Die Ukraine ist ein von ungefähr 42 Millionen Menschen bewohntes Land im östlichen Europa. Kiew ist die Hauptstadt und zugleich größte Stadt der Ukraine. Das Land ist seit 1991 unabhängig. Der Dnieper ist der längste Fluss der Ukraine.
Die Russische Föderation ist der größte Flächenstaat der Welt und wird von rund 145 Millionen Menschen bewohnt. Hauptstadt und größte Stadt ist Moskau mit ungefähr 11,5 Millionen Einwohner:innen, gefolgt von Sankt Petersburg mit mehr als 5,3 Millionen Einwohner:innen. Der deutlich überwiegende Teil der Bevölkerung lebt im europäischen Teil Russlands, der dichter besiedelt ist, als der asiatische.
Die Russische Föderation ist seit 1992 Nachfolgestaat der russischen Sowjetrepublik (Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik, RSFSR), dem mit Abstand größten Teilstaat der ehemaligen Sowjetunion. Sie ist zugleich Rechtsnachfolger der Sowjetunion im Sinne des Völkerrechts.
Die Rezeption russischer und ukrainischer Literatur in Deutschland war dabei schon seit dem 19. Jahrhundert ideologisch geprägt. Das untersuche ich, indem ich Übersetzungen, ihre Vor- und Nachworte, Rezensionen und wissenschaftliche Text über diese Literaturen analysiere.
- „Russen und Ukrainer sind ein Volk“. Das bedeutet, dass das Recht des ukrainischen Volkes auf einen eigenen Staat nicht anerkannt wird,2
- „Russland ist der ältere Bruder der Ukraine“, was als Herabwürdigung der Ukraine3 zu sehen ist,
- „Ukrainer sind Nationalisten“, eine Charakteristik, die allen zugeschrieben wurde und wird, die für die ukrainische Souveränität plädier(t)en,4
- „Die ukrainische Sprache ist ein Dialekt der russischen bzw. eine Bauernsprache“. Der Kampf gegen die ukrainische Sprache offenbarte sich bereits in Sprachverboten in der Zarenzeit und der Russifizierungspolitik in der Sowjetzeit.5
Übersetzungen und literaturwissenschaftliche Arbeiten verbreiteten also bestimmte Informationen über die Ukraine, ihre Kultur und Literatur. Ukrainische Kulturschaffende in Exil versuchten, ein differenziertes Bild der Ukraine in Deutschland zu schaffen. Jedoch wurden ihre Arbeiten bis ca. 2003 nur in engen Kreisen rezipiert. Deutschland war eher russlandzentriert. Erst seitdem der Suhrkamp-Verlag ukrainische Autor:innen ins Programm genommen hat, veränderte sich in Deutschland die Wahrnehmung der ukrainischen Literatur und auch der Ukraine.
Ich glaube, dass die heutige mentale Präsenz ukrainischer Kulturschaffender im deutschsprachigen Raum ausgesprochen wichtig ist, weil man hier endlich auch ukrainische Stimmen bei der Deutung des Krieges hören und so die russischen Narrative, die viele Deutsche für bare Münze nahmen, widerlegen kann.
Die Sowjetunion (SU oder UdSSR) war ein von 1922 bis 1991 bestehender Staat in Osteuropa, Zentral- und Nordasien. Sie ist aus dem sog. Sowjetrussland hervorgegangen, dem Nachfolgestaat des Russländischen Kaiserreichs. Den Kern der Union und zugleich ihren größten Teil bildete die Russische Sowjetrepublik, hinzu kamen weitere Teilrepubliken. Ihre Zahl variiert über die Zeit hinweg und steht im Zusammenhang mit der Besatzung anderer Länder (Estland, Lettland, Litauen), nur kurzzeitig bestehenden Sowjetrepubliken (Karelo-Finnland) oder mit der Teilung bzw. Zusammenlegung von Sowjetrepubliken. Zusätzlich gab es zahlreiche autonome Republiken oder sonstige Gebietseinheiten mit einem Autonomiestatus, der sich im Wesentlichen auf eine sprachliche Autonomie der Minderheiten beschränkte.
Die UdSSR bestand vor ihrer formellen Auflösung aus 15 Sowjetrepubliken mit einer Bevölkerung von ungefähr 290 Millionen Menschen. Mit ca. 22,4 Millionen km² bildete sie den damals größten Flächenstaat der Welt. Die Sowjetunion war eine sozialistische Räterepublik mit einem Einparteiensystem und einer fehlenden Gewaltenteilung.
„Russophilie und eine negative Stellung zu allem Nicht-Russischen spielen eine wichtige Rolle bei Verlegern, für die unsere Literatur und unsere Kultur nicht existierten. […] Auch die heutigen besseren Kulturkontakte werden nichts ändern, solange Moskau und Leningrad ein Monopol auf den Export von Kulturwerten haben.“10
Die Ukraine war für das Deutschland der Nachkriegszeit keine selbstständige Entität, mit der man gleichberechtigt sprechen konnte. Das erklärt auch den Wunsch vieler Deutscher, heute die Ukraine zu belehren und dazu zu bewegen, mit der russischen Kultur in einen Versöhnungsdialog zu treten.
Die Fragen entstammen einer am 23. Februar 2023 geführten Round-Table-Diskussion über die Rolle von ukrainischer Kultur und Literatur in Kriegszeiten.