Alle diese Gebäude haben etwas gemeinsam: Sie müssen genutzt werden, um nicht zu verfallen. Die Herausforderung, die das gebaute jüdische Kulturerbe mit sich bringt, beruht auf dieser Prämisse und läuft letztendlich auf die Frage nach einem funktionsbezogenen Denkmalschutz hinaus, d.h. welche neue Nutzung können ehemalige Synagogenbauten bekommen, um sie vor dem Verfall zu schützen. Denn als direkte Folge der Shoah wurden die Gebäude ihrer eigentlichen Erben und Funktion beraubt und oftmals dem Lauf der Zeit sowie der menschlichen Gleichgültigkeit überlassen.
- Ihre eigentliche Verwendung wurde fortgesetzt. So ist die Synagoge in weiterhin in ihrem ursprünglichen Kontext als Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde des Ortes in Gebrauch.Dzierżoniówdeu. Reichenbach (Eulengebirge), pol. Drobniszew, deu. Reichenbach im Eulengebirge, deu. Reichenbach am Eulengebirge, deu. Reychenbach, pol. Rychbach, pol. Rychonek, deu. Reichenbach unter der Eule
Dzierżoniów (Bevölkerung 2023: 30.614) ist eine Kreisstadt im Südwesten Polens, in der Woiwodschaft Niederschlesien. Dzierżoniów liegt am östlichen Rand des Eulengebirges (Góry Sowie) am Fluss Peilau (Piława) und gehört zu den ältesten Städten Niederschlesiens. Die Stadtrechte erhielt sie wahrscheinlich um 1250. Bis 1945 war die Stadt unter dem deutschen Namen Reichenbach bekannt, der zunächst in Rychbach umbenannt wurde. Der heutigen Namen erhielt sie 1946 zum Gedenken an Pfarrer Jan Dzierżoń (Johann Dzierzon) - einen herausragenden schlesischen Bienenforscher.
- Sie fanden eine Umnutzung, welche ihren kulturellen und ästhetischen Wert beibehielt. So ist das ehemalige
Tahara-Haus
Tahara-Haus
Tahara bezeichnet im Judentum den Zustand der rituellen Reinheit. Leichen z.B. gelten im Judentum als rituell unrein (Tuma). Taharahäuser sind spezielle Häuser, die auf jüdischen Friedhöfen zu finden sind, in denen rituelle Leichenwaschungen an verstorbenen Juden vorgenommen werden, um die Toten vor ihrer Bestattung wieder in den Zustand ritueller Reinheit zu versetzen.
in zwar nicht mehr als solches in Gebrauch, besteht aber weiterhin als ein Zentrum interkulturellen Dialogs („Mendelsohn Haus“) und ist dadurch weiterhin Teil des Stadtbildes.Olsztyndeu. Allenstein, lat. Holstin, lat. Allenstenium
Das heutige Stadt Allenstein/Olsztyn (Bevölkerungszahl 2022: 168.212) wurde 1353 als „Allensteyn“ an der Allna gegründet. Allenstein ist die größte Stadt Ermlands und der Sitz der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Die Stadt ist Mitglied der Europäische Route der Backsteingotik, insbesondere aufgrund seines Altstadtrings und der Burg Allenstein.
Das Bild zeigt eine Stadtansicht von Olsztyn /Allenstein auf einer Postkarte von vor 1945.
- Sie wurden ohne Rücksicht auf ihren ursprünglichen Zweck umgenutzt. Als Beispiel kann hier die ehemalige Synagoge in dienen, die unter der nationalsozialistischen Besatzung in ein Lichtspielhaus umgebaut wurde und mittlerweile als Geschäftsgebäude genutzt wird.Działdowodeu. Soldau, deu. Soldov, deu. Soldav, . Saldawa
Das heutige Działdowo ist eine Kreisstadt (Bevölkerung 2022: 20.367) in der Woiwodschaft Ermland-Masuren im Nordosten Polens. Soldau entstand im Zuge der Kolonisierung der Landschaft Sassen, wo der Deutschen Orden im 14. Jahrhundert nahe der Grenze zu Masowien eine Burg errichtete. 1344 erhielt der in der Nähe gelegene Ort Soldav Stadtrechte. 1466 fand sich die Stadt im polnischen Lehnsgebiet wieder. 1525 wurde sie zur Kreisstadt. In Preußen verlor sie die Kreisfunktion, die sie erst nach der erneuten Eingliederung in den polnischen Staat 1920 wiedererlangte. Während der deutschen Besatzung 1939-1945 wurde hier das Konzentrationslager Soldau errichtet.
Heute ist die Stadt ein wichtiger Verkehrsknoten und ein regionaler Kulturstandort.
- Sie stehen leer und werden – in den meisten Fällen – zunehmend baufällig oder zu Ruinen. Von den zahlreichen möglichen Beispielen, soll hier die ehemalige Synagoge in angeführt sein.Kwidzyndeu. Marienwerder, lat. Insula Sanctae Mariae, lat. Quedin, lat. Queden, . Kwēdina, pol. Kwidzyń
Die Kreisstadt Kwidzyn liegt in der Woiwodschaft Pommern im Norden Polens. Historisch gesehen liegt sie auf dem Gebiet der historischen Landschaft Pomesanien. Noch vor seiner endgültigen Kolonisation durch den Deutschordensstaat wurden die ersten Vorläufer von Kwidzyn zerstört. 1336 wurden die Stadtrechte der nun als Residenz der pomesanischen Bischöfe dienenden Stadt bestätigt. In den nächsten Jahrhunderten stand die Stadt zeitweise unter polnischer, brandenburgischer, preußischer und zeitweise auch schwedischer und russischer Herrschaft. Nach der ersten Teilung Polens 1772 wurde Kwidzyn zu einer westpreußischen Grenzstadt an der Grenze zu Russland (später zu Polen). Nach 1945 hat sich die Stadt als eins der wichtigsten Zentren der polnischen Papierindustrie etabliert.
- Die vollkommene, bewusst eingesetzte Zerstörung. So sind beispielsweise die in traditioneller Holzbauweise ausgeführten Synagogen ausnahmslos und vorsätzlich zerstört worden. Als eines von zahlreichen möglichen Beispielen dient hier die hölzerne Synagoge in . Die Synagoge wurde zwar inVoŭpapol. Wołpa, rus. Volpa, rus. Волпа, bel. Воўпа
Das heutige weißrussische Dorf Voŭpa (Bevölkerung 2019: 639) im Bezirk Vaŭkavysk wurde erstmals im 15. Jahrhundert erwähnt. Im 17. Jahrhundert war es eine Königliche Freistadt in der Polnisch-Litauischen Doppelmonarchie. Mit der Dritten Teilung Polen-Litauens 1795 fiel Voŭpa an Russland und verlor 1831 die Stadtrechte. Die stark jüdische Prägung des Dorfes im 19. Jahrhundert endete mit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Bekannt war der Ort wegen seiner Holzsynagoge aus dem 16.-17. Jahrhundert, die jedoch während der deutschen Besatzung zerstört wurde.
für touristische Zwecke wieder aufgebaut, von dem ursprünglichen Gebäude findet sich aber in dem heute belarussischen Dorf keine Spur mehr.Biłgorajyid. בילגוריי, ukr. Bìlg̀oraj, ukr. Bìlgoraj, rus. Bilgoraj, ukr. Білґорай, ukr. Білгорай, rus. Билгорай, yid. Bilgoray, pol. Biłgora, rus. BilgoraiBiłgoraj (Bevölkerungszahl 2023: 18.064) ist eine Kreisstadt in der Woiwodschaft Lublin im Osten Polens. Sie wurde 1578 als Verwaltungszentrum in einem damals dünn besiedelten Teil von Kleinpolen als Privatstadt der Familie Gorajski gegründet. Bis zum 17. Jahrhundert war Biłgoraj ein Zentrum des Calvinismus, eine katholische Kirche wurde hier erst im 18. Jahrhundert gebaut. Seit dem 17. Jahrhundert durften sich Juden in der Stadt niederlassen, die später die Mehrheit der Bevölkerung stellten. Mit der dritten Teilung Polens gehörte Biłgoraj zu Österreich, dann 1809-1815 zum Herzogtum Polen, und anschließend zu Russland (Königreich Polen). Angesichts der Industrialisierung im 19. Jahrhundert verlor die stark vom Handwerk dominierte Stadt an Bedeutung. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 wurde Biłgoraj weitgehend zerstört. Von den deutschen Besatzern wurde die Stadt am 28. September für fünf Tage an die Sowjetunion übergeben, und nach einer Korrektur des Grenzverlaufs wieder von den Deutschen übernommen. 1940-1942 wurde hier ein Ghetto betrieben, dessen Überlebende ins nahe Vernichtungslager Belzec abgeschoben und dort umgebracht wurden. In den 1960er und 1970er Jahren stieg Biłgoraj zu einem regionalen Industriezentrum auf.
Eine wichtige Voraussetzung ist dabei die internationale Zusammenarbeit verschiedener Forschungsstellen, da das Thema unterschiedliche Forschungsdisziplinen, Kulturkreise und Verwaltungsorgane betrifft.3
Wrocław (dt. Breslau) ist eine der größten Städte in Polen (Bevölkerungszahl 2022: 674.079). Sie liegt in der Woiwodschaft Niederschlesien im Südwesten des Landes.
Zunächst unter böhmischer, piastischer und zeitweise ungarischer Herrschaft übernahmen 1526 die Habsburger die schlesischen Erblande und damit auch Breslau. Einen weiteren Wendepunkt in der Geschichte der Stadt stellte die Besetzung Breslaus durch die preußischen Truppen 1741 und die anschließende Einverleibung eines Großteil Schlesiens in das Königreich Preußen dar.
Die rapide Bevölkerungszunahme und Industrialisierung führte zur sprunghaften Urbanisierung der Vorstädte und ihrer Eingemeindung, was mit der Schleifung der Stadtmauer Anfang des 19. Jahrhunderts einherging. Bereits 1840 wuchs Breslau mit 100.000 Einwohnern zur Großstadt heran. Am Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich das häufig noch mittelalterlich geprägte Stadtbild hin zur Großstadt wilhelminischer Prägung. Höhepunkt der Stadtentwicklung noch vor dem Ersten Weltkrieg war die Anlage des Ausstellungsparks als neuer Mittelpunkt der gewerblichen Zukunft Breslaus mit der Jahrhunderthalle von 1913, die seit 2006 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
In den 1920er und 30er Jahren erfolgte die Eingemeindung von 36 Ortschaften und der Bau von Wohnsiedlungen am Stadtrand. Um der großen Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg zu begegnen, wurden auch Wohngenossenschaften mit Siedlungsbau beauftragt.
Noch 1944 zur Festung erklärt, wurde Breslau während der folgenden Kampfhandlungen in der ersten Hälfte 1945 nahezu vollständig zerstört. Der Wiederaufbau der nun Polnisch gewordenen Stadt dauerte bis in die 1960er Jahre.
Von der etwa 20.000 Personen zählender jüdischen Bevölkerung fanden sich nach dem Zweiten Weltkrieg nur 160 Personen in der Stadt wieder. 1945–1947 wurde die nach dem Kriegsende verbliebene bzw. zurückgekehrte - deutsche - Bevölkerung der Stadt zur Auswanderung größtenteils gezwungen, an ihre Stelle wurden Menschen aus dem Gebiet des polnischen Vorkriegsstaats angesiedelt, darunter aus den an die Sowjetunion verlorenen Gebiete.
Nach dem politischen Umbruch von 1989 erhob sich die Stadt zu neuer, beeindruckender Blüte. Der Transformationsprozess und seine raumwirksamen Folgen sorgten für einen rasanten Aufschwung Breslaus, unterstützt durch den Beitritt Polens zur Europäischen Union im Jahr 2004. Heute ist Breslau eine der am besten prosperierenden Städte Polens.
Die heutige Kreisstadt Przysucha (Bevölkerungszahl 2022: 5.393) liegt heute in der Woiwodschaft Masowien, historisch allerdings auf dem Gebiet von Kleinpolen. Der seit dem 15. Jahrhundert bekannte Ort erhielt 1715 im Zusammenhang mit der Ansiedlung der Industrie Stadtrechte. Die junge Stadt zog deutsche, polnische und jüdische Siedler an, die sich jeweils in einem eigenen Stadtteil niederließen, wodurch sich das untypische Bild einer Kleinstadt mit drei Märkten erklärt. Im 19. Jahrhundert verlor die dominierende Metallindustrie an Bedeutung. Przysucha verlor 1869 Stadtrechte, welche 1958 wiedererlangt wurden.
(3) Die hypothetische 3D-Rekonstruktion wird am AI MAINZ am Beispiel bedrohter und/oder zerstörter Synagogen auch in der Lehre eingesetzt. Hierbei wird das Konzept Scientific Reference Model (SFM) angewendet, bei dem sich die Studierenden vertiefend mit der webbasierten Dokumentation und Publikation ihrer 3D-Modelle beschäftigen. Im Zentrum steht der freie Zugang zu den 3D-Daten unter Anwendung standardisierter 3D-Austauschformate (IFC). In der Lehrveranstaltung werden Studierende der Fachrichtung Architektur in einer BIM-konformen Modellierungssoftware anhand von historischen Bauaufnahmen teilweise zerstörter Synagogen aus Osteuropa unterrichtet. Als Grundlage dienen historische Bauaufnahmen, die den Vorkriegszustand der Gebäude zu Beginn des 20. Jahrhunderts dokumentieren. Ergebnis dieser Kurse, die teilweise auch an den Partneruniversitäten in
Warschau ist die Hauptstadt Polens und zugleich die größte Stadt des Landes (Bevölkerungszahl 2022: 1.861.975). Sie liegt in der Woiwodschaft Masowien an Polens längstem Fluss, der Weichsel. Warschau wurde erstmals Ende des 16. Jahrhunderts Hauptstadt der polnisch-litauischen Adelsrepublik und löste damit Krakau ab, das zuvor polnische Hauptstadt gewesen war. Im Rahmen der Teilungen Polen-Litauens wurde Warschau mehrfach besetzt und schließlich für elf Jahre Teil der preußischen Provinz Südpreußen. Von 1807 bis 1815 war die Stadt Hauptstadt des Herzogtums Warschau, einem kurzlebigen napoleonischen Satellitenstaat; im Anschluss des Königreichs Polen unter russischer Oberherrschaft (dem sog. Kongresspolen). Erst mit Gründung der Zweiten Polnischen Republik nach Ende des Ersten Weltkriegs war Warschau wieder Hauptstadt eines unabhängigen polnischen Staates.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Warschau erst nach intensiven Kämpfen und einer mehrwöchigen Belagerung von der Wehrmacht erobert und besetzt. Schon dabei fand eine fünfstellige Zahl an Einwohnern den Tod und wurden Teile der nicht zuletzt für seine zahlreichen barocken Paläste und Parkanlagen bekannten Stadt bereits schwer beschädigt. Im Rahmen der anschließenden Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung der polnischen und jüdischen Bevölkerung wurde mit dem Warschauer Ghetto das mit Abstand größte jüdische Ghetto unter deutscher Besatzung errichtet, das als Sammellager für mehrere hunderttausend Menschen aus Stadt, Umland und selbst dem besetzten Ausland diente und zugleich Ausgangspunkt für die Deportation in Arbeits- und Vernichtungslager war.
Infolge des Aufstandes im Warschauer Ghetto ab dem 18. April 1943 und dessen Niederschlagung Anfang Mai 1943 wurde das Ghettogebiet systematisch zerstört und seine letzten Bewohner verschleppt und ermordet. Im Sommer 1944 folgte der zwei Monate dauernde Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung, in dessen Folge fast zweihunderttausend Polen ums Leben kamen und nach dessen Niederschlagung auch das restliche Stadtgebiet Warschaus von deutschen Einheiten weitgehend und planmäßig zerstört wurde.
In der Nachkriegszeit wurden zahlreiche historische Gebäude und Teile der Innenstadt, darunter das Warschauer Königsschloss und die Altstadt, wiederaufgebaut - ein Prozess, der bis heute andauert.
Die Kreisfreie Stadt Łódź (Bevölkerung 2022: 658.444) liegt in der gleichnamigen Woiwodschaft in der Mitte Polens. Die bis in die 1820er Jahre unbedeutende Kleinstadt erfuhr einen enormen Aufschwung nach dem Ausbau zum führenden Industriezentrum in autonomen Königreich Polen und einem der wichtigsten Industriezentren im gesamten Zarenreich. Wegen der dominierenden Textilindustrie, die mit deutschem, jüdischem, polnischem und russischem Kapital aufgebaut wurde, erhielt die Stadt den Beinamen "Manchester Polens". Allerdings hielt der Wohnungsbau und der Ausbau der Infrastruktur dem Ausbau der Industrie nicht Schritt, sodass in der Stadt neben prunkvollen Palästen breite Teile der Stadtbevölkerung in prekären Verhältnissen, oft ohne Kanalisation und ohne Zugang zu Bildung, lebten.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs gehörte Łódź zum wiederhergestellten polnischen Staat. Neben dem Wiederaufbau der kriegszerstörten Industrie wurde auch verstärkt in die Verbesserung der Lebensbedingungen der Stadtbevölkerung investiert. Nach dem Deutschen Überfall auf Polen im September 1939 wurde die Stadt ins Deutsche Reich eingegliedert und ihr offizieller Name zunächst in Lodsch, dann in Litzmannstadt geändert. 1940-1944 existierte in der Stadt eins der größten Ghettos im Reichsgebiet, in dem neben der beinahe gesamten örtlichen jüdischen Bevölkerung (mit ca. 220.000 etwa ein Drittel der Stadteinwohnerschaft) auch jüdische Bevölkerungsteile aus anderen Gebieten Polens und des Auslands sowie Sinti und Roma auf kleinstem Raum interniert waren. Nur wenige Menschen haben das Ghetto bzw. den Ort der anschließenden Verschleppung überlebt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 stellte Łódź eine intakte Stadt dar. Als die zu diesem Zeitpunkt größte Stadt Polens und wegen ihrer Nähe zur formellen, aber fast komplett zerstörten Hauptstadt Warschau, fungierte sie für drei Jahre als Regierungssitz.
Die Krise der Textilindustrie begann in den 1980er Jahren, um kurz nach Beginn der politischen Transformation Anfang der 1990er Jahre zusammenzubrechen. Die Stadt stürzte in eine tiefe Krise, in deren Folge ihre Bevölkerung zwischen 1989 und 2022 um 200.000 Einwohner sank. Vom zweiten Platz im Ranking der größten Städte des Landes ist Łódź an die vierte Stelle nach Krakau und Breslau zurückgefallen. Die Investitionen in die Sanierung, den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und den Kultursektor trugen im 21. Jahrhundert zu einem deutlich besseren Image der Stadt bei, die heute als einer der wichtigsten Standorte für Bildung, Kultur, die Designbranche und Filmindustrie in Polen gilt.
- Zunächst lässt sich festhalten, dass eine wissenschaftliche Beschäftigung mit den Bauwerken unter Zuhilfenahme der entwickelten SRM-Methodik, die Zugänglichkeit im digitalen Raum vorantreibt. Dies gilt besonders für Bauwerke der Szenarien 3, 4 und 5. Obwohl die Digitalisierung im virtuellen Raum den weiteren Verfall dieser Bauwerke nicht stoppen kann, erhöht sie zumindest ihre Sichtbarkeit. So werden vielversprechende studentische Rekonstruktionen von wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen überarbeitet und in Form von Augmented Reality Augmented Reality Als Augmented Reality (AR) (dt. Erweiterte Realität) wird die visuelle Darstellung von computergenerierten Zusatzinformationen in Bildern und Videos bezeichnet. Ein Einsatzbereich ist die Übertragung von Fußballspielen im Fernsehen. Dort wird beispielsweise, um Abseitslinien für Zuschauer:innen deutlich zu machen, eine virtuelle Abseitslinie mithilfe von AR eingeblendet. Postkarten online zur Verfügung gestellt, die die 3D-Modelle in kleinem Maßstab für jedermann erfahrbar werden lassen.
- Hinzu kommt ein schnellerer Zugang zur Komplexität der Gebäude, der mit Hilfe der dritten Dimension zu neuen Fragestellungen in der Forschung führen kann. Ein Nebenprodukt dieser Form der Digitalisierung ist der erleichterte Zugang zum Gebäude sowie zu dessen Quellen, da möglicherweise aufgrund praktischer und teilweise politischer Unwegsamkeiten ein Besuch des Originals nicht mehr möglich ist. Durch das erwähnte 3D-Repositorium des AI MAINZ ist dieser Zugang auch ohne Vorkenntnisse in 3D-Modellierung möglich.
- Ein ebenso wichtiger Punkt ist die Vergleichbarkeit der Architektur in Volumen, Bauart, Stil und Material, die durch die 3D-Modelle erleichtert wird. Dieser klassische Ansatz der Architekturgeschichte wird in der Zukunft noch durch maschinen-gestützte Abfragen an die 3D-Modelle selbst erweitert werden, was erhebliche Vorteile mit sich bringen wird.
- Obwohl eine präzise digitale Dokumentation – wie im Fall der Synagoge in Przysucha – in den meisten Fällen wünschenswert wäre, ist selbst die zuletzt geschilderte Beschäftigung mit den Objekten in der Lehre ein durchaus lohnendes Unterfangen. Schon die Umsetzung zweidimensionaler historischer Bauaufnahmen in ein digitales 3D-Modell kann einen letzten Dokumentationsstand vor einer möglichen vollständigen Zerstörung darstellen. Denn auf Grund der politischen Entwicklungen werden nicht alle jüdischen Bauwerke in Ostmitteleuropa vor Ort erhalten bleiben.
- Hinzu kommt noch ein freierer Umgang mit historischer Unschärfe. So hebt die digitale 3D-Rekonstruktion einen hypothetischen Bauzustand aus der Abstraktion in eine konkrete Diskussionsgrundlage und nebenbei wird das Quellenmaterial noch einer genaueren Prüfung durch Vergleich unterzogen.
Aschmjany (Bevölkerungszahl 2023: 16.870), ist eine Stadt in der Region Grodno in Belarus. Sie wurde 1341 ersterwähnt. 1384 wurde sie von den Truppen des Deutschen Ordens zerstört, und war auch später in Konflikte mit dem Deutschen Orden sowie in weitere, innenpolitische Auseinandersetzungen in Litauen involviert. 1566 erhielt Aschmjany das Magdeburger Stadtrecht. Im 16. Jahrhundert gehörte die Stadt zu den wichtigsten Zentren des Calvinismus in Polen-Litauen. Nach der Dritten Teilung Polen-Litauens gehörte die Stadt zu Russland. Während des Novemberaufstands wurden die Russen 1830 aus der Stadt vertrieben, die erst im April 1831 wiedererobert wurde. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Aschmjany überwiegend von Juden bewohnt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Aschmjany zur Kreisstadt in Polen. 1939-1941 wurde die Stadt von der Sowjetunion besetzt. Nach der deutschen Besatzung 1941 wurde in Aschmjany ein Ghetto eingerichtet. 1943 wurde es aufgelöst, und seine Bevölkerung hauptsächlich in Ghettos in heutigem Litauen deportiert oder vor Ort umgebracht. 1945 wurde die Stadt in die Weißrussischen Sozialistische Sowjetrepublik eingegliedert.
Die Großstadt Elbląg (hist. dt. Elbing; Bevölkerung 2023: 112.923) liegt in der nordpolnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, nur wenige Kilometer südlich des Frischen Haffs und rund 50 Kilometer südöstlich von Danzig. Im Mittelalter war Elbing eine der führenden Hansestädte und einer der Hauptsitze des Deutschen Ordens. Ihre Bedeutung als eins der wichtigsten Häfen der Ostsee ging im 15. Jahrhundert u.a. aufgrund der Versandung verloren.
In der Frühen Neuzeit stand Elbing überwiegend unter polnischer Oberhoheit als Teil des sog. "Preußen Königlichen Anteils". 1772, infolge der ersten Teilung Polen-Litauens, kam die Stadt zur neugegründeten preußischen Provinz Westpreußen, 1945 zur damaligen Volksrepublik Polen.
Die Kreisstadt Szczytno (ehemals Ortelsburg, Bevölkerung 2022: 22.081) liegt in der Woiwodschaft Ermland-Masuren im Nordosten Polens. Die Anerkennung von Ortelsburg als vollrechtliche Stadt wurde lange Zeit von der in der Nähe gelegenen Stadt Passenheim (heute Pasym) verhindert. Kurz nach der endgültigen Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1723 wurde in Ortelsburg eine preußische Garnison stationiert. Obwohl die Stadt nach dem Volksentscheid von 1920 in Ostpreußen veblieben ist, blieb sie ein wichtiges Zentrum der polnischen Kultur im Deutschen Reich.
Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg erlitt Ortelsburg starke Zerstörungen. Die Stadt gehört seit 1945 zu Polen. Die in der Stadt angesiedelte, einzige Polizeiakademie des Landes knüpft an die Tradition der Garnisonstadt an.
Das Dorf Dąbrówno (Bevölkerung 2021: 970) ist der Sitz der gleichnamigen Gemeinde im der Woiwodschaft Ermland-Masuren in Polen. Die ehemalige Stadt erlangte im Ersten Weltkrieg überregionale Bekanntheit durch den Sieg der deutschen Truppen über die 2. Russische Armee (30. August 1914), was im Dritten Reich propagandistisch als „Schlacht von Tannenberg“ bezeichnet wurde - in Anspielung an die im gleichen Gebiet 1410 ausgefochtene Schlacht, in der der Deutsche Orden eine Niederlage gegen polnisch-litauische Kräfte erlitten hatte. Nach dem Ersten Weltkrieg zeichnete sich jedoch der Niedergang der nun an der Grenze zu Polen liegenden Kleinstadt ab. Als sie 1945 selbst polnisch geworden war, verlor Dąbrówno Stadtrechte.