Franz Alt, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels: Skandalöse Auszeichnung, taz (https://taz.de/Friedenspreis-des-Deutschen-Buchhandels/!5886985/)
"Sind wir tatsächlich so weit gekommen, dass ein Völkerhasser den renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen muss? In seinem Buch "Himmel über Charkiw“ bezeichnet der ukrainische Dichter Serhij Zhadan die Russen als "Horde", "Verbrecher", "Tiere", "Unrat". Und es geht weiter: "Die Russen sind Barbaren, sie sind gekommen, um unsere Geschichte, unsere Kultur, unsere Bildung zu vernichten." Der Friedenspreisträger schreibt: "Brennt in der Hölle, ihr Schweine.""
Tanja Maljartschuk: Anno belli (2022). In: Dies.: Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus. Essays. Köln 2022, S. 138–142, hier: S. 141.
"Ich bin keine Schriftstellerin mehr und werde es vielleicht nie mehr sein können. Wörter erstarren in mir, sie sterben ab, gehen zugrunde mit jeder weiteren Rakete, die meine Welt beschießt und zerfetzt.“
Warschau ist die Hauptstadt Polens und zugleich die größte Stadt des Landes (Bevölkerungszahl 2022: 1.861.975). Sie liegt in der Woiwodschaft Masowien an Polens längstem Fluss, der Weichsel. Warschau wurde erstmals Ende des 16. Jahrhunderts Hauptstadt der polnisch-litauischen Adelsrepublik und löste damit Krakau ab, das zuvor polnische Hauptstadt gewesen war. Im Rahmen der Teilungen Polen-Litauens wurde Warschau mehrfach besetzt und schließlich für elf Jahre Teil der preußischen Provinz Südpreußen. Von 1807 bis 1815 war die Stadt Hauptstadt des Herzogtums Warschau, einem kurzlebigen napoleonischen Satellitenstaat; im Anschluss des Königreichs Polen unter russischer Oberherrschaft (dem sog. Kongresspolen). Erst mit Gründung der Zweiten Polnischen Republik nach Ende des Ersten Weltkriegs war Warschau wieder Hauptstadt eines unabhängigen polnischen Staates.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Warschau erst nach intensiven Kämpfen und einer mehrwöchigen Belagerung von der Wehrmacht erobert und besetzt. Schon dabei fand eine fünfstellige Zahl an Einwohnern den Tod und wurden Teile der nicht zuletzt für seine zahlreichen barocken Paläste und Parkanlagen bekannten Stadt bereits schwer beschädigt. Im Rahmen der anschließenden Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung der polnischen und jüdischen Bevölkerung wurde mit dem Warschauer Ghetto das mit Abstand größte jüdische Ghetto unter deutscher Besatzung errichtet, das als Sammellager für mehrere hunderttausend Menschen aus Stadt, Umland und selbst dem besetzten Ausland diente und zugleich Ausgangspunkt für die Deportation in Arbeits- und Vernichtungslager war.
Infolge des Aufstandes im Warschauer Ghetto ab dem 18. April 1943 und dessen Niederschlagung Anfang Mai 1943 wurde das Ghettogebiet systematisch zerstört und seine letzten Bewohner verschleppt und ermordet. Im Sommer 1944 folgte der zwei Monate dauernde Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung, in dessen Folge fast zweihunderttausend Polen ums Leben kamen und nach dessen Niederschlagung auch das restliche Stadtgebiet Warschaus von deutschen Einheiten weitgehend und planmäßig zerstört wurde.
In der Nachkriegszeit wurden zahlreiche historische Gebäude und Teile der Innenstadt, darunter das Warschauer Königsschloss und die Altstadt, wiederaufgebaut - ein Prozess, der bis heute andauert.
Kiew liegt am Fluss Dnepr und ist seit 1991 Hauptstadt der Ukraine. Nach der ältesten russischen Chronik, der Nestorchronik, wurde Kiew erstmals 862 erwähnt. Es war Hauptsiedlungsort der Kiewer Rus‘, bis es 1362 an das Großfürstentum Litauen fiel, das 1569 Teil der polnisch-litauischen Adelsrepublik wurde. 1667 kam Kiew nach dem Aufstand unter Kosakenführer Bogdan Chmel'nyc'kyj und dem darauf folgenden polnisch-russischen Krieg zu Russland. 1917 wurde Kiew Hauptstadt der Ukrainischen Volksrepublik, 1918 der Ukrainischen Nationalrepublik und 1934 der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik.
Bezeichnet wurde Kiew auch als „Mutter aller russischen Städte“, „Jerusalem des Ostens“, „Hauptstadt der goldenen Kuppeln“ und „Herz der Ukraine“.
Im russisch-ukrainischen Krieg ist Kiew stark umkämpft.
Aufgrund des Krieges in der Ukraine ist es möglich, dass diese Informationen nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen.
Oksana Sabuschko: Die längste Buchtour. Essay. Graz 2022, S. 33–34
"Als der erste westliche Journalist, der mich am 24. Februar anrief (um acht Uhr morgens, ungeduldig brummend) mit aufrichtiger Neugier fragte, was ich denn meine, was Putin wolle?, antwortete ich mit einem Schrei. Ich ging im Zimmer auf und ab und schrie den armen Mann durchs Telefon an, als verkörpere er den ganzen kollektiven Westen: "Machen Sie sich über mich lustig?! Er hat euch doch schon dutzende Male direkt ins Gesicht gesagt, was er will: dass die Ukrainer verschwinden, sich in Luft auflösen, dass wir aufhören zu existieren wie Hitlers Juden, er benutzt sogar die gleichen Worte. ‚Endlösung der Ukraine-Frage‘. Wie lange wollt ihr noch so tun als hättet ihr das nicht gehört? … Er hämmert euch seit acht Jahren ein, dass Ukrainer und Russen ein Volk sind, im Sommer hat er einen hirnlosen Artikel darüber veröffentlicht, so wie einst Stalin über die Sprachwissenschaft, was ist denn daran nicht zu kapieren, dass das die Annexion eines Landes ist, habt ihr denn wirklich geglaubt, dass er mit der Krym aufhört?"
