Was hat ihn dazu bewegt, sich dem Lehndorffschen Schloss mit ganzer Kraft zu widmen? Die technische Herausforderung? Die Verantwortung seiner Generation, die Erinnerung an den Widerstand gegen Hitler wachzuhalten? Auslöser war Antjes Vollmers Buch „Doppelleben“ über das Schicksal von Heinrich und Gottliebe Lehndorff.
Von außen betrachtet hatte das Herrenhaus im früheren
Das Dorf Sztynort liegt im Norden der Masurischen Seenplatte auf der Halbinsel Jez zwischen Jezioro Mamry (Mauersee), Jezioro Dargin (Dargeinensee) und Jezioro Dobskie (Dobensee). Bis 1928 hieß das Dorf Groß Steinort, danach Steinort.
Doch dann stockte der Geldfluss, eine längerfristige Perspektive für das Riesenprojekt war nicht in Sicht. Trotzdem stieg der Ingenieur Wolfram Jäger ohne zu zögern ein. „Unmögliches möglich machen!“ Eine wichtige Devise in seinem Leben.
Trotzdem entschied sich Wolfram Jäger, die Familientradition fortzusetzen: Maurerlehre, Studium des Bauingenieurswesens in Dresden, 1977 Promotion im Bereich Baumechanik. 1980 Bauhochschule in
Moskau (Bevölkerungszahl 2023: 12.412.154) ist die Hauptstadt der Russländischen Föderation und die bevölkerungsreichste vollständig in Europa gelegene Stadt. Sie liegt im Westen des Landes. Moskau ist gleichzeitig die Hauptstadt des Föderationsbezirks Zentralrussland. Die Verwaltungseinheit "Stadt von föderaler Bedeutung Moskau" umfasst mit einer Bevölkerungszahl von 13.149.803 Personen einige weitere Orte. Die Stadt bildet das mit Abstand wichtigste politische, wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes.
Moskau entstand etwa im 11./12. Jahrhundert. Die Entstehung der Wehranlage (Kreml) wird auf den Beginn der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert. Im 13. Jahrhundert wurde Moskau zur Hauptstadt eines Teilfürstentums des Großfürstentum Wladimir. Im 14. Jahrhundert setzten sich die Fürsten von Moskau als die Herrscher der gesamten Rus durch. Diese war jedoch 1247-1480 tributpflichtig gegenüber der Goldenen Horde, welche 1238 Moskau verwüstete. 1571 wurde die fast vollständig hölzerne Stadt von tatarischen Truppen niedergebrannt. Moskau war jedoch zu diesem Zeitpunkt das unumstrittene Machtzentrum Russlands. 1687 wurde in der Stadt die erste Hochschule, 1775 die erste Universität eröffnet. Peter der Große verlegte 1712 die Hauptstadt nach Sankt Petersburg. Neben dem Machtverlust geschwächt durch Unruhen und Säuchen blieb ihre Entwicklung hinter jener der neuen Hauptstadt zurück. Einen tiefen Einschnitt in die Entwicklung von Moskau brachte der Einmarsch der napoleonischen Truppen 1812, zu deren Abwehr die Stadtbevölkerung ihre Häuser in Brand steckte. Der rasch begonnene Wiederaufbau brachte Moskau ein modernes Stadtbild.
In den 1890er Jahren überschritt die Bevölkerungszahl Moskaus 1.000.000, und kurz nach der Oktoberrevolution 1917 und der Verlegung der Hauptstadt Russlands bzw. der Sowjetunion nach Moskau 1918, überholte die Bevölkerungszahl der Stadt jene von Sankt Petersburg. Moskau erlebte einen enormen Ausbau der öffentlichen Infrastruktur, auch zahlreiche Vorzeigebauten wurden bis zum Zweiten Weltkrieg errichtet. Der zum Teil erhebliche Zubau der Wohnflächen konnte jedoch nie dem Bevölkerungswachstum schritthalten, das auch nicht durch diverse, teilweise bis heute geltende Zuzugseinschränkungen gebremst werden konnte. Allerdings wuchs die Stadt auch durch Eingemeindungen, insbesondere in den Jahren 1960 und 2012.
1980 wurden im Moskau die Olympischen Sommerspiele ausgetragen. In den Folgejahren erfasste jedoch die zunehmende Krise in der Sowjetunion auch die Stadt, die nach den dezentralen Bewegungen in den Republiken und Unruhen in Russland selbst schließlich vom Putschversuch 1991 direkt betroffen war. Nach dem endgültigen Zerfall der Sowjetunion Ende 1991, blieb Moskau die Hauptstadt Russlands, eines zwar deutlich kleineren, flächenmäßig dennoch größten Landes der Welt. Insbesondere das Stadtzentrum wird seitdem immer stärker von modernen, repräsentativen Bauten geprägt. Der Wiederaufbau der in der Sowjetzeit zerstörten oder umgewidmeten Kirchen, die Renovierung der Gebäude aus der vorsowjetischen Zeit im Stadtkern sowie der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur an den Rändern sind weitere Merkmale der Entwicklung der Stadt in der postsowjetischen Ära.
In der DDR eigene Wege zu gehen oder eine Hochschullaufbahn einzuschlagen war auch für einen Beststudenten nicht möglich. Er war kein SED-Mitglied, wollte sich nicht in ein Kombinat einfügen oder den Mangel in der Bauwirtschaft verwalten. Also suchte er Nischen, wechselte mehrfach die Stellen und schien vor der Wende in der Bauakademie der DDR eine Bleibe gefunden zu haben.
„Hart. Aber Riesenvergnügen!“ Wolfram Jäger lacht. „Ein Probelauf für Steinort, könnte man heute sagen.“ Im historischen Jahr 1989 konnte die Familie in das Winzerhaus einziehen.
Die Aufgaben wuchsen schnell und auch das Selbstvertrauen. Ein Vorschlag für die archäologische Enttrümmerung der Ruine der Dresdener Frauenkirche bescherte ihm 1992 den Einstieg in das Projekt. Schon zu DDR-Zeiten hatte er von deren Wiederaufbau geträumt, Ideen ausgebrütet. Wie kann man einen solchen Mauerwerksbau unter heutigen Anforderungen in alter Technik wieder errichten? Innovative Lösungen waren gefragt, um so nahe wie möglich am Original zu bleiben.
Ihn reizten ungewöhnliche Herausforderungen. In Syrien sanierte er den Ritterturm der weltberühmten Kreuzritterburg Krak des Chevaliers nahe Homs. Im Iran baute er mit seinem Team das Sistani-House wieder auf – Teil der bedeutenden Zitadelle von Bam, die 2003 durch ein Erdbeben zerstört wurde. Er führte dabei Methoden zur erdbebensicheren Wiederrichtung von Lehmbauten ein.
Ein Wettlauf mit der Zeit, und immer wieder: kein Budget. 125.000 € gab die „Deutsche Bundesstiftung Umwelt“ nach langem Ringen. Dazu musste Wolfram Jäger nachweisen, dass die Schäden am Schloss durch den menschengemachten Klimawandel verursacht seien.
In der Nähe fand er den Bauunternehmer Matthias Hohl, einen Schweizer, der schon länger in Masuren lebt und Erfahrungen im Tunnelbau hat. Genau der Richtige für die gefahrvolle Arbeit in den halb eingestürzten Kellern.
Wolfram Jägers Leidenschaft ist in den zehn Jahren noch nicht erloschen. Man spürt seine Ungeduld. Einen so chronisch unterfinanzierten Bau hat er noch nie geleitet. Es wird dringend mehr Geld gebraucht, und eine gesellschaftliche Lobby.
Auch die anderen Steinort-Enthusiasten – Ethnologen, Historiker, Künstler, Lehrer – brauchen einen langen Atem und Geld, um das Schloss mit Leben zu füllen. Die kulturellen „Gewerke“ kommen dabei mit sehr viel weniger aus.
Viele Köpfe brachten die verschiedensten Ideen ein. Der Ingenieur mit der Riesenbaustelle auf den Schultern machte Tempo. Zusammen mit seinen Studenten entwickelte er – auf Basis kursierender Visionen – ein Nutzungskonzept, das Anklang bei der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien fand. Seit 2019 fließt jährlich eine halbe Million Euro aus dem Bundeshaushalt nach Steinort.
Es sieht aus wie ein Tropfen auf den heißen Stein, gemessen an den zweistelligen Millionensummen, die für den Bau noch gebraucht werden. Dennoch ein Durchbruch, Steinort ist in der deutschen Politik angekommen.
Das heutige Stadt Allenstein/Olsztyn (Bevölkerungszahl 2022: 168.212) wurde 1353 als „Allensteyn“ an der Allna gegründet. Allenstein ist die größte Stadt Ermlands und der Sitz der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Die Stadt ist Mitglied der Europäische Route der Backsteingotik, insbesondere aufgrund seines Altstadtrings und der Burg Allenstein.
Das Bild zeigt eine Stadtansicht von Olsztyn /Allenstein auf einer Postkarte von vor 1945.
Eines ihrer Herzensprojekte war die Erbbegräbniskapelle der Lehndorffs, ein Bau des bekannten Berliner Architekten Friedrich August Stüler. Doch lange fühlte sich niemand zuständig. 2015 war Wolfram Jäger zum ersten Mal über den verwilderten Friedhof gewandert, der Anblick der ruinösen Kapelle hatte ihn erschüttert. Auf dem Dach wuchsen Birken, das Gewölbe stand kurz vor dem Einsturz. Die Sanierung wurde ein Kraftakt für den Ingenieur und alle Beteiligten.
„Eine unvergessliche Zeit“ – der Katastrophen, intensiver Glücksgefühle. „Zwölf Tage“, erzählt Wolfram Jäger, „habe ich allein in luftiger Höhe gearbeitet.“ In einem wichtigen Moment war nirgends ein Maurer zu finden, also fuhr er von Radebeul nach Sztynort und legte los. „Ich hatte ja als junger Mann Maurer gelernt.“ Kaum technisches Gerät war da, Wasser holte er aus dem See. „Die Sonne schien durch die Bäume. Augen zu, aufatmen, innehalten, weitermauern. Einfach traumhaft.“
Zehn Jahre wird es noch dauern – im besten Fall. Aus Sicht des Ingenieurs machbar, vorausgesetzt das Geld ist da. Dann wäre er achtzig. Erfolge vorzeigen, wie damals bei der Frauenkirche! Nächsten Sommer soll das Schloss als „lebende Baustelle“ Touristen anziehen, die den Arbeiten zuschauen und spenden. Jeder Raum, der fertig wird, soll umgehend genutzt werden…