2009 ließ sich Hannah Wadle in Sztynort nieder, um für ihre Doktorarbeit zu recherchieren – und blieb ein ganzes Jahr. Aus behutsamen Erkundungen wurde Vertrautheit, aus wissenschaftlichem Interesse Engagement für die Bewohner. Sie lernte, das Lehndorffsche Herrenhaus aus vielen Perspektiven zu sehen. 2017 hat sie ein Kulturfestival gegründet, seitdem erwacht das Schloss in jedem August zum Leben.
Behutsame Annäherung. Eine Doktorarbeit. Und die Kunst zu träumen.
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Wir sitzen auf der Terrasse der alten „Zęza“, der legendären ehemaligen Seglertaverne. Vor uns, im Sonnenglast, der Sztynorter Hafen. Voller Enthusiasmus erzählt die Wissenschaftlerin Hannah Wadle, wie
Sztynort
deu. Steinort, deu. Groß Steinort

Das Dorf Sztynort liegt im Norden der Masurischen Seenplatte auf der Halbinsel Jez zwischen Jezioro Mamry (Mauersee), Jezioro Dargin (Dargeinensee) und Jezioro Dobskie (Dobensee). Bis 1928 hieß das Dorf Groß Steinort, danach Steinort.

Teil ihres Lebens wurde.1
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Es begann im Frühsommer 2009. Damals bereitete sie sich auf die Promotion am „Center for Tourism and Cultural Change“ in Leeds vor, war Forschungspraktikantin im „Tourismusinformationszentrum in
Giżycko
deu. Lötzen

Giżycko ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Sie wurde 1340 zum ersten Mal als „Letzenburg“ und „Lezcen“ urkundlich erwähnt. Giżycko liegt auf einer Landenge zwischen dem Jezioro Niegocin (Löwentinsee) und dem Jezioro Kisajno (Kissainsee), einem Becken des Jezioro Mamry (Mauersee).
2016 hatte Giżycko 29.642 Einwohner:innen.

Das Bild zeigt eine Stadtansicht von Giżycko /Lötzen auf einer Postkarte von vor 1945.

“. Von dort aus unternahm sie zahlreiche Radtouren in die Umgebung. Tourismus in postsozialistischer Zeit war ihr Thema, der Wandel nach 1989 und seine sozio-kulturellen Facetten.
 
Sztynort faszinierte sie auf den ersten Blick. Alles, was sie als Sozialanthropologin interessierte, schien hier vereint: ein Segelhafen mit sozialistischer Geschichte, ein verfallender preußischer Adelssitz, eine Dorfgemeinschaft in der Krise. „Eine unglaublich spannende Schnittstelle.“
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Im Jahr darauf ließ sie sich in Sztynort nieder. Sie wollte dort ganz unvoreingenommen Zeit verbringen, „Deep Hanging Out“, wie es in der ethnografischen Forschung heißt.
 
Bereits als junge Erwachsene hatte Hannah Wadle die Liebe zur polnischen Sprache entdeckt. In der Pfalz, an der deutsch-französischen Grenze aufgewachsen, die Eltern westeuropäisch polyglott. Um sich abzugrenzen, hat sie die östliche Richtung eingeschlagen, nach der Osterweiterung der EU ein reizvolles Neuland.
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Eine junge privilegierte und selbstbewusste Europäerin, die sich fast mühelos in vier Ländern – Deutschland, Frankreich, England,
Polen
eng. Poland, pol. Polska

Polen ist ein Staat in Mittelosteuropa, ein Mitglied der Europäischen Union. Unter dem heutigen Namen ist das Land seit dem 10. Jahrhundert bekannt.

– zurechtfand.  Und doch war Sztynort ein Abenteuer.
 
„Ein halbes Jahr lang lief ich die Dorfstraße rauf und runter und machte behutsame erste Begegnungen“, erzählt Hannah Wadle. Es wurde kalt, und die Leute fragten sich, warum ist diese Fremde immer noch da.
 
„Eines Tages hatte es geschneit, mein Auto stand da, es wurde dunkel. Und die Nachbarn dachten, ich wäre allein im Wald, irgendwie verschütt gegangen. Und fingen an, mich zu suchen.“
 
Das Dorf machte sich Sorgen um sie, seitdem gehörte die fremde Wissenschaftlerin ein wenig dazu. Kurz darauf ergab es sich, dass sie Unterkunft bei einem älteren Ehepaar fand, das sie freundlich aufnahm.
 
Nach und nach erfuhr sie, was die Menschen bewegte. 76 ständige Einwohner lebten zu der Zeit in Sztynort. Viele waren unzufrieden mit der Entwicklung nach 1989, fühlten sich abgehängt von der neuen Marktwirtschaft, gekränkt und tief verunsichert.
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Dörfer wie Sztynort erlebten nach dem Umbruch zunehmend gesellschaftliche Stigmatisierung durch Medien und Politik, was nicht spurlos am Selbstbild der BewohnerInnen vorüber ging. Die Anthropologin hörte zu, fragte nach ihrem früheren Leben in der PGR (Państwowe gospodarstwo rolne). Den Älteren vor allem war das volkseigene Gut – Arbeit, Freizeit, Gemeinschaft – in positiver Erinnerung. Dazu zählte ganz wesentlich der „Pałac“, das ehemalige Lehndorffsche Schloss. Dennoch warfen sie einen kritischen Blick auf die sozialistischen Ideale der regierenden Partei.
 
Der Pałac war Teil des sozialistischen Sztynort gewesen. Nach 1945 zuerst als feindlich wahrgenommen, als politisches Erbe Preußens und des Feudaladels, fand er bald eine neue Bestimmung. Er wurde Sitz der neuen Macht, Residenz des Direktors der PGR. Und sozialer Mittelpunkt des Dorfes, Kantine, Festsaal, Kino, eine Art Volkspalast, der auch den Kindergarten beherbergte.
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Über seinen Niedergang nach der Kommunalisierung und mehrfach erfolglosen Privatisierung des Herrenhauses in den 1990er Jahren waren die Sztynorter traurig, empört und vor allem enttäuscht und zunehmend fatalistisch. Der gepflegte Vorgarten sei verwildert, erzählten zwei alte Damen, Leute aus dem Nachbarort hätten die Rosen gestohlen. Das war verletzend, betraf sie persönlich, weil sie die Rosen einst selbst gesetzt hatten und nun plötzlich niemand mehr verantwortlich war. „Der Übergang vom Kommunismus zum Kapitalismus“, sagt Hannah Wadle, „ist für sie der Übergang vom Schlossgarten in Wüstland.“
 
Der leerstehende Pałac war, wie die Dorfbewohner selbst, zum Spielball von Investoren und Politikern geworden. Ein Bild für das fehlende Gemeinschaftsleben: Nirgends konnte man sich mehr treffen. Jeder kämpfte sich allein durch.
 
Eine kleine Hoffnung war die deutsch-polnische Stiftung, die mithilfe der polnischen Schwesterstiftung 2010 das Schloss übernahm.
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Hannah Wadle nahm vor allem den Wandel der touristischen Kultur in den Blick. Bereits in ostpreußischer Zeit, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wurden auf dem Mauersee erste Regatten durchgeführt. Den Durchbruch jedoch schaffte der Sozialismus, ab Ende der 1960er Jahre entwickelte sich das masurische Seengebiet zum wichtigsten Segelrevier in Polen.
Geschichte des Segler-Paradieses
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In Sztynort drehte sich bald alles um den Hafen, die „Marina“, nicht mehr um Schweine, Kühe und Äcker. Im Sommer kamen scharenweise Pfadfinder und Studenten, Arbeiter aus industriellen und landwirtschaftlichen Staatsbetrieben. Ein „Mekka für Segler“, landesweit beliebt. Auch die Dorfbewohner entdeckten den Wassersport. Diese Zeit, meinten viele rückblickend, sei die beste ihres Lebens gewesen.
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Um all dies besser zu verstehen, lernte Hannah Wadle segeln, und sie suchte die Gesellschaft von Segellehrern,  die die gute alte Zeit noch kannten.
 
Viele der Geschichten drehten sich um die Hafentaverne „Zęza“, seit Anfang der 1980er Jahre Treffpunkt der Segler:innen -Community. Ein schmuddeliger, verräucherter Gewölbekeller, in den man hinabstieg wie in den Bauch eines Schiffes. Bier und hausgemachte Pierogi, für jeden bezahlbar. Und Shantys, im Rausch sangen alle gemeinsam. Wer die Atmosphäre nachempfinden will, kann den Film anschauen, den ein Gast im Juli 1993 gedreht hat.
 
Seit Mitte der 1990er floss großes Geld in den Segelhafen, Gastronomie für ein gehobenes Publikum entstand. Bis 2005 immerhin konnte sich die „Zęza“ halten, dann wurde sie in ein exklusives Weinlokal umgewandelt.
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Für die alten Sztynorter und die „echten“ Segler von einst blieb die „Zęza“ ein Sehnsuchtsort.
 
Hannah Wadles Herz und ihr wissenschaftliches Interesse gehörte den Verlierern. „Wir sitzen hier in einer touristischen Landschaft“, sagt sie mit Verve, „aber die Leute hier sind weitgehend davon ausgeschlossen.“ Sie sorgt sich um das Dorf. Aus der Zuhörerin ist im Laufe der Jahre eine Akteurin geworden.
 
Für die Anthropologin ist die „alte Zęza“ ein Gegenentwurf zur neoliberalen kapitalistischen Transformation. Und eine Quelle lokaler Zukunftsvisionen. Hier und da gibt es sie tatsächlich, eines der Projekte ist ein örtlicher Fischimbiss. Über viele Jahre hat Hannah Wadle hat den Weg der kämpferischen Kleinunternehmerin verfolgt.
 
Nachdem das Recherchejahr für die Doktorarbeit zu Ende war, kam die Anthropologin immer wieder.
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Für sie ist der Mikrokosmos Sztynort unerschöpflich. Das Dorf - der Hafen - das Schloss. Drei Welten, und jede hatte ihre eigene Geschichte und Dynamik. 
 
Sie erlebte mit, wie plötzlich vom maroden Schloss Bewegung ausging. Oft hatte sie die deutschen Touristen beobachtet. Busreisende, die nach einem Besuch des Führerhauptquartiers „Wolfsschanze“ „Wolfsschanze“ Die „Wolfsschanze“ wurde im Zweiten Weltkrieg errichtet und zählte zu den „Führerhauptquartieren“. Die Anlage mit Bunkern und zahlreichen Gebäuden befand sich oberirdisch, jedoch getarnt in einem Waldgebiet nahe der Stadt Rastenburg (heute Kętrzyn). Von  1941 bis 1944 hielt sich Hitler vorwiegend dort auf. Heute sind die Ruinen der Wolfsschanze, die von der Wehrmacht bei ihrem Rückzug gesprengt wurden, eine Touristenattraktion. den Adelssitz sehen wollten, wo Heinrich von Lehndorff, einer der Verschwörer des 20. Juli, Zuhause war. Oder die Radler, die vor der herrschaftlichen Kulisse Picknick machten. Jetzt aber traten Aktivistinnen und Aktivisten auf den Plan, die Deutsch-polnische Stiftung, die Lehndorff-Gesellschaft. 2014 begann, unter Leitung von Professor Wolfram Jäger von der TU Dresden, die Notsicherung des Schlosses.
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Warum warten, bis es einer neuen Bestimmung zugeführt wird, dachte Hannah Wadle. Die Rekonstruktion des Riesenbaus würde Jahrzehnte dauern, warum nicht, parallel dazu, einen Prozess der kulturellen Teilhabe auf den Weg bringen.
Sommerfestival – Das Schloss erwacht zum Leben
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Im August 2017 fand rund ums Schloss die erste Kulturwoche statt. Auftakt war eine kleine Ausstellung, die auf Hannah Wadles Feldforschungen beruhte: „Chronist unserer Träume. Schloss Sztynort 1947-2017“.
 
Im nächsten Jahr war das Motto „Spaziergang“, das Thema bezog sich auf die Antje Vollmers „Doppelleben“. Eine der Führungen folgte den Spuren von Heinrich und Gottliebe Lehndorff: Ausflüge der Jungverliebten in die Landschaft, Sonntagspromenaden zum Teehaus, Spielplätze der Töchter. Der Fluchtweg durch den Park, den Heinrich von Lehndorff nahm, nach einem Sprung aus dem Fenster, am Morgen des 21. Juli 1944.
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Ein Festival, das zu Phantasiereisen durch Orte und Zeiten einlädt, so Hannah Wadles Idee. Perspektivenwechsel üben, um neue Antworten zu finden. Das Schloss als Schnittpunkt vieler verschiedener Erinnerungen, deutscher, polnischer und noch weiterer, ein „Imaginarium“ für Europa.
 
„Palace in Progress“ – das sommerliche Programm geht jetzt ins fünfte Jahr. Geld ist knapp, das Projekt lebt weitgehend von Spenden. Und von seinen Freiwilligen: Menschen aus dem Dorf und der Region, Freundeskreisen aus
Warszawa
deu. Warschau, eng. Warsaw

Warschau ist die Hauptstadt Polens und zugleich die größte Stadt des Landes (Bevölkerungszahl 2022: 1.861.975). Sie liegt in der Woiwodschaft Masowien an Polens längstem Fluss, der Weichsel. Warschau wurde erstmals Ende des 16. Jahrhunderts Hauptstadt der polnisch-litauischen Adelsrepublik und löste damit Krakau ab, das zuvor polnische Hauptstadt gewesen war. Im Rahmen der Teilungen Polen-Litauens wurde Warschau mehrfach besetzt und schließlich für elf Jahre Teil der preußischen Provinz Südpreußen. Von 1807 bis 1815 war die Stadt Hauptstadt des Herzogtums Warschau, einem kurzlebigen napoleonischen Satellitenstaat; im Anschluss des Königreichs Polen unter russischer Oberherrschaft (dem sog. Kongresspolen). Erst mit Gründung der Zweiten Polnischen Republik nach Ende des Ersten Weltkriegs war Warschau wieder Hauptstadt eines unabhängigen polnischen Staates.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Warschau erst nach intensiven Kämpfen und einer mehrwöchigen Belagerung von der Wehrmacht erobert und besetzt. Schon dabei fand eine fünfstellige Zahl an Einwohnern den Tod und wurden Teile der nicht zuletzt für seine zahlreichen barocken Paläste und Parkanlagen bekannten Stadt bereits schwer beschädigt. Im Rahmen der anschließenden Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung der polnischen und jüdischen Bevölkerung wurde mit dem Warschauer Ghetto das mit Abstand größte jüdische Ghetto unter deutscher Besatzung errichtet, das als Sammellager für mehrere hunderttausend Menschen aus Stadt, Umland und selbst dem besetzten Ausland diente und zugleich Ausgangspunkt für die Deportation in Arbeits- und Vernichtungslager war.

Infolge des Aufstandes im Warschauer Ghetto ab dem 18. April 1943 und dessen Niederschlagung Anfang Mai 1943 wurde das Ghettogebiet systematisch zerstört und seine letzten Bewohner verschleppt und ermordet. Im Sommer 1944 folgte der zwei Monate dauernde Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung, in dessen Folge fast zweihunderttausend Polen ums Leben kamen und nach dessen Niederschlagung auch das restliche Stadtgebiet Warschaus von deutschen Einheiten weitgehend und planmäßig zerstört wurde.

In der Nachkriegszeit wurden zahlreiche historische Gebäude und Teile der Innenstadt, darunter das Warschauer Königsschloss und die Altstadt, wiederaufgebaut - ein Prozess, der bis heute andauert.

und
Gdańsk
deu. Danzig

Danzig ist eine Großstadt an der Ostsee in der polnischen Woiwodschaft Pommern (Pomorskie) mit ca. 470.000 Einwohner:innen. Sie liegt am Fluss Motława (dt. Mottlau) an der Danziger Bucht.

Historische Orte
Danzig
 
, Berlin und Dresden, Manchester und
Poznań
deu. Posen

Poznań ist eine Großstadt im Westen von Polen und mit über 530.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt des Landes. Die Messe- und Universitätsstadt liegt in der historischen Landschaft Großpolen und ist zugleich Hauptstadt der heutigen gleichnamigen Woiwodschaft. Bereits in der Frühen Neuzeit ein bedeutendes Handelszentrum fiel die Stadt 1793 erstmals an das Königreich Preußen als Teil der neu gebildeten Provinz Südpreußen. Nach zwischenzeitlicher Zugehörigkeit zum Herzogtum Warschau (1807-1815) kam Posen nach dem Wiener Kongress erneut zu Preußen als Hauptstadt des neuen Großherzogtums Posen. Ab 1919 gehörte Poznań für zwei Jahrzehnte zur Zweiten Polnischen Republik, bevor die Stadt ab 1939 von der Wehrmacht besetzt und Teil des Reichsgaus Wartheland (dem sog. Warthegau) wurde. Die fast sechsjährige Besatzungszeit war geprägt durch die brutale Verfolgung der polnischen und jüdischen Bevölkerung einerseits, die zu Zehntausenden ermordet oder in Konzentrations- und Arbeitslagern interniert wurde, und der gezielten Neuansiedlung deutschsprachiger Bevölkerungsteile in Stadt und Umland andererseits. Anfang 1945 wurde Posen von der Roten Armee erobert und Teil der Volksrepublik Polen. Eines der wichtigsten Ereignisse der Nachkriegszeit war der gewaltsam niedergeschlagene Arbeiteraufstand im Juni 1956.

, wo Hannah Wadle inzwischen Assistenzprofessorin am Institut für Anthropologie und Ethnologie der Adam-Mickiewicz-Universität ist.
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Schon lange war Kunst ihre zweite Leidenschaft. Jedes Jahr lockt sie Künstler und Künstlerinnen nach Sztynort. Mal ist die Schlossbaustelle Schauplatz eines Filmexperiments, das in die Welt des Adels der 1930er Jahre führt. Mal wird die Lehndorffsche Patronatskirche in
Radzieje
deu. Rosengarten

Radzieje, 1417 als „Rosengarten“ gegründet, ist ein Kirchdorf in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Radzieje hatte im Jahr 2006 noch 510 Einwohner:innen.

zum Konzertsaal für mittelalterliche Musik aus Orient und Okzident. Das Festival tut der Region im Norden Polens gut.
 
Oft segeln die Akteure gegen den Wind, und er nimmt eher zu. Europas Krise, das Erstarken des Nationalismus, eine Pandemie, mit der niemand gerechnet hat. Ob das ehemalige Adelsschloss je fertig wird, sich neu verankern wird im Dorf, in der Wojewodschaft, in Europa, ist ungewiss. „Eine Frage von Generationen.“
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Vielleicht wird der jüngste Mitstreiter es erleben, der heute 18jährige Dawid Dacko.
 
Als Kleinkind hat er auf den Schultern seines Großvaters Jurek alle Winkel des Schlosses erkundet. Als er älter wurde, erfuhr er, dass sein Urgroßvater in den 1940er Jahren beim Grafen Lehndorff im Pferdestall gearbeitet hat – als Zwangsarbeiter aus der besetzten Ukraine.
 
Davon erzählt Dawid heute den Sommergästen. Ein Mosaikstein in der großen europäischen Geschichtserzählung, von der Hannah Wadle träumt.

Siehe auch