Dieser Beitrag zeigt, wie deutsche Kolonisten aus dem Zarenreich in einem kolonialistischen Diskurs zu Instrumenten einer Germanisierung des östlichen Europa gemacht wurden. Ihre vermeintliche Rückständigkeit sei geradezu eine Voraussetzung dafür, es mit den angeblich primitiven Bewohnern und einer wilden Natur aufzunehmen.
Text
Im 18. und bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Deutschland ein Auswanderungsland. Viele Deutsche, die keinen Hof erbten, zogen dorthin, wo Land günstig zu haben war. Während die meisten Auswanderer nach Amerika gingen, zog es zugleich viele Deutsche ins östliche Europa.
Kolonisationsprogramme im geteilten Polen-Litauen
Text
Nach den  Teilungen Polen-Litauens
Teilungen Polen-Litauens
auch:
Teilung des Doppelstaates Polen-Litauen, Teilungen Polens
Im Zuge dreier Teilungen in den Jahren 1772, 1793 und 1795 wurde die Adelsrepublik Polen-Litauen zwischen dem Russländischen Reich, Preußen und der Habsburgermonarchie aufgeteilt und verschwand bis 1918 als souveräner Staat von der politischen Landkarte Europas.
 (1772 –1795) herrschten mit Joseph II., Friedrich II. und Katharina II. Monarchen aus deutschen Dynastien über Ostmitteleuropa. Um Landwirtschaft und Handel zu beleben, warben sie besonders um deutschsprachige Siedler für ihre neuen Gebiete. Im Zarenreich wurden die deutschen Einwanderer bald auch offiziell als „Kolonisten“, ihre Siedlungen als „Kolonien“ bezeichnet.
Landflucht und Zuwanderung in „Ostelbien“
Text
Die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts und das rasante Wirtschaftswachstum nach der Gründung des 
Deutsches Reich
eng. German Reich

Das Deutsche Reich war ein von 1871 bis 1945 existierender Staat in Zentraleuropa. Die Zeit von der Gründung bis 1918 wird als Deutsches Kaiserreich bezeichnet, dann folgte die Zeit der Weimarer Republik (1918/1919-1933) und die des Nationalsozialismus (sogenanntes Drittes Reich) von 1933 bis 1945. Als Tag der Reichsgründung gilt der 01.01.1871.

 1872 veränderten die Migrationsbewegungen. Die Auswanderung nahm ab. Zugleich stieg die Binnenmigration aus den agrarischen Regionen in die sich industrialisierenden Städte, was als „Landflucht“ bezeichnet wurde. Gerade die riesigen Agrarbetriebe östlich der Elbe benötigten in der Erntezeit Landarbeiter. Die Gutsbesitzer deckten diesen Bedarf zunehmend durch polnische und ukrainische Saisonarbeiter aus den österreichischen und russischen Teilungsgebieten. Deutschland wurde innerhalb kurzer Zeit von einem Auswanderungs- zu einem Einwanderungsland. Denn viele Saisonarbeiter ließen sich dauerhaft in den Ostgebieten Preußens nieder. In der deutschen Öffentlichkeit entstand die Furcht vor einer ‚Polonisierung‘ der Ostgebiete. Lange waren Staatsbeamte davon ausgegangen, dass die lokale Bevölkerung zunehmend Deutsch statt Polnisch sprechen und sich im Laufe der Zeit als Deutsche empfinden würden. Zweisprachigkeit und die Bindung an die katholische Kirche waren jedoch weiterhin für viele Einwohner Preußens von großer Bedeutung. Für deutsche Nationalisten sah es so aus, dass sich durch Zuwanderung und hohe Geburtenrate der Einwanderer sowie Landflucht der alteingesessenen Bevölkerung der polnische Bevölkerungsanteil gegenüber dem deutschen erhöhen würde.
Innere Kolonisation und „Nationalitätenkampf“ in den preußischen Ostgebieten
Text
Im Jahr 1885 wies der preußische Staat etwa 30.000 Menschen mit russischer Staatsangehörigkeit aus. Ein Jahr später gründete er die „Königliche Preußische Ansiedlungskommission für Westpreußen und Posen“. Sie hatte die Aufgabe, Landgüter aufzukaufen, diese in Bauernstellen umzuwandeln und per Darlehen an deutsche Ansiedler zu vergeben. Das gewaltige Unternehmen hatte sowohl die Bekämpfung der Landflucht wie die „Germanisierung“ der einst polnischen Provinzen zum Ziel und wurde von ihren Unterstützern in Politik und Wissenschaft als „innere Kolonisation“ bezeichnet.
Nach kurzer Zeit musste die Kommission jedoch feststellen, dass deutschsprachige Bauern nicht in ausreichender Zahl zur Ansiedlung bewegt werden konnten. In einer pessimistischen und bereits von der rassistischen Weltsicht des Sozialdarwinismus geprägten Aussage des berühmten Soziologen und aktiven Alldeutschen1 Nationalisten Max Weber (1864–1920) drückte sich in seiner Freiburger Antrittsrede von 1895 das Eingeständnis aus, dass der vorgestellte demographischen Kampf um die Ostgebiete bereits verloren sei:  
„Man ist alsbald versucht, an eine auf physischen und psychischen Rassenqualitäten beruhende Verschiedenheit der Anpassungsfähigkeit der beiden Nationalitäten an die verschiedenen ökonomischen und sozialen Existenzbedingungen zu glauben. [...] Beide Vorgänge aber - der Abzug hier, die Vermehrung dort [lassen sich] in letzter Linie auf einen und denselben Grund zurück [führen]: die niedrigeren Ansprüche an die Lebenshaltung- in materieller teils, teils in ideeller Beziehung-, welche der slawischen Rasse von der Natur auf den Weg gegeben oder im Verlaufe ihrer Vergangenheit angezüchtet sind, verhalfen ihr zum Siege."2
Weber und andere Nationalisten glaubten, dass Deutsche und deren ‚Kultur‘  höherwertiger als polnische (und allgemein slawische) Menschen und die ihnen zugeschriebene Kultur seien. Gerade die niedrigere Kultur und Anspruchslosigkeit sei jedoch im Wettbewerb ein Vorteil.
Antideutsche Maßnahmen im Zarenreich
Text
Im gleichen Zeitraum änderte sich auch in Russland der Umgang mit Einwanderung in den Grenzgebieten des Reiches. Die durch hohe Geburtenraten und verstärkten Zuzug rasant wachsende Zahl deutscher Kolonisten im Gouvernement 
Wolhynien
eng. Volhynia, pol. Wolyń, ukr. Воли́нь, ukr. Wolyn, deu. Wolynien, lit. Voluinė, rus. Волы́нь, rus. Wolyn

Die historische Landschaft Wolhynien liegt in der nordwestlichen Ukraine an der Grenze zu Polen und Belarus. Bereits im Spätmittelalter fiel die Region an das Großfürstentum Litauen und gehörte ab 1569 für mehr als zwei Jahrhunderte zur vereinigten polnisch-litauischen Adelsrepublik. Nach den Teilungen Polen-Litauens Ende des 18. Jahrhunderts kam die Region zum Russischen Reich und wurde namensgebend für das Gouvernement Wolhynien, das bis ins frühe 20. Jahrhundert Bestand hatte. In die russische Zeit fällt auch die Einwanderung deutschsprachiger Bevölkerungsteile (der sog. Wolhyniendeutschen), die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Höhepunkt fand. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Wolhynien zwischen Polen und der ukrainischen Sowjetrepublik aufgeteilt, ab 1939, infolge des Hitler-Stalin-Paktes, vollständig sowjetisch und bereits 1941 von der Wehrmacht besetzt. Unter deutscher Besatzung kommt es zur systematischen Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung sowie weiterer Bevölkerungsgruppen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Wolhynien erneut zur Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik und seit 1992 zur Ukraine. Die Landschaft ist namensgebend für die - räumlich nicht exakt deckungsgleiche - heutige ukrainische Oblast mit der Hauptstadt Luzk (ukr. Луцьк).

 (in der heutigen Westukraine) führte in Regierung und nationalistischer Öffentlichkeit zu Ängsten vor einer „Germanisierung“ statt „Russifizierung“ der einst polnischen Gebiete. Die Einrichtung von Agrarbanken sollte den Anteil russischer Bauern auf dem Land erhöhen, gesetzliche Maßnahmen den Landerwerb von Deutschen und Polen in den russischen Westgebieten begrenzen. In Reaktion auf nicht verlängerte Pachtverträge und die Unmöglichkeit des Landerwerbs suchten sich viele Deutsche eine neue Heimat. Vor allem die Unruhen der russischen Revolution von 1905/1906 bewegte viele Kolonisten zur Auswanderung. Einige Kolonien zog es nach Brasilien, nach Kanada oder in die USA. Etwa 10.000 Personen siedelten in die russischen Ostseeprovinzen Livland und Kurland im heutigen Lettland und Estland um, wo deutschsprachige Grundbesitzer ihnen Bauernstellen auf ehemaligen Großgütern versprachen.3
„Rückwanderer“ als „Germanisierer“ der Ostgebiete?
Text
Auswanderungswillige Kolonisten gerieten nach 1905 schnell in das Blickfeld der Ansiedlungskommission und des preußischen Staates. Im Jahr 1908 gründete sich in Berlin der „Fürsorgeverein für Rückwanderer“, der die meist vor vielen Generationen aus Deutschland ausgewanderten Kolonisten dabei unterstützen sollte, „heimzukehren“. Bezeichnenderweise wurde diese vermeintlich karitative Initiative vom preußischen Landwirtschaftsministerium begründet. Die der Fürsorge Bedürftigen wurden nämlich als Chance betrachtet, die stockende „innere Kolonisation“ in Schwung zu bringen. Tatsächlich machten „Rückwanderer“ seit 1905 etwa ein Viertel der Neuansiedler in den Ansiedlungsgebieten aus.
Damit nahm sich der preußische Staat einer Forderung des nationalistischen Alldeutschen Verbandes an, der bereits 1896 in seinem Presseorgan, den Alldeutschen Blättern dafür geworben hatte, „die bereits begonnene Rückströmung der Deutschen nach [den Gebieten der Ansiedlungskommission] zu leiten“. In „jenen erprobten Pionieren des Deutschthums [finde man] zweifelsohne ein vorzügliches Material zur Besiedlung“.4
In diesem Zitat wird einerseits der instrumentelle Blick reichsdeutscher Eliten auf die Deutschen aus Russland sichtbar, die sie zum „Siedlermaterial“ erklärten. Zum zweiten findet sich hier bereits die Idee ihres „Pioniercharakters“ für das „Deutschtum“. Als Kolonisatoren hätten Sie unter feindlichen Bedingungen „Wildnis“ kultiviert und dabei unzählige Nachkommen hervorgebracht, die ihrerseits weiteres Land für das deutsche Volk erschlossen hätten. Solcherart Stilisierung deutscher Kolonisten aus Russland und Gedankenspiele zur Nutzbarmachung dieses „erprobten Materials“ für aktuelle staatliche deutsche Ziele erfolgten im Ersten Weltkrieg in wesentlich größeren Dimensionen.
Kolonisten als Pioniere einer Germanisierung eroberter russischer Gebiete
Text
Auf das Vordringen der Mittelmächte ins Zarenreich seit 1915 reagierte St. Petersburg mit der systematischen Enteignung und Deportation sogenannter „feindlicher Fremder“. Etwa 130.000 Deutsche in Wolhynien wurden ins Innere Russlands und nach Sibirien verbracht, mehr als 10.000 konnten sich durch Flucht hinter die Front in den deutschen Machtbereich entziehen.
Zur gleichen Zeit führten Politiker, Publizisten und Intellektuelle öffentlich und hinter verschlossenen Türen die sogenannte Kriegszieldebatte, in der über Expansionen und Bevölkerungsverschiebungen in den besetzten Gebieten diskutiert wurde. Neben der Ansiedlung von Veteranen und Invaliden im besetzten „
Ober Ost
bel. Obier-Ost, bel. Обер-Ост, lit. Oberostas, lav. Oberosts, pol. Obszar Głównodowodzącego Wschodu, deu. Ob. Ost, deu. Gebiet des Oberbefehlshabers Ost, eng. Ober Ost

Ober Ost hieß eine vom preußischen Militär geleitete Besatzungsverwaltung auf polnischem, litauischem und belarussischem Gebiet, die das beherrschte Gebiet wirtschaftlich ausbeutete und anders als das Generalgouvernement Warschau nicht unter eine Zivilverwaltung stellte. Hier entstanden früh Pläne einer Annexion der Gebiete in das Deutsche Reich und eine Besiedlung mit Deutschen

“ und im angedachten „polnischen Grenzstreifen“ hofften Fürsprecher der Expansion, die deutschen Kolonisten aus Russland nach einem Frieden in die anzugliedernden Gebiete „umleiten“ zu können. Eine besondere Bedeutung in der Popularisierung dieser Idee kam jenen Deutschen aus Wolhynien zu, die nach 1905 bereits auf Einladung der deutschen Großgrundbesitzer ins Baltikum gekommen waren.
In vielen Broschüren, Artikeln und einer populären Wanderausstellung über Kurland des Jahres 1917 wurde die Umsiedlung als Beweis für die Durchführbarkeit eines großen Kolonisationsprogramms durch „Kolonistenpioniere“ vorgestellt. Voraussetzung für den Erfolg sei die kulturelle Prägung jener Kolonisten, welche auch die unwirtlichsten Regionen in kürzester Zeit für das deutsche Volk dauerhaft sichern könne. Beispielsweise schwärmte der Pastor Peter Bräunlich über die in Kurland angesiedelten Kolonisten aus Wolhynien:
„Mit Urwald, Steppen, Sumpf – oft Räuberbanden obendrein – nahmen sie den harten Kampf auf. Die schußbereite Büchse auf den Rücken, die Hand am Pfluge, so zwang manch einer das ungebändigte Land, ihm dienstbar zu werden. Deutsche Ortschaften blühten empor. Einöden wandelten sich in fruchtbare Auen. [...] Was solche Wunder schuf, das war der Fleiß der Bewohner, war ihre Anspruchslosigkeit, ihr Sparsinn, vor allen Dingen aber ein fabelhafter Kinderreichtum.“5 
Mit dieser Begrifflichkeit von der Wildheit des „unzivilisierten“ Landes, welches der Siedler mit Waffe und Werkzeug in Kulturland verwandelte, verortete sich der Autor im verbreiteten, auch überseeischen europäischen Kolonialismus.6 Und der Agrarwissenschaftler Ernst Dietrich Holz schrieb über die ins Baltikum umgesiedelten „Wolhynischen Pioniere“:
„Vorbedingung für den Erfolg der ganzen Arbeit war jedoch die Gewinnung solcher Kolonisten, die bereit waren, die Entbehrungen der ersten Zeit auf sich zu nehmen, und die für eine Ansiedlung unter diesen Verhältnissen erforderlichen Eigenschaften: Fleiß, Zähigkeit und Anspruchslosigkeit aufweisen konnten. […] Man fand ein solches Menschenmaterial in den deutschen Bauernkolonien in Wolhynien und Südrußland. [...] Neben dem Fleiß und der Genügsamkeit dieses Siedlerstammes fiel ganz besonders der außerordentliche Kinderreichtum seiner Familien ins Gewicht.“7
In den deutschen Kolonien aus Russland, deren zunehmend prekäre Lage mehrfach die Aufmerksamkeit einer nationalistischen, Öffentlichkeit erregte, erkannten Publizisten gleichsam das Gegenmittel gegen „Polengefahr“ und „Slawenflut“. Gerade jene Eigenschaften der „Anspruchslosigkeit“ und des „Kinderreichtums“, die den Slawen im Osten Deutschlands nach Max Weber zum Sieg verholfen hätten, machten die deutschen Kolonisten zu idealen „Pionieren“ der „Germanisierung“. Nur sie seien in der Lage unter widrigen Umständen immer weiteres Land zu „kultivieren“ und durch „starken Nachwuchs“ dauerhaft für Deutschland zu sichern.
Russlanddeutsche Kolonisten in der Propaganda der „Volksbodentheorie“ und als „Germanisierer“ der annektierten Gebiete im NS
Text
Die Vorstellung der Wolhyniendeutschen als Pioniere einer Germanisierung des Ostens überstand den Ersten Weltkrieg und bekam in der Weimarer Republik eine neue, aktuelle Funktion. Seit den 1920er Jahren diente die sogenannte „Ostforschung“ dazu, deutsche Ansprüche auf die nach dem Ersten Weltkrieg verlorenen sowie auf weitere angeblich zum „deutschen Volks- oder Kulturboden“ gehörende Gebiete zu erheben. Abermals dienten die Kolonisten aus Wolhynien8 und die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften als Beweis für „deutsche kolonisatorische Pionierleistung im Osten“, die nun in eine Kontinuität seit dem Mittelalter gestellt wurde:
„Der Deutsch-Wolhynier liebt seinen Boden, er kämpft um ihn mit einer Zähigkeit und Hingabe, die ihresgleichen suchen. Aber ihn lockt gleichzeitig der Urwald der Ferne, um ihn zu roden und wieder zu seinem Grund und Boden zu gestalten. Der Zwiespalt des Deutschen – Heimatliebe und Fernweh, Bodenverwurzelung und Wandertrieb – verkörpert sich in diesem jüngsten deutschen Stamm erschütternd rein. Der Wolhyniendeutsche ist damit ein echter Nachkomme jener ostlandfahrenden Bauern, die immer wieder in die Weite ausgreifend immer wieder echten deutschen Volks- und Kulturboden schufen und so den Zwiespalt des Wesens im Werk zur Einheit erhoben.“9
 
Als zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in Folge des Hitler-Stalin-Pakts mehrere hunderttausend deutschstämmige Menschen vor allem in die von Polen annektierten Gebiete umgesiedelt wurden, um diese zu „germanisieren“, spielte die Wiederholung der etablierten Vorstellungen vom anspruchslosen und kinderreichen Siedlungspionier eine wichtige Rolle in der Propaganda und der Kommunikation des „Heim-ins-Reich“-Unternehmens.10 Vor dem Hintergrund der hier aufgezeigten Geschichte erschien es reichsdeutschen Eliten selbstverständlich, deutschsprachige Bewohner des östlichen Europa als Werkzeuge einer deutschen Expansion einzusetzen. Darin wird auch sichtbar, wie tief Kolonialismus als Notwendigkeit und Bestimmung deutscher Nation im politischen Handeln verankert war und wie das hierarchische und hegemoniale Denken des Kolonialismus noch die eigene Gemeinschaft ordnete. Es wurden nicht nur vermeintliche ‚äußere‘ und ‚innere‘ Feinde des Volkes bekämpft. Selbst Mitglieder der „Volksgemeinschaft“ waren nicht als Nutznießer eines angestrebten deutschen Aufstiegs zur Weltmacht, sondern als nützliches „Siedlermaterial“ auf dem Weg dorthin vorgesehen. Mithin wurden auch sie einer kolonialen Logik unterworfen, die auf der viel früheren Erfindung und Abwertung des östlichen Europas und seiner Bewohner beruhte.

Siehe auch