Jüdische Jugend und Sport

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Jüdische Jugend und Sport
Von Dr. med. Max Willner Dr. med. Max Willner Dr. Max Willner war ein deutsch-jüdischer Mediziner. , Berlin.
 
Aus dem Lager des „Sozialismus der Dummen“, # den Antisemiten, werden den Juden oft ganz gemein körperliche Fähigkeiten und Mut und Kraft, #gesprochen und die Attribute der Feigheit zugelegt. Daß ##is meist wider besseres Wissen geschieht, liegt auf der #and. Die Herrschaften, welche ja alle noch auf ### Schule Religionsgeschichte gelernt haben, dürften das erste Buch der Makkabäer nicht ganz ver##ssen haben und wissen recht wohl, daß die ganze Weltschichte einen ähnlich heldenhaften Befreiungskampf nicht ##weist, wie ihn die Juden zu erst unter dem greisen, #riester Mattathias aus dem Geschlechte der Hasmonäer, ##d dann unter seinem Sohne Makkabi gegen die vielfach #erlegenen Heere des Antiochus Epiphanes geführt haben. #eit dieser Zeit führen wir Juden seit Jahrtausenden einen ##weren Kampf gegen Dummheit und Böswilligkeit un#er Gegner, deren Vernichtungswillen immer um so ##ker und ohne Sinn und Maß an die Oberfläche kommt, mehr sie einsehen müssen, aber niemals eingestehen wollen, ##ß das Maß von Lügen und Verleumdung überlaufen #uß, um die daraus hervorbrechende Schmutzwelle über##upt in Fluß zu halten. Man wird es uns nicht ver##hen, daß die 12 000 jüdischen Frontsoldaten bei dem #örderischen Ringen da draußen ihren Mann gestanden ##ben so gut wie jeder anständige Deutsche, man will nicht #ie Zahlen unserer Toten kennen und will nicht die jüdi##hen Krüppel sehen. Und man will nicht Juden in man##en Sportgemeinden haben, denn das paßt, nicht in den #ram; es ist besser, das künstlich hergestellte Bild von #em gebückten, schwächlichen zu keiner Kampfesleistung ge##gneten Judenjungen bleibt unverfälscht als billiges Agi##tionsmittel gegen uns bestehen. W i r  a b e r  w o l l e n  e s  a n d e r s,  j u n g e  # u d e n ! ! Wir wissen, daß ein Volk, das Jahrtausende, #en schwersten aller Kämpfe, den Verteidigungskampf in #bsoluter Form geführt hat, neben hohen geistigen Fähig##ten körperliche Eigenschaften besitzen muß, die wert sind, #epflegt und ausgebildet zu werden. Nur wenn der Einzelne, wie es bei vernunftgemäß ausgeübtem Sport nicht anders möglich ist, Mut und Kraft, Entschlossenheit und Tatkraft in hohem Maße erwirbt, kann auch von der Allgemeinheit mit Erfolg gegen die Vorurteile wenigstens derjenigen unserer sportlichen Gegner aufgetreten werden, dienicht böswillig sind. D a ß  e i n  1 7 j ä h r i g e r  Ju d e n  j u n g e   d e n   e n g l i s c h e n   M a r a t h o n l a u f   g e w a n n, läßt sich ebenso wenig ableugnen wie daß der populärste englische Boxer T e d K id L e v i s T e d K id L e v i s Gershon Mendeloff (Ted „Kid“ Levis) (1894–1970) war ein britisch-jüdischer Boxer. Ted „Kid“ Lewis war Weltmeister im Weltergewicht in den Jahren 1915 und 1916 sowie von 1917 bis 1919. Er erhielt den Spitznamen „Aldgate Sphinx“. In seiner 20-jährigen Karriere kämpfte er in sechs verschiedenen Gewichtsklassen (von 116 bis 166 Pfund). ,  J u d e  ist und daß die waghalsigsten Angehörigen der internationalen Akrobatenwelt Juden sind. 1926 findet voraussichtlich in Deutschland die Olympiade statt. Wir Juden haben allen Grund zu zeigen, daß wir bei der Verteilung der Siegespreise mitzusprechen haben. Will man die antisemitische Hetze auch in die Sportvereine tragen, nun Wohl! {אוף# משיא# בגרמניה} Bleiben wir schön unter uns und zeigen wir nur, daß wir in guter Gesellschaft sind. Finden die olympischen Kämpfe in Deutschland statt, so weiß die ganze Welt, daß die Wertung der Sieger nicht gleichgültig ist für die Beurtei-
◊◊◊6 Gründet neue Ortsgruppen ◊◊◊
lung unter den Völkern. Für das Ausland wenigstens wird es nie heißen, der deutsche Christ oder Jude hat gesiegt, sondern der Deutsche, und deutsche jüdische Jünglinge, wenn auch im eigenen Lande angefeindet, müssen und werden alles daran setzen, auch hierin ihrem Vaterlande zu dienen.
Daß in Zeiten, wie wir sie jetzt durchlebt haben, wor Schwächlinge nach Sündenböcken suchen, wo Heldenjünglinge in Haufen über einen einzelnen Juden herfallen und in widerwärtigem Maulheldentum sich über eigene erbärmliche Feigheit hinwegzulügen suchen, der einzelne Jude geübt und gestählt sein muß, sich gegen antisemitisches Gesindel erfolgreich zur Wehr zu setzen, ist eine selbstverständliche Forderung. Im Verteidigungskampf wenigstens sollte jeder jüdische Jüngling die größtmögliche Fertigkeit besitzen. Tausend Mal besser ist es kämpfend zu fallen als widerstandslos gemeuchelt zu werden. Im Sport wie im Leben gelten für den jüdischen Jüngling Goethes Worte:
|2| Du mußt steigen oder sinken,
Du mußt herrschen und gewinnen,
Oder dienen und verlieren,
Leiden oder triumphieren,
Hammer oder Ambos sein. sein. Das Gedicht „Ein andres“ stammt aus der Feder des Dichters Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832).
J ü d i s c h e   J ü n g l i n g e ! Kräftigt Eure Muskeln, stählt Eure Nerven, schafft Euch im Kampfe ums Dasein den Vorteil, den der Geübte über den Ungeübten, hat, schafft Euch die Ueberlegenheit der größeren Widerstandsfähigkeit gegen die Witterungsumschläge, härtet Euch ab gegen die Gefahren des Lebens, lernt in gemeinsamer Freude an gemeinsamen Erfolgen Euch über lächerliche Standesurteile hinwegsetzen, verachtet die demoralisierenden Genüsse der Großstadtwelt und seht die veredelnden Reize der schönen freien Natur, lernt die Gefahr verachten und erwerbt Mut, Entschlossenheit, Selbstvertrauen, Selbstbeherrschung und Geistesgegenwart, schätzt die Kameradschaftlichkeit und ordnet Euch verträglich und freiwillig und zielbewußt dem Führer und der Allgemeinheit unter, aber laßt, von allem schädlichen Uebermaß, dient Euch und dem Vaterlande.
T r e i b t  S p o r t !
Chasak! Chasak! Sei stark (dt.).
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