Er gilt als Ahnherr der Berliner Philharmoniker: Der im schlesischen Liegnitz geborene Benjamin Bilse war einer der berühmtesten Dirigenten der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Stadtmusikus in Liegnitz
Text
Benjamin Bilse, geboren am 17. August 1816 im 
Schlesien
ces. Slezsko, eng. Silesia, pol. Śląsk

Schlesien (polnisch Śląsk, tschechisch Slezsko) ist eine historische Landschaft, die heute überwiegend im äußersten Südwesten Polens, in Teilen jedoch auch auf dem Gebiet Deutschlands und Tschechiens liegt. Mit Abstand wichtigster Fluss ist die Oder. Nach Süden wird Schlesien vor allem durch die Gebirgsketten der Sudeten und Beskiden eingegrenzt. In Schlesien leben heutzutage knapp 8 Millionen Menschen. Zu den größten Städten der Region zählen Wrocław (hist. dt. Breslau), Opole (Oppeln) und Katowice (Kattowitz). Vor 1945 gehörte die Region zweihundert Jahre lang großteils zu Preußen, vor den Schlesischen Kriegen (ab 1740) fast ebenso lange Zeit zum Habsburgerreich. Schlesien wird in Ober- und Niederschlesien eingeteilt.

 
Legnica
deu. Liegnitz

Liegnitz ist eine von 99.000 Menschen bewohnte Stadt in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien. Die Stadt liegt im Westen des Landes unweit der Hauptstadt der Woiwodschaft, Breslau. Liegnitz war bis 1945 Teil der preußischen Provinz Schlesien.

, absolvierte zunächst in seiner Geburtsstadt eine Ausbildung zum Berufsmusiker, um daraufhin unter anderem in Wien als Geiger im Orchester von Johann Strauß senior zu spielen. Zwischen 1842 und 1867 war er Stadtmusikus, späterStadtkapellmeister, in Liegnitz und baute ein bald über die Grenzen der Stadt hinaus berühmtes Orchester auf, mit dem er in den Sommermonaten auf Tournee ging. Berühmt wurde etwa das dreimonatige Gastspiel des sog. Bilse-Orchesters 1867 auf der Weltausstellung in Paris. Hier traf das Ensemble unter anderem auf Johann Strauß junior, der es nach gemeinsamen Konzerten als das „vorzüglichste in ganz Deutschland“ rühmte. Nachdem sich Bilse mit dem Magistrat der Stadt Liegnitz entzweit hatte, schlug seine Truppe ab 1867 ihr Winterquartier im Berliner Konzerthaus auf. Die sommerlichen Konzertreisen führten das Orchester weiterhin in zahlreiche europäische Städte, etwa nach Brüssel, 
Wrocław
deu. Breslau, lat. Wratislavia, lat. Vratislavia, ces. Vratislav

Breslau (polnisch Wrocław) ist die Hauptstadt der im Westen Polens liegenden Woiwodschaft Niederschlesien (polnisch dolnośląskie). Sie wird von knapp 640.000 Menschen bewohnt und ist die viertgrößte Stadt Polens. Breslau liegt an der Oder.

 oder 
Warszawa
deu. Warschau, eng. Warsaw

Warschau ist die Hauptstadt Polens und mit knapp 1,8 Millionen Einwohnern zugleich die größte Stadt des Landes. Sie liegt in der Woiwodschaft Masowien an Polens längstem Fluss, der Weichsel. Warschau wurde erstmals Ende des 16. Jahrhunderts Hauptstadt der polnisch-litauischen Adelsrepublik und löste damit Krakau ab, das zuvor polnische Hauptstadt gewesen war. Im Rahmen der Teilungen Polen-Litauens wurde Warschau mehrfach besetzt und schließlich für elf Jahre Teil der preußischen Provinz Südpreußen. Von 1807 bis 1815 war die Stadt Hauptstadt des Herzogtums Warschau, einem kurzlebigen napoleonischen Satellitenstaat; im Anschluss des Königreichs Polen unter russischer Oberherrschaft (dem sog. Kongresspolen). Erst mit Gründung der Zweiten Polnischen Republik nach Ende des Ersten Weltkriegs war Warschau wieder Hauptstadt eines unabhängigen polnischen Staates.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Warschau erst nach intensiven Kämpfen und einer mehrwöchigen Belagerung von der Wehrmacht erobert und besetzt. Schon dabei fand eine fünfstellige Zahl an Einwohnern den Tod und wurden Teile der nicht zuletzt für seine zahlreichen barocken Paläste und Parkanlagen bekannten Stadt bereits schwer beschädigt. Im Rahmen der anschließenden Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung der polnischen und jüdischen Bevölkerung wurde mit dem Warschauer Ghetto das mit Abstand größte jüdische Ghetto unter deutscher Besatzung errichtet, das als Sammellager für mehrere hunderttausend Menschen aus Stadt, Umland und selbst dem besetzten Ausland diente und zugleich Ausgangspunkt für die Deportation in Arbeits- und Vernichtungslager war.

Infolge des Aufstandes im Warschauer Ghetto ab dem 18. April 1943 und dessen Niederschlagung Anfang Mai 1943 wurde das Ghettogebiet systematisch zerstört und seine letzten Bewohner verschleppt und ermordet. Im Sommer 1944 folgte der zwei Monate dauernde Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung, in dessen Folge fast zweihunderttausend Polen ums Leben kamen und nach dessen Niederschlagung auch das restliche Stadtgebiet Warschaus von deutschen Einheiten weitgehend und planmäßig zerstört wurde.

In der Nachkriegszeit wurden zahlreiche historische Gebäude und Teile der Innenstadt, darunter das Warschauer Königsschloss und die Altstadt, wiederaufgebaut - ein Prozess, der bis heute andauert.

Kaliningrad
deu. Königsberg, rus. Калинингра́д

Kaliningrad ist eine Stadt im heutigen Russland. Sie liegt im Oblast Kaliningrad, einer russischen Exklave zwischen Litauen und Polen. Kaliningrad, ehemals Königsberg, gehörte über mehrere Jahrhunderte zu Preußen und war dessen nordöstlichste Großstadt.

 und 
Rīga
deu. Riga

Riga ist die Hauptstadt Lettlands und mit knapp 630.000 Einwohnern zugleich die mit Abstand größte Stadt des Landes. Sie liegt im Südwesten der historischen Landschaft Livland nahe der Mündung des Flusses Düna (lett. Daugava) in den Rigaischen Meerbusen. Historisch war Riga eine bedeutende Handels- und Hansestadt mit einer über Jahrhunderte hinweg großteils deutschsprachigen Bevölkerung, deren politische Oberherrschaft wiederholt wechselte. Waren es bis zum Ende des Mittelalters vor allem geistliche Herrscher (Erzbistum Riga, Deutscher Orden), die Stadt und Umland für sich beanspruchten, kam die Stadt nach kurzer polnisch-litauischer Herrschaft 1621 zu Schweden. Bereits ein Jahrhundert später wurde Riga Teil des Russländischen Reiches und hier zur Hauptstadt des Ostseegouvernements Livland. Erst 1918 wurde Riga Hauptstadt eines unabhängigen lettischen Staates.

. In Riga gastierte das Ensemble beispielsweise im Juli und August 1878.
Die "Bilse-Kapelle aus Berlin"
Text
Die Bilsekonzerte im Konzerthaus an der Leipziger Straße in Berlin avancierten zu einer gesellschaftlichen Institution, zu der etwa auch Friedrich Nietzsche, Julius Stinde oder der damals noch junge Gerhart Hauptmann pilgerten. Adolf Menzel hielt 1871 ein Konzert auf einem Gemälde fest. 1882 kam es zu einem Eklat um die Musikergagen, in deren Folge sich 54 Musiker seines Orchesters abspalteten. Sie firmierten zunächst unter Namen wie „Vormalige Bilse´sche Kapelle“ oder auch „Bilse-Kapelle aus Berlin“, später dann unter „Philharmonisches Orchester“. Bilse gilt damit auch als Ahnherr der heutigen Berliner Philharmoniker.
Bilse selbst ging 1885 zurück nach Liegnitz, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Er trat nicht nur als Lehrer und Dirigent, sondern auch als Komponist hervor. Besonders bekannt wurden seine Tänze und Märsche.