Zentralasien (manchmal auch Mittelasien) ist ein zusammenfassender Begriff für eine Großregion in Asien. Nach der aktuell präferierten Definition umfasst sie die postsowjetischen Staaten in Asien östlich des Kaukasus, also Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenistan. Diese Definition geht auf die wirtschaftsgeografische Bezeichnung aus der Sowjetzeit "Srednjaja Asja" („Mittelasien“) zurück, die jedoch Kasachstan nicht umfasste.
Konkurrierende Definitionen zählen dazu auch weitere Staaten aus der ehemals sowjetischen Einflusssphäre, d.h. die südlich des Kaukasushauptkamms gelegenen Armenien, Aserbaidschan, Georgien sowie Afghanistan und die Mongolei. Eine andere schließt noch den östlichen Iran, das nördliche Pakistan, Kaschmir sowie die zu China gehörende autonome Gebiete Xinjiang und Tibet ein, dabei jedoch die Südkaukasusanrainer aus.
Tadschikistan (Bevölkerungszahl 2023: 10.077.600) ist ein Binnenstaat in Zentralasien mit der Hauptstadt Duschanbe. Die Amtssprachen sind Tadschikisch und Russisch. Das Land grenzt an Afghanistan, China, Kirgisistan und Usbekistan. Im Wettkampf mit Großbritannien um den Einfluss in der Großregion eroberte Russland 1868 den nördlichen Teil des Emirats von Buchara mit Teilen von Tadschikistan, während der südliche Teil als russisches Protektorat weiter existierte. 1918 wurde der nördliche Teil in die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik Turkestan eingegliedert. Nach ihrer Auflösung und der Einverleibung des ehemaligen Emirats von Buchara in die Sowjetunion 1924 entstand die Tadschikische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik im Rahmen der Usbekischen SSR. 1929 wurde sie als Tadschikische SSR ausgegliedert. Anknüpfend an den Zusammenbruch der Sowjetunion erklärte Tadschikistan 1991 seine politische Unabhängigkeit. Die ersten Jahre der Unabhängigkeit (1992 bis 1997) waren von Bürgerkrieg geprägt. Gewaltsame Grenzstreitigkeiten mit Kirgisien dauern bis in die 2020er Jahre an. Dies beeinflusste auch die Entwicklung der ohnehin schwachen Wirtschaft des Landes, die stark von Rücküberweisungen tadschikischer Gastarbeiter:innen aus Russland abhängt. Im Land selbst ist die Landwirtschaft aufgrund der Hochgebirgslage nur begrenzt möglich. Darüber hinaus gibt es im geringeren Umfang Bergbau und metallverarbeitende Industrie, die hauptsächlich das in Tadschikistan abgebaute Aluminium verarbeitet.
Usbekistan (Bevölkerungszahl 2023: 36.799.800) ist ein Binnenstaat in Zentralasien. Seine Hauptstadt ist Taschkent, die offiziellen Amtssprachen sind Usbekisch sowie - in der autonomen Republik Karakalpakistan - Karakalpakisch. Das Land grenzt an Afghanistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Turkmenistan.
Ab 1428 bilden sich auf dem Gebiet des heutigen Usbekistans die Usbeken-Khanate aus, die zeitweise den Mogul-Khanen tributpflichtig waren. 1506 entstand das Khanat Buchara (ab 1785 Emirat), von dem sich später die Khanate Chiwa und Kokand abspalteten. 1868 annektierte Russland den nördlichen Teil des Emirats Buchara, während der südliche Teil als russisches Protektorat weiter existierte. Chiwa wurde ab 1873 russisches Protektorat. 1876 wurde Kokand erobert. Der während der Machtkämpfe in Russland nach der Oktoberrevolution 1917 entstandene Alasch-Orda-Staat umfasste auch Teile des heutigen Usbekistans. Das Khanat Chiwa wurde 1920 in Choresmische Sowjetische Volksrepublik umgewandelt, die 1923 als Choresmische Sozialistische Sowjetrepublik der Sowjetunion beitrat. Das Emirat von Buchara wurde ebenfalls 1920 zur Sowjetische Volksrepublik Buchara, die ab 1924 der Sowjetunion angehörte. Diese pseudoautonomen Gebilde wurden der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik Turkestan einverleibt, aus der 1925 die Usbekische SSR entstand. 1929 wurde daraus die Tadschikische SSR ausgegliedert. 1936 wurde u.a. Karakalpakistan von der Russischen SFSR an Usbekistan abgetreten. Der Zusammenbruch der Sowjetunion ebnete den Weg zur 1991 erfolgten Unabhängigkeitserklärung von Usbekistan. Bisher hat sich im Land keine demokratische Regierungsform etabliert.
Usbekistan war eine der ärmeren Teilrepubliken der UdSSR. Das ländlich geprägte Land ist stark vom Baumwollanbau abhängig, der jedoch auch im Zusammenhang mit den großangelegten Bewässerungsprojekten der Sowjetunion in Wüstengebieten schwere ökologischen Schäden verursacht. Neben der Landwirtschaft profitiert das Land von der Erdgasgewinnung und – im geringeren Maße – dem Maschinenbau.
Der Tian Shan ist ein Hochgebirge in Zentralasien, das sich etwa über 2450 km auf einer Breite bis zu 400 km auf dem Gebiet von Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan und China erstreckt. In Teilen gilt es seit 2013 bzw. 2016 als Weltnaturerbe. Sein höchster Berg ist Dschengisch Tschokusu (ehemals Pik Pobiedy) in Kirgisien mit 7.439 m üNN.
Kirgisistan (Bevölkerungszahl 2023: 7.161.910) ist ein Binnenstaat in Zentralasien mit Hauptstadt in Bischkek. Seine Amtssprachen sind Russisch und Kirgisisch. Umgeben ist der Staat von China, Kasachstan, Tadschikistan und Usbekistan. Die Kirgisen wanderten in das Gebiet in mehreren Phasen ab dem 8/9. Jahrhundert ein und etablierten sich im 16. Jahrhundert als eine politisch bedeutende Macht. Der ursprünglich dominierende Buddhismus wich im 18. Jahrhundert endgültig dem Islam, der bereits seit dem 10. Jahrhundert im heutigen Kirgisistan präsent war.
Im 18. Jahrhundert gehörte das heutige Landesgebiet zunächst zu China. 1762-1870 eroberte das Khanat Kokand nach und nach das heutige Kirgisien von Südosten, während seit 1855 Russland vom Norden her in das Gebiet eindrang. 1876 eroberte Russland auch das Khanat Kokand, dessen Gebiet in das Generalgouvernement Turkestan einverleibt wurde. Der während der Machtkämpfe in Russland nach der Oktoberrevolution 1917 entstandene Alasch-Orda-Staat umfasste das auch das heutige Kirgisistan (teilweise als Kokander Autnomie bekannt). Nach der Eroberung durch die Rote Armee 1920 wurden diese Gebiete in die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik Turkestan eingegliedert und nach deren Auflösung 1924 als Autonomes Gebiet der Kara-Kirgisen von der sowjetischen Zentralregierung verwaltet, das 1926 zur Kirgisischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik deklariert wurde. 1936 entstand daraus die Kirgisische Sozialistische Sowjetrepublik, die 1991 ihre Unabhängigkeit proklamierte. Kirgisien ist seitdem von politischen Unruhen geprägt, wie etwa der 2005er „Tulpenrevolution“, die einen Demokratisierungsprozess eingeleitet hatte, seit 2020 allerdings Rückschläge erleidet.
Kasachstan ist ein Binnenstaat in Zentralasien. Nur-Sultan ist die Hauptstadt des von ungefähr 18,8 Millionen Menschen bewohnten Landes. Das Land liegt am Kaspischen Meer und ist seit 1991 unabhängig. Die Geschichte des Landes ist geprägt von verschiedenen Dynastien, die bis ins 18. Jahrhundert Khanate auf dem Gebiet des Landes gründeten, bis das Land im 19. Jahrhundert formell durch das russische Zarenreich regiert wurde. Von 1936 bis 1991 war Kasachstan Teil der Sowjetunion.
Die Uigurische Autonome Region Xinjiang liegt im Nordwesten der Volksrepublik China. Sie wird teils mit Ostturkestan gleichgesetzt. Seine Bevölkerungszahl 2023 betrug 25.980.000 und mit 1.664.897 km² ist sie die flächenmäßig größte Verwaltungseinheit Chinas. Sie wird etwa gleichermaßen von uigurischer und chinesischer Bevölkerung bewohnt, wobei der Anteil der Han-Chinesen steigt. Darüber hinaus gibt es in Xinjiang autonome Bezirke der Kasachen, der Kirgisen, der Mongolen, und der Hui. Die Hauptstadt der Region ist Ürümqi im Norden, der als Dsungarei bekannt ist. Weiter südlich, jenseits des Gebirges Tian Shan um die Taklamakan-Wüste verliefen Stränge der Seiden-Straße, an denen mehrere historisch bedeutende Städte wie Aksu, Hotan, Kaschi oder Kaschgar liegen.
Die zeitweise selbständige Region wurde historisch nicht nur von China, sondern auch vom Khanat Kokand und Russland bzw. der Sowjetunion beansprucht. Ab 1881 ist die Region Teil des chinesischen Staates, 1955 erhielt sie den heutigen Status. In der Volksrepublik China litt die kulturelle und ethnische Identität der lokalen Bevölkerung insbesondere im Zusammenhang mit der Kulturrevolution (1966-1976) und mit der im 21. Jahrhundert als Gegenmaßnahme zu Spaltungsbestrebungen und zunehmenden islamistischen Tendenzen eingesetzten Verfolgung der uigurischen Bevölkerung.
Afghanistan ist ein Binnenstaat in Asien. Er ist umgeben vom Iran, von Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, der Volksrepublik China und Pakistan, seine Hauptstadt ist Kabul. Die offiziell berechnete Bevölkerungszahl beträgt 34.971.517 (2023). Die Staatsfläche beträgt 652.864 km². Die Amtssprachen sind Paschtu und Persisch. Der überwiegende Teil des Landes besteht aus Hochgebirge. Im Süden und Südwesten dominieren Trockenlandschaften. Der ab dem 16. Jahrhundert für das Siedlungsgebiet paschtunischer Stämme belegte Begriff Afghanistan fungiert erst seit 1919 als offizieller Staatsname.
Vor dem politischen Aufstieg der Paschtunen im 17. Jahrhundert stand das Gebiet des heutigen Afghanistans ab der Antike unter der wechselnden Herrschaft der persischen, türkischen, griechischen, hinduistischen, und anderen, zentralasiatischen Stammesverbände bzw. Staaten. Mit der islamischen Expansion ab dem 7. Jahrhundert drangen arabische Herrscher in das Gebiet. Der Islam setzte sich hier jedoch erst nach einigen Jahrhunderten durch, wobei die türkischen, usbekischen, mongolischen, persischen und arabischen sowie jene aus Nordindien stammenden Dynastien um die Vorherrschaft rangen.
Das 1747 vom Persischen Reich abgespaltenes Durrani-Reich gilt als Vorläufer von Afghanistan. Im 19. Jahrhundert war es in mehrere Konflikte verwickelt, vor allem mit Punjab. Das inzwischen zerspaltene Reich geriet in den russisch-britischen Interessenkonflikt um Einflüsse in diesem Teil Asiens. Die Briten bezwangen letztendlich nach zwei Kriegen (1839-1842 und 1878-1880) Afghanistan, wobei ihre Herrschaft von zahlreichen Aufständen begleitet wurde. 1893 gliederten die Briten den Südosten Afghanistans in die indische Kronkolonie ein. Die damals entstandene Demarkationslinie stellt heute noch die umstrittene Grenze zu Pakistan dar. 1919 nach einem kurzen Krieg erlangte Afghanistan seine Unabhängigkeit. Das Emirat wandelte sich 1926 zum Königreich, das ab 1963 eine konstitutionelle Monarchie war.
Die nach dem Militärputsch von 1973 ausgerufene UdSSR-freundliche Republik wurde 1978 durch eine sowjetische Marionettenregierung der Demokratische Republik Afghanistan ersetzt, die sich nach dem 1979 ausgebrochenen Bürgerkrieg nur durch einen militärischen Einsatz der UdSSR halten konnte. Der Krieg entwickelte sich schnell zu einem Stellvertreterkrieg, und die von den Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien und Pakistan unterstützen Mudschahedin gewannen nach dem Abzug der sowjetischen Truppen 1989 nach und nach Oberhand. Der von ihnen 1992 ausgerufene Islamische Staat Afghanistan konnte den bestehenden Zusammenbruch der staatlichen Strukturen kaum überwinden, und wurde 1996 von der sich im pakistanischen Exil formierten Bewegung der Taliban durch das brutale, religiöse Regime des Islamischen Emirats Afghanistan ersetzt. Die Taliban wurden 2001 nach dem militärischen Eingriff der USA und ihren Verbündeten besiegt, und die rechtmäßige Regierung wieder eingesetzt. 2002-2004 wurde bis zur Ausrufung der Islamischen Republik Afghanistan der sogenannte Islamischen Übergangsstaat Afghanistan gegründet. Die Republik überdauerte jedoch kaum den Abzug der internationalen Truppen im Jahr 2021, und die nach wie vor international kaum anerkannten Taliban übernahmen wieder die Macht. Die Situation der Zivilbevölkerung, und insbesondere der Frauen in dem sich seit 1978 ständig im Unruhezustand befindenden Land verschlechterte sich anschließend dramatisch.
Die Mongolei ist ein Binnenstaat in Asien, der im Norden von Russland und im Süden von China umschlossen wird. Die geringe Bevölkerungszahl von 3.396.788 (2023) ist auf eine Fläche von 1.564.116 km² verteilt. In der Hauptstadt Ulaanbaatar wohnt inzwischen fast die Hälfte der Staatsbevölkerung. Die das Land prägenden Steppen und die Wüste Gobi sind vom Norden und Westen von Bergen umgeben. Das kontinentale Klima mit heißen Sommermonaten und sehr kalten Wintern liefert nur wenig Niederschlag im Jahr. Die Landwirtschaft ist praktisch nur auf Viehzucht beschränkt. Dank der zahlreichen Bodenschätze dominiert der Bergbau die Industrie des Landes.
Bereits vor über 2000 Jahren gab es auf dem Gebiet der heutigen Mongolei Reitervölker, die das chinesische Reich herausforderten. Im 7.-10. Jahrhundert werden die Mongolen erwähnt, die mit den Turkvölkern um die Vormacht in diesem Gebiet stritten. Im 12. Jahrhundert vereinigte Dschingis Khan die mongolischen Stämme und führte eine moderne Organisation des Staatswesens ein. Das Mongolische Reich reichte zu seiner Blütezeit von Osteuropa bis Korea. Im Süden umfasste es Persien und China, wo die Mongolen eine Dynastie begründeten. Im 14. Jahrhundert zerfiel jedoch das Reich und die Vormachtstellung in seinen Kerngebieten wurde von den Mandschu und von China bestritten. Ab 1644 waren die mongolischen Gebiete von China abhängig, wobei der Süden als Innere Mongolei stärker an das Chinesische Reich angebunden wurde, u.a. durch Ansiedlung der Han-Chinesen.
Ab dem 17. Jahrhundert drang Russland in die Äußere Mongolei ein. Der russische Einfluss verstärkte sich insbesondere ab dem 18. Jahrhundert. Ab 1912 glitt die Äußere Mongolei der chinesischen Herrschaft zunehmend ab, bis sie 1921 ein formell unabhängiger Staat wurde und eine vollständig von der Sowjetunion abhängige Regierung die Macht übernahm und 1924 die Mongolische Volksrepublik ausrief. Die bei China verbliebene Innere Mongolei erlangte 1947 einen Autonomiestatus, allerdings stellen die Mongolen dort lediglich 18% der Bevölkerung. In der Volksrepublik verstärkte sich in den 1930er Jahren der Einfluss der Sowjetunion. Angesichts des Widerstands gegen die Bekämpfung der Religion und der Zwangskollektivierung wurden während der stalinistischen Säuberungen 1937/38 nach unterschiedlichen Schätzungen 18.000-38.000 Mongolen ermordet (2,5-5% der Bevölkerung). Viele buddhistischen Klöster wurden zerstört. Nach einer Protestwelle 1989/90 wurde 1990-1992 die Demokratisierung des Landes vollzogen. Die beiden Nachbarländer üben jedoch einen starken politischen und wirtschaftlichen Druck auf die Mongolei aus.
"Emirat Buchara" war die Bezeichnung des 1506 entstanden Khanats Buchara, dem direkten Nachfolgerstaat des Usbeken-Khanats. Nachdem 1740 das Khanat von Persien angegriffen wurde und zu seinem Vasallstaat wurde, kam es in Buchara 1753 zu einem Dynastiewechsel, und die nun herrschenden Mangiten begründeten ihre Herrschaft auf islamischen Prinzipien, die im Land sehr streng verfolgt wurden. Sie führten den Titel Emir, der 1785 offiziell Teil des Staatsnamens wurde. Das Emirat war in Konflikte mit den Khanaten Kokand, das es 1842 kurzfristig besetzte, und Chiwa sowie mit Persien und Russland verwickelt. 1868 annektierte Russland nach einem zweijährigen Krieg den nördlichen Teil des Emirats Buchara mit Samarkand, während der südliche Teil als russisches Protektorat weiter existierte. 1918 versuchte der Emir vom russischen zum britischen Protektorat zu wechseln, was angesichts der russischen Angriffe nicht gelang. 1920 wurde mit sowjetischer Hilfe die Sowjetische Volksrepublik Buchara ausgerufen, die ab 1924 der Sowjetunion angehörte. 1925 ging das ehemalige Emirat in Usbekistan auf.
Das Khanat Chiwa war ein Feudalstaat im westlichen Zentralasien, auf dem damals als Choresm bekannten Gebiet. Seine Bevölkerung bestand hauptsächlich aus Usbeken, Turkmenen und Karalpaken. Das spätere Khanat Chiwa entstand 1511/12 durch eine Abspaltung vom Khanat Buchara. Zwischen 1588 und 1620 wurde der Khansitz nach Chiwa verlegt, da sich die alte Hauptstadt Urgandsch nach früheren Zerstörungen und einer Laufänderung des Amudarja nicht erholen konnte und letztendlich aufgegeben wurde.
Die gegenseitigen Eroberungsversuche dauerten bis ins 17. Jahrhundert. Auch später wurde das Khanat von unterschiedlichen Machthabern wegen der Kontrolle der Handelswege und seines angenommenen Reichtums angegriffen. 1740 wurde das Khanat kurzzeitig vom Persischen Reich erobert. Die ersten russischen Eroberungsversuche datieren auf das Jahr 1717. Im 19. Jahrhundert häuften sich diese, sodass Chiwa 1873 zum russischen Protektorat wurde. 1920 wurde es in die Choresmische Sowjetische Volksrepublik umgewandelt, die 1923 als Choresmische Sozialistische Sowjetrepublik der Sowjetunion beitrat. Diese wurde 1924 aufgelöst und das Gebiet des ehemaligen Khanat Chiwa ging in den Usbekischen und Turkmenischen Sozialistischen Sowjetrepubliken sowie der Karakalpakischen Autonomen Oblast auf (heute in Usbekistan).
Khanat Kokand war ein usbekischer Feudalstaat im westlichen Zentralasien, auf dem als Choresm bekannten Gebiet. Bis zu seiner Abspaltung ab ca. 1710 vom Khanat Buchara bildete es seinen östlichen Teil. Seine erste Hauptstadt war Tepakurgan (heute im Stadtgebiet von Kokand), bis sie ca. 1740 nach Kokand verlegt wurde. Das Khanat befand sich in einem Spannungsfeld zwischen dem Khanat Buchara, dem Khanat der Kasachen, den anderen lokalen Fürstentümern im Ferghanatal, China, dem das Khanat Kokand zeitweise tributpflichtig war, und später auch Russland. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als Kokand aufgrund der Lage an der Seidenstraße einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, konnte das Khanat auch Gebietsgewinne für sich reklamieren. In seiner maximalen Ausdehnung umfasste es Teile der heutigen Staaten Usbekistan, Kasachstan, Kirgisien und Tadschikistan. Ab 1850 versuchte das Russländische Reich, die Hoheit über das Khanat zu erhalten, das 1868 russisches Protektorat und 1876 direkt in das Generalgouvernement Turkestan eingegliedert wurde. Der während der Machtkämpfe in Russland nach der Oktoberrevolution 1917 entstandene Alasch-Orda-Staat umfasste auch die sogenannte Kokander Autonomie (auch als Turkestaner Autonomie bekannt), die sich allerdings als Fortsetzung des Khanats sah. 1918 wurde die die Kokander Autonomie in die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik Turkestan einverleibt, aus der 1925 die Usbekische SSR entstand.
Der Tian Shan ist ein Hochgebirge in Zentralasien, das sich etwa über 2450 km auf einer Breite bis zu 400 km auf dem Gebiet von Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan und China erstreckt. In Teilen gilt es seit 2013 bzw. 2016 als Weltnaturerbe. Sein höchster Berg ist Dschengisch Tschokusu (ehemals Pik Pobiedy) in Kirgisien mit 7.439 m üNN.
Persien war bis 1935 der offizielle Name des heutigen Irans, in Anlehnung an den Namen der aus der Region Persis (heute die iranische Provinz Fars) stammenden iranischen Volksgruppe, die ab der Mitte des 6. Jahrhunderts v.u.Z. ihre Expansion begann. Das von ihr begründete, sogenannte Altpersische Reich umfasste nach nur wenigen Jahrzehnten Gebiete zwischen dem Ostbalkan, Ägypten und Nordindien. Relativ früh kam es zu mehreren Konflikten mit dem antiken Griechenland, doch lange Zeit prägten die hohe Entwicklung von Kultur und Wissenschaft sowie die wirtschaftlichen Innovationen das Bild des Reiches stärker als kriegerische Auseinandersetzungen. Das Ende des Reiches kam schnell, als es 334-330 v.u.Z. vom Alexander den Größen erobert wurde. Im Jahr 224 bzw. 226 errichteten die persischen Sassaniden Eranschahr, das auch als das Neupersische Reich bekannt ist. Sie konnten wieder Teile Ägyptens und Vorderasiens unter ihre Kontrolle bringen, darüber hinaus eroberten sie die westarabische Küste und den Jemen. 642 wurde das Reich von den Arabern erobert.
Die Grundlagen für den späteren persischen Staat legten die aserischsprachigen Safawiden, deren Reich ab 1501 die mehrheitlich iranisch bevölkerten Gebiete umfasste. Die Machtkämpfe nach dem Ende ihrer Herrschaft entschied die Zand-Dynastie für sich. Ihre Herrschaftszeit war durch innere Kämpfe und Unruhen insbesondere im Norden ihres Staates geprägt. 1796 kam die turkmenischen Kadscharen an die Macht. In einer Reihe von Kriegen mit Russland 1796-1828 verlor Persien den Kaukasus. Auch Großbritannien versuchte als Gegenspieler Russlands seine Interessen durchzusetzen. 1907 teilten schließlich die beiden Großmächte Persien in Einflusszonen auf, und während des Ersten Weltkriegs kam es in Persien zu Kämpfen zwischen den britischen, russischen und osmanischen Truppen. 1925 endete die Herrschaft der Kadscharen, und der als erfolgreiche Reformer geltende Premierminister bestieg als Reza Schach Pahlavi den Thron.
Taschkent (Bevölkerungszahl 2023: 3.040.800) ist die Hauptstadt Usbekistans und der größte Ort des Landes. Die Stadt liegt am Fluss Ankhor im Osten des Landes, an der Grenze zu Kasachstan, westlich des Gebirges Tian Shan. Die Usbeken stellen mehr als zwei Drittel der Bevölkerung, die Russen bilden die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe.
Taschkent ist der wichtigste Industriestandort Usbekistans und einer der wichtigsten in Zentralasien sowie die größte Stadt dieser Großregion. Den Ort gibt es wahrscheinlich seit ca. 2.200 Jahren, seit dem 9. Jahrhundert ist er unter dem heutigen Namen bekannt und seit dem 11. Jahrhundert als Stadt erwähnt. Die Lage an Handelswegen begünstigte die Entwicklung der Stadt. Im 16.-19. Jahrhundert gehörte sie zeitweise zum Kasachen-Khanat. 1784-1807 war Taschkent die Hauptstadt des gleichnamigen Staates. Kurz nach der Einverleibung in Russland, wurde Taschkent 1867 zur Hauptstadt von Russisch-Turkestan, das das gesamte Zentralasien umfasste. Nach der Spaltung Turkestans 1924 wurde zunächst Samarkand zur Hauptstadt der Usbekischen SSR, 1930 übernahm Taschkent diese Funktion. 1905 gab es in der Stadt antijüdische Tumulte. Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt Ziel für die Evakuierungen aus den von Deutschland bedrohten bzw. besetzten Gebieten. Die damals nach Taschkent evakuierten Betriebe trugen zur Entwicklung der lokalen Industrie bei. 1966 wurde Taschkent von einem Erdbeben weitgehend zerstört. 1977 eröffnete hier die erste U-Bahnlinie Zentralasiens.
Ob die russländische Expansion in Mittelasien als kolonial gekennzeichnet werden kann und in welcher Weise sie gerechtfertigt wurde, soll im Folgenden diskutiert werden.
Die Lage Rußlands in Mittelasien ist die aller zivilisierten Staaten, die in Kontakt mit halbwilden, umherschweifenden Völkerschaften ohne feste gesellschaftliche Organisation kommen. In einem solchen Fall verlangt das Interesse an der Sicherheit der Grenzen und an Handelsbeziehungen immer, daß der zivilisierte Staat eine gewisse Autorität über seine Nachbarn hat […]
zit. n. Kappeler, Andreas: Rußland als Vielvölkerreich. Entstehung, Geschichte, Zerfall. München 2001 (Beck’sche Reihe 1447), S. 163.
Wie in vielen anderen europäischen Ländern teilten auch die russischen Eliten die Überzeugung, dass Russland eine moralische Pflicht habe, die ‚europäische Zivilisation‘, Fortschritt und Aufklärung in das als rückständig begriffene Mittelasien zu bringen. Rückständig in Bezug auf die Lebensweisen der nomadisch geprägten Gruppen der Steppe sowie der Bevölkerung der Oasen, die als gleichermaßen „versklavt“ und unterdrückt von Despoten wie auch einer „fanatischen“ muslimischen Geistlichkeit angesehen wurde.6 Leitend war hier die Vorstellung, dass die einst blühende Vergangenheit islamischer Kultur und der Seidenstraße nun „Barbarei“ und „Fanatismus“ anheimgefallen waren und die Großmächte geradezu verpflichtet seien, die „despotischen“ Regierungen gewaltsam zu stürzen, um die Bevölkerung zu „befreien“.7
Für einen großen Teil der russischen Elite war dies eines der Hauptargumente, die die Eroberung Mittelasiens rechtfertigten. Sie war verbunden mit der Sichtweise, dass Russland dadurch seine eigene, gegenüber Europa empfundene, wie auch von Europa zugeschriebene, Rückständigkeit kompensieren konnte.8
Sankt Petersburg ist eine Metropole im Nordosten Russlands. In der Stadt wohnen 5,3 Millionen Menschen, was sie nach Moskau zur zweitgrößten des Landes macht. Sie liegt an der Mündung der Newa (Neva) in die Ostsee im Föderationskreis Nordwestrussland. Sankt Petersburg wurde 1703 von Peter dem Großen gegründet und war von 1712 bis 1918 die Hauptstadt Russlands. Von 1914–1924 trug die Stadt den Namen Petrograd, von 1924–1991 den Namen Leningrad.
Gökdepe (Bevölkerungszahl 2009: 21.465) ist eine Distriktstadt in der turkmenischen Provinz Ahal, nordwestlich von Aşgabat. Sie entstand in einer Oase mit einer der wichtigsten der turkmenischen Festungen, die mehrmals von den russischen Truppen belagert und 1881 nach längeren Kämpfen schließlich eingenommen wurde. Noch in den 1880er Jahren erhielt der Ort einen Eisenbahnanschluss auf der Strecke zwischen dem Kaspischen Meer und Samarkand. 2008 erhielt er Stadtrechte.
Asien, unser asiatisches Rußland ist ja auch eine unserer kranken Wurzeln, die nicht nur repariert, sondern ganz umgestaltet werden muß! […]. In Europa waren wir nur […] Sklaven, nach Asien kommen wir aber als Herren. In Europa waren wir Tataren, in Asien sind wir aber Europäer. Unsere zivilisatorische Sendung in Asien wird unsern Geist bestechen […]. Überall, wo sich in Asien der Russe niederläßt, wird das Land sofort russisch.11
zit. nach Dostoevskji, Fëdor M.: Tagebuch eines Schriftstellers. Vierter Band. Juli 1877 bis Januar 1881. Hrsg. und übers. von Alexander Eliasberg. München 1923, S. 477.