Eine Region wird dreigeteilt
Ostpreußen war die nordöstlichste Provinz Preußens und zeitweise überhaupt eine der größten Provinzen des preußischen Staates. Die Provinz geht auf das 1701 zum Königreich erhobene Herzogtum Preußen zurück, das 1525 aus dem Deutschordensstaat hervorgegangen, zunächst noch polnisches Lehen und erst 1618 unter brandenburgische Hoheit gekommen war. Den Namen Ostpreußen erhielt das Territorium formell erst in den 1770er Jahren, infolge der Angliederung zuvor polnischer Gebiete als „Westpreußen“ im Rahmen der ersten Teilung Polen-Litauens 1772. 1824 wurden beide Provinzen sogar zu einer Provinz Preußen zusammengelegt, 1878 jedoch wieder getrennt. Hauptstadt von Herzogtum und Provinz war bis zuletzt Königsberg.
Kaliningrad ist eine Großstadt im heutigen Russland mit fast 500.000 Einwohner:innen. Sie liegt in der Oblast Kaliningrad, einer russischen Exklave zwischen Litauen und Polen, die ungefähr dem nördlichen Teil der preußischen Provinz Ostpreußen vor 1945 entspricht (heute litauische Gebiete ausgenommen). Vor 1945 war Königsberg nicht nur Hauptstadt der Provinz und die nordöstlichste Großstadt Preußens, sondern ab 1724 auch Königliche Haupt- und Residenzstadt in Preußen.
Klaipėda ist mit fast 170.000 Einwohner:innen drittgrößte Stadt Litauens und liegt an der Mündung der Dange (litauisch Danė) in das Kurische Haff. An der Ostsee gegenüber der Kurischen Nehrung gelegen, verfügt sie über einen der größten ganzjährig eisfreien Ostseehäfen.
Šilutė (dt. ehem. Heydekrug) ist eine Stadt im äußersten Westen Litauens, nur wenige Kilometer von der Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad im Süden und vom Ufer des Kurischen Haffs entfernt. Innerhalb der preußischen Provinz Ostpreußen war die Stadt bereits seit 1818 Kreisstadt. Ab 1920 waren die Stadt und große Teile des Kreises Teil des Memellandes, das infolge des Versailler Vertrages ab 1920 zunächst französisch verwaltet und 1923 von Litauen annektiert wurde.
Die Memel ist ein 937 Kilometer langer Fluss, der unweit von Minsk in Belarus entspringt und südlich der litauischen Stadt Klaipėda über das Kurische Haff in die Ostsee mündet. An seinem Unterlauf entlang der Nordgrenze der russischen Exklave Kaliningrad ist er zeitweise litauisch-russischer Grenzfluss, zuvor bildet er an seinem Mittellauf kurzzeitig auch einen kleinen Teil der belarussisch-litauischen Grenze. Über Jahrhunderte wurde die Memel als Wasserstraße genutzt, im 18. und 19. Jahrhundert wurde sie dazu ausgebaut und durch Kanalsysteme mit anderen Flüssen verbunden. Ihre wirtschaftliche Bedeutung endete jedoch bereits nach dem Ersten Weltkrieg. Vor Kaunas wird die Memel seit 1960 für ein Wasserkraftwerk aufgestaut.
Frisches Haff ist durch die Frische Nehrung von der Ostsee größtenteils getrennt. Knapp zwei Drittel seiner 838 km² gehören seit 1945 zur russischen Enklave Kaliningrad, der Rest zu Polen. Es liegt in der historischen Region Westpreußen. Ins Haff mündet u.a. der rechte Arm der Weichsel – die Nogat. Neben der natürlichen Passage bei der russischen Stadt Baltijsk (ehemals Pillau) besteht seit 2022 ein künstlicher Kanal an der Polnischen Seite, wodurch eine neue künstliche Insel im Haff entstand. Sowohl im Dritten Reich als auch nach dem Zweiten Weltkrieg in Polen gab es Überlegungen zur Trockenlegung des Frischen Haffs.
Polen ist ein Staat in Ostmitteleuropa und ein Mitglied der Europäischen Union. Unter dem heutigen Namen ist das Land seit dem 10. Jahrhundert bekannt. Polen liegt an der Ostsee und ist der größte Staat (Bevölkerungszahl 2023: 37.636.508, Fläche: 313.964 km²) Ostmitteleuropas. Der Staatsname leitet sich von den westslawischen Polanen ab, die ab dem 9. Jahrhundert immer mehr Gebiete unter ihre Führung brachten, welche im 10. Jahrhundert als Herzogtum Polen bekannt waren. Unter Mieszko (ca. 960-992) erreichte die Ausdehnung des Landes etwa die heutigen Grenzen. Zumindest für Teile seines Landes war er zeitweise dem deutschen Kaiser tributpflichtig. Wahrscheinlich 966 nahm Polen das Christentum an, ab 1025 war es ein Königreich. 1138-1295 kam es infolge von Erbstreitigkeiten zur Zersplitterung des Landes. Das Aussterben der herrschenden Dynastie der Piasten führte 1370 zu einer polnisch-ungarischen Personalunion, die auf den Druck des polnischen Adels schon 1386 durch eine Polnisch-Litauische Doppelmonarchie ersetzt wurde. Die wachsende Rolle des Adels äußerte sich 1572 in der Etablierung einer Wahlmonarchie. Die Uneinigkeit des Adels führte jedoch zu den drei Teilungen Polens (1772-1795) zwischen Preußen, Russland und der Habsburgermonarchie. Polen wurde erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 selbstständig und verlor die Unabhängigkeit 1939 nach dem deutschen Überfall zu Beginn des Zweiten Weltkriegs und dem folgenden russischen Einmarsch von Osten. 1945-1989 war Polen ein Satellitenstaat der Sowjetunion. Seit 2004 ist Polen Mitglied der Europäischen Union.


Rückkehr ins Memelgebiet
Die Litauische Sozialistische Sowjetrepublik (LiSSR) war erstmals ab 1940 und erneut ab 1944 - nach Ende der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg - eine der Unionsrepubliken der Sowjetunion. Litauen erlangte erst 1990 seine Unabhängigkeit wieder.
Königsberg
Das südliche Ostpreußen
Die Woiwodschaft Olsztyn wurde 1945 als eine der übergeordneten Verwaltungseinheiten der Volksrepublik Polen errichtet, wobei sie anfangs eine von 14 Woiwodschaften war (zuzüglich der Städte Warschau und Łódź, die ebenfalls den Status einer Woiwodschaft besaßen). Namensgebende Hauptstadt war die ostpreußische Großstadt Olsztyn (dt. Allenstein). Nach mehrfach wechselnden Grenzen im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreformen 1950 und 1975 ging die Woiwodschaft 1999 in der Woiwodschaft Ermland-Masuren (województwo warmińsko-mazurskie) auf.
Die historische Landschaft Wolhynien liegt in der nordwestlichen Ukraine an der Grenze zu Polen und Belarus. Bereits im Spätmittelalter fiel die Region an das Großfürstentum Litauen und gehörte ab 1569 für mehr als zwei Jahrhunderte zur vereinigten polnisch-litauischen Adelsrepublik. Nach den Teilungen Polen-Litauens Ende des 18. Jahrhunderts kam die Region zum Russischen Reich und wurde namensgebend für das Gouvernement Wolhynien, das bis ins frühe 20. Jahrhundert Bestand hatte. In die russische Zeit fällt auch die Einwanderung deutschsprachiger Bevölkerungsteile (der sog. Wolhyniendeutschen), die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Höhepunkt fand. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Wolhynien zwischen Polen und der ukrainischen Sowjetrepublik aufgeteilt, ab 1939, infolge des Hitler-Stalin-Paktes, vollständig sowjetisch und bereits 1941 von der Wehrmacht besetzt. Unter deutscher Besatzung kommt es zur systematischen Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung sowie weiterer Bevölkerungsgruppen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Wolhynien erneut zur Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik und seit 1992 zur Ukraine. Die Landschaft ist namensgebend für die - räumlich nicht exakt deckungsgleiche - heutige ukrainische Oblast mit der Hauptstadt Luzk (ukr. Луцьк).
Als Wilnagebiet wird ein großräumiges Gebiet um die litauische Hauptstadt Wilna bezeichnet, das in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg von den beiden 1918 wieder unabhängig gewordenen Staaten Polen, Litauen sowie der Sowjetunion gleichermaßen beansprucht wurde. Dabei kam es ab Anfang 1919 zu mehrfachen wechselseitigen Besetzungen des Gebietes, das infolge des Polnisch-Litauischen Krieges im Herbst 1920 polnisch annektiert wurde. Das Gebiet erklärte sich in der Folge zunächst als Republik Mittellitauen (Litwa Środkowa) unabhängig, 1922 erfolgte der Anschluss an Polen.
Das Wilnagebiet erstreckte sich aus heutiger Sicht beiderseits und fast auf der gesamten Länge der heutigen litauisch-belarussischen Grenze.
Braniewo ist eine Kleinstadt im äußersten Norden Polens mit gut 16.000 Einwohner:innen (Januar 2024). Sie liegt nur wenige Kilometer entfernt von der Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad und dem Frischen Haff im historischen Ostpreußen. Die Stadt war im Mittelalter nicht nur bedeutende Hafen- und Handelsstadt und Mitglied der Hanse, sondern auch Standort einer bis heute erhaltenen Deutschordensburg.
Vištytis ist ein lediglich etwas mehr als 300 Einwohner:innen (2021) fassender Ort im Südwesten Litauens, der unmittelbar an der Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad liegt.
Die Oblast Kaliningrad (rus. Калининградская область) liegt zwischen Polen und Litauen an der Ostsee. Die Oblast ist eine Exklave Russland und zugleich dessen westlichster Teil. Sie wird von ungefähr 1 Million Menschen bewohnt. Die Hauptstadt der Oblast ist Kaliningrad (dt. ehem. Königsberg).
Reparationen, Gewalt und Plünderungen
Moskau (Bevölkerungszahl 2023: 12.412.154) ist die Hauptstadt der Russländischen Föderation und die bevölkerungsreichste vollständig in Europa gelegene Stadt. Sie liegt im Westen des Landes. Moskau ist gleichzeitig die Hauptstadt des Föderationsbezirks Zentralrussland. Die Verwaltungseinheit "Stadt von föderaler Bedeutung Moskau" umfasst mit einer Bevölkerungszahl von 13.149.803 Personen einige weitere Orte. Die Stadt bildet das mit Abstand wichtigste politische, wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes.
Moskau entstand etwa im 11./12. Jahrhundert. Die Entstehung der Wehranlage (Kreml) wird auf den Beginn der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert. Im 13. Jahrhundert wurde Moskau zur Hauptstadt eines Teilfürstentums des Großfürstentum Wladimir. Im 14. Jahrhundert setzten sich die Fürsten von Moskau als die Herrscher der gesamten Rus durch. Diese war jedoch 1247-1480 tributpflichtig gegenüber der Goldenen Horde, welche 1238 Moskau verwüstete. 1571 wurde die fast vollständig hölzerne Stadt von tatarischen Truppen niedergebrannt. Moskau war jedoch zu diesem Zeitpunkt das unumstrittene Machtzentrum Russlands. 1687 wurde in der Stadt die erste Hochschule, 1775 die erste Universität eröffnet. Peter der Große verlegte 1712 die Hauptstadt nach Sankt Petersburg. Neben dem Machtverlust geschwächt durch Unruhen und Säuchen blieb ihre Entwicklung hinter jener der neuen Hauptstadt zurück. Einen tiefen Einschnitt in die Entwicklung von Moskau brachte der Einmarsch der napoleonischen Truppen 1812, zu deren Abwehr die Stadtbevölkerung ihre Häuser in Brand steckte. Der rasch begonnene Wiederaufbau brachte Moskau ein modernes Stadtbild.
In den 1890er Jahren überschritt die Bevölkerungszahl Moskaus 1.000.000, und kurz nach der Oktoberrevolution 1917 und der Verlegung der Hauptstadt Russlands bzw. der Sowjetunion nach Moskau 1918, überholte die Bevölkerungszahl der Stadt jene von Sankt Petersburg. Moskau erlebte einen enormen Ausbau der öffentlichen Infrastruktur, auch zahlreiche Vorzeigebauten wurden bis zum Zweiten Weltkrieg errichtet. Der zum Teil erhebliche Zubau der Wohnflächen konnte jedoch nie dem Bevölkerungswachstum schritthalten, das auch nicht durch diverse, teilweise bis heute geltende Zuzugseinschränkungen gebremst werden konnte. Allerdings wuchs die Stadt auch durch Eingemeindungen, insbesondere in den Jahren 1960 und 2012.
1980 wurden im Moskau die Olympischen Sommerspiele ausgetragen. In den Folgejahren erfasste jedoch die zunehmende Krise in der Sowjetunion auch die Stadt, die nach den dezentralen Bewegungen in den Republiken und Unruhen in Russland selbst schließlich vom Putschversuch 1991 direkt betroffen war. Nach dem endgültigen Zerfall der Sowjetunion Ende 1991, blieb Moskau die Hauptstadt Russlands, eines zwar deutlich kleineren, flächenmäßig dennoch größten Landes der Welt. Insbesondere das Stadtzentrum wird seitdem immer stärker von modernen, repräsentativen Bauten geprägt. Der Wiederaufbau der in der Sowjetzeit zerstörten oder umgewidmeten Kirchen, die Renovierung der Gebäude aus der vorsowjetischen Zeit im Stadtkern sowie der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur an den Rändern sind weitere Merkmale der Entwicklung der Stadt in der postsowjetischen Ära.