Die Vorgängerterritorien des Königreichs Polen konstituierten sich bereits im 9. bzw. 10. Jahrhundert unter der Dynastie der Piasten. Im 10. und 11. Jahrhundert wurde das Königreich christianisiert. Im 11. Jahrhundert verstetigte sich die Monarchie, wobei das Reich im 12. Jahrhundert in mehrere Fürstentümer zerfiel, und seit 1227 hatte das Seniorat nur eine formelle Bedeutung. 1320 vereinigten sich die Fürstentümer wieder zu einem Königreich Polen. Dieses Königreich ging ab 1386 eine Personalunion mit Litauen ein um dann 1569 zur Realunion mit Litauen zu fusionieren.
Im 10. Jahrhundert wird Polen Civitas Schinesghe (etwa "Gnesner Land") genannt. Bis 1025, tlw. im 11-13. Jahrhundert, bezeichnen die Urkunden das Land als Ducatus Poloniae ("Herzogtum Polen"). 1386–1795 wird als Königreich Polen einen Teil der Doppelmonarchie Polen-Litauen bezeichnet.
Das Gebiet des Großfürstentums Litauen wurde schon im 11. Jahrhundert von baltischen Litauern besiedelt. Diese unterschiedlichen "Stämme" formierten im 13. Jahrhundert das Großfürstentum. Die Expansion des Großfürstentums orientierte sich Größtenteils nach osten, da der Deutsche Orden ab dem 13. Jahrhundert den Zugang zur Ostsee versperrte. 1320 eroberte Großfürst Gediminas Kiew, Ab 1386 befand sich das Großfürstentum unter dem gleichen Herrscher wie das polnische Königreich (Personalunion), auch um sich gegen den erstarkenden Deutschen Orden in der Region behaupten zu können. 1569 wurde Polen und das Großfürstentum Litauen auch eine staatliche Einheit.
Das Königreich Preußen bestand von 1701 bis 1918 und wurde von der Dynastie der Hohenzollern regiert. Das Land war von der Gründung bis 1848 eine absolute Monarchie und von 1848 bis zur Auflösung eine konstitutionelle Monarchie. Hauptstadt des Königreiches Preußen war Berlin. Das Land wurde von ungefähr 40 Millionen Menschen bewohnt. Nach der Novemberrevolution 1918 und der Abdankung Wilhelms II. löste sich das Königreich auf und bildete den Freistaat Preußen.
Das Russische Kaiserreich (auch Russländisches Kaiserreich, Russisches Reich oder Kaiserreich Russland) war ein von 1721 bis 1917 existierender Staat in Osteuropa, Zentralasien und Nordamerika. Das Land war Mitte des 19. Jahrhunderts das größte zusammenhängende Reich der Neuzeit. Es wurde nach der Februarrevolution im Jahr 1917 aufgelöst. Der Staat galt als autokratisch regiert und wurde von ungefähr 181 Millionen Einwohner:innen bewohnt.
Als Habsburgerreich (auch Habsburgermonarchie oder Donaumonarchie) werden die Territorien und Länder bezeichnet, die von den Herrschern und Herrscherinnen aus dem Haus Habsburg bzw. Habsburg-Lothringen vom Mittelalter bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Personalunion regiert wurden – jedoch lange keinen zusammengehörigen Staat im engeren Sinne bildeten. Erst 1804 wurde das Kaisertum Österreich als ein solcher gegründet, aus dem 1867 Österreich-Ungarn bzw. die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie hervorging.
Zum Habsburgerreich gehörten eine Vielzahl von kleineren und größeren Ländern und Territorien, die überwiegend zu mehreren größeren Gruppen zusammengefasst wurden. Dazu gehörten neben dem Erzherzogtum Österreich und seinen Nebenländern (darunter etwa die Herzogtümer Kärnten, Krain, Salzburg und weitere) vor allem die sog. „Länder der Böhmischen Krone“ sowie die „Länder der ungarischen Krone“. Hinzu kommen zahlreiche weitere Territorien und Landesteile, nicht zuletzt und angesichts der Expansionspolitik des 19. Jahrhunderts auch auf dem Balkan (u. a. Bosnien und Herzegowina). Angesichts der zahlreichen Grenzverschiebungen, territorialer Neuordnungen sowie auch nur zeitweiliger territorialer Gewinne und Verluste war das Habsburgerreich praktisch durchgängig Grenz- und Gebietsänderungen unterworfen.
Seit dem späten 18. Jahrhundert bildeten die meisten Teilstaaten des Habsburgerreiches die sog. Kronländer, die später eigene Landesordnungen erhielten. Mit der Umwandlung des Kaisertums in einen österreichisch-ungarischen Doppelstaat (Doppelmonarchie) schieden das Königreich Ungarn und die weiteren Länder der ungarischen Krone auch aus dem Kreis der Kronländer aus. Im Anschluss wurden sie im behördlichen Sprachgebrauch auch als Transleithanien bezeichnet, alle weiteren (ohne Bosnien und die Herzegowina) als Cisleithanien.
Bereits 1386 wurden das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen durch eine Personalunion verbunden. Polen-Litauen bestand als multiethnisches Staatsgebilde und Großmacht im östlichen Europa von 1569 bis 1795. In dem auch Rzeczpospolita genannten Staat wurde der König von den Adeligen gewählt.
Das Deutsche Reich war ein von 1871 bis 1945 existierender Staat in Zentraleuropa. Die Zeit von der Gründung bis 1918 wird als Deutsches Kaiserreich bezeichnet, dann folgte die Zeit der Weimarer Republik (1918/1919-1933) und die des Nationalsozialismus (sogenanntes Drittes Reich) von 1933 bis 1945. Als Tag der Reichsgründung gilt der 01.01.1871.
Die Sowjetunion (SU oder UdSSR) war ein von 1922 bis 1991 bestehender Staat in Osteuropa, Zentral- und Nordasien. Sie ist aus dem sog. Sowjetrussland hervorgegangen, dem Nachfolgestaat des Russländischen Kaiserreichs. Den Kern der Union und zugleich ihren größten Teil bildete die Russische Sowjetrepublik, hinzu kamen weitere Teilrepubliken. Ihre Zahl variiert über die Zeit hinweg und steht im Zusammenhang mit der Besatzung anderer Länder (Estland, Lettland, Litauen), nur kurzzeitig bestehenden Sowjetrepubliken (Karelo-Finnland) oder mit der Teilung bzw. Zusammenlegung von Sowjetrepubliken. Zusätzlich gab es zahlreiche autonome Republiken oder sonstige Gebietseinheiten mit einem Autonomiestatus, der sich im Wesentlichen auf eine sprachliche Autonomie der Minderheiten beschränkte.
Die UdSSR bestand vor ihrer formellen Auflösung aus 15 Sowjetrepubliken mit einer Bevölkerung von ungefähr 290 Millionen Menschen. Mit ca. 22,4 Millionen km² bildete sie den damals größten Flächenstaat der Welt. Die Sowjetunion war eine sozialistische Räterepublik mit einem Einparteiensystem und einer fehlenden Gewaltenteilung.
Die polnische Eroberung der Rus’ lässt sich daher nicht als koloniale Expansion begreifen. Dafür waren die Reichweite der polnischen Königsherrschaft zu begrenzt und die Rechtsräume in den eroberten Gebieten zu vielfältig. Um das Handeln der Akteure angemessen beschreiben zu können, ist darüber hinaus zu berücksichtigen, dass Konfliktkonstellationen zwischen einzelnen Akteursgruppen sehr wechselhaft sein konnten. Zwar waren unterschiedliche ethnisch-religiöse Gruppen beteiligt, aber die konkreten Konflikte waren überwiegend politisch und sozial motiviert.
Ruthenien ist die latinisierte deutsche Bezeichnung für die Rus’, also grob alle Gebiete des östlichen Europa, die ehemals zum Territorium der Kyjiver Rus’ gehörten und/oder eine rus’ische (ostslavische und orthodoxe) Bevölkerungsmehrheit hatten. Durch die Expansionen des Königreich Polens und des Großfürstentum Litauens im 14. Jahrhundert kamen viele dieser Gebiete unter polnische bzw. litauische Herrschaft. „Ruthenien“ bzw. „die ruthenischen Länder“ sind somit auch ein Begriff zur Abgrenzung dieser Gebiete von denen unter moskovitischer Herrschaft.
Die historische Region ist benannt nach dem baltischen Volksstamm der Prußen. Im Zuge der Etablierung des Deutschen Ordens wurde dieser Stamm unterworfen, der Name der Region blieb allerdings erhalten. Der 1440 gegründete, aus sowohl Adligen wie Städten bestehende Preußische Bund scherte aus dem Deutschordensverband aus und unterwarf sich dem polnischen König. Das Gebiet des Bundes ist seitdem auch als Königlich Preußen bekannt. Der verbliebene Teil des ehemaligen Deutschordensgebiets wurde 1525 schließlich in das Herzogtum Preußen überführt aus dem das spätere Königreich Preußen hervorging.
Die historische Landschaft Masowien liegt um Warschau herum an Weichsel und Bug. Im Mittelalter zunächst Teil des piastischen Polens, war es seit dem 12. Jahrhundert als Herzogtum zeitweise nur als Lehen mit Polen verbunden. Im 16. Jahrhundert wurde Masowien wieder dem Königreich einverleibt und in drei Woiwodschaften unterteilt. Auch im heutigen Polen gibt es eine Woiwodschaft Masowien.
Samogitien ist eine historische Region im heutigen Westen Litauens. Ursprünglich von baltischen Stämmen besiedelt wurde die Region bereits seit dem 13. Jahrhundert zum Schauplatz der Auseinandersetzungen zwischen dem Deutschen Orden und dem Großfürstentum Litauen. Nach den militärischen Niederlagen des Ordens zu Beginn des 15. Jahrhunderts trat dieser die Region an das Großfürstentum Litauen ab. Es verblieb als solcher bis zu den Teilungen Polen-Litauens im ausgehenden 18. Jahrhundert.
Kiew liegt am Fluss Dnepr und ist seit 1991 Hauptstadt der Ukraine. Nach der ältesten russischen Chronik, der Nestorchronik, wurde Kiew erstmals 862 erwähnt. Es war Hauptsiedlungsort der Kiewer Rus‘, bis es 1362 an das Großfürstentum Litauen fiel, das 1569 Teil der polnisch-litauischen Adelsrepublik wurde. 1667 kam Kiew nach dem Aufstand unter Kosakenführer Bogdan Chmel'nyc'kyj und dem darauf folgenden polnisch-russischen Krieg zu Russland. 1917 wurde Kiew Hauptstadt der Ukrainischen Volksrepublik, 1918 der Ukrainischen Nationalrepublik und 1934 der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik.
Bezeichnet wurde Kiew auch als „Mutter aller russischen Städte“, „Jerusalem des Ostens“, „Hauptstadt der goldenen Kuppeln“ und „Herz der Ukraine“.
Im russisch-ukrainischen Krieg ist Kiew stark umkämpft.
Aufgrund des Krieges in der Ukraine ist es möglich, dass diese Informationen nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen.
Die historische Landschaft Wolhynien liegt in der nordwestlichen Ukraine an der Grenze zu Polen und Belarus. Bereits im Spätmittelalter fiel die Region an das Großfürstentum Litauen und gehörte ab 1569 für mehr als zwei Jahrhunderte zur vereinigten polnisch-litauischen Adelsrepublik. Nach den Teilungen Polen-Litauens Ende des 18. Jahrhunderts kam die Region zum Russischen Reich und wurde namensgebend für das Gouvernement Wolhynien, das bis ins frühe 20. Jahrhundert Bestand hatte. In die russische Zeit fällt auch die Einwanderung deutschsprachiger Bevölkerungsteile (der sog. Wolhyniendeutschen), die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Höhepunkt fand. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Wolhynien zwischen Polen und der ukrainischen Sowjetrepublik aufgeteilt, ab 1939, infolge des Hitler-Stalin-Paktes, vollständig sowjetisch und bereits 1941 von der Wehrmacht besetzt. Unter deutscher Besatzung kommt es zur systematischen Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung sowie weiterer Bevölkerungsgruppen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Wolhynien erneut zur Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik und seit 1992 zur Ukraine. Die Landschaft ist namensgebend für die - räumlich nicht exakt deckungsgleiche - heutige ukrainische Oblast mit der Hauptstadt Luzk (ukr. Луцьк).
Podlachien befindet sich im Osten Polens und wird von den Flüssen Bug und Memel begrenzt. Das Gebiet wurde 1569 durch Eroberung erst in das polnische Königreich und später in die polnisch-litauische Union eingegliedert.
Livland (lett. Livonija, estn. Liivimaa) ist eine historische Landschaft im Baltikum. Sie umfasst den südlichen Teil des heutigen Estlands und den nördlich des Flusses Düne gelegenen Teil des heutigen Lettlands. Benannt wurde die Landschaft nach der heute kaum noch existenten Bevölkerungsgruppe der Liven (auch: Livonen/Livonier).
Historisch kann sich der Name Livland auf weitere, unterschiedliche Zusammenhänge beziehen. Prägend für das heutige Verständnis der historischen Region ist vor allem das gleichnamige Gouvernement, das eines der drei Ostseegouvernements des Russländischen Reiches war. Es bestand seit Beginn des 18. Jahrhunderts und insgesamt bis 1918. Hauptstadt war das an der Dünamündung gelegene Riga.
Zuvor war Livland namensgebend für weitere Staaten und Staatenverbünde, allen voran für die Livländische Konföderation, die seit dem Hochmittelalter bestand. Zur Konföderation gehörten der livländische Teil des Deutschordensstaates sowie regionale geistliche Staaten. Die Konföderation umfasste dabei auch große weitere Teile der heutigen Staaten Lettland und Estland. Nach Auflösung der Konföderation wie auch des Deutschordensstaates im 16. Jahrhundert wechselte die Oberhoheit mehrfach. Ohne die südlichen und nördlichen Gebiete kam Livland zunächst unter polnisch-litauische Herrschaft, später auch unter schwedische Oberhoheit, bevor es im Zuge des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) unter russische Herrschaft kam. Prägend für die soziale Binnenorganisation des ländlichen Raumes war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem die zentrale Rolle des landbesitzenden deutschsprachigen Adels.
Lublin ist eine Großstadt im östlichen Polen. Sie ist Hauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft und wird von knapp 340.000 Einwohner:innen bewohnt. In Lublin liegt die renommierte Katholische Universität Lublin Johannes Paul II.
Dazu gesellte sich die Konstruktion einer „kolonialen Differenz“. Aus Sicht des Sprach- und Kulturwissenschaftlers Aleksander Brückner beispielsweise hatte erst die polnische Eroberung des Ostens das „neue Licht“ zu den kulturell minderwertigen Ruthenen bzw. Ukrainern gebracht.20
Die mittelalterliche und frühneuzeitliche Geschichte Polen-Litauens war vielfach geprägt von gewaltsamen Eroberungen und Machtgefällen zwischen Krone, Adel und den verschiedenen rechtlich-religiösen Gemeinschaften. Aber erst die Autor:innen des 19. Jahrhundert überformten sie nationalistisch und kolonialistisch.21 Dies ist umso bemerkenswerter, als Polen zu dieser Zeit selbst Objekt imperialer Herrschaften war. Die Denkmuster der Jahrhundertwende wirkten bis in die Zwischenkriegszeit nach, in der die Polnische Republik selbst bestrebt war, zur Kolonialmacht aufzusteigen.22 Außerdem versuchten polnische Aktivisten, Polen eine Zivilisierungsmission gegenüber den Ukrainern zuzuschreiben.23 Teilweise prägen diese Haltungen die Forschung bis heute. So zeugt die Praxis, ostslawische Namen und Orte oft allein in polonisierter Form wiederzugeben, von der Tendenz, das östliche Polen-Litauen (Kresy) mental weiterhin polnisch zu vereinnahmen.