Seit seinem Launch im September 2021 liegt ein ereignisreiches Jahr hinter Copernico. Neben dem Krieg in der Ukraine, der seit Ende Februar 2022 alle Tätigkeiten überschattet, beschäftigen das Team kontinuierlich neue Portalinhalte und Projekte. Hinter den Kulissen hat sich ebenfalls vieles getan: So vernetzen sich etwa die Einrichtungen des Copernico-Verbundes zum Thema der Digitalisierung und Erschließung. Auch mit der Wissenschaft steht Copernico im regen Austausch. Ein neues Herausgeber:innengremium zeichnet für die kommenden Inhalte des Themenmagazins verantwortlich.
Verortung: Digitaler Wandel in der Wissenschaftskommunikation
Text
Anlässlich des Portal-Launches 2021 veranstaltete Copernico am 12. November 2021 die virtuelle Tagung „Digitaler Wandel in der Wissenschaftskommunikation. Herausforderungen für die Erforschung und Präsentation der Geschichte des östlichen Europa“. Viele der Teilnehmenden stammten fachlich aus den Digital Humanities oder der Geschichtswissenschaft, repräsentierten Museen und anderen Institutionen des Copernico-Verbunds. Es gelang ein Tag voller Austausch zu den Potentialen und Herausforderungen digitaler Kommunikation über das östliche Europa und seine Geschichte.
 
Drei Keynotes von Stefan Schmunk, Katja Wezel und Martina Franzen regten dazu an, über den digitale Forschungsinfrastrukturen, Methoden und Kommunikation nachzudenken. Peter Haslinger referierte über „Quellenkritik und Kulturerbedokumentation als Herausforderung für eine digitale Wissenschaft.“. Auch Einschätzungen aus der Politik wurde berücksichtigt: Frédéric Döhl stellte das Perspektivpapier „Kulturen im digitalen Wandel“ der Bundesregierung vor. Natürlich gab es im Rahmen der Konferenz eine ausführliche Vorstellung von Copernico. Eine  Podiumsdiskussion mit Iwona Dadej, Juhan Kreem, Hans-Christian Petersen und Maren Röger unter der Moderation von Christian Lotz machte die Themenkomplexe von gesellschaftlicher Bildung und Diskursen auf, stellte die Fragen nach der Nachhaltigkeit von Daten und der gelungenen Präsentation von historischen Inhalten. Zusammenfassend betrachtete Peter Haslinger das Digitale als Ambivalenten Möglichkeitsraum, die Frage nach dem Transfer als Forschungsfrage und betonte die Bedeutung von Kollaboration sowie innovativen Formaten. Den ausführlichen Tagungsbericht gibt es hier.
Zukunftsperspektiven: Projektplanung im Copernico-Verbund
Text
Als Verbund von vielen bestandshaltenden Einrichtungen wie Museen, Archiven und Bibliotheken richten die Partner von Copernico ihren Blick auf die Potentiale ihrer Bestände. Am 19. Und 20. Oktober 2021 trafen sich Vertreter:innen der Institutionen des Copernico-Verbundes sowie Forscher:innen zu einem Online-Workshop, um Perspektiven für ein gemeinsames Projekt zur Erschließung und Digitalisierung auszuloten. Der Projektantrag soll zusammen erarbeitet und bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zur Förderung eingereicht werden. Erschließung und Verfügbarmachung eigener Bestände für die Wissenschaft sind dabei für die Beteiligten ebenso reizvolle Perspektiven wie der Einstieg in neue, nachhaltige Softwarelösungen.
 
Drei Impulsvorträge von Jochen Oltmer, Jannis Panagiotidis und Anna-Lisa Müller eröffneten wissenschaftliche Perspektiven auf historische Migrationsforschung, Transformation und materielle Kultur. Diskutiert wurde im Anschluss, wie sich das Denken in Datenfeldern damit vereinbaren lässt, einerseits Selbstreflexion einzubringen und andererseits so offen zu bleiben, dass die erhobenen Daten auch für noch nicht gedachte Forschungsfragen nutzbar bleiben. In Arbeitsgruppen befassten sich die Teilnehmer:innen mit verschiedenen Bestandsgattungen – so etwa Ansichtskarten, Gemälde, Landkarten, Objekte, Konvolute und Texte. Im Plenum diskutierten die Gruppen die Besonderheiten ihrer Bestandsgattungen und was bei deren Erschließung und Digitalisierung zu beachten ist. Den ausführlichen Bericht über den Workshop gibt es hier.
Strukturelle Veränderung: Das Herausgeber:innengremium
Text
Am 11.11.2021 wurde das Herausgeber:innengremium des Copernico-Themenmagazins gegründet. Wissenschaftler:innen aus einschlägigen, historischen Disziplinen befassen sich mit der Planung von Schwerpunkten und der Beurteilung von Texten, die im Portal erscheinen sollen. Damit gewährleisten sie fachliche Ansprüche und übernehmen in Zusammenarbeit mit der Copernico-Redaktion die thematische Steuerung. Im September 2022 kam das Herausgeber:innengremium, das sich bislang nur online traf, im Rahmen eines Partnertreffens erstmals in Präsenz am Herder-Institut zusammen. Hier geht es zu den Herausgeber:innen.
Inhalte: Themen in Magazin und Blog
Text
Veröffentlicht wurden im Themenmagazin die Schwerpunkte „Schläft ein Lied in allen Dingen – Musikkulturen“ und „Migrationsgeschichte(n)“. Innerhalb der „Musikkulturen“ wertet das Projekt „(Nach-)Klänge der Bukowina“ das Portal durch Musikvideos traditioneller, klassischer und moderner Stücke auf. Mit einem Interviewprojekt zum erinnerungsträchtigen Steinort/Sztynort in Masuren erhielten die Migrationsgeschichten im Sommer 2022 noch einmal eine substantielle Erweiterung. Die Webdokus „Familie Neumann“ und „Auch wir treten aus unserer Rolle heraus“ laden zum multimedialen Entdecken verschiedener Migrationsgeschichten Deutschsprachiger aus dem östlichen Europa ein.
 
Damit Inhalte auch zu neuen Schwerpunkten publiziert werden können, schrieb Copernico Calls zu den Themenkomplexen „jüdisches Leben im östlichen Europa in Vergangenheit und Gegenwart “ und „Das östliche Europa: Räume, Grenzen, Projektionen“ aus. Noch im Herbst 2022 wird außerdem das Thema „Zwischen Himmelreich und Soljanka – Esskulturen im östlichen Europa“ erscheinen.
 
Im Blog betreibt Copernico derzeit einen Ukraine-Schwerpunkt, in dem hauptsächlich Maßnahmen zur Kulturgutsicherung vorgestellt werden. Unsere Beschäftigung mit der Ukraine soll bald durch weitere Projekte ergänzt werden, die sich insbesondere mit der Stadt Kharkiv, ihrer Geschichte und Gegenwart im Krieg auseinandersetzen.