Aus Polen

In dem Zeitungsartikel „Aus Polen“ eines uns unbekannten Korrespondenten wird über die erste Konferenz jüdischer Turn- und Sportvereine Polens in Łódź des Jahres 1916 berichtet. Die Delegierten aus 24 Städten des deutsch besetzten Polens entschieden im Hazomir-Saal über die Einführung des Hebräischen als Kommandosprache und diskutierten über die Ausrichtung des in der Entstehung begriffenen Zentralverbandes jüdischer Turn- und Sportvereine im Königreich Polen.

Transkriptionen

Transkription (Deutsch)

Aus Polen
Die erste Konferenz der jüdischen Turn- und Sportvereine Polens fand in 
Łódź
deu. Lodz, deu. Litzmannstadt, deu. Lodsch, yid. Lodž, yid. לאָדזש, pol. Łodzia, deu. Lodsch

Die kreisfreie Stadt Łódź (Bevölkerung 2022: 652.015) liegt in der gleichnamigen Woiwodschaft im Zentrum Polens. Die bis in die 1820er Jahre unbedeutende Kleinstadt erfuhr einen enormen Aufschwung nach dem Ausbau zum führenden Industriezentrum im autonomen Königreich Polen und wurde zu einem der wichtigsten Industriezentren im gesamten Zarenreich. Wegen der dominierenden Textilindustrie, erhielt die Stadt den Beinamen "Manchester Polens". Allerdings hielt der Wohnungsbau und der Ausbau der Infrastruktur dem Ausbau der Industrie nicht Schritt, sodass in der Stadt neben prunkvollen Palästen breite Teile der Stadtbevölkerung in prekären Verhältnissen, oft ohne Kanalisation und ohne Zugang zu Bildung, lebten.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs gehörte Łódź zum wiederhergestellten polnischen Staat. Neben dem Wiederaufbau der kriegszerstörten Industrie wurde auch verstärkt in die Verbesserung der Lebensbedingungen der Stadtbevölkerung investiert. Nach dem Deutschen Überfall auf Polen im September 1939 wurde die Stadt ins Deutsche Reich eingegliedert und ihr offizieller Name zunächst in Lodsch, dann in Litzmannstadt geändert. 1940-1944 existierte in der Stadt eins der größten Ghettos im Reichsgebiet, in dem neben der beinahe gesamten örtlichen jüdischen Bevölkerung (mit ca. 220.000 etwa ein Drittel der Stadteinwohnerschaft) auch jüdische Bevölkerungsteile aus anderen Gebieten Polens und des Auslands sowie Sinti und Roma auf kleinstem Raum interniert waren. Nur wenige Menschen haben das Ghetto bzw. den Ort der anschließenden Verschleppung überlebt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 stellte Łódź eine intakte Stadt dar. Als die zu diesem Zeitpunkt größte Stadt Polens und wegen ihrer Nähe zur formellen, aber fast komplett zerstörten Hauptstadt Warschau, fungierte sie für drei Jahre als Regierungssitz.
Die Krise der Textilindustrie begann in den 1980er Jahren, um kurz nach Beginn der politischen Transformation Anfang der 1990er Jahre zusammenzubrechen. Die Stadt stürzte in eine tiefe Krise, in deren Folge ihre Bevölkerung zwischen 1989 und 2022 um 200.000 Einwohner sank. Vom zweiten Platz im Ranking der größten Städte des Landes ist Łódź an die vierte Stelle nach Krakau und Breslau zurückgefallen. Die Investitionen in die Sanierung, den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und den Kultursektor trugen im 21. Jahrhundert zu einem deutlich besseren Image der Stadt bei, die heute als einer der wichtigsten Standorte für Bildung, Kultur, die Designbranche und Filmindustrie in Polen gilt.

 auf Veranlassung des Lodzer Jüdischen Turn - und Sportvereins am 25. und 26. Dezember 1916 im Lokal des „Hasamir“ „Hasamir“ Saal der Jüdischen Literatur- und Gesangsgesellschaft „Hazomir“ (auch: „Hasamir“ oder „Hasimir“) in Łódź.   statt. An der Konferenz nahmen 42 Delegierte aus 24 Städten Polens teil. Außer den Delegierten wohnten eine große Anzahl von Gästen der ersten Konferenz der Jungen Bewegung bei. Auch die Vertreter der Lodzer kulturellen und nationalen Institutionen waren als Gäste bei der Beratung anwesend.
Am Montag den 25. Dezember fand vormittags eine engere Beratung der Delegierten statt, die eine Permanenzsitzung, bestehend aus den Herren Redakteur Lasar Kahan Lasar Kahan Lazar Kahan (1885–1946) war Journalist und Redakteur zahlreicher jüdischer Zeitungen u.a. des „Lodzher Togblat“ oder des „Lodzher folksblat“. Er war Mitglied der Organisation „Tseirei Tsiyon“ (die Jugend Zions) und in der von Simon Dubnow mitgegründeten „Folkspartey“. Später zog er mit seiner Frau nach Warschau, wo er 1939 den Kriegsausbruch erlebte. Das Ehepaar floh über Litauen, Kahans Heimatland, nach Shanghai. Dort lebten sie als Flüchtlinge im Ghetto.
Warszawa
deu. Warschau, eng. Warsaw, deu. Warszowa, deu. Warszewa, yid. Varše, yid. וואַרשע, rus. Варшава, rus. Varšava, fra. Vaarsovie

Warschau ist die Hauptstadt Polens und zugleich die größte Stadt des Landes (Bevölkerungszahl 2024: 1.863.845). Sie liegt in der Woiwodschaft Masowien an Polens längstem Fluss, der Weichsel. Warschau wurde erstmals Ende des 16. Jahrhunderts Hauptstadt der polnisch-litauischen Adelsrepublik und löste damit Krakau ab, das zuvor polnische Hauptstadt gewesen war. Im Rahmen der Teilungen Polen-Litauens wurde Warschau mehrfach besetzt und schließlich für elf Jahre Teil der preußischen Provinz Südpreußen. Von 1807 bis 1815 war die Stadt Hauptstadt des Herzogtums Warschau, einem kurzlebigen napoleonischen Satellitenstaat; im Anschluss des Königreichs Polen unter russischer Oberherrschaft (dem sog. Kongresspolen). Erst mit Gründung der Zweiten Polnischen Republik nach Ende des Ersten Weltkriegs war Warschau wieder Hauptstadt eines unabhängigen polnischen Staates.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Warschau erst nach intensiven Kämpfen und einer mehrwöchigen Belagerung von der Wehrmacht erobert und besetzt. Schon dabei fand eine fünfstellige Zahl an Einwohnern den Tod und wurden Teile der nicht zuletzt für seine zahlreichen barocken Paläste und Parkanlagen bekannten Stadt bereits schwer beschädigt. Im Rahmen der anschließenden Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung der polnischen und jüdischen Bevölkerung wurde mit dem Warschauer Ghetto das mit Abstand größte jüdische Ghetto unter deutscher Besatzung errichtet, das als Sammellager für mehrere hunderttausend Menschen aus Stadt, Umland und selbst dem besetzten Ausland diente und zugleich Ausgangspunkt für die Deportation in Arbeits- und Vernichtungslager war.

Infolge des Aufstandes im Warschauer Ghetto ab dem 18. April 1943 und dessen Niederschlagung Anfang Mai 1943 wurde das Ghettogebiet systematisch zerstört und seine letzten Bewohner verschleppt und ermordet. Im Sommer 1944 folgte der zwei Monate dauernde Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung, in dessen Folge fast zweihunderttausend Polen ums Leben kamen und nach dessen Niederschlagung auch das restliche Stadtgebiet Warschaus von deutschen Einheiten weitgehend und planmäßig zerstört wurde.

In der Nachkriegszeit wurden zahlreiche historische Gebäude und Teile der Innenstadt, darunter das Warschauer Königsschloss und die Altstadt, wiederaufgebaut - ein Prozess, der bis heute andauert.

, S. Wolkowicz S. Wolkowicz Markus Šoelovič Volkovič (auch: Wolkowicz, Wołkowicz) (1855–1926) nahm als einer von 42 Delegierten aus 24 Städten an der ersten Konferenz der jüdischen Turn- und Sportvereine Polens in Lodz teil, die auf Veranlassung des Lodzer Jüdischen Turn- und Sportvereins am 25. und 26. Dezember 1916 im Lokal des Gesangvereins „Hasamir“ stattfand.
Włocławek
deu. Leslau, rus. Vloclavsk, rus. Vloclavskʺ, rus. Vloclavok, rus. Влоцлавок, rus. Влоцлавск, rus. Влоцлавскъ

Włocławek (Bevölkerungszahl 2022: 102.102) liegt in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern etwa 50 km südöstlich von Thorn (Toruń) an der Weichsel und gehört zu den ältesten polnischen Städten. Im 10. Jahrhundert war Włocławek das administrative Zentrum der historischen Landschaft Kujawien. Im 13. Jahrhundert verlor die Stadt diese Funktion, vermutlich auch wegen der zahlreichen Angriffe der Deutschen Ordensritter, die bis ins 15. Jahrhundert die Stadt bedrohten. Noch im 15. Jahrhundert etablierte sich Włocławek als ein wichtiger Ort für den Getreidehandel über die Weichsel nach Danzig.
Im Zuge der Teilungen Polen-Litauens gehörte Włocławek zunächst ab 1793 zu Preußen und ab 1807 nach dem Frieden von Tilsit zum Herzogtum Warschau. Ab 1815 war die Stadt bis zur Gründung der Republik Polen 1918 Teil des Russland zugehörigen Kongresspolens. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutenden Industriestandort.
Im Zweiten Weltkrieg gehörte Włocławek bzw. dt. Leslau zum Reichsgau Wartheland. Die Stadt erlitt starke Zerstörungen. Ihre Entwicklung in der Nachkriegszeit konnte nicht an die frühere Bedeutung anschließen, auch wenn sie weiterhin zu den wichtigsten Städten der Region gehört.

, Bruns  - 
Częstochowa
deu. Tschenstochau

Częstochowa ist eine Großstadt in der polnischen Woiwodschaft Schlesien. Sie liegt im Süden des Landes und wird von knapp 217.000 Einwohner:innen bewohnt. Sie ist neben Kattowitz die zweitgrößte Stadt der Woiwodschaft. Częstochowa liegt an der Warthe und ist Sitz des Klosters Jasna Góra (Heller Berg).

, Willner  - Warschau, A. Morgenstern A. Morgenstern A. Morgenstern (Lebensdaten nicht ermittelbar) war Sekretär des Zentralverbands der jüdischen Turn- und Sportvereine in Polen.   - Lodz, einsetzte. Die Eröffnung der allgemeinen Beratung fand am 25. Dezember nachmittags statt. Der Vorsitzende des Lodzer Jüdischen Turnvereins, Dr. L. Prybulski Dr. L. Prybulski Dr. Lazar Prybulski (1879–1928) war Arzt, Musiker und Sportaktivist. 1905 kam er nach Łódź, wo er sich als Dermatologe niederließ. Prybulski war Mitbegründer des Philharmonischen Orchesters in Łódź, in dessen Vorstand er saß, so wie auch in der „Hazomir“. Für das „Lodzsher Togblat“ schrieb er Musikkritiken. Neben seinem musikalischen Engagement war er ein Verbreiter des Sports unter der jüdischen Bevölkerung in Łódź. 1928 verstarb er in Warschau und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Łódź beigesetzt. , hielt die Eröffnungsrede, in welcher er über die Bedeutung und die Aufgaben der Konferenz sprach. In das Präsidium wurden gewählt, Herr Printz  - Lodz zum Vorsitzenden, Herr Weizmann  - Warschau und Herr Steinmann  - 
Tomaszów Mazowiecki
yid. Temešov, yid. טאָמעשעוו, deu. Tomaschow an der Piliza, rus. Kuznice Tomašovske, rus. Кузнице Томашовске, pol. Kuźnice Tomaszowskie, rus. Tomašuv-Mazoweckij, rus. Tомашув-Mазовецкий, rus. Tomašuv-Mazowecki, rus. Tomašov-Mazoweckij, pol. Tomaszów Piotrkowski, pol. Tomaszów Rawski

Tomaszów Mazowiecki (Bevölkerung 2022: 58.089) ist eine Industriestadt in der zentralpolnischen Woiwodschaft Łódź. Sie liegt im Grenzgebiet zweier historischer Landschaften: Während der Großteil der Stadt in Masowien liegt, gehören seine östlichen Stadtteile rechts des Flusses Pilica zu Kleinpolen. Die heutige Stadt geht auf ein Hammerwerk zurück, an dem 1788 die Siedlung Kuźnice Tomaszowskie entstand. 1830 erhielt der Ort Stadtrechte und den heutigen Namen. Neben der Eisengewinnung und -verarbeitung etablierte sich Tomaszów Mazowiecki auch als bedeutender Standort der Textilindustrie, für deren Entwicklung Siedler unter anderem aus Görlitz angeworben worden waren.

, Beisitzer, die Herren Poretzki Poretzki B. Poretzki (Lebensdaten nicht ermittelbar) war Mitglied der Satzungs-Verfassungs-Kommission im Zentralverband der jüdischen Turn- und Sportvereine in Polen. und - Morgenstern Lodz, zu Schriftführern. Den Ehrenvorsitz übernahm Redakteur S. Uger . Die erste Sitzung beschäftigte sich mit der Gründung eines Seminars von Turnlehrern, deren Entwurf durch Herrn Scheinberg  einem routinierten Fachmann der Turnbildung, vorbereitet war. Da man sich über die Sprachenfrage nicht einig war, konnten keine Beschlüsse gefaßt werden und man vertagte die Besprechung dieser Angelegenheit bis zur Erledigung der Sprachenfrage.
Am Abend des 25. Dezember fand im großen Theater zu Ehren der Delegierten und Gäste ein großes Maccabäerturnfest statt, das so gut besucht |17| war, da# Hunderte von Leuten fortgehen mußten, ohne Eintrittskarten zu erhalten und das außerordentlichen Beifall fand. Einhundertzwanzig Turner beteiligten sich an dem Einmarsch und marschierten nach den Klängen der  Hatikwah
Hatikwah
auch:
Hatikvah, Nationalhymne Israels
Die Hatikwa (Die Hoffnung) ist seit 1897 die Hymne der zionistischen Bewegung. Mit Gründung des Staates Israels am 14. Mai 1948 wurde sie zur Nationalhymne erklärt.
 und anderer jüdischer Lieder ein. Die turnerischen Leistungen, besonders die der Zöglinge, sowie bei den Freiübungen wie an den Geräten waren tadellos. Die Pfadfinder, die besonders meist assimilierten Familien angehörig, der hebräischen Kommandosprache diszipliniert gehorchen konnten, machten einem sehr guten Eindruck, und als sie die Hatikwah anstimmten, fielen alle Gäste unter stürmischem Beifall mit ein.
Am Dienstag, den 26. Dezember 1916, nahm die Beratung der Delegierten ihren Fortgang. Es wurde hauptsächlich über die Sprachenfrage verhandelt, einige Delegierten verlangten die hebräische Sprache als die Umgangssprache der Turner, während andere nur Jiddisch (Chargon) Jiddisch (Chargon) Das Jiddische wurde von Hebraisten, die das Hebräische als geerbte Nationalsprache betrachteten, als minderwertiger Jargon empfunden. als die Hauptsprache durchzusezten bemüht waren. Nach längerer Debatte wurde als Kommandosprache hebräisch angenommen, während als offizielle Vereinssprache auf den Vorschlag des Herrn Redakteur Lasar Kahan - Warschau Hebräisch wie Jiddisch als gleichberechtigt angenommen wurde. Die hebräische Kommandosprache soll jedoch erst dann eingeführt werden, wenn sie so ausgeübt wird, daß sie im Turnbetrieb keine Schwierigkeiten verursacht.
Wegen der national-jüdischen Tendenz entspann sich eine erregte Debatte, da ein Teil der Delegierten mit entgegengesetzten Direktiven von ihren Vereinen entsandt waren. Die Debatte hatte die Annahme der durch den Organisations-Ausschuß vorgeschlagenen Satzung zur Folge. Die Annahme der ersten Satzung des Paragraphen des Verbandes, die den Satzungen der Jüdischen Turnerschaft entsprach, rief eine ungeheure Begeisterung in der Konferenz hervor. Dem Zentral-Verband gehören sämtliche jüdischen Turn- und Sportvereine in Polen an. Der Zentral-Ausschuß des Verbandes hat seinen Sitz in Lodz. Dieser Zentral-Verbands-Ausschuß besteht aus 12 Herren, und zwar: Dr. L. Prybulski, Vorsitzender, Redakteur J. Uger J. Uger Yeshaye Uger (1873–?) war Redakteur und Journalist in Łódź, der zeitweise in Amerika wirkte. Er wurde in eine reformorientierte Familie hineingeboren, sein Vater war ein maskil (Anhänger der Haskala). Berühmte Persönlichkeiten wie Mendele Moykher Sforim waren bei den Ugers zu Gast. Er erhielt eine weltliche Schulbildung in Moskau und studierte in Königsberg Philologie sowie in Charlottenburg Technologie. Als Journalist und Redakteur entschied er sich, in jiddischer Sprache zu publizieren. Anfang des 20. Jahrhunderts schrieb er für die jüdische Zeitung Fraynd in St. Petersburg und für „Der telegraf“ in Warschau. In Łódź  gründete er die „Lodzsher nokhrikhten“, die erste jiddischsprachige Zeitung der Stadt, dessen Redakteur er war. Mit Beginn der deutschen Besatzung im Zuge des Ersten Weltkriegs war er gezwungen, die Arbeit an der Zeitung vorübergehend einzustellen. Außerdem war er im Stadtrat aktiv und setzte sich gegen den bestehenden Antisemitismus ein. In den 1920er Jahren waren die „Lodzsher nokhrikhten“ nicht mehr das einzige jiddische Blatt in Łódź. Uger arbeitete fortan als fester Mitarbeiter beim „Lodzsher folksblat“. Mit dem Überfall auf Polen und der völkerrechtswidrigen Annexion der Landschaft Großpolens, dem sogenannten „Reichsgau Wartheland“, waren die Juden der nationalsozialistischen Terrorherrschaft ausgesetzt. Uger wurde verhaftet und drei Trage festgehalten, ehe er lebendig vergraben wurde, nachdem er sich sein eigenes Grab schaufeln musste. Seine Frau, Tochter und weitere Familienangehörige wurden ins Warschauer Ghetto verschleppt. Ihre weiteren Lebenswege sind ungewiss. -Lodz und M. Scheinberg als stellvertretende Vorsitzende, A. Morgenstern als Schriftführer. A. Zydecz  als Kassierer, L. Morgenstern -Lodz und Rusfeld -Czenstochau, Ehrenvorsitzende, Herr Distilier Distilier Germanovič Dystylier (auch: Distilier) (Lebensdaten nicht ermittelbar) war im Ausschuss des Zentralverbandes der jüdischen Turn- und Sportvereine in Polen vertreten. , Volkovic Volkovic  Markus Šoelovič Volkovič (auch: Wolkowicz, Wołkowicz) (1855–1926) nahm als einer von 42 Delegierten aus 24 Städten an der ersten Konferenz der jüdischen Turn- und Sportvereine Polens in Lodz teil, die auf Veranlassung des Lodzer Jüdischen Turn- und Sportvereins am 25. und 26. Dezember 1916 im Lokal des Gesangvereins „Hasamir“ stattfand. -Wloclawek, L. Goldberg -
Plock

Płock ist eine Stadt in Zentralpolen mit etwa 100.000 Einwohnern. Ihre Geschichte reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück, als sie als Festung angelegt wurde. Die an der Weichsel gelegene Stadt diente mehr als einmal als polnische Königsresidenz und regionale Hauptstadt. Zu den wichtigsten Denkmälern der Stadt gehören das Schloss Płock aus dem vierzehnten Jahrhundert und die Kathedrale von Płock aus dem zwölften Jahrhundert.

, S. Weizmann  und S. Poretzki -Warschau, H. Wolkowicz-
Kalisz
deu. Kalisch

Die polnische Kreisstadt Kalisz wurde erstmals um 150 n. Chr. in Urkunden erwähnt und wird daher als älteste Stadt Polens bezeichnet. Sie liegt im Tal der Prosna in der Woiwodschaft Großpolen. Im 16. und 17. Jahrhundert galt Kalisz als eine der bedeutendsten Städte des Königreiches. 1793 wurde Kalisz im Zuge der zweiten Teilung Polen-Litauens Teil Preußens. Zwischen 1807 und 1815 gehörte Kalisch zum napoleonischen Herzogtum Warschau, dessen Gebiete 1815 an das Russische Reich fielen. Kalisch wurde Teil des sog. Kongresspolens und erlebte in den folgenden Jahren eine wirtschaftliche Blüte. Im Ersten Weltkrieg wurde die Stadt fast gänzlich durch deutsche Truppen zerstört. In den 1920er und 1930er Jahren wurden große Teile der Stadt wiederaufgebaut.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Teil des sog. Warthelandes und war der rigorosen Germanisierungspolitik des nationalsozialistischen Deutschen Reiches ausgesetzt. Zum einen wurde die jüdische Bevölkerung, die bis dahin nicht Opfer von Erschießungen oder Deportationen in Konzentrations- oder Vernichtungslager geworden war, ghettoisiert, später - nach Auflösung des Ghettos 1942 - ins Ghetto Litzmannstadt verbracht. Zum anderem wurden große Teile der polnischen Bevölkerung deportiert, um Platz für die in "Heim ins Reich"-Aktionen aus dem Baltikum, Siebenbürgen oder der Bukowina hier anzusiedelnde deutsche Bevölkerung zu machen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Kalisz zur Volksrepublik Polen, seit 1990 zur 3. polnischen Republik.

 und Herr Steinmann-Tomaschow als Beisitzer.
Das Budget für 1917 ist auf 2000 Rubel festgesetzt worden. Davon 1000 Rubel zur Herausgabe eines Turnorganes in jiddischer Sprache. Es wurde sogleich nach der Beratung eine größere Summe (ungefähr 1200 M.) unter den Anwesenden gesammelt und es verpflichteten sich sämtliche Turnvereine Polens monatlich für jedes aktive Mitglied 5 Kopeken an die Verbandskasse zu zahlen. Der bekannte Philantrop, Herr Markusfer Markusfer Gemeint ist vermutlich Henryk Markusfeld (1852–1921), jüdischer Philanthrop und gesellschaftlicher Aktivist in Tschenstochau (Częstochowa). Ihm waren sowohl die geistigen als auch die physischen Bedürfnisse der Bevölkerung wichtig. Er befürwortete und unterstützte die Entstehung allgemeinbildender Schulen wie dem jüdischen Gymnasium, berufsbildende Schulen und Musikschulen sowie die Entstehung von Vereinen. Die körperliche Ertüchtigung betrachtete er als eine Grundvoraussetzung für die Gesundheit und Entwicklung der jüdischen Jugend. Um diese zu fördern, gründete Markusfeld den jüdischen Turn- und Sportverein und motivierte die Jugend ebenfalls zur Gründung einer jüdischen Pfadfinderorganisation. aus Czenstochau, der den Beratungen beiwohnte, spendete 100 Rubel.
Zum Schlusse dankte Herr Weizman - Warschau der Organisations-Kommission und dem Vorstände des Lodzer Vereins für die unermüdliche Arbeit zur Verwirklichung eines Zentral-Verbandes der jüdischen Turn- und Sportvereine in Polen.
Der Organisations-Kommission hatten folgende Mitglieder aus Lodz angehört: Herr Dr. Prybulski. Redakteur J. Uger, B. Poretzki. M. Scheinberg. |18| Alexander Reinberg , A. Morgenstern und L. Karpowski . Unter dem Gesang der Hatikwah und einer Huldigung für Dr. Nordau, nahm die Beratung gegen .7 Uhr ihr Ende. Zu Ehren der Delegierten und Gäste fand am folgenden Tage im „Hasimir“ ein Festessen mit Gesangvorträgen und jüdischen Volksvorträgen statt. An dem Festessen wurden zahlreiche Begrüßungen aus verschiedenen Turn- und Sportvereinen verlesen.

Translations

Kommentar

In dem Zeitungsartikel „Aus Polen“ eines uns unbekannten Korrespondenten wird über die erste Konferenz jüdischer Turn- und Sportvereine Polens in 
Łódź
deu. Lodz, deu. Litzmannstadt, deu. Lodsch, yid. Lodž, yid. לאָדזש, pol. Łodzia, deu. Lodsch

Die kreisfreie Stadt Łódź (Bevölkerung 2022: 652.015) liegt in der gleichnamigen Woiwodschaft im Zentrum Polens. Die bis in die 1820er Jahre unbedeutende Kleinstadt erfuhr einen enormen Aufschwung nach dem Ausbau zum führenden Industriezentrum im autonomen Königreich Polen und wurde zu einem der wichtigsten Industriezentren im gesamten Zarenreich. Wegen der dominierenden Textilindustrie, erhielt die Stadt den Beinamen "Manchester Polens". Allerdings hielt der Wohnungsbau und der Ausbau der Infrastruktur dem Ausbau der Industrie nicht Schritt, sodass in der Stadt neben prunkvollen Palästen breite Teile der Stadtbevölkerung in prekären Verhältnissen, oft ohne Kanalisation und ohne Zugang zu Bildung, lebten.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs gehörte Łódź zum wiederhergestellten polnischen Staat. Neben dem Wiederaufbau der kriegszerstörten Industrie wurde auch verstärkt in die Verbesserung der Lebensbedingungen der Stadtbevölkerung investiert. Nach dem Deutschen Überfall auf Polen im September 1939 wurde die Stadt ins Deutsche Reich eingegliedert und ihr offizieller Name zunächst in Lodsch, dann in Litzmannstadt geändert. 1940-1944 existierte in der Stadt eins der größten Ghettos im Reichsgebiet, in dem neben der beinahe gesamten örtlichen jüdischen Bevölkerung (mit ca. 220.000 etwa ein Drittel der Stadteinwohnerschaft) auch jüdische Bevölkerungsteile aus anderen Gebieten Polens und des Auslands sowie Sinti und Roma auf kleinstem Raum interniert waren. Nur wenige Menschen haben das Ghetto bzw. den Ort der anschließenden Verschleppung überlebt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 stellte Łódź eine intakte Stadt dar. Als die zu diesem Zeitpunkt größte Stadt Polens und wegen ihrer Nähe zur formellen, aber fast komplett zerstörten Hauptstadt Warschau, fungierte sie für drei Jahre als Regierungssitz.
Die Krise der Textilindustrie begann in den 1980er Jahren, um kurz nach Beginn der politischen Transformation Anfang der 1990er Jahre zusammenzubrechen. Die Stadt stürzte in eine tiefe Krise, in deren Folge ihre Bevölkerung zwischen 1989 und 2022 um 200.000 Einwohner sank. Vom zweiten Platz im Ranking der größten Städte des Landes ist Łódź an die vierte Stelle nach Krakau und Breslau zurückgefallen. Die Investitionen in die Sanierung, den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und den Kultursektor trugen im 21. Jahrhundert zu einem deutlich besseren Image der Stadt bei, die heute als einer der wichtigsten Standorte für Bildung, Kultur, die Designbranche und Filmindustrie in Polen gilt.

 berichtet. Am 25. und 26. Dezember 1916 – inmitten des Ersten Weltkriegs – nahmen 42 Delegierte aus 24 Städten des deutsch besetzten Polens teil und entschieden im Hazomir-Saal über die Einführung des Hebräischen als Kommandosprache und diskutierten über die Ausrichtung des in der Entstehung begriffenen Zentralverbandes jüdischer Turn- und Sportvereine in Polen (S. 16–18).
Die Stadt Łódź war ein wichtiger Standort der jüdischen Turn- und Sportbewegung im Königreich Polen, obgleich die Vereinsgründungen jüdischer Sportvereine weitgehend von der russischen Obrigkeit untersagt wurden. Doch lassen sich hier auch Ausnahmen finden, wie die Quellen um die Vereinsaktivitäten des jüdischen Turn- und Sportvereins „Hakoah“ Bedzin und die des jüdischen Turn- und Sportvereins in Tomaszów zeigen konnten. Neben dem elitären jüdischen Schachverein, der sich bereits 1897 etablierte, folgte die Gründung des ersten jüdischen Turn- und Sportvereins zu Łódź, der nach dreijährigem Bemühen im Jahr 1912 offiziell von den russischen Behörden in Piotrków genehmigt wurde. 1917 fusionierte dieser Verein mit dem jüdischen Konkurrenz-Klub „1913“, der von jüdischen Schülern 1915 gegründet worden war. Diese Union nannte sich fortan Bar Kochba und bestand bis zur Zäsur im Jahr 1939.1
Die Stadt Łódź entwickelte sich im 19. Jahrhundert aufgrund der rasch wachsenden Textilindustrie zu einer Großstadt – zum „Manchester Polens“. Die Industrialisierung der Stadt trug zu einem Bevölkerungswachstum bei. Zahlreiche Arbeitsmigranten suchten mit einer Anstellung in der prosperierenden Industrie ihr Auskommen und prägten das Stadtbild. 1897 zählte die Stadt über 300.000 Einwohner – neben Polen waren dort besonders Juden und Deutsche ansässig. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs beheimatete die Stadt beinahe 500.000 Menschen – davon waren etwa 30% jüdischer Nationalität.2
Vernetzungen dieser drei großen Bevölkerungsgruppen im Bereich des Sports lassen sich vor Ende des Ersten Weltkriegs nur selten finden. Vor 1918 waren es die polnischen und deutschen Vereine, die gelegentlich im Austausch standen. Der Grad der Zusammenarbeit wurde durch die nationalen und kulturellen Bestrebungen und besonders von den politischen Umständen bestimmt. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs kamen die sportlichen Aktivitäten polnischer und deutscher Vereine sowie ihr Bemühen um eine Zusammenarbeit in der Sport-Liga praktisch zum Erliegen. Viele polnische Sportler wurden in das russische Herr eingezogen oder kämpften in den „Polnischen Legionen“.3 Deutsche Sportler wurden in die kaiserliche Armee eingezogen, ihre Familien weitgehend in das russische Inland gebracht sowie alle deutschen Sportvereine in Łódź verboten.4 Für die jüdische Sportbewegung bedeutete der Erste Weltkrieg jedoch einen regelrechten Aufschwung. Entstanden andernorts im Königreich Polen erst unter deutscher Besatzung jüdische Sportvereine, war der jüdische Turn- und Sportverein zu Łódź bereits etabliert und der einzige Verein der Stadt, der seinen Sportbetrieb noch einigermaßen aufrechterhalten konnte.5 So erscheint es nicht verwunderlich, dass inmitten des Kriegs, die erste jüdische Konferenz Jüdischer Turn- und Sportvereine in Łódź stattfinden konnte. Auf der Konferenz wurde nicht nur der Zentralverband der jüdischen Turn- und Sportvereine in Polen gegründet, sondern auch in einer hitzigen Debatte über die national-jüdische Tendenz des Vereins diskutiert (S. 17).6 Doch bereits im Jahr 1919 verkündeten die Jüdische Turn- und Sportzeitung stolz, dass der Verein auf national-jüdischem Boden stehe sowie alle weiteren – inzwischen waren es 40 Vereine in Polen – die der jüdischen Turnerschaft angehörten.7
 
Mit Ende des Ersten Weltkriegs und der Wiedergründung der Polnischen Republik blieb Łódź ein wichtiger Standort der jüdischen Turn- und Sportbewegung. In den 1920er Jahren war die Körperkultur zu einer regelrechten Massenbewegung unter den Juden in Łódź geworden. In dieser Zeit gründeten sich viele neue Klubs unterschiedlicher Strömungen wie etwa Hakoah, SC Sparta, Hasmonea oder Makkabi. Bis 1939 wirkten in der Stadt 27 jüdische Sportvereine und Verbände, die sämtliche soziale Schichten der jüdischen Bevölkerung umfassten. Alle dieser 27 Vereine gehörten dem Verband Makkabi an, dem auch die jüdischen Turn- und Sportvereine der Städte 
Zgierz
deu. Görnau, rus. Zgež, rus. Згеж, yid. Zgerž, yid. זגערזש

Zgierz (Bevölkerung 2022: 54.012) ist eine Stadt in der Woiwodschaft Łódź und liegt unmittelbar nördlich von dessen Hauptstadt. Sie gehört zu den ältesten Städten der Woiwodschaft, blühte allerdings erst im 19. Jahrhundert auf, als sich infolge der Industriellen Revolution in Łódź und Umgebung die Textilbranche niederließ. 1940 wurde Zgierz in den Warthegau eingegliedert und in Görnau umbenannt. Nach der Befreiung der Stadt 1945 wurde wieder ihr alter polnischer Name verwendet.

8
Tomaszów Mazowiecki
yid. Temešov, yid. טאָמעשעוו, deu. Tomaschow an der Piliza, rus. Kuznice Tomašovske, rus. Кузнице Томашовске, pol. Kuźnice Tomaszowskie, rus. Tomašuv-Mazoweckij, rus. Tомашув-Mазовецкий, rus. Tomašuv-Mazowecki, rus. Tomašov-Mazoweckij, pol. Tomaszów Piotrkowski, pol. Tomaszów Rawski

Tomaszów Mazowiecki (Bevölkerung 2022: 58.089) ist eine Industriestadt in der zentralpolnischen Woiwodschaft Łódź. Sie liegt im Grenzgebiet zweier historischer Landschaften: Während der Großteil der Stadt in Masowien liegt, gehören seine östlichen Stadtteile rechts des Flusses Pilica zu Kleinpolen. Die heutige Stadt geht auf ein Hammerwerk zurück, an dem 1788 die Siedlung Kuźnice Tomaszowskie entstand. 1830 erhielt der Ort Stadtrechte und den heutigen Namen. Neben der Eisengewinnung und -verarbeitung etablierte sich Tomaszów Mazowiecki auch als bedeutender Standort der Textilindustrie, für deren Entwicklung Siedler unter anderem aus Görlitz angeworben worden waren.

Kalisz
deu. Kalisch

Die polnische Kreisstadt Kalisz wurde erstmals um 150 n. Chr. in Urkunden erwähnt und wird daher als älteste Stadt Polens bezeichnet. Sie liegt im Tal der Prosna in der Woiwodschaft Großpolen. Im 16. und 17. Jahrhundert galt Kalisz als eine der bedeutendsten Städte des Königreiches. 1793 wurde Kalisz im Zuge der zweiten Teilung Polen-Litauens Teil Preußens. Zwischen 1807 und 1815 gehörte Kalisch zum napoleonischen Herzogtum Warschau, dessen Gebiete 1815 an das Russische Reich fielen. Kalisch wurde Teil des sog. Kongresspolens und erlebte in den folgenden Jahren eine wirtschaftliche Blüte. Im Ersten Weltkrieg wurde die Stadt fast gänzlich durch deutsche Truppen zerstört. In den 1920er und 1930er Jahren wurden große Teile der Stadt wiederaufgebaut.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Teil des sog. Warthelandes und war der rigorosen Germanisierungspolitik des nationalsozialistischen Deutschen Reiches ausgesetzt. Zum einen wurde die jüdische Bevölkerung, die bis dahin nicht Opfer von Erschießungen oder Deportationen in Konzentrations- oder Vernichtungslager geworden war, ghettoisiert, später - nach Auflösung des Ghettos 1942 - ins Ghetto Litzmannstadt verbracht. Zum anderem wurden große Teile der polnischen Bevölkerung deportiert, um Platz für die in "Heim ins Reich"-Aktionen aus dem Baltikum, Siebenbürgen oder der Bukowina hier anzusiedelnde deutsche Bevölkerung zu machen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Kalisz zur Volksrepublik Polen, seit 1990 zur 3. polnischen Republik.

Ozorków
rus. Ozorkuv, yid. ozorkov, yid. אָזאָרקאָבֿ, rus. Ozorkuw, deu. Brunnstadt

Ozorków (Bevölkerungszahl 2023: 18.064) ist eine Stadt im Kreis Zgierz in der zentralpolnischen Woiwodschaft Łódź. Der Ort wurde im 14. oder 15. Jahrhundert in einer wald- und sumpfreichen Landschaft gegründet. In die kurze Phase der Zugehörigkeit zu Preußen 1793-1815 fällt die Grundlage des wirtschaftlichen Aufschwungs von Ozorków. Im Zusammenhang mit dem Aufbau einer modernen Textilindustrie in der Region ließen sich im Ort Tuchmacher aus dem Reichsinneren nieder. 1816, schon unter russische Herrschaft (1815-1918), war Ozorków als eine Privatstadt deklariert. Umfangreichere Stadtrechte wurden von der Regierung 1866 zugesprochen. Bis zum Zweiten Weltkrieg war das multiethnische Ozorków ein wichtiger Wirtschaftsstandort. Während des Kriegs wurde fast die gesamte jüdische Bevölkerung der Stadt ermordet und nach dem Kriegsende wurde die verbliebene deutsche Bevölkerung größtenteils vertrieben. Nach 1989 verlor die lokale Textilindustrie endgültig an Bedeutung.

Pabianice
pol. Pabjanice, deu. Pabianitz, deu. Burgstadt
 und 
deu. Piotrków Trybunalski, pol. Piotrków Trybunalski
 angehörten. Insgesamt koordinierte der Verband Makkabi somit über 30 Vereine. 
Neben den zahlreichen Vereinsgründungen waren die jüdischen Sportler aus und um Łódź besonders bei den polnischen Landesmeisterschaften im Tischtennis und in der Schwerathletik erfolgreich.9 Jüdische Sportfunktionäre waren neben der deutschen Minorität in den Bezirks- und Landessportverbänden aktiv. So kam es gerade auf Funktionärsebene zu einer Zusammenarbeit zwischen den nationalen Minderheiten in Łódź. Doch abgesehen von den sportlichen Erfolgen waren die jüdischen aber auch die deutschen Sportvereine im Łódź der Zwischenkriegszeit von einer materiellen Not betroffen. So beklagten die jüdischen Vereine den erheblichen Mangel an eigenen Sportobjekten und Sportplätzen10– ein Problem, welches bereits 1919 vom Turnbruder Morgenstern (Łódź ) in der Jüdischen Turn- und Sportzeitung aufgezeigt wurde.11 Daher beschränkte sich der Sportbetrieb zunehmend auf Sportarten, die ohne derartige Räumlichkeiten auskamen.12
Auch die politische Lage verschärfte sich in den 1930er Jahren zunehmend. Den jüdisch-sozialistischen Arbeiterklubs wie etwa dem Fußballverein Morgnshtern13 (gegr. 1930) oder dem Verein Shtern14 (gegr. 1926) wurden aufgrund kommunistischer Aktivitäten, die gegen die Satzungsprinzipien für Sportvereine in Polen verstießen, jegliche Vereinsarbeit untersagt. Die national-jüdisch orientierten Sportler der Vereine Hakoah und Makkabi verstießen ebenfalls gegen dieses Gesetz, indem sie gegen den Erwerb des staatlichen Sportabzeichens rebellierten. In der Folge mussten viele Mitglieder ihre Vereine auf Lebzeit verlassen.
Mit dem deutschen Überfall auf Polen endete die jüdische Vereins- und Verbandsaktivität in Łódź – der einstige so wichtige Standort für die jüdische Turn- und Sportbewegung in Polen existierte nicht mehr – die Mehrheit der Sportler:innen vielen der Shoah zum Opfer. Die polnischen Sportaktivist:innen indes, denen der organisierte Sport verboten und unter Strafe gestellt worden war, versuchten vereinzelt in der Illegalität ihrer Sportbegeisterung nachzugehen. Einzig die deutsche Sportbewegung konnte unter deutscher Besatzung fortbestehen.15
 
In der unmittelbaren Nachkriegszeit versuchten Überlebende der Shoah, den jüdischen Sport in Polen wiederzubeleben. Nach den Grenzfestlegungen verschwanden einstige Hochburgen des jüdischen Sports, doch gab es auch Bestrebungen neue zu etablieren. Mit den ersten Vereinsgründungen 1946 war Niederschlesien zum neuen Mittelpunkt des jüdischen Sportgeschehens avanciert. Doch auch in den ehemaligen Sportstädten wie Łódź, 
Warszawa
deu. Warschau, eng. Warsaw, deu. Warszowa, deu. Warszewa, yid. Varše, yid. וואַרשע, rus. Варшава, rus. Varšava, fra. Vaarsovie

Warschau ist die Hauptstadt Polens und zugleich die größte Stadt des Landes (Bevölkerungszahl 2024: 1.863.845). Sie liegt in der Woiwodschaft Masowien an Polens längstem Fluss, der Weichsel. Warschau wurde erstmals Ende des 16. Jahrhunderts Hauptstadt der polnisch-litauischen Adelsrepublik und löste damit Krakau ab, das zuvor polnische Hauptstadt gewesen war. Im Rahmen der Teilungen Polen-Litauens wurde Warschau mehrfach besetzt und schließlich für elf Jahre Teil der preußischen Provinz Südpreußen. Von 1807 bis 1815 war die Stadt Hauptstadt des Herzogtums Warschau, einem kurzlebigen napoleonischen Satellitenstaat; im Anschluss des Königreichs Polen unter russischer Oberherrschaft (dem sog. Kongresspolen). Erst mit Gründung der Zweiten Polnischen Republik nach Ende des Ersten Weltkriegs war Warschau wieder Hauptstadt eines unabhängigen polnischen Staates.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Warschau erst nach intensiven Kämpfen und einer mehrwöchigen Belagerung von der Wehrmacht erobert und besetzt. Schon dabei fand eine fünfstellige Zahl an Einwohnern den Tod und wurden Teile der nicht zuletzt für seine zahlreichen barocken Paläste und Parkanlagen bekannten Stadt bereits schwer beschädigt. Im Rahmen der anschließenden Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung der polnischen und jüdischen Bevölkerung wurde mit dem Warschauer Ghetto das mit Abstand größte jüdische Ghetto unter deutscher Besatzung errichtet, das als Sammellager für mehrere hunderttausend Menschen aus Stadt, Umland und selbst dem besetzten Ausland diente und zugleich Ausgangspunkt für die Deportation in Arbeits- und Vernichtungslager war.

Infolge des Aufstandes im Warschauer Ghetto ab dem 18. April 1943 und dessen Niederschlagung Anfang Mai 1943 wurde das Ghettogebiet systematisch zerstört und seine letzten Bewohner verschleppt und ermordet. Im Sommer 1944 folgte der zwei Monate dauernde Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung, in dessen Folge fast zweihunderttausend Polen ums Leben kamen und nach dessen Niederschlagung auch das restliche Stadtgebiet Warschaus von deutschen Einheiten weitgehend und planmäßig zerstört wurde.

In der Nachkriegszeit wurden zahlreiche historische Gebäude und Teile der Innenstadt, darunter das Warschauer Königsschloss und die Altstadt, wiederaufgebaut - ein Prozess, der bis heute andauert.

 oder 
Kraków
deu. Krakau

Krakau ist die zweitgrößte Stadt Polens und liegt in der Woiwodschaft Kleinpolen im Süden des Landes. In der Stadt an der Weichsel wohnen ungefähr 775.000 Menschen. Die Stadt ist bekannt für den Hauptmarkt mit den Tuchhallen und der Wawel-Burg in der Altstadt Krakaus, welche seit 1978 zum UNESO-Welterbe gehört. In Krakau liegt die älteste Universität Polens, die Jagiellonen-Universität.

 gab es solche Bemühungen. Aufgrund des erstarkten Antisemitismus in der frühen polnischen Nachkriegszeit emigrierten zunehmend jüdische Sportler:innen aus Polen ins westeuropäische Ausland oder nach Israel. 1949 kam der organisierte jüdische Sport in Polen erneuet zum Erliegen, als die polnischen Behörden alle jüdischen Organisationen verboten.16
Heute informiert die Abteilung für Sport und Touristik des Museums für Geschichte der Stadt Łódź in ihrer Ausstellung über den multiethnischen Sport in der Stadt und Umgebung und stellt auch jüdische Sportler:innen vor. Auf der Webseite werden besonders jene Persönlichkeiten vorgehoben, die Siege für das Land Polen errungen – u.a. bei den Olympischen Spielen1936.17

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