Prag ist die Hauptstadt Tschechiens und wird von ungefähr 1,3 Millionen Menschen bewohnt, was sie auch zur bevölkerungsreichsten Stadt des Landes macht. Sie liegt am Fluß Moldau in der Mitte des Landes im historischen Landesteil Böhmen.
Böhmen ist eine historische Landschaft im heutigen Tschechien. Die Landschaft bildet zusammen mit Mähren und dem tschechischen Teil Schlesiens das heutige Staatsgebiet Tschechiens. In der Region leben heutzutage knapp 6.5 Millionen Menschen. Die Hauptstadt Böhmens ist Prag.
Einhergehend mit der Entwicklung einer städtischen Gesellschaft und ihrem Bedürfnis nach öffentlichen Räumlichkeiten zur Freizeitgestaltung entstanden in Prag ab der Mitte des 19. Jahrhunderts neben den einfacheren Kaffeeschenken auch größere Etablissements. Solche existierten etwa in England und Frankreich schon längere Zeit. Das Café beim Bahnhof (Kavárna U Nádraží, Havlíčková 1029/3, 1846–1875) galt als erstes Prager Kaffeehaus im „großen Stil“, das sich mit seiner günstigen Lage gegenüber der ersten Prager Eisenbahnstation, dem heutigen Masaryk-Bahnhof (Masarykovo nadraží), direkt im Zentrum des urbanen Lebens befand. Es wurde gleichzeitig mit der Errichtung des Bahnhofs im ersten Stock des Gebäudes im orientalisch maurischen Stil umgebaut und beeindruckte mit einem reich dekorierten Interieur. Ein Versuch, die Atmosphäre und Kultur der überwiegend europäisch kolonialisierten Herkunftsländer des Kaffees – oder das, was man dafür hielt – erlebbar zu machen. Gemäß den zeitgenössischen Standards bot das Café seinen Gästen bereits damals alle Services, die von einem Grand Café erwartet werden konnten, darunter einen Lesesaal, einen Billardsalon und einen Spielsaal.
Analog zu anderen europäischen Metropolen befanden sich die meisten Kaffeehäuser an diesen beiden Hauptverkehrsstraßen. Dabei bildete sich in Prag im Unterschied zu den Wiener oder Pariser Cafés die Besonderheit heraus, die Kaffeehäuser im Ersten Stock zu errichten – oft über den Geschäftslokalen. Die ans Kaffeehaus angeschlossenen Restaurants oder Bars waren wiederum häufig im Souterrain Souterrain Der Begriff Souterrain (auch Tiefparterre) bezeichnet ein Unter- oder Kellergeschoss, das nicht vollständig unterirdisch angelegt ist, sondern dessen Fußboden häufig auch nur leicht unter Erd- bzw. Straßenniveau liegen kann. Über dem Souterrain folgt dann meist das höher gelegene und repräsentativere Hochparterre. Beide Geschossarten sind vor allem in europäischen oder europäisch geprägten Großstädten des ausgehenden 19. Jahrhunderts anzutreffen, bei Wohngebäuden und Stadthäusern zumeist auf der Straßenseite bzw. als Teil der Vorderhäuser größerer Gebäudeblöcke, beispielsweise den großen Mietskasernen im Berlin der Gründerzeit. Die Geschosstrennung konnte auch eine soziale Trennung sein: Das Hochparterre war wohlhabenden Familien oder den Geschäftsräumen einkommensstärkerer Berufsgruppen vorbehalten. Im Souterrain waren nicht selten Dienstwohnungen von Personal, Gastwirtschaften, Werkstätten oder Wohnungen sozial schwächerer Personengruppen untergebracht (wenn nicht ohnehin schon in die Hinterhäuser oder Nebengebäude verbannt). untergebracht oder ergänzten das eigentliche Café um weitere Räumlichkeiten im gleichen Geschoss. Andere Kaffeehäuser waren wiederum ein Bestandteil größerer Komplexe wie Vereins- und Gesellschaftshäuser oder Hotels. Zu den Paradebeispielen dieser Art von Kaffeehäusern zählt das Café im Gemeindehaus bzw. Repräsentationshaus (Kavárna v Obecním domě, Náměstí Republiky 1090/5, seit 1911), das durch seine Jugendstilelemente ins Auge sticht. Dieses monumentale Multifunktionsgebäude war Sammelstelle für verschiedene Vergnügungsstätten und diente als Vorbild für die zahlreichen Passagen, die in Prag vor allem in der Zwischenkriegszeit rund um den Wenzelsplatz errichtet wurden.
„Er [der künstlerische Umbruch] hatte seinen Ursprung im Café Union und den Sitzungen bei Kaffee und Hörnchen. Das war einmalig, denn bisher waren alle künstlerischen Oppositionen, Verschwörungen und Sezessionen sowie neuen Cliquen, Vereine und Zeitschriften auf bürgerliche Art in Restaurants vorbereitet worden, und zwar beim Bier seltener beim Wein.“2
Kaffeehäuser ließen aber vor allem neue, alternative Kommunikations- und Verkehrsräume entstehen, die Begegnungen ermöglichten, die normalerweise im Alltag in dieser Form nicht stattfinden konnten. Sie wurden das, was der französische Philosoph Michel Foucault (1926–1984) als Heterotopie bezeichnete. Als Begegnungsstätten sowie Orte übernationaler Zusammenkünfte wirkten sie insofern als demokratische Institution, als sie die vielen Individuen an einen gemeinsamen Tisch brachten und Heterogenitäten egalisierten. Die Eigentümlichkeit des Prager Kaffeehauslifestyles basierte gerade auf jenem ethnisch-kulturell heterogenen Milieu, wie es Prag als Tripolis mit tschechischsprachiger Mehrheit und deutschsprachiger und jüdischer Minderheit idealtypisch verkörperte. Gerade eine Stadt wie Prag bedurfte des Kaffeehauses als demokratischem Ort zur Zusammenkunft einer kulturell hybriden Gesellschaft.