtlich umstritten.

2014 noch einmal weitere kleinere Repatriierungswellen gab. Sowohl in Deutschland als auch in
Tschechien
ces. Česko, eng. Czechia

Tschechien ist ein von ungefähr 10,5 Millionen Menschen bewohnter Staat in Mitteleuropa. Hauptstadt und größte Stadt des Landes ist Prag. In Tschechien liegen die historischen Landschaften Böhmen, Mähren und Teile Schlesiens. 1918 wurde der Staat Tschechoslowakei gegründet, die Tschechische Republik jedoch erst 1993. Das Land ist seit dem 01.05.2004 EU-Mitglied.

gibt es Vereine der Nachkommen der vor allem im 19. Jahrhundert nach Wolhynien Ausgewanderten, die die Geschichte ihrer Vorfahren pflegen und vermitteln.
Der in einem didaktischen Leitfaden angeregte Vergleich der Migrationsgeschichte der beiden Gruppen soll den Lernenden zum einen bewusst machen, dass auch die Angehörigen ihrer jeweiligen Nation einst aus wirtschaftlichen und auch politisch-religiösen Gründen aus ihrer Heimat wegzogen und in der Fremde zu Minderheiten wurden. In gemischten tschechisch-deutschen Gruppen kann die Beschäftigung mit dieser bei allen Unterschieden vergleichbaren Geschichte das gegenseitige Verständnis durch den Blick auf Gemeinsamkeiten fördern. Zum anderen kann durch Vergleiche die heutige Situation von Wirtschaftsmigranten aus schlechter gestellten Weltregionen nach Mitteleuropa differenziert und zugleich emotional näher gerückt betrachtet werden. Da die größte Zahl der Wirtschaftsmigranten in Tschechien aus der Ukraine stammt, ergeben sich in diesem Zusammenhang ebenfalls interessante Vergleichspunkte. Weitere Aspekte betreffen die Geschichte der Vertreibung und Wiederbesiedelung der tschechischen Grenzgebiete und damit auch die Minderheitengeschichte der Deutschen in Böhmen.
Text: CC BY-SA 4.0

Siehe auch