Geschlecht und Sexualität sind entscheidende Faktoren für antikommunistische und antislawische Einstellungen in der westdeutschen Nachkriegszeit. Phantasien und Ängste über eine umgekehrte Geschlechterordnung im ‚Osten‘ trugen wesentlich zu den anti-‚östlichen‘ Ressentiments im Deutschland der Adenauer-Ära bei.
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Die deutsche Perspektive auf ‚den Osten‘ ist im 20. Jahrhundert untrennbar mit dem allgegenwärtigen Antikommunismus verbunden, der als „historische[r] Schlüssel zum 20. Jahrhundert“1 bezeichnet werden kann. Westdeutsche Historiker:innen der Nachkriegszeit betonen seit längerem die zentrale Rolle des Antikommunismus bei der Gründung der frühen Bundesrepublik Deutschland (BRD) in den 1950er Jahren. Sie sind sich über die doppelte integrative Funktion einig, die der Antikommunismus bei der Stabilisierung und Legitimierung der neu gegründeten BRD sowohl nach innen als auch nach außen erfüllte. So verschaffte der Antikommunismus in seiner antitotalitären Variante der Bundesrepublik eine neue, respektable Identität, die sie als dezidiert demokratischen Staat auszeichnete und sie sowohl vom Dritten Reich als auch von der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) unterschied. Zudem erlaubte sie den Westdeutschen, an einem der charakteristischsten Elemente der nationalsozialistischen Ideologie festzuhalten. In ähnlicher Weise betont ein Verständnis des Antikommunismus als „Abendlandideologie“, das vor allem von Axel Schildt vertreten wird, sowohl die antibolschewistische als auch die rassistische antislawische Dimension des allzu populären Bildes eines geeinten westlichen Abendlandes, das die westliche Zivilisation gegen einen primitiven „slawischen Sturm aus dem Osten“ verteidigt.2 
Schildts Beobachtungen zeigen, dass der westdeutsche Antikommunismus der Nachkriegszeit von kolonialen Rhetoriken und Bildern durchwoben war. In diesem Artikel wird erläutert, inwiefern der Antikommunismus ein Ort war, an dem postkoloniale Haltungen gegenüber ‚dem Osten‘ aufrechterhalten und transformiert wurden. Dabei wird verdeutlicht, dass der westdeutsche Antikommunismus der Nachkriegszeit neben den oben beschriebenen Facetten vor allem durch eine geschlechtsspezifische Dimension gekennzeichnet war, da die Sicht westdeutscher Frauen auf ‚den Osten‘ von übertriebenen Vorstellungen über eine Umkehrung der Geschlechterordnung im Ostblock dominiert wurde. Um diese Zusammenhänge zu verdeutlichen, analysiere ich einen kleinen Datensatz von Interviews des Gruppenexperiments des Frankfurter Instituts für Sozialgeschichte von 1950–51.
Das Gruppenexperiment des Frankfurter Instituts für Sozialforschung
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In den Jahren 1950 und 1951 führten Mitarbeiter:innen des Frankfurter Instituts für Sozialforschung unter der Leitung von Friedrich Pollock, Theodor W. Adorno und Max Horkheimer 137 Gruppeninterviews durch. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland aus dem US-Exil im Jahr 1947 wollen die deutsch-jüdischen Wissenschaftler:innen der Frankfurter Schule auf diese Weise einen tieferen Einblick in jene Spuren gewinnen, die der Nationalsozialismus in der öffentlichen Meinung Westdeutschlands hinterlassen hatte, als dies durch gewöhnliche Meinungsumfragen möglich gewesen wäre. Die Gruppeninterviews sollten realistischen Diskussionsbedingungen möglichst nahekommen und dazu dienen, „die sogenannte nicht-öffentliche Überzeugung zu provozieren3. Dies wurde durch die Bildung homogener Diskussionsgruppen versucht, in denen Überzeugungen nicht bloß abgefragt werden, sondern sich aus dem Gespräch heraus ergeben sollten.4 1955 gab Pollock den Band ‚Gruppenexperiment‘ heraus, der aufschlussreiche, aber überwiegend quantitative Analysen der Gespräche enthält. Pollocks Analyse bestätigt die zentrale Bedeutung von antiöstlichen Einstellungen in der deutschen Nachkriegsgesellschaft und -politik: 83% der Teilnehmer:innen verfügten über eine radikal negative Einstellung gegenüber „dem Osten“, und „bei keinem anderen Thema war der Grad der Ambivalenz so gering“5. Interessanterweise stellt Pollock auch fest, dass „der Osten“ das einzige Thema ist, bei dem die Meinung vom Geschlecht unabhängig war. Meine kursorische qualitative Analyse von vier Gruppendiskussionen, die ausschließlich mit Frauen durchgeführt wurden, und zwei Gruppendiskussionen, an denen nur Männer teilnahmen, deutet allerdings darauf hin, dass ostfeindliche Einstellungen im Westdeutschland der 1950er Jahre stark von normativen Bildern geschlechtsspezifischer Identitäten geprägt waren, die die Teilnehmer:innen als bedroht betrachteten: In ihrer Vorstellung verkörperte ‚der Osten‘ – in seiner sowjetisch geprägten kommunistischen Konstellation – die Umkehrung der geschlechtsspezifischen sozialen Ordnung, womit die zugewiesenen Rollen von Männern und Frauen durcheinander gebracht wurden.
Weibliche Fantasien über die Frau im ‚Osten‘
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Verschiedene Aussagen aus beiden Gruppen zeigen, wie stark ausgeprägt Fantasien über die Geschlechterverhältnisse im Ostblock unter Westdeutschen der Nachkriegszeit waren. Als beispielsweise in einer Gruppe von vierzehn Frauen in einem Müttererholungsheim das Gespräch auf das Thema ‚Osten‘ kam, erzählte eine Frau, Schäfer (Pseudonym), was ihr ein Bekannter über ihre Erfahrungen in „Russland“ erzählt hatte:6
„Die Mütter und die Frauen – also das ist wirklich wahr – wenn sie ein Kind erwarten, sie sind alle in der Fabrik, nicht. Sie arbeiten bis zum letzten Tag. Da sind in der Fabrik Saele, da kommt der Arzt, nicht, sie werden untersucht, bis – wenn es eben nicht mehr geht – kommt sie hin, entbindet sich, das Kind wird ihr weggenommen und kommt dann in ein Heim, und die Mutter geht weiter arbeiten.“7
Schäfers Einstellungen waren grundlegend in fantastischen Ideen über den Status der Frau und die Rolle des Staates bei der Gestaltung der Familie in Sowjetrussland verwurzelt. Für sie war diese dystopische Vision der Trennung von Mutter und Kind, die die Frau ihrer ‚natürlichen‘ Rolle als Mutter und Erzieherin beraubt und sie in entfremdende Formen der Arbeit zwingt, wenn sie unmittelbar nach der Geburt in die Fabrik zurückkehrte, das, was ‚den Osten‘ am deutlichsten vom ‚Westen‘ unterschied.  Immer wieder taucht dieses Thema in den Gesprächen des Gruppenexperiments auf und verweist auf die Bedeutung von gender im Antikommunismus. Eine weitere Diskussion wurde mit einundzwanzig Frauen in einem Barackenlager geführt – einige von ihnen Ostvertriebene, einige von ihnen obdachlos, nachdem sie ausgebombt worden waren. Eine Frau aus dieser Gruppe, Illing genannt, zeigte sich ebenso entsetzt über die angeblichen Zustände in der DDR (oder, wie die Frauen sie damals noch nennen, die ‚Ostzone‘):  „Die Frauen dürfen auch nicht mehr raus. Und dann ist das Schlimmste, die Maenner sind arbeitslos und die Frauen müssen auf den Bau schaffen, müssen Zweizentnersäcke schleppen usw. Das ist Maennerarbeit und nicht Frauen, und wenn die Frauen verunglücken, fragt keiner mehr danach, die kriegen keinen Pfennig Unterstützung oder sonst was. Und wenn man dann noch eine Frau mit Kindern ist, die kommt überhaupt nicht durch.“
Eine andere Frau schließt sich an und ruft: „Stimmt“, und eine dritte Frau behauptet: „So wie in Russland, da müssen die Frauen ja auch arbeiten, nicht.“8
Das „Schlimmste“ an der DDR war für Illing, wie für einige ihrer Gesprächspartnerinnen, die vermeintliche Umkehrung der konservativen Geschlechterordnung, indem die Frau in eine traditionell männliche Rolle gedrängt wird. Ferner stehe diese imaginäre Entwicklung eindeutig im Widerspruch zu den ‚Naturgesetzen‘. Eine Teilnehmerin aus dem Müttererholungsheim erklärte, warum ihr gerade der „Fraueneinsatz“ in „Rußland“ suspekt sei:
„[...], denn die Frau wird mehr und mehr zur Arbeitsmaschine, und das ist gar nicht ihre Aufgabe in der Natur. Und mich kann das ungeheuer traurig machen, obwohl ich sonst gar nicht so veranlagt bin, wenn ich so etwas sehe und höre. Da müssen wir weg von diesen Dingen – also Frauen in die Fabrik usw. Die Frau ist ja überhaupt nicht dazu da, beruflich zu glaenzen. Es heisst ganz deutlich: Der Beruf und die Berufung.“9
Die vorrangige Assoziation der Diskussionsteilnehmerinnen mit dem Sowjetblock war offensichtlich die Vorstellung, dass dort die ‚natürliche‘ Ordnung zwischen Männern und Frauen gestört worden war, eine Vorstellung, die ihre Identität als Frauen in Frage zu stellen schien. Die Frau hört in ihren Erzählungen auf, eine Frau zu sein, und nimmt stattdessen eine männliche Rolle an, wenn sie schwere Säcke trägt und auf einer Baustelle arbeitet, wenn sie von ihrem Neugeborenen getrennt wird, wenn sie nicht gemäß ihrer ‚natürlichen‘ Bestimmung lebt oder leben darf. Die Rolle, die Projektionen im deutschen Antikommunismus spielen, wird hier besonders deutlich: In einer Fabrik arbeiten zu müssen, ist genau das, was viele dieser Frauen während des Zweiten Weltkriegs erlebt hatten, als die Kriegsanstrengungen der Nazis die Frauen zur Arbeit anhielten und damit den Anspruch auf eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung aufhoben, die Frauen auf ihre ‚natürliche‘ Rolle als Mütter und Ehefrauen beschränkt.
Männliche Ängste vor russischen Männern
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Das Thema Vergewaltigung taucht in den reinen Fraueninterviews nur sehr beiläufig auf, wobei einige wenige Frauen mit Aussagen wie „Da hat man böse Sachen gehört mit den Russen und den Frauen“10 oder der Warnung „Auf keinen Fall den Russen in die Hände!”11, auf die als verbreitet empfundene Erfahrung an der Ostfront hinwiesen. In den rein männlichen Interviewgruppen hingegen bildeten die berichteten Vergewaltigungen deutscher Frauen durch Offiziere der Roten Armee bei Kriegsende den Hauptgrund, warum sie es für notwendig hielten, Deutschland zu remilitarisieren und gegen „diese Massen“ in Russland zu verteidigen. In einer Gruppe von Zahnmedizinstudenten argumentiert zum Beispiel ein junger Mann, der sich als Ettinger vorstellt: „Und für jeden einzelnen – wenn es sollte soweit kommen [wenn die 
Sowjetunion
eng. Soviet Union, deu. Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, rus. Sovetskiy Soyuz, rus. Советский Союз, . Совет Ушем, . Советонь Соткс, rus. Sovetskij Soûz, . Советий Союз, yid. ראַטן־פֿאַרבאַנד, yid. סאוועטן פארבאנד, yid. sovətn farband, yid. sovʿtn-farband, yid. sovətn-farband, . Советтер Союзу, . Совет Союзы, deu. Советий Союз, . Советон Цæдис, . Совет Эвилели

Die Sowjetunion (SU oder UdSSR) war ein von 1922 bis 1991 bestehender Staat in Osteuropa, Zentral- und Nordasien. Sie ist aus dem sog. Sowjetrussland hervorgegangen, dem Nachfolgestaat des Russländischen Kaiserreichs. Den Kern der Union und zugleich ihren größten Teil bildete die Russische Sowjetrepublik, hinzu kamen weitere Teilrepubliken. Ihre Zahl variiert über die Zeit hinweg und steht im Zusammenhang mit der Besatzung anderer Länder (Estland, Lettland, Litauen), nur kurzzeitig bestehenden Sowjetrepubliken (Karelo-Finnland) oder mit der Teilung bzw. Zusammenlegung von Sowjetrepubliken. Zusätzlich gab es zahlreiche autonome Republiken oder sonstige Gebietseinheiten mit einem Autonomiestatus, der sich im Wesentlichen auf eine sprachliche Autonomie der Minderheiten beschränkte.

Die UdSSR bestand vor ihrer formellen Auflösung aus 15 Sowjetrepubliken mit einer Bevölkerung von ungefähr 290 Millionen Menschen. Mit ca. 22,4 Millionen km² bildete sie den damals größten Flächenstaat der Welt. Die Sowjetunion war eine sozialistische Räterepublik mit einem Einparteiensystem und einer fehlenden Gewaltenteilung.

 in Westdeutschland einmarschiert] – für jeden Mann – sagen wir – eine Ehrensache sein. Oder wollen wir noch einmal erleben, dass unsere Frauen als Huren angeschaut werden oder als Freiwild. Was naemlich in diesem – auf diesem Gebiet passiert ist, ist, glaube ich, schon der Verteidigung wert. Und wer das nicht einsieht, der – “ An dieser Stelle schaltet sich ein weiterer Teilnehmer ein: „... ist nicht zu retten!“12
Und Ettinger stimmt zu: „...ist wirklich nicht zu retten.“ 
Der erbitterte Widerstand der Männer gegen die Sowjetunion ist also auch stark mit Fragen von Geschlecht und Sexualität verknüpft. Die Verhinderung eines Einmarsches ‚der Russen‘ in Westdeutschland wird hier als Verteidigung der Souveränität des deutschen Frauenkörpers und als eine Frage der männlichen Ehre dargestellt. ‚Echte‘ Männer, die noch „zu retten“ waren, müssten die Bedrohung verstehen, die der russische Soldat für das darstellt, was eigentlich ihnen gehört: Deutsche Frauen und damit verbunden auch ihre Identität als ‚echte‘ Männer.
Transformationen im deutschen Antikommunismus nach 1945
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Angesichts der besonderen Ausprägung des Antikommunismus vor und während der Zeit des Dritten Reiches ist die herausragende Bedeutung von Geschlecht und Sexualität in diesen Diskussionen der frühen 1950er Jahre interessant. Bedenkt man beispielsweise das relative Fehlen des virulenten antisemitischen Bildes einer jüdisch-bolschewistischen Verschwörung, das im Nationalsozialismus charakteristisch und weit verbreitet war, so erscheint die oft proklamierte Nachkriegskontinuität des Antikommunismus limitiert. Tatsächlich zeigen Untersuchungen zur antikommunistischen Propaganda in den frühen 1950er Jahren, dass der Antikommunismus nach 1945 weitaus weniger antisemitisch aufgeladen war; an die Stelle des Antisemitismus trat in der Regel der antislawische Rassismus.13 Dies zeigt sich auch in den Wahlkampagnen der Christlich Demokratischen Union (CDU) in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren. Die Wahlplakate der CDU veranschaulichen die Vorstellung, dass der Kommunismus eine Bedrohung insbesondere für deutsche Frauen und Kinder darstellt.14 Diese vermeintliche Bedrohung durch den Kommunismus wurde gleichzeitig in einer deutlich antislawischen, rassistischen Bildsprache dargestellt.
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Zweifellos ist dieser Rückgang des antisemitischen Diskurses innerhalb des Antikommunismus bis zu einem gewissen Grad das Ergebnis bloßen politischen Opportunismus. In den Gruppenexperimenten wird der Antisemitismus als solcher jedoch keineswegs tabuisiert; in den meisten Gesprächen wird ‚der Jude‘ irgendwann wegen seiner angeblichen Arbeitsscheu, Kriegstreiberei und „Blutsauger[ei]“ als „Schacherjude“ für den Holocaust verantwortlich gemacht.15 
Bei dem Versuch, die spezifischen Konfigurationen des Antikommunismus zu verstehen, die die deutschen Nachkriegseinstellungen gegenüber dem ‚Osten‘ kennzeichneten, und die Rolle, die gender dabei spielte, kann Claude Lévi-Strauss' Konzept der „ Bricolage
Bricolage
Der Begriff der Bricolage ist abgeleitet vom französischen Wort "bricoler" (etwa: zusammenschustern, zusammenflicken, tüfteln, herumbasteln) und bezieht sich auf das improvisierte Lösen von Problemen mit ad hoc zur Verfügung stehenden, meist jedoch zweckfremden Mitteln. Der französische Anthropologie, Ethnologe und Philosoph Claude Lévi-Strauss (1908-2009) führte den Begriff der Bricolage in seinem 1962 publizierten Werk "La pensée sauvage" (1962) in die sozial- und kulturanthropologische Forschung ein, in dem er die Figur des "Bricoleurs" - der also auf Grundlage der ihm zur Verfügung stehenden, bereits existierenden Mittel improvisiert - dem Typus des planenden, strukturiert und rational agierenden "Ingenieurs" gegenüberstellt. Anschließend an Lévi-Strauss hat der Begriff der Bricolage weite Verbreitung beispielsweise auch in der Soziologie, den Kulturwissenschaften, den Sprachwissenschaften und der Organisationstheorie gefunden. Je nach Bereich kann der Begriff der Bricolage dabei auch in Zusammenhang stehen mit weiteren Praktiken der Aneignung, Umwidmung oder kreativen und künstlerischen Techniken.
“ aufschlussreich sein. Die antikommunistischen Bilder der Nachkriegszeit konstitutierten keine uneingeschränkte Kontinuität zu nationalsozialistischen Ideen, sondern setzen sich aus Annahmen und Einstellungen zusammen, die die deutsche Gesellschaft wie ein „Bricoleur“ über einen viel längeren Zeitraum gesammelt hatte. Dies deckt sich mit Axel Schildts Vorstellung vom Antikommunismus der Nachkriegszeit als einer „Abendlandideologie“ sowie mit Ulrich Herberts Hinweis, dass das Westdeutschland der frühen 1950er Jahre durch erhebliche Bezüge zur bürgerlichen Kultur des Kaiserreichs gekennzeichnet war und in diesem Zusammenhang eine allgemeinere, kulturkritische Ablehnung der Moderne (wie sie sowohl vom Nationalsozialismus als auch vom Kommunismus verkörpert wurde) begründete. Während einige dieser Ideen in der Weimarer Zeit und im Nationalsozialismus latent geblieben waren, erlebten Konzepte wie die Vorstellung vom jüdisch-christlichen Abendland und die dazugehörigen sozialen Normen, die sich auf die geschlechtliche Ordnung der Gesellschaft konzentrierten, in den frühen 1950er Jahren ein Comeback (oder fungierten zumindest als „erfundene Traditionen“, als imaginierte Kontinuitäten mit der Vergangenheit). Sie wurden in Opposition zu den gottlosen, antichristlichen kommunistischen Feinden von außen und innen in Stellung gebracht. Und an der Schnittstelle von Antikommunismus und „Abendlandideologie“ in der spezifischen Konfiguration der antikommunistischen Imagination der Nachkriegszeit standen gender und Familie im Mittelpunkt.16

Siehe auch