Zwei Volkslieder / Mia Jakob (Sopran)
Text
Hier hören wir zwei Beispiele eines Genres, das traditionell auch in der Bukowina anzutreffen ist: das Volkslied. Der Begriff Volkslied wurde 1773 vom deutschen Dichter und Philosophen Johann Gottfried Herder in Anlehnung an den englischen popular song geprägt. Volkslieder werden innerhalb einer sozialen Gruppe durch diese Gruppe selbst verbreitet und über die Zeiten hinweg durch Nachahmung, also vor allem Vor- und Nachsingen einfacher Melodien mit begrenztem Tonvorrat, weitergegeben. 
Komponist:innen und Dichter:innen der Volkslieder sind in den meisten Fällen nicht bekannt, auch gibt es oft verschiedene Varianten bei Titeln, Texten und Melodien. Sie schildern zumeist Alltagsbegebenheiten und eine breite Spanne emotionaler Erfahrungen, z. B. Liebe, Sehnsucht, Freude und Traurigkeit. Daher entwickelten sich auch zahlreiche Volksliedgattungen wie etwa Trink-, Wiegen-, Arbeits-, Liebes-, Hochzeits-, Geburtstags-, Studenten- oder Wanderlieder.
Die Besonderheit des bukowinischen Volkslieds liegt in der Vielfalt verschiedener Einflüsse der in die Bukowina lebenden bzw. eingewanderten (Kolonisten-)Gruppen. Armenier:innen, Deutsche, Huzul:innen, Jüdinnen und Juden, Rumän:innen und Ukrainer:innen hatten jeweils ihre eigenen Lieder und Tänze.
Text
Text
Das erste der hier a capella vorgetragenen Lieder, Schön Schätzchen, ich wünsch dir ein‘ schöne gute Nacht, zeichnet sich durch eine melancholische Melodik mit osteuropäischem Einschlag aus. Es schildert die Gefühle und Erinnerungen eines Mannes, der seine Geliebte verlassen muss und an die gemeinsame Zeit im „russischen Land“ zurückdenkt.
Text
Text
Im zweiten Lied, Oh du mein grüner Haselstrauch, verschmelzen eine heitere und unschuldig anmutende Melodie und ein hintergründiger Text. Mit einem Augenzwinkern werden Geschlechterrollen und Wertvorstellungen vergangener Zeiten besungen: Die „bösen Burschen“ haben es auf die anmutigen Mädchen im Wirtshaus abgesehen – und deren „Ehre“ ist nun ein gefährdetes Gut…
Text
Mia Jakob wurde in Zagreb (Kroatien) geboren, wo sie 2014 ihr Masterstudium in Musikpädagogik an der Hochschule für Musik abschloss. 2017 nahm sie ein Masterstudium in Gesang am Leopold-Mozart-Zentrum in Augsburg auf und schloss dieses 2021 ab. Neben ihrer pädagogischen Arbeit und künstlerischer Tätigkeit als Opernsängerin liegt ihr Schwerpunkt in der Verbindung von Film mit der Oper und dem Lied. <www.miajakob.com>{#2433}