Wie geht ein Institut mit seinem 70-jährigen Bestehen um, wenn dessen Entstehung aus heutiger Sicht auch eine Vielzahl problematischer Aspekte beinhaltet? Vor dieser Frage steht auch das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS), das sich in diesem Forschungsprojekt mit der Genese, der Vorgeschichte und der Tätigkeit des Südostdeutschen Kulturwerks (SOKW) auseinandersetzt, in dem sich seit den 1950er-Jahren Kulturschaffende und Wissenschaftler/innen aus den deutschen Minderheiten in Südosteuropa zusammenfanden.
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Das Südostdeutsche Kulturwerk (SOKW) wurde Anfang der 1950er-Jahre in München von Kulturschaffenden und Wissenschaftler:innen errichtet, deren persönliche Wurzeln größtenteils in Südosteuropa lagen – etwa im 
Banat
ron. Banat, hun. Bánság, srp. Банат, eng. Banat, hrv. Banat, srp. Banat

Das Banat ist eine im südöstlichen Europa liegende historische Landschaft, die in den Staaten Serbien, Ungarn und Rumänien liegt. Die Region liegt zwischen den Flüssen Donau, Marosch und Theiß, sowie einem südlichen Teil der Karpaten und der Tiefenebene Ungarns. Die größte Stadt des Banats ist Timișoara in Rumänien.

, in S
Siebenbürgen
eng. Transylvania, deu. Transsylvanien, deu. Transsilvanien, ron. Transilvania, ron. Ardeal

Siebenbürgen ist eine historische Landschaft im heutigen Rumänien. Sie liegt im Zentrum des Landes und wird von ca. 6,8 Millionen Menschen bewohnt. Die größte Stadt Siebenbürgens ist Cluj-Napoca. In Siebenbürgen lebten einst deutschsprachige Minderheiten.

, in der 
Zips
eng. Spiš, lat. Scepusium, hun. Szepes, pol. Spisz, slk. Spiš

Die Zips (polnisch Spiez, slowakisch Spiś, ungarisch Szepes) ist eine historische Landschaft in Südpolen (Woiwodschaft Kleinpolen) und im Nordosten der Slowakei. Der Großteil der Zips liegt im slowakischen Teil der Hohen Tatra und einem kleinen Gebiet östlich davon.

, in der 
Bukowina
ukr. Буковина, ukr. Bukowyna, ron. Bucovina, eng. Bukovina, deu. Buchenland

Die Bukowina ist eine historische Landschaft im heutigen Rumänien und der heutigen Ukraine. Der nördliche Teil liegt in der ukrainischen Oblast Tscherniwzi, der südliche hingegen gehört zum rumänischen Kreis Suceava. Die Region gehörte einst zum Fürstentum Moldau und zur Habsburgermonarchie.

, in 
Bessarabien
rus. Bessarabiya, rus. Бессарабия, ukr. Bessarabiya, ukr. Бессарабія, ron. Basarabia, eng. Bessarabia

Bessarabien (rum. Basarabia, ukr. Бессарабія) ist eine historische Landschaft im südöstlichen Europa. Sie wird begrenzt durch den Fluss Dnjestr im Osten, Pruth im Westen und das Schwarze Meer im Süden. Heutzutage ist das Gebiet der historischen Landschaft Bessarabien über weite Teile deckungsgleich mit dem Staatsgebiet der Republik Moldau.

, in der 
Dobrudscha
ron. Dobrogea, bul. Добруджа, deu. Trans-Danubien, eng. Dobruja, eng. Dobrudja, bul. Dobrudža

Die Dobrudscha (rum. Dobrogea, bulg. Добруджа) ist eine historische Landschaft im Grenzgebiet zwischen dem südöstlichen Rumänien und dem nordöstlichen Bulgarien. Die Dobrudscha liegt an der Donau und dem Schwarzen Meer.

 oder in der 
Untersteiermark
eng. Lower Styria, eng. Slovenian Styria, eng. Styria, hrv. Donja Štajerska, slv. Spodnja Štajerska, slv. Štajerska, slv. Spódnja Štájerska

Die Untersteiermark (slowenisch Štajerska) ist eine historische Region im östlichen Slowenien, die an den Flüssen Mur und Save liegt. Die größte Stadt der Region ist Maribor (Marburg an der Drau). Die Untersteiermark wird von ca. 705.000 Menschen bewohnt.

. Der eingetragene Verein betrieb von Anfang an eine Forschungsstelle, gab Bücher mit literarischem, literatur- oder geschichtswissenschaftlichem Inhalt und als Periodikum die Südostdeutschen Heimatblätter, die späteren Südostdeutschen Vierteljahresblätter, heraus.
Im Umfeld des 70. Jahrestags der offiziellen Gründung (1951–2021) wird die Geschichte dieser Einrichtung aufgearbeitet, nach den beteiligten Protagonist:innen, ihren persönlichen, gesellschaftlichen und politischen Prägungen, ihren Diskursen und Einflüssen gefragt. Ziel des Projektes ist die Vorbereitung einer fundierten Monografie zur Geschichte des SOKW, der Vorgängereinrichtung des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS), sowie die Durchführung einer Tagung zur Geschichte und zum Kontext dieser Institution. Das Projekt wird in enger Abstimmung mit der Erschließung des Nachlasses von Heinrich Zillich im IKGS durchgeführt, der bis zu seinem Tod 1988 eine der prägenden Gestalten des SOKW war. 
Veranstaltungen
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Am 18. April 2020 fand im Rahmen des Virtuellen Österreichischen Zeitgeschichtetags ein Panel unter Beteiligung von IKGS-Mitarbeitern zum Thema „Südostdeutsche“ Kulturarbeit auf dem Prüfstand. Kontinuitäten, Netzwerke, Forschungspotentiale statt, das von Dr. Linda Erker (Universität Wien) moderiert wurde.
Vorträge:
 
• PD Dr. Tobias Weger: Das Südostdeutsche Kulturwerk in München im Kontext der westdeutschen „Vertriebenkulturarbeit“ nach 1945
• Dr. Enikő Dácz: Vom „gottbegnadeten“ Schriftsteller zum Schriftleiter. Heinrich Zillichs literarisches Netzwerk vor und nach 1945
• Dr. Florian Kührer-Wielach: Ein schwieriges Jubiläum. Das Südostdeutsche Kulturwerk 1951–2021
Am 7. Oktober 2022 referierte Tobias Weger auf der Tagung „Das osteuropäische München in der Nachkriegszeit und im Kalten Krieg“, veranstaltet vom 5. bis 7. Oktober 2022 vom Lehrstuhl für Geschichte Südost- und Osteuropas an der LMU in Zusammenarbeit mit dem Münchner Stadtmuseum und dem Jüdischen Museum München, einen Vortrag zum Thema München und die deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas nach 1945.
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