Die Sowjetunion (SU oder UdSSR) war ein von 1922 bis 1991 bestehender Staat in Osteuropa, Zentral- und Nordasien. Sie ist aus dem sog. Sowjetrussland hervorgegangen, dem Nachfolgestaat des Russländischen Kaiserreichs. Den Kern der Union und zugleich ihren größten Teil bildete die Russische Sowjetrepublik, hinzu kamen weitere Teilrepubliken. Ihre Zahl variiert über die Zeit hinweg und steht im Zusammenhang mit der Besatzung anderer Länder (Estland, Lettland, Litauen), nur kurzzeitig bestehenden Sowjetrepubliken (Karelo-Finnland) oder mit der Teilung bzw. Zusammenlegung von Sowjetrepubliken. Zusätzlich gab es zahlreiche autonome Republiken oder sonstige Gebietseinheiten mit einem Autonomiestatus, der sich im Wesentlichen auf eine sprachliche Autonomie der Minderheiten beschränkte.
Die UdSSR bestand vor ihrer formellen Auflösung aus 15 Sowjetrepubliken mit einer Bevölkerung von ungefähr 290 Millionen Menschen. Mit ca. 22,4 Millionen km² bildete sie den damals größten Flächenstaat der Welt. Die Sowjetunion war eine sozialistische Räterepublik mit einem Einparteiensystem und einer fehlenden Gewaltenteilung.
Das Russische Kaiserreich (auch Russländisches Kaiserreich, Russisches Reich oder Kaiserreich Russland) war ein von 1721 bis 1917 existierender Staat in Osteuropa, Zentralasien und Nordamerika. Das Land war Mitte des 19. Jahrhunderts das größte zusammenhängende Reich der Neuzeit. Es wurde nach der Februarrevolution im Jahr 1917 aufgelöst. Der Staat galt als autokratisch regiert und wurde von ungefähr 181 Millionen Einwohner:innen bewohnt.
Das in Berlin realisierte Ausstellungsprojekt des anonymen Kurator:innenkollektivs mit dem Namen „FATA“ entstand im Rahmen einer Residenz für Frauen, nicht-binäre und Trans-Personen in Russland im Jahr 2021. Mit dem Ausbruch des vollumfänglichen Kriegs gegen die Ukraine wurde der russländische feministische Protest zu einer der treibenden Kräfte des Antikriegs-Widerstands und ging gleichzeitig ein Bündnis mit dekolonialen Aktivist:innen ein. Für die Realisierung des Projekts in Berlin im Jahr 2023 passten die Organisator:innen und Künstler:innen das Konzept dementsprechend an dekoloniale Fragestellungen an. So wurden feministische Themen um die Auseinandersetzung mit dem russländischen und sowjetischen Kolonialismus ergänzt. Bis auf einige Ausnahmen stammen fast alle Teilnehmer:innen dieser Ausstellung aus verschiedenen Republiken der Russländischen Föderation. Lediglich drei der 30 Teilnehmer:innen treten mit ihrem Klarnamen auf: Victoria Sarangova, Polina Osipova und Neseine Toholya.
Was die Dezentralisierung der zeitgenössischen Kunst in der Russländischen Föderation angeht, so gibt es seit ca. 2019 das Museum für zeitgenössische Kunst „Zaman“ in
Ufa (Bevölkerungszahl 2023: 1.163.304) liegt an der Mündung des Flusses Ufa vor den Toren Sibiriens. Neben den Russen (48%) leben in der Stadt vor allem Tataren (26%) und Baschkiren (20%). Die Geschichte Ufas geht auf eine 1574 auf Erlass von Ivan dem Schrecklichen gegründete Festungssiedlung zur Sicherung gegen die nomadischen Stämme zurück. Im 17. Jahrhundert galt Ufa als eine wichtige Handelsstadt. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Ufa zu einem wichtigen Industriezentrum, was der Ausbau der Flussschifffahrt begünstigte. Während der Wirren nach der Oktoberrevolution 1917 war Ufa ein wichtiges Zentrum für die Gegner der Bolschewisten. Im September/Oktober 1918 bildete sich hier eine Provisorische Regierung für Russland, die jedoch bald nach Omsk umzog. Seit 1919 ist Ufa die Hauptstadt der autonomen Republik, die zunächst Baschkirien und seit 1992 Baschkortostan heißt. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts tragen die Erdölverarbeitung und der Maschinenbau zu einer raschen Entwicklung der Stadt bei.
Die Republik Baschkortostan (Bevölkerungszahl 2023: 4.064.361) liegt am südwestlichen Rand des Uralgebirges, das die Grenze des europäischen Teils Russlands markiert. Die Amtssprachen Baschkortostans sind Baschkirisch und Russisch, seine Hauptstadt ist Ufa. Namensgebend für die Republik sind die Baschkiren (31%), welche neben Russen (37%) und Tataren (24%) die größten ethnischen Gruppen bilden.
Seit dem 16. Jahrhundert etablierte sich Russland als Schutzmacht für die hier lebenden Baschkiren, vor allem gegen die aus dem Osten eindringenden nomadischen Völker. 1919 entstand die Autonome Republik, zu der zunächst ein kleiner Teil der von den Baschkiren bewohnten Gebiete gehörte, bis sie 1922 das gesamte Gebiet des ehemaligen Gouvernements Ufa umfasste. Ihr Name wurde 1937 als Baschkirische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik festgelegt, seit 1992 heißt sie offiziell Republik Baschkortostan.
Der Föderationsbezirk Wolga (Bevölkerungszahl 2023: 28.540.832) wurde im Jahr 2000 als einer der damals sieben Föderationsbezirke Russlands geschaffen und ist nach dem 3.530-km-langen Fluss Wolga genannt. Seine Fläche beträgt 1.036.975 km². Er liegt im Südwesten Russlands, im europäischen Teil des Landes, und Kasachstan ist sein direktes Nachbarland. Die Hauptstadt des Föderationsbezirks ist Nischni Nowgorod.
Im Zuge der Hinwendung zu Europa unter der Herrschaft von Peter dem Großen wurde die Region um die Wolga ein zentraler Verbindungspunkt zur Ostsee und dem Kaspischen Meer. Weiterhin wurden die in der Herrschaftsperiode von Katharina der Großen gekommenen deutschen Sielder:innen dem Fluss nach als „Wolgadeutsche“ bezeichnet. 1918-1943 wurde ihnen Autonomie gewährt, ab 1924 im Rahmen einer autonomen Republik.
Im Föderationsbezirk Wolga gibt es Vorkommen von Erdöl und Erdgas sowie Kalisalz-, Phosphorit-, Zink-, Kupfer-, Silber- und Goldvorkommen. Diese werden auch von der hier ansässigen Industrie verarbeitet. Die Schwerindustrie und der Maschinenbau sind hier stark mit der Rüstungsindustrie, der Automobilindustrie und der Luft- und Raumfahrttechnik verflochten.
Der Föderationsbezirk Ural (Bevölkerungszahl 2023: 12.262.295) wurde im Jahr 2000 als einer der damals sieben Föderationsbezirke Russlands geschaffen. Bei einer Gesamtfläche von 1.818.497 km² liegt sein größter Teil auf der asiatischen Seite des Landes und umfasst dabei auch das Uralgebirge. Seine Hauptstadt ist Jekaterinburg.
Auf dem Gebiet des Föderationsbezirks befinden sich etliche Bodenschätze, die bereits im 18. Jahrhundert zum wirtschaftlichen Aufstieg der Region beitrugen, aber wegen der schweren Zugänglichkeit erst seit dem 20. Jahrhundert in großem Umfang abgebaut werden konnten. Die hiesige Industrie steuerte wesentlich zur sowjetischen Militärproduktion bei, insbesondere während des Zweiten Weltkriegs, als zahlreiche Betriebe aus dem europäischen Teil des Landes hierher verlegt wurden. Neben Silber- und Goldvorkommen, spielen die Eisen- und Manganerze eine bedeutende Rolle, wobei insbesondere im 21. Jahrhundert der Abbau und die Verarbeitung von Gas und Erdöl eine besonders wichtige Position einnehmen.
In der Өmә-Ausstellung haben wir es mit Künstler:innen zu tun, die ihre Erfahrungen bei der Auseinandersetzung mit ihrer individuellen Geschichte zum Ausdruck bringen. Ihre persönlichen (Familien)geschichten haben Bezüge zur Repressions-Geschichte der Sowjetunion. Der Zusammenhang zwischen diesen Positionen und der Dekolonisierung ist nicht so offensichtlich, wie das Kurator:innen-Kollektiv es darstellt, und soll im Folgenden erläutert werden.
Elista (Bevölkerungszahl 2023: 103.219) liegt im Süden Russlands und ist die Hauptstadt der Republik Kalmückien. Die 1865 entstandene Handelssiedlung erhielt erst 1930 Stadtrechte, als sie bereits seit zwei Jahren die Hauptstadt der autonomen Kalmückischen Oblast war. Die Stadt war in den 1930er Jahren von der Kollektivierungspolitik Stalins geprägt: Die zuvor nomadisch lebenden Kalmücken wurden gezwungen, sich zugunsten eines vorgeblich modernen, urbanen Lebensstils in Elista anzusiedeln. Seit 1935 war Elista die Hauptstadt der Kalmückischen ASSR. 1942 wurde die Stadt von der Deutschen Wehrmacht besetzt und vor deren Rückzug zu Beginn 1943 in Brand gesteckt. Nach der Aufhebung der Autonomie als Kollektivstrafe für die Kollaboration mit den Deutschen wurde Elista 1944 in Stepnoj umbenannt, viele Bewohner:innen wurden in Straflager deportiert. Der Wiederaufbau verlief nur schleppend. Nach der Wiedereinführung der autonomen Oblast 1957 erhielt Elista seinen alten Namen zurück. 1958 wurde sie wieder zur Hauptstadt der ASSR. Elista ist die einzige Hauptstadt Europas, die von buddhistischer Kultur geprägt ist.
Die Republik Kalmückien (Bevölkerungszahl 2023: 266.770) liegt im Süden Russlands und grenzt im Osten an das Kaspische Meer. Ihre Fläche beträgt 74.731 km². Die Amtssprachen sind Kalmückisch und Russisch. Eine Besonderheit von Kalmückien ist der dort vorherrschende Buddhismus. Die hier zu Beginn des 17. Jahrhunderts eingewanderten Kalmücken gründeten 1663 das Kalmückische Khanat, das tributpflichtig gegenüber Russland war und schließlich 1771 einverleibt wurde. 1920 entstand die Autonome Kalmückische Oblast, die 1935 in die Kalmückische ASSR umgewandelt wurde. 1943 wurde die Autonomie aufgehoben, da den Kalmücken Kollaboration mit der deutschen Wehrmacht vorgeworfen worden wurde. Das Gebiet wurde in verschiedene territoriale Einheiten eingegliedert. 1957 wurde die Autonome Oblast wiederhergestellt, die 1958 wieder den Status der Republik erlangte. Diese ist jetzt als Republik Kalmückien ein Subjekt der Russländischen Föderation.
Die sowjetischen Bewässerungskonzepte führen seit den 1960er Jahren zu einer stark ausgeprägten Wüstenbildung in Kalmückien, von der immer größere Landesteile betroffen sind.
Sarangovas Arbeit thematisiert auch das Problem der fehlenden Details über die genauen Umstände der Deportationen. Meistens ist jeweils nur ein spärlicher Eintrag in den Listen bei Memorial zu finden: Geburtsdatum und -ort der Person, das Urteil „Vertreibung aus ethnischen Gründen (Kalmückien)“, Todesdatum und -ort. Durch das Sticken der Informationen macht die Künstlerin sich einerseits die Sprache der Bürokratie und der Fakten zu eigen. Andererseits aber kann ihre Stickerei als ein Versuch gesehen werden, etwas Persönliches, Fürsorgliches und Lebendiges in die nahezu anonyme, abstrakte und offizielle Erinnerung einzuschreiben.
Jar-Sale (Bevölkerungszahl 2020: 7.410) ist ein 1927 gegründetes russisches Dorf im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen. Im Zusammenhang mit der Erschließung von Gasvorkommen in der Nähe des Dorfes erfährt Jar-Sale im 21. Jahrhundert ein schnelles Wachstum der Bevölkerungszahl.
Der Autonome Bezirk der Jamal-Nenzen (Bevölkerungszahl 2023: 515.960) liegt in der Oblast Tjumen im Norden Russlands an der Karasee. Seine Amtssprachen sind Nenzisch und Russisch. Der Bezirk wurde 1930 als Nationaler Bezirk der Oblast Ural geschaffen. Seit 1944 gehört er zur Oblast Tjumen. 1977 wurde er in einen Autonomen Bezirk umgewandelt.
Die namensgebenden Nenzen stellen nur 9 % der Bevölkerung, Russen hingegen fast 63 %. Das mit dem Abbau und der Verarbeitung von Erdöl und Erdgas verbundene schnelle Wirtschaftswachstum der Region zieht eine entsprechend starke Zuwanderung nach sich. Mit einer Bevölkerungsdichte von 0,7 Einwohnern/km² gehört sie allerdings dennoch zu den am dünnsten besiedelten Gebieten Russlands. Der Bezirk gehört aktuell zu den reichsten im Land.