Bereits 1386 wurden das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen durch eine Personalunion verbunden. Polen-Litauen bestand als multiethnisches Staatsgebilde und Großmacht im östlichen Europa von 1569 bis 1795. In dem auch Rzeczpospolita genannten Staat wurde der König von den Adeligen gewählt.
Zweite Polnische Republik (Polnisch: II. Rzeczpospolita) ist die gängige Bezeichnung für den wiedererrichteten polnischen Staat (Republik Polen), der am 11.11.1918, nach Ende des Ersten Weltkriegs und 123jähriger Teilungszeit, seine Unabhängigkeit wiedererlangte. Seine Ausdehnung vor allem nach Osten war wesentlich kleiner als zur Zeit der sogenannten 1. Republik (Adelsrepublik), die 1795 mit der dritten Teilung Polens zwischen der Habsburgermonarchie, Preußen und Russland zu existieren aufgehört hatte.
Die Grenzen der Zweiten Polnischen Republik zu den Nachbarstaaten wurden erst 1921 und infolge bewaffneter Konflikte festgelegt, wobei sie auch im Nachgang (und teils während der gesamten Existenz der Zweiten Polnischen Republik) umstritten bleiben konnten. Dem deutschen Angriff auf Polen am 1.9.1939 und dem sowjetischen Einmarsch in Polen am 17.9.1939 folgte am 28.9.1939 die Kapitulation in Warschau, was dem funktionalen Ende der Zweiten Republik gleichkam. Als ihr formelles Ende wird oft die Rücknahme der Anerkennung der polnischen Exilregierung durch die britischen und US-amerikanischen Regierungen am 5.7.1945 angesehen, allerdings wurden die Organe der späteren Volksrepublik Polen von der Sowjetunion bereits am 24.6.1944 als offizielle Vertretung Polens anerkannt. Der Präsident der polnischen Exilregierung in London, Ryszard Kaczorowski, übergab am 22.12.1990 als letztem, symbolischem Akt der Zweiten Polnischen Republik deren Insignien an den damaligen polnischen Präsidenten in Warschau, Lech Wałęsa.
Kattowitz (Bevölkerungszahl 2023: 279.190) ist die größte Stadt Oberschlesiens und die Hauptstadt der Woiwodschaft Schlesien im Süden Polens. Das 1598 erstmals erwähnte Dorf Katowice entwickelte sich an einem Hammerwerk. Grundlage für die Entwicklung des Ortes waren Vorkommen von Eisenerz und Steinkohle, den entscheidenden Aufschwung brachte jedoch die 1846 erstellte Eisenbahnverbindung, die zunächst das Oberschlesische Industrierevier über Kattowitz mit Berlin verband und den Transport auch von Kohle und Stahlprodukten aus der Umgebung zu den entfernten Absatzmärkten ermöglichte. Das rasante Bevölkerungswachstum des Ortes führte 1865 zur Verleihung der Stadtrechte.
Auch aufgrund der Lage in der Nähe der Grenzen Preußens zu Russland und Österreich-Ungarn entwickelte sich Kattowitz schnell zu einem internationalen Verkehrskoten. Nach der Teilung Oberschlesiens zwischen Deutschland und dem wiederhergestellten polnischen Staat stieg Kattowitz 1922 zur Hauptstadt der Woiwodschaft Schlesien auf. Sie galt als ein wichtiges Zentrum der deutschen Kultur im polnischen Ostoberschlesien, und gleichzeitig als Stätte des Aufbaus einer polnischen Kulturtradition mit modernen Tendenzen, die sich auch im Städtebau manifestierten. Nach dem deutschen Überfall 1939 wurde Kattowitz 1941 Hauptstadt des neugegründeten Gaus Oberschlesien. 1945 wurde ein wesentlicher Teil des Stadtzentrums zerstört, hauptsächlich im Zuge der Befreiungsaktion der sowjetischen Truppen. Nach dem Krieg wurden von den polnischen Behörden die meisten Einwohner:innen nach Deutschland vertrieben, die keinen Nachweis über ihre polnische Herkunft erbringen konnten. Kattowitz baute seine Rolle als multifunktionales Zentrum weiter aus, wobei vor allem die 1970er Jahre ausschlaggebend waren.
Paraná ist ein Bundesstaat im Süden von Brasilien. Er erstreckt sich von den Grenzen zu Paraguay und Argentinien im Westen bis an den schmalen Küstenstreifen am Atlantik im Osten. Sein Name ist abgeleitet vom gleichnamigen Fluss, der die westliche Grenze des Bundesstaates bildet. Bis 1853 wurde aus dem südlichen Teil der Provinz São Paulo die Provinz Paraná ausgegliedert, die wie alle anderen Provinzen 1889 zum Bundestaat erhoben wurde. 1943-1946 gehörte sein Ostteil dem kurzlebigen Bundesterritorium Iguaçu. Die Hauptstadt von Paraná ist Curitiba. Im 19. Jahrhundert siedelten insbesondere im Küstenbereich des Bundestaates zahlreiche Einwanderer aus Italien, Polen, Deutschland, Russland und der Ukraine.
Die Republik Liberia ist ein westafrikanischer Staat (Bevölkerungszahl 2022: 5.250.127), der zwischen der Atlantikküste im Westen und Sierra Leone im Norden, Guinea im Nordosten sowie der Elfenbeinküste im Osten liegt. Das heutige Staatsgebiet diente seit dem 13. Jahrhundert als Rückzugsraum für Flüchtlinge aus den sich gegenseitig bekämpfenden Reichen am Niger. Seit den Erkundungsfahrten der Portugiesen im späten 15. Jahrhundert war der Küstenbereich von heutigen Liberia als Guinea-, später auch als Pfefferküste bekannt. Ab ca. 1820 kaufte die von weißen US-Amerikanern geführte American Colonization Society den Küstenstreifen und gründete dort mehrere Ansiedlungen, um dort freigelassene Sklaven aus den Vereinigten Staaten anzusiedeln und als billige Arbeitskräfte anzusetzen. Doch dieses Vorhaben scheiterte, und die ehemaligen Sklaven etablierten ein auf Zwangsarbeit basierendes, repressives Regierungssystem. Ab 1839 bildeten die meisten dieser Kolonien den Staat Liberia, als letzte wurde 1857 die Republik Maryland in Liberia eingegliedert. Erst 1907 erhielt ein Teil der nicht von den ehemaligen US-Sklaven abstammenden, männlichen Bevölkerung das Wahlrecht. 1847 erklärte Liberia seine Unabhängigkeit, womit es zu den wenigen damals unabhängigen Staaten auf dem Kontinent zählte. Die USA erkannten dies jedoch erst 1862 an, lange nach zahlreichen europäischen Staaten.
Dem nach wie vor starken Einfluss der USA ist zu verdanken, dass Liberia nach der Berliner Kongokonferenz 1884/1885 nur Teile des Landes an Frankreich abtreten musste (Teile des ehemaligen Maryland in Liberia, die heute zur Elfenbeinküste gehören). Durch die langjährige Verpachtung großflächiger Landesteile für den Kautschukanbau an US-amerikanische Konzerne entstand eine starke wirtschaftliche Abhängigkeit Liberias von den USA und ihren Chemiekonzernen (vor allem Reifenherstellern) einerseits und der Kautschukwirtschaft andererseits. Nach den Jahren der politischen Instabilität ab 1979, und vor allem des Militärputschs von 1980 und des Bürgerkriegs 1989-2003 wurde die Demokratie in Liberia wiederhergestellt. 2006-2018 wurde das Land von der Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf regiert, der ersten frei an die Spitze eines afrikanischen Landes gewählten Frau. Inzwischen spielen neben dem Kautschukanbau auch die Holzwirtschaft und der Diamantenabbau eine zunehmende Rolle für die Wirtschaft des Landes.
Fernando Póo war eine spanische Kolonie auf der gleichnamigen Insel (heute Bioko), umfasste jedoch auch umliegende Inseln. Sie wurde nach dem portugiesischen Seefahrer Fernão do Pó benannt. Nach früheren, gescheiterten Kolonialisierungsversuchen, auch seitens Portugals, Großbritanniens und der Niederlande, und dem Abtritt der Insel durch den portugiesischen König 1778 an Spanien, begann Letzteres ab den 1860er Jahren eine Unterwerfung der ansässigen Bevölkerung und brachte die Insel erst 1904 vollständig unter ihre Kontrolle. 1778-1780 hieß die Kolonie offiziell "Gouvernement Fernando Poo und Annobón". 1909 war Fernando Póo mit benachbarten Inseln und dem nahen Festlandgebiet Rio Muni (heute: Mbini) zu den sog. "Spanischen Gebieten im Golf von Guinea" (Territorios Españoles del Golfo de Guinea) zusammengefasst worden (ab 1926 setzte sich der Name Spanisch-Guinea durch). 1956 wurde Spanisch-Guinea - im Zuge der Umwandlung der Kolonien in Provinzen - zunächst in "Provinz Golf von Guinea" (Provincia del Golfo de Guinea) umbenannt, 1959 spaltete sich davon Fernando Póo als eigene Provinz ab. 1963 wurden die beiden Provinzen zum Territorium Äquatorialguinea wiedervereinigt und erhielten bald eine innere Autonomie. 1968 wurde schließlich Äquatorialguinea in die Unabhängigkeit entlassen.
Monrovia (Bevölkerungszahl 2022: 1.761.032) ist die Hauptstadt Liberias in Westafrika. Die Stadt liegt am Kap Mesurado an der Atlantikküste. Der Ort wurde 1822 als Christopolis gegründet und 1824 zu Ehren des damaligen US-Präsidenten James Monroe auf den heutigen Namen umbenannt. Die Siedlung wurde nach dem Muster US-amerikanischen Städte angelegt. Das rasche Bevölkerungswachstum führte zur Ausbreitung der Stadtbebauung in die Mangrovengebiete, wo v. a. illegale Slumgebiete entstanden. Trotz der Zerstörung während der beiden Bürgerkriege im Land (1989-1997 und 1999-2003) bleibt die Stadt das wirtschaftliche, finanzielle und kulturelle Zentrum Liberiens, wobei dem Seehafen eine herausragende Rolle zukommt.
Von Anfang an verfolgten die Briten das polnische Engagement in Liberia kritisch. Obwohl Polen nach dem Ersten Weltkrieg als ein mit Großbritannien verbündeter Staat entstand, dominierte im Londoner Foreign Office lange Zeit ein negatives Polenbild. Das hatte viele Gründe, unter anderem eine allgemeine Slawophobie und eine Ablehnung der
Warschau ist die Hauptstadt Polens und zugleich die größte Stadt des Landes (Bevölkerungszahl 2022: 1.861.975). Sie liegt in der Woiwodschaft Masowien an Polens längstem Fluss, der Weichsel. Warschau wurde erstmals Ende des 16. Jahrhunderts Hauptstadt der polnisch-litauischen Adelsrepublik und löste damit Krakau ab, das zuvor polnische Hauptstadt gewesen war. Im Rahmen der Teilungen Polen-Litauens wurde Warschau mehrfach besetzt und schließlich für elf Jahre Teil der preußischen Provinz Südpreußen. Von 1807 bis 1815 war die Stadt Hauptstadt des Herzogtums Warschau, einem kurzlebigen napoleonischen Satellitenstaat; im Anschluss des Königreichs Polen unter russischer Oberherrschaft (dem sog. Kongresspolen). Erst mit Gründung der Zweiten Polnischen Republik nach Ende des Ersten Weltkriegs war Warschau wieder Hauptstadt eines unabhängigen polnischen Staates.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Warschau erst nach intensiven Kämpfen und einer mehrwöchigen Belagerung von der Wehrmacht erobert und besetzt. Schon dabei fand eine fünfstellige Zahl an Einwohnern den Tod und wurden Teile der nicht zuletzt für seine zahlreichen barocken Paläste und Parkanlagen bekannten Stadt bereits schwer beschädigt. Im Rahmen der anschließenden Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung der polnischen und jüdischen Bevölkerung wurde mit dem Warschauer Ghetto das mit Abstand größte jüdische Ghetto unter deutscher Besatzung errichtet, das als Sammellager für mehrere hunderttausend Menschen aus Stadt, Umland und selbst dem besetzten Ausland diente und zugleich Ausgangspunkt für die Deportation in Arbeits- und Vernichtungslager war.
Infolge des Aufstandes im Warschauer Ghetto ab dem 18. April 1943 und dessen Niederschlagung Anfang Mai 1943 wurde das Ghettogebiet systematisch zerstört und seine letzten Bewohner verschleppt und ermordet. Im Sommer 1944 folgte der zwei Monate dauernde Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung, in dessen Folge fast zweihunderttausend Polen ums Leben kamen und nach dessen Niederschlagung auch das restliche Stadtgebiet Warschaus von deutschen Einheiten weitgehend und planmäßig zerstört wurde.
In der Nachkriegszeit wurden zahlreiche historische Gebäude und Teile der Innenstadt, darunter das Warschauer Königsschloss und die Altstadt, wiederaufgebaut - ein Prozess, der bis heute andauert.
Zu dem offiziösen Engagement gesellte sich die offizielle Diplomatie: Der britische Gesandte in Monrovia meldete im Januar 1935 nach London, dass ein polnischer Karrierediplomat den Posten des ersten Konsuls seines Landes in Liberia übernähme. Bis dahin hatte der französische Vertreter vor Ort die Polen vertreten. Mit der Entsendung eines eigenen Diplomaten agierten die Polen in Liberia fortan eigenständiger.
In der britischen Wahrnehmung hatte das polnische Engagement in dem westafrikanischen Land schon seinen Zenit erreicht: In seinem Jahresbericht für das Jahr 1936 schrieb Yapp, dass es noch ein Jahr zuvor so ausgesehen hätte, dass die polnisch-liberianischen Beziehungen in einem „beunruhigenden Ausmaß“ anwuchsen. Für das Jahr 1936 analysierte Yapp im darauffolgenden Jahr jedoch, dass der polnische Einfluss eingebrochen sei, Polen nur noch eine untergeordnete Rolle in dem Land spiele. Die Plantagen entwickelten sich demnach nur langsam und ein „fehlender Enthusiasmus“ von Seiten der Regierungen in Monrovia und Warschau würde nicht dabei helfen, den polnischen Einfluss in Liberia auszubauen. Die Beziehungen beider Länder seien „im Sterben liegend“.16
Das polnische Kolonialengagement in Liberia zeigt, wie auch die jungen Staaten Ostmitteleuropas sich in einer „weiterhin kolonialen Welt“20 nach dem Ersten Weltkrieg integrierten: Für führende Vertreter der politischen Elite Polens schloss die Nationalstaatswerdung und Rolle einer mittelgroßen Macht den Erwerb von Kolonien mit ein. Das Streben nach eigener staatlicher Unabhängigkeit schloss dabei nicht aus, nicht-europäischen Staaten die Eigenständigkeit streitig zu machen. Ohne Unterstützung aus London waren diese Ambitionen im Fall Liberias aber von Anfang an aussichtslos. In der britischen politischen Elite überwog damals die Überzeugung, dass das britische Empire der Gipfel der Zivilisation sei. Koloniale Projekte von Dominions wie Australien und Südafrika unterstützen Politiker und Geschäftsleute in London einhellig. Doch schon bei Annektionen der USA im Pazifik zeigte man sich in Großbritannien reserviert. Eine Unterstützung polnischer Kolonialambitionen war aufgrund der komplizierten britisch-polnischen Beziehungen äußerst unrealistisch.