Die Erschließung von Archivgut gehört selbstredend zu den vornehmsten Aufgaben eines jeden Archivs. Da das Kulturzentrum Ostpreußen neben vielen weiteren Schätzen auch das Archiv der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. verwahrt, war es selbstverständlich, den Archiven von mehreren ostpreußischen Kreis- und Stadtgemeinschaften, deren Pflege nicht mehr gewährleistet werden konnte, eine neue Heimat zu bieten. Um eine wissenschaftliche Auswertung überhaupt möglich zu machen, wurde innerhalb eines aus Bundes- und hauseigenen Mitteln finanzierten Projekts eine Neuordnung und digitale Erschließung dieser Archive vorgenommen, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
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Die nach 1948 unter dem Dach der Landsmannschaft Ostpreußen in der ganzen Bundesrepublik gebildeten ca. 40 Kreis- und Stadtgemeinschaften waren für die Vertriebenen die wichtigsten Institutionen ihrer Erinnerungskultur und die bedeutendste Vertretung ihrer Interessen überhaupt. Ihre vornehmste Aufgabe war daher, ostpreußisches Schrift- und Kulturgut zu sammeln und die Geschichte ihres jeweiligen Land- bzw. Stadtkreises, seiner Ortschaften und seiner Bevölkerung aufzuzeichnen und aufzubewahren. Auf diese Weise ist in den Jahrzehnten nach der Vertreibung eine bedeutende Menge an Kulturgut aller Art zusammengekommen. Als die Archive von vier ostpreußischen Stadt- und Kreisgemeinschaften (der Stadtgemeinschaft Königsberg aus Duisburg, der Heimatkreisgemeinschaft Landkreis Königsberg aus Minden, der Kreisgemeinschaft Johannisburg aus Schleswig und der Stadtgemeinschaft Tilsit aus Kiel) im Zuge der Aufgabe der bisherigen Standorte an das Kulturzentrum Ostpreußen abgegeben wurden, konnte ein Projekt konzipiert werden, das sich die Neuordnung, Erschließung und Zugänglichmachung der vier Sammlungen zur Aufgabe gemacht hat. Im Laufe von einem Jahr wurden über 25 laufende Meter Archivgut gesichtet, geordnet, neu verpackt und in einer Datenbank gesichert, die den Gesamtbestand von 232 Archivkartons mit 1.101 Verzeichnungseinheiten abbildet. Darunter befinden sich vor allem Archivalien verschiedenster Art: von diversen Dokumenten und visuellen Medien über Spezialsammlungen zum Kultur- und Schulleben bis zu Erinnerungen und Berichten aus den Kriegs- und Nachkriegsjahren. Auch Spezialsammlungen, z. B. zu den Königsberger Schulen, oder Privatnachlässe prominenter Persönlichkeiten wie z. B. des Musikkritikers und Komponisten Otto Besch oder des Komponisten Hugo Hartung befinden sich darunter. Nach einer digitalen Aufbereitung der Daten und Klärung weiterer Fragen soll die Datenbank demnächst online gestellt werden, um damit der weiteren Forschung zur Verfügung zu stehen. Schon jetzt können aber Anfragen per Mail gestellt werden: archiv@kulturzentrum-ostpreussen.de.