Die in den Dresdner und Warschauer Sammlungen aufbewahrten kartographischen Messungen Warschaus aus den Jahren 1730–1762 zeigen die architektonisch-gartenreiche Stadt, in der sich die künstlerischen Ideen des sächsischen Barocks herauskristallisierten. Diese außergewöhnlichen Dokumente veranschaulichen die goldene Periode des landschaftlichen und kulturellen Aufschwungs der Stadt, angeregt durch das Mäzenatentum des sächsischen Königshofs, den großen Familien des polnischen Adels und die Zusammenarbeit polnischer und sächsischer Handwerker und Künstler.
Warschau - die Sirenenstadt am Hang
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In der Geschichte der Menschheit gibt es viele Beispiele, in denen der Standort einer Siedlung durch die natürlichen Gegebenheiten vor Ort, vor allem die Nähe von Wald und Fluss, bestimmt wurde.1 Nicht umsonst werden die blauen Adern, die das Land durchziehen, als das Rückgrat der Siedlungsprozesse bezeichnet.2 
Warszawa
deu. Warschau, eng. Warsaw

Warschau ist die Hauptstadt Polens und zugleich die größte Stadt des Landes (Bevölkerungszahl 2022: 1.861.975). Sie liegt in der Woiwodschaft Masowien an Polens längstem Fluss, der Weichsel. Warschau wurde erstmals Ende des 16. Jahrhunderts Hauptstadt der polnisch-litauischen Adelsrepublik und löste damit Krakau ab, das zuvor polnische Hauptstadt gewesen war. Im Rahmen der Teilungen Polen-Litauens wurde Warschau mehrfach besetzt und schließlich für elf Jahre Teil der preußischen Provinz Südpreußen. Von 1807 bis 1815 war die Stadt Hauptstadt des Herzogtums Warschau, einem kurzlebigen napoleonischen Satellitenstaat; im Anschluss des Königreichs Polen unter russischer Oberherrschaft (dem sog. Kongresspolen). Erst mit Gründung der Zweiten Polnischen Republik nach Ende des Ersten Weltkriegs war Warschau wieder Hauptstadt eines unabhängigen polnischen Staates.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Warschau erst nach intensiven Kämpfen und einer mehrwöchigen Belagerung von der Wehrmacht erobert und besetzt. Schon dabei fand eine fünfstellige Zahl an Einwohnern den Tod und wurden Teile der nicht zuletzt für seine zahlreichen barocken Paläste und Parkanlagen bekannten Stadt bereits schwer beschädigt. Im Rahmen der anschließenden Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung der polnischen und jüdischen Bevölkerung wurde mit dem Warschauer Ghetto das mit Abstand größte jüdische Ghetto unter deutscher Besatzung errichtet, das als Sammellager für mehrere hunderttausend Menschen aus Stadt, Umland und selbst dem besetzten Ausland diente und zugleich Ausgangspunkt für die Deportation in Arbeits- und Vernichtungslager war.

Infolge des Aufstandes im Warschauer Ghetto ab dem 18. April 1943 und dessen Niederschlagung Anfang Mai 1943 wurde das Ghettogebiet systematisch zerstört und seine letzten Bewohner verschleppt und ermordet. Im Sommer 1944 folgte der zwei Monate dauernde Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung, in dessen Folge fast zweihunderttausend Polen ums Leben kamen und nach dessen Niederschlagung auch das restliche Stadtgebiet Warschaus von deutschen Einheiten weitgehend und planmäßig zerstört wurde.

In der Nachkriegszeit wurden zahlreiche historische Gebäude und Teile der Innenstadt, darunter das Warschauer Königsschloss und die Altstadt, wiederaufgebaut - ein Prozess, der bis heute andauert.

 ist diesbezüglich keine Ausnahme, sondern ein klassisches Beispiel für eine Siedlung, die sich zwar dynamisch zur Hauptstadt entwickelt hat, aber stets vom Einfluss der Weichsel, der Topografie ihres Tals und ihrer ehemaligen Nebenflüsse abhängig geblieben ist.
In diesem Artikel skizziere ich kurz den faszinierenden Prozess der architektonischen und städtebaulichen Reifung Warschaus zur Hauptstadt, der durch Karten und Pläne aus dem 17. und 18. Jahrhundert dokumentiert wird. Das Ziel der Zusammenstellung kartografischer Quellen und des Versuchs, die Landschaft der Stadt im 18. Jahrhundert zu rekonstruieren, besteht einerseits darin, die Aufmerksamkeit auf das Phänomen des so genannten Warschauer Steilhangs zu lenken. Andererseits ist die Rolle des künstlerischen und baulichen Mäzenatentums Mäzenatentums Bei einem Mäzen (auch Mäzenat, weiblich Mäzenin bzw. Mäzenatin) handelt es sich um einen Finanzier, eine Institution, eine kommunale Einrichtung oder eine Person die mit Geld bzw. geldwerten Mitteln bei der Umsetzung eines Vorhabens unterstützt. Dabei wird keine direkte Gegenleistung verlangt. Die Bezeichnung als Mäzen leitet sich von dem Etrusker und Römer Gaius Cilnius Maecenas ab, der in augusteischer Zeit Dichter wie Vergil, Horaz und Properz förderte. Mäzene können vielfältige Bereiche in der Kunst, oder Hochschulabgänger*innen, sowie die Wissenschaft unterstützen. der Wettiner Wettiner Das Haus Wettin ist eines der ältesten deutschen Hochadelsgeschlechter. Hauptsächlich stellte das Haus im Mittelalter die Markgrafen von Sachsen, die Landgrafen von Thüringen, sowie die Herzöge und Kurfürsten von Sachsen. 1485 kam es mit der Leipziger Teilung zur Spaltung des Hauses in eine ältere (ernestinische) und eine neuere (albertinische) Linie. Die Ernestiner herrschten zum größten Teil über das heutige Thüringen, die Albertiner über das heutige Sachsen. Durch die Konfessionskonflikte im 16. und 17. Jahrhundert ging die Kurwürde von der ernestinischen auf die albertinische Linie über (1548). Die albertinische Linie war ebenso wie die ernestinische protestantisch aber kaisertreuer als ihre ernestinischen Verwandten. Das heutige belgische Königshaus entstammt aus der ernestinischen Linie von Sachsen-Coburg und Gotha. unbestreitbar, deren Verdienste in dieser Hinsicht lange Zeit abgewertet oder mit Unrecht ihrem Nachfolger zugeschrieben wurden.
Die topografische Determinante der besonderen städtebaulichen Entwicklung Warschaus im 18. Jahrhundert war nicht nur eine ingenieurtechnische und bauliche Herausforderung, sondern auch Ausdruck der sozialen und mentalen Veränderungen, die durch den Zusammenstoß der Kulturen Sachsens und des sarmatischen polnisch-litauischen Königreichs ausgelöst wurden. Diese besondere Kombination natürlicher und kultureller Faktoren sowie die historischen Turbulenzen in Europa zu dieser Zeit führten zur Entstehung einer einzigartigen künstlerischen Strömung, die als Dresdner Barock Dresdner Barock Der Dresdner Barock ist eine spezifische Ausformung des Barock unter dem sächsischen Kurfürsten und späteren polnischen König (1670-1733) und seinem Sohn Friedrich August II. (1696–1763). Neben französischen Vorbildern beeinflussten insbesondere italienische Einflüsse die Formensprache der Residenzstadt, welche auf ganz Sachsen und schließlich Polen, vor allem Warschau, ausstrahlte. Zu Beginn seiner Herrschaft ab 1694 konzentrierte sich August auf repräsentative Festlichkeiten, in denen er selbst die Hauptrolle spielte. Jedoch waren seine ersten Jahrzehnte primär durch den sehr kostspieligen Erwerb der polnischen Königskrone 1697 und den noch kostspieligeren Großen Nordischen Krieg ab 1700 geprägt. Daher entstanden sein erste Bauwerk, das Tauschenbergpalais, erst 1705-1708. Ebenfalls von erheblicher Berühmtheit ist noch heute der Hofstaat des Großmoguls, dieses Kunstwerk wurde von August erwartungsgemäß gekauft und noch jahrelang abzahlt. Der König bemühte sich um Reformen im Verwaltungs-, Gesetzes-, Steuer- und Heereswesen mit dem Ziel, zentralistische Herrschaftsprinzipien durchzusetzen, welche sich auch in Bauvorschriften äußerten. So wurden Regeln bezüglich der ausschließlich gestatteten Steinbauweise, der Anzahl der Stockwerke sowie Verputzfarben getroffen. Herausragend erscheint 1711 der Bau des Dresdener Zwingers von Matthäus Daniel Pöppelmann, welcher italienisch geprägt zum Vertreter des Hochbarocks wurde. Acht Jahre später fügte Pöppelmann dem Zwinger ein Opernhaus hinzu. Mit zeitlicher Verzögerung gegenüber Italien und Frankreich, entstand der Augusteischer Barock in einem eigenen Spannungsfeld. Die gemäßigten Bauformen des Nordens trafen mit der gegenreformatorischen Kunst des Südens zusammen. Augusts Übertritt zum Katholizismus hatte dem Barock als Kunst der Gegenreformation den Boden in Sachsen bereitet, da er in nördlichen, protestantisch geprägten Gefilden (ausgenommen die preußischen Schlösser Friedrichs II.) nur selten zu prachtvollen Entfaltungen kam. Mit dem Siebenjährigen Krieg 1756 endete die Blüte des Augusteischen Zeitalters abrupt. Im Zweiten Weltkrieg wurde Dresdens historische Barockstadt zerstört. Jedoch wurden zahllose teilzerstörte Bauwerke im Zuge des Wiederaufbaus beseitigt und fielen der planmäßigen Enttrümmerung zum Opfer. Wichtige Ruinen wurden trotz Protesten erneut aufgebaut, sodass heute die Frauenkirche und das Dresdener Residenzschloss wieder bewundert werden kann. , mitunter auch als Warschauer-Dresdner Barock bezeichnet wird.3
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Die Struktur des polnischen Staates an der Wende vom siebzehnten zum achtzehnten Jahrhundert war nicht auf die weithin verstandene Fortschrittlichkeit des sächsischen Hofes vorbereitet, und sie war auch nicht für eine Modernisierung Warschaus in einer Weise geeignet, die seiner Hauptstadtfunktion entsprach.4 Die Empfänger und späteren Neuinterpreten des künstlerischen Mäzenatentums Augusts des Starken Augusts des Starken August der Starke wurde 1670 geboren und wurde 1694 sächsischer Kurfürst. 1697 wurde er durch Zahlung von Bestechungsgeldern auch König von Polen und Großfürst von Litauen. Für den polnischen Königstitel musste er zum katholischen Glauben konvertieren. Er gestalte Dresden nach zu barocken Metropole um, und führte den Kürfürstenstaat Sachsen zu wirtschaftlicher, infrastruktureller und kultureller Blüte. Gleichzeitig war er ausschlaggebend dafür, dass Kursachsen in den Großen Nordischen Krieg (1700 - 1721) involviert war. Aufgrund der Besetzung Sachsens durch die Schweden musste August der Starke die polnische Krone 1706 aufgeben musste. Mit Hilfe des russischen Zarenreichs konnte August der Starke seine Stellung in Polen bis zu seinem Tod 1733 sichern. waren vor allem Repräsentanten der polnischen Magnaten, die sich im Laufe der nächsten zwei Generationen an die erwähnten "Neuheiten" gewöhnten. 
Die Warschauer und vorstädtischen Residenzen, die von den Magnaten von Grund auf neu errichtet oder modernisiert wurden, entwickelten sich in den Jahren 1697–1763 zu eigenständigen Zentren des Kunstmäzenatentums, die eine ebenso wichtige stadtbildende Rolle spielten wie der Königshof. 
Das topografische Phänomen Warschaus, das von nahezu europäischer Bedeutung ist, besteht aus dem bereits erwähnten Nebeneinander der einzigartigen lokalen Topografie und des Flusses. Das hohe und steile Ufer des Weichselhangs, die ihn durchschneidenden Schluchten, die Täler kleinerer Flüsse und die in seinem Inneren entspringenden Quellen ermöglichten im Mittelalter den Bau einer befestigten Siedlung. Das Flussufer, das gemeinhin als Warschauer Steilhang Warschauer Steilhang Der Warschauer Steilhang ist die westliche Abbruchkante des Urstromtals der Weichsel in Warschau. Der Steilhang ist von kleinen natürlichen Schluchten durchbrochen es gibt aber auch künstliche Durchbrüche. Durch den Steilhang konnte Warschau auf eine große östliche Verteidigungsanlage verzichten. über die genaue Entstehung des Steilhangs ist leider nichts bekannt. bezeichnet wird, ist eine geomorphologische Formation, deren Ursprung noch ungeklärt ist. Im flachen Masowien bot eine solche landschaftliche Dominanz einzigartige Möglichkeiten, aber auch städtische Herausforderungen. Mit einer Höhe von 108 m über dem Meeresspiegel an seinem höchsten Punkt bot er einerseits eine ungehinderte Fernsicht, andererseits schränkte er die räumliche Entwicklung der Stadt für viele Jahre dauerhaft ein und konzentrierte die Besiedlung vor allem auf den Kamm des Steilhangs.
Die ersten hundert Jahre der Hauptstadtbildung, die 1592 begannen, waren jedoch eine schwierige Zeit, die vor allem von den Verwüstungen der „schwedischen Sintflut“ „schwedischen Sintflut“ Die "Schwedische Sintflut" setzte sich aus mindestens zwei Konflikten zusammen. Zum einen aus dem Russisch-polnischen Krieg von 1654 bis 1667, zum anderen aus dem polnisch-schwedischen Krieg von 1655 bis 1660/61 zusammen. Der Russisch-Polnische Krieg zwischen 1654 - 1667 war einer der vielen polnisch-russischen Kriege die sich bis ins 20. Jahrhundert ereigneten. Er begann, weil das russische Zarenreich den ukrainischen Kosaken gegen die von ihnen so empfundene polnische Oberherrschaft aufbegehrten. Der Hauptkonflikt bestand um die Herrschaft über Ruthenien. Der krieg endete auch durch die Intervention Schwedens in einer Pattsituation zwischen Polen-Litauen und dem russichen Zarenreich. Das Zarenreich konnte sein Staatsgebiet durch den krieg um die Ostukraine bis zum Dnepr erweitern. Der Zweite Polnisch-Schwedische Krieg, auch Zweiter Nordischer Krieg oder Kleiner Nordischer Krieg genannt, war eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Polen-Litauen und Schweden sowie deren Verbündeten um die Vorherrschaft im Baltikum. In die Kriege wurden nahezu alle Anrainerstaaten Polen-Litauens verstrickt, darunter auch Russland. In Polen wird die Zeit des Krieges mit Schweden, häufig aber auch die Gesamtheit der militärischen Auseinandersetzungen der 1650er und 1660er Jahre als die „(Blutige) Sintflut“ bzw. als „Schwedische Sintflut“ (polnisch Potop Szwedzki) bezeichnet, weil das Königreich damals geradezu eine Sintflut von Invasionen fremder Heere erlebte. Dänen, Norweger und Schweden verwenden gelegentlich die sich auf den schwedischen König Karl X. Gustav beziehende Bezeichnung Karl-Gustav-Kriege. Die Verheerungen des "Schwedischen Sintflut" sind ähnlich zu denen des 30 Jährigen Krieges auf dem gebiet des heiligen Römischen Reiches. geprägt war. Nach der Invasion aus dem Norden befand sich Warschau in einem sehr schlechten Zustand. Das kartografische Dokument, das den Zustand des zentralen Teils der Stadt, der zur Zeit der schwedischen Invasion als Alt-Warschau bekannt war, veranschaulicht, ist der so genannte Dahlberg-Plan und ein ergänzendes Stadtpanorama vom linken Weichselufer aus. Letzteres vermittelt ein umfassenderes Bild vom Erscheinungsbild der Stadt an der Weichsel, die damals mit ihrer Vielzahl an hohen Türmen und der Pracht der Vorstadtpaläste der Familie Kazanowski, des bereits erwähnten Koniecpolski-Palastes Koniecpolski-Palastes Der Koniecpolski-Palast wurde im 17. jahrhundert erbaut. Das Stadtschloss in der Krakauer Vorstadt am Königsweg in Warschau wurde von 1643 bis 1645 von Constantino Tencalla für den Hetman Stanisław Koniecpolski und dessen Familie errichtet. Es folgten diverser Besitzerwechsel und Umbaumaßnahmenunter anderem den Bau eines Theaters im Hauptgebäude. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Palast von Chrystian Piotr Aigner im Stil des Klassizismus erneut umgebaut und die Seitenflügel verlängert. Ebenso gab Aigner der Gartenfront eine Neorenaissanceform. Am 24. Februar 1818 spielte der damals siebenjährige Frédéric Chopin hier sein erstes öffentliches Konzert und wurde forthin als „polnischer Mozart“ bezeichnet. Das monumentale Gebäude, bestehend aus Hauptkörper mit zwei Seitenflügeln, überstand den 2. Weltkrieg nahezu unversehrt. Im Eingangsbereich zu dem großzügigen Innenhof befindet sich eine Nachbildung des Józef-Antoni-Poniatowski-Denkmals, dem Neffen des letzten Königs von Polen Stanislaw August Poniatowski (abgedankt 1795). Als Austragungsort geschichtsträchtiger politischer Zusammenkünfte erlangte der Warschauer Präsidentenpalast weltweite Bekanntheit: 1955 wurde hier der Warschauer Vertrag unterzeichnet. Ebenfalls wurde der Vertrag, der die deutsch-polnischen Beziehungen thematisierte und deren zukünftige Entwicklung reglementieren sollte, dort erstellt. Seit 1994 ist es das Privileg des polnischen Präsidenten in dem neoklassizistischen Palais zu residieren. Im Rahmen der Gartenkunst, die sich zu dieser Zeit in Warschau entwickelte, ist es vor allem der vom Großkronprinzen Stanisław Koniecpolski gegründete Palast, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der dazugehörige Ziergarten war zwar nicht der erste in der Nähe der Stadt, aber er nutzte den topografischen Vorteil des breiten, sanft zum Flussufer abfallenden Weichselhangs auf bahnbrechende Weise. Alle anderen Gärten, einschließlich der Gärten in Ujazdów und bei der Villa Regia an der Krakowskie Przedmieście Straße, waren durch die Masse der sie begleitenden Paläste vom Weichseltal abgeschirmt.
Der Niedergang der Herrschaft von Jan III. Sobieski (gest. 1696) war eine Zeit, in der viele prächtige, über die Stadt verstreute Residenzen gebaut wurden. Das königliche Anwesen in Wilanów, das mit dem Grand Trianon Grand Trianon Das Grand Trianon ist ein Lustschloss im Schlosspark von Versailles bei Paris. Als privaten Rückzugsort ließ König Ludwig XIV. das Grand Trianon nach den Plänen des Architekten Jules Hardouin-Mansart in den Jahren 1687-1688 auf der Stelle des damaligen Dorfes Trianon errichten. Das Gebäude wurde mit edlen Marmorsorten gestaltet und Trianon de Marbre genannt. Diesen Namen behielt es bis zum Bau des benachbarten Petit Trianon, welches dank seiner späteren Besitzerin Marie-Antoinette Berühmtheit erlangte und die Epoche prägen sollte. Fern der Etikette und des Hofzeremonielles zog sich Ludwig XIV. mit seiner Favoritin Madame de Maintenon in das Grand Trianon zurück, da der Besuch anders als in Versailles, dort nicht jedem gestattet war. Auch seine Nachfolger bevorzugten es als Aufenthaltsort, so dass auch Napoléon die Räumlichkeiten erst seiner Mutter zudachte und die nun über hundert Jahre alten und marode gewordenen Gebäude schließlich für sich selbst herrichten ließ. Diese wurde unter ihm im Stil des Empire umgestaltet, während andere Räume noch immer barocke Dekoration aufweisen. Der mehrflügelige Bau wurde Einstöckig gestaltet und vermittelt mit seinen großen Rundbogenfenstern einen Weiten und Großzügigen Eindruck. Höhepunkt bildet das Peristyl, eine Säulenhalle, von der die einzelnen Gebäudeabschnitte wegführen. verglichen wurde, der Palast der Königin Maria Kazimiera Sobieska in Marymont, der Jagdpavillon des Königs auf der Flußinsel am rechten Weichselufer und das Krasiński-Palais sind nur einige der Punkte auf der Landkarte, die schon bald das Rückgrat der prächtigen Konstellation von Residenzen und Gärten bilden sollten, die der visionäre Monarch, der Kurfürst von Sachsen, König August II. von Polen und Litauen, schaffen wird.
Eine bessere Version von Dresden an der Weichsel?
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Als Friedrich August I. Wettin 1697 auf den Thron des polnisch-litauischen Königsreichs gewählt wurde, vervielfachte sich der territoriale Einfluss des sächsischen Hofes. Während die neuen territorialen Gebiete Sachsens in sozialer Hinsicht keiner Kolonisierung bedurften, war es notwendig, den Einfluss des einheitlichen Verwaltungssystems einschließlich der königlichen Baupolitik auszuweiten. Die ersten Jahre der Herrschaft Augusts II. waren von politischen und sozialen Unruhen geprägt, die sich auch in der Intensivierung der Investitionen niederschlugen. Die Gedanken des Monarchen und des königlichen Bauamtes kreisten jedoch ständig um neue Territorien, darunter die Residenzstadt an der Weichsel. Mit der Rückkehr Augusts II. auf den Thron der Republik im Jahr 1709 begann für Warschau eine Zeit großer architektonischer und städtebaulicher Blüte, die durch eine Reihe äußerst präziser kartografischer Materialien dokumentiert ist.5  
Eine erste Karte, die einen Eindruck vom Entwicklungsstand Warschaus und Prags zu Beginn des 18. Jahrhunderts vermittelt, ist eine Illustration zum Theatrum Europeaeum, die um 1705 erstellt wurde und den Verlauf der Schlacht bei Warschau dokumentiert. Es zeigt schematisch den als Alt-Warschau bekannten Teil und das daran angrenzende Gebiet Krakowskie Przedmieście (Krakauer Vorstadt) von Westen her. Der Karte zufolge waren die unregelmäßigen Viertel der Warschauer Vorstadt mit natürlichen Bäumen bewachsen, die Relikte des ehemaligen Waldes waren. Zu dieser Zeit dominierten hier Kiefern-Eichenwälder (Pineto-Quercetum).6
Der Höhepunkt der Planungs- und Investitionstätigkeit der Königlichen Baubehörde in Warschau lag zwischen 1710 und 1733, wie ein Blick auf die von Christoph Friedrich von Werneck 1732 erstellte Karte zeigt. Zwei Varianten dieses Plans wurden für den Generalmajor der Kronenarmee August Aleksander Czartoryski (geb. 1697 – gest. 1782)7 bzw. den Hofmarschall der Krone Franciszek Bieliński (geb. 1683 – gest. 1766)8 erstellt. Wir sehen einen vollständig organisierten südlichen Vorort der Stadt. Die repräsentative, breite Krakowskie Przedmieście Straße ist auf beiden Seiten mit Wohngebäuden, Tempeln und großzügigen Vorstadtwohnungen gleichermaßen bebaut. Die Straße führt vom Königlichen Schloss in südlicher Richtung direkt zur Kreuzung, die den Beginn des Stationswegs markiert. Dieser Kreuzweg in Form einer mit Lindenreihen (Tilia sp.) bepflanzten Allee wurde zusammen mit den begleitenden Strukturen (wie kleine gemauerten Wegkapellen, die die einzelnen Etappen der Passion Christi erklären, Stein- und Rasenbänke für die Pilger, Golgatha und das Grab Christi) errichtet. Der Stationsweg, der am Rande des Warschauer Steilhangs zum königlichen Schloss in Ujazdów führte, war auch eine repräsentative Allee, deren Lage und Ausrichtung eine starke symbolische Botschaft vermittelte und die zu einer der beiden urbanen Achsen der Stadt wurde und ihre weitere räumliche Entwicklung bestimmte.
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Die zweite Achse, die durch die königliche Investition geschaffen wurde, war die Achse, die durch die königliche Palast- und Gartenanlage bestimmt wurde. Das Sächsische Palais war das architektonische und städtebauliche Vorzeigeprojekt des Königlichen Bauamtes in Warschau. Die Planungs- und Bauarbeiten des Ensembles dauerten fast zwanzig Jahre. Die königliche Residenz wuchs auf dem Gelände, das zuvor von etwa einem Dutzend unabhängiger Grundstücke eingenommen wurde, auf denen sich die Hofgebäude der Adligen und in einigen Fällen auch kleine Gärten befanden.9  Die königliche Residenz wuchs auf dem Gelände, das zuvor von etwa einem Dutzend unabhängiger Grundstücke eingenommen wurde, auf denen sich die Hofgebäude der Adligen und in einigen Fällen auch kleine Gärten befanden.[^4415] Die 1713 begonnene Zusammenlegung von Grundstücken für den Bau der königlichen Residenz war die erste bewusste städtebauliche Maßnahme in der Geschichte Warschaus, die die weitere Entwicklung der Stadt bestimmte. Die architektonische Tätigkeit des Königs strahlte auch auf die Angehörigen seines Hofes aus. Dies führte zu einer dynamischen Entwicklung Warschaus, wobei der als Alt-Warschau bekannte Teil, das Gebiet um das neu errichtete Sächsische Palais und das Königsschloss in Ujazdów besonders stark betroffen waren. Weitere kartografische Studien, die die Stadt an der Wende der 1730er und 1740er Jahre vorstellten, waren zwei Pläne der Stadt von Carl F. Hübner. Der erste10,der 1733 entstand und veröffentlicht wurde, zeigt den Zustand der Stadt am Ende des Lebens von August dem Starken. Die Karte umfasst das Gebiet vom königlichen Schloss in Ujazdów über die südlichen und westlichen Vororte mit dem so genannten Alten Warschau bis zu den nördlichen Vororten mit der Kaserne in Bielany. Besonders hervorzuheben sind die beiden weitläufigen Gartenanlagen von August dem Starken in Ujazdów und im Stadtzentrum beim Königlichen Palais. In der Darstellung von Ujazdów sind Gebäude zu erkennen, die einen königlichen Gebäudekomplex mit dem Belvedere, dem Ujazdowski-Schloss, dem Gebäude der königlichen Bäder und einem Tiergarten bilden. Das Jagdrevier am Fuße des Steilhangs, auf dessen Gipfel das Schloss thront, wurde von einem fächerförmigen Kanalsystem umschlossen, zu dem auch ein fast 800 Meter langer Wasserkanal gehörte, der vom König selbst entworfen, von Burkhard Christoph von Münnich (1683–1767) ausgeführt und um 1726 von Christoph Carl d'Isebrandt vollendet wurde. Nördlich von Ujazdów fällt auf der Karte eine lineare Struktur auf, die in Richtung der südlichen Vororte von Alt-Warschau verläuft. Dies ist der Stationsweg, der zwischen 1724 und 1731 angelegt wurde und in den nächsten Jahrzehnten den Grundstein für die städtebauliche Entwicklung dieses Stadtteils legen wird. In der Gegend des Dorfes Solec kann man eine Reihe von Vorstadtwohnungen direkt am Flussufer sehen, begleitet von kleinen Gartenanlagen mit Blick auf den Steilhang oder die Weichsel. Die zweite Variante des Plans11, die vom gleichen Autor erstellt wurde, spiegelt deutlicher den Glanz der Residenzstadt der sächsischen Kurfürsten und Könige der Republik an den Ufern der Weichsel wider. Bei der Auswertung der von C. F. Hübner gezeichneten Karten ist auch eine aus dem Jahr 1732 zu berücksichtigen.12 
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Eine unschätzbare Ergänzung zu der kartografischen Reise durch Warschau der 1730er Jahren sind die erhaltenen Publikationen, die für das Verständnis des spezifischen Charakters Warschaus in den letzten Jahren der Herrschaft Augusts des Starken und den ersten Jahren nach der Krönung seines Nachfolgers Augustus III. von grundlegender Bedeutung sind. Das erste dieser Werke, das 1730 veröffentlicht wurde ,[^4419] stammt von Christian Heinrich Erndtel (1676–1734), dem Hofarzt von August II. Große Aufmerksamkeit widmete er vor allem dem Gebiet des Warschauer Steilhangs, das in den Augen des königlichen Hofarztes bereits eine Besonderheit zu sein schien. Neben bahnbrechenden Informationen über die natürliche Flora der Stadt (Erndtel identifizierte fast 900 Pflanzenarten, die in der Umgebung von Warschau natürlich vorkommen), die Bodenbeschaffenheit, die Wasserqualität sowie genaue Messungen und meteorologische Beobachtungen aus den Jahren 1725–1728 geht der Autor auch auf die Besonderheit der Gärten ein, die zu den königlichen und adeligen Palästen gehören. Das zweite Buch,[^4420] das uns Warschau zu Beginn der Regierungszeit von König August III. näherbringt, ist eine geographische Darstellung des sächsischen Kartographen Adam Friedrich Zürner (1679–1742). Die Reise des Kartographen von Dresden nach Warschau war Teil eines ab 1731 von August dem Starken begonnenen und von seinem Nachfolger fortgesetzten Projekts zur Verbesserung der Qualität der bestehenden Postverbindungen zwischen den beiden Königsstädten.[^4421] Der Inhalt des Leitfadens kann sowohl mit der zweiten Variante des Stadtplans von C. F. Hübner aus dem Jahr 1740 als auch mit dem anonymen Plan von Warschau aus dem Jahr 1732 in Verbindung gebracht werden.
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Eine unschätzbare Ergänzung zu der kartografischen Reise durch Warschau der 1730er Jahren sind die erhaltenen Publikationen, die für das Verständnis des spezifischen Charakters Warschaus in den letzten Jahren der Herrschaft Augusts des Starken und den ersten Jahren nach der Krönung seines Nachfolgers Augustus III. von grundlegender Bedeutung sind. Das erste dieser Werke, das 1730 veröffentlicht wurde13 , stammt von Christian Heinrich Erndtel (1676–1734), dem Hofarzt von August II. Große Aufmerksamkeit widmete er vor allem dem Gebiet des Warschauer Steilhangs, das in den Augen des königlichen Hofarztes bereits eine Besonderheit zu sein schien. Neben bahnbrechenden Informationen über die natürliche Flora der Stadt (Erndtel identifizierte fast 900 Pflanzenarten, die in der Umgebung von Warschau natürlich vorkommen), die Bodenbeschaffenheit, die Wasserqualität sowie genaue Messungen und meteorologische Beobachtungen aus den Jahren 1725–1728 geht der Autor auch auf die Besonderheit der Gärten ein, die zu den königlichen und adeligen Palästen gehören. Das zweite Buch14, das uns Warschau zu Beginn der Regierungszeit von König August III. näherbringt, ist eine geographische Darstellung des sächsischen Kartographen Adam Friedrich Zürner (1679–1742). Die Reise des Kartographen von 
Dresden
eng. Dresden

Dresden ist die zweitgrößte Stadt und gleichzeitig Landeshauptstadt des Freistaats Sachsen. Dresden liegt beiderseits der Elbe im Elbtal. Im Jahre 1206 wurde die Stadt das erste Mal erwähnt, aber erst 1485 durch die Leipziger Teilung zur Residenzstadt der albertinischen Wettiner. Unter Friedrich August I. (August dem Starken) erfuhr Dresden eine rege Bautätigkeit, wodurch die Altstadt ihre noch heute sichtbare architektonische Ausformung erhielt.

 nach Warschau war Teil eines ab 1731 von August dem Starken begonnenen und von seinem Nachfolger fortgesetzten Projekts zur Verbesserung der Qualität der bestehenden Postverbindungen zwischen den beiden Königsstädten15 . Der Inhalt des Leitfadens kann sowohl mit der zweiten Variante des Stadtplans von C. F. Hübner aus dem Jahr 1740 als auch mit dem anonymen Plan von Warschau aus dem Jahr 1732 in Verbindung gebracht werden.
Warschauer Galerie der „hängenden“ Gärten und prächtigen Pavillons
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Viele Jahre lang glaubte man, die Verwirklichung der so genannten sächsischen Gründung in der Nähe von Krakowskie Przedmieście Straße habe die lange Periode der Entwicklung des Wohncharakters der Gebäude entlang der Straße von Alt-Warschau nach Ujazdów beendet.16 Die während der Regierungszeit Augusts des Starken in einem außergewöhnlich kurzen Zeitraum von weniger als zwei Jahrzehnten durchgeführten Aktivitäten waren jedoch der Ausgangspunkt für die Entwicklung weiterer städtebaulicher Prozesse, die nicht nur bis zum Ende der Regierungszeit Augusts III. durchgeführt, sondern auch während der Regierungszeit des letzten Königs der Republik, Stanisław August Poniatowski, fortgesetzt wurden.
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Als Zentrum der Entwurfstätigkeit der Dresdner Niederlassung des Königlichen Bauamtes war Warschau ein Prisma für die sächsischen architektonischen Überlegungen und Tendenzen, die nicht nur in den oben genannten Raum des Königsreichs, sondern auch nach Skandinavien ausstrahlten. Die Größe und der Wert des Mäzenatentums von August dem Starken in Warschau spiegeln sich nach Meinung der Forscher nicht in den wenigen architektonischen Projekten wider, die fertig gestellt wurden, sondern in seinem Einfluss auf die Planung der Stadt und der Hinwendung ihres schönsten Gesichts zum Fluss.17
Die Fähigkeit, das natürliche Potenzial des Ortes zu nutzen, ist eine Domäne der zahlreichen Unternehmungen des sächsischen Kurfürsten. Die Lage der königlichen und höfischen Güter am Rande und am Fuße des hohen Weichselhangs vermittelte ein in Europa einzigartiges Bild einer prachtvollen Stadt, die sowohl vom Wasser des Flusses als auch von seinem östlichen Ufer aus betrachtet werden konnte. Wenn wir uns den Stadtplan eines anonymen Kartographen aus dem Jahr 1732 in Erinnerung rufen und mit einem Schiff auf der Weichsel fahren, sehen wir von Süden aus: ein bewaldetes Stück des Steilhangs, das für die königliche Fasanerie im heutigen Natolin bestimmt war, die vergoldeten Helme und den Belvedere des Wilanów-Schloßes, die Silhouette des königlichen Hofes am Czerniaków-See und den königlichen Pavillon auf dem Gipfel des Kaninchenbergs (PL: Królikarnia oder Królicza Góra). Wenn wir weiter am sandigen Weichselufer entlangfahren, erreichen wir die Mäander des Flusses, die unseren Blick auf das monumentale Ujazdowski-Schloss lenken, dem ein Wasserkanal vorausgeht, der von einer radialen Anordnung von Schneisen umgeben ist. Die Theatralik des oben erwähnten Anblicks scheint kein Zufall zu sein.
Obwohl zwischen den meisten der Standorte und Residenzen am Hang keine direkten gestalterischen Verbindungen bestanden, ermöglichte ihre Lage in unmittelbarer Nähe in Verbindung mit der Topographie des Warschauer Steilhangs und der Untersteppe eine gegenseitige Sichtbarkeit. Dies war nicht unbedeutend für die Propagandapolitik des Monarchen, die im Falle des königlichen Pavillons, der zur Zeit des Großen Feldzugs 1732 auf dem Kaninchenberg in Czerniaków errichtet wurde, eine wichtige Rolle spielte.18
Der städtische Aufschwung, den die sächsischen Kurfürsten der Stadt verliehen, dauerte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts an und wurde von König Stanisław August Poniatowski unterstützt. Eine kartographische Darstellung des sächsischen Warschaus auf dem Höhepunkt des oben erwähnten städtischen Aufschwungs, die die Entwicklung des sächsischen Architekturdenkens veranschaulicht, ist der Plan von Pierre Ricaud de Tirregaille (1725–1772) mit späteren Versionen.19 Die gestochene Version der Karte, die mit einem Stadtpanorama von Praga (am Ostufer Weichsel liegend) aus gesehen angereichert ist , wurde 1762 kurz vor dem Tod von König August III. veröffentlicht.20 
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Man sieht auf der Karte eine riesige und gut organisierte Stadt. Die so genannte sächsische Achse, die der räumlichen Gestaltung von Schloss und Garten untergeordnet war, wurde dann deutlich nach Westen verlängert, wo sie an den letzten Abschnitt der königlichen Hauptstraße von Dresden nach Warschau anschloss. Das Einzige, was verloren ging, war die radiale Anordnung der Alleen, die durch den Tiergarten am Fuße des Schlosses Ujazdów von August dem Starken führen. Die sekundäre Parzellierung des Gebiets des Tiergartens und die Verarmung seiner räumlichen Zusammensetzung scheinen das geringe Interesse Augusts III. an der Aufrechterhaltung und Entwicklung der früheren Unternehmen seines Vaters wie auch allgemein die neue Phase gesellschaftlicher Entwicklung des Königsreichs widerzuspiegeln.21 
Spuren der polnisch-sächsischen Union in der Landschaft des heutigen Warschau
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Der bereits erwähnte städtebauliche Elan, mit dem die sächsischen Kurfürsten in Warschau einzogen, setzte die räumliche Entwicklung der Stadt über Jahrhunderte hinweg fort. Was können wir heute im Stadtbild als Spur des sächsischen Architektur- und Städtebaudenkens erkennen? Das Phänomen der Kristallisation der sächsischen Hofkultur und des damit verbundenen architektonischen und künstlerischen Denkens ist auf zwei Ebenen zu erkennen. Die erste steht im Zusammenhang mit dem Zuzug der deutschsprachigen Gemeinschaft nach Warschau. Die Abwanderung von Mitgliedern des königlichen Hofes, Korrespondenten, Architekten, Ingenieuren und Handwerkern wurde unmittelbar durch die "Installation" des sächsischen Königshofes an der Weichsel bestimmt. Wie das Beispiel der Architektenschaft der Warschauer Niederlassung des Königlichen Bauamtes zeigt, war der Tod des letzten Kurfürsten August III. keineswegs mit der Notwendigkeit einer baldigen Rückkehr nach Sachsen verbunden.22 Der visionäre Versuch Augusts des Starken, die Residenz in Ujazdów eindrucksvoll zu erweitern, wurde von König Stanisław August Poniatowski (1732–1798) fortgesetzt23. Der letzte Monarch der Königlichen Republik ließ durch den Architekten Ephraim Schröger (1727–1783), der notabene sächsischer Herkunft und sächsischer Ausbildung war, die große Achse der Residenz des Schlosses Ujazdów um einen westlichen Teil erweitern, der den Schlossvorplatz umfasste.24  Die oben erwähnte Anlage, die so genannte "Stanisławowska-Achse", wird auch heute noch (fälschlicherweise) als bahnbrechend angesehen, was leider ein Echo einer seit langem bestehenden historiografischen Erzählung ist, die die Rolle des sächsischen Hofes in der Kultur der Republik und seine in der zeitgenössischen Landschaft lesbaren Relikte abwertet (dieses Phänomen erfordert jedoch eine ganz eigene Untersuchung und Aufmerksamkeit).25
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Das zweite Gesicht der Kristallisation des sächsischen Architektur- und Kunstdenkens in Warschau sind die konkreten Ergebnisse der durchgeführten Projekte. Der Garten neben dem königlichen Sächsischen Palais, der 1727 für die Warschauer geöffnet und Sächsischer Garten genannt wurde, hat die räumliche Entwicklung dieses Teils der Stadt nachhaltig bestimmt. Bis heute trägt er den Namen "Sächsischer Garten". Interessanterweise bedeutete der Name, der den Garten während seines gesamten Bestehens begleitete, dass er auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung im 19. Jahrhundert ein Musterbeispiel, eine Art öffentlicher Stadtpark, wurde. Dies führte zur Gründung weiterer "Sächsischer Gärten" in anderen Teilen des Landes, wie z. B. in Radom (1822/1824) und Lublin (1837). So wurde das Adjektiv "sächsisch" in Bezug auf der Landschaftsarchitektur und Gartenkunst Polens des 19. Jahrhunderts zu einem Synonym für öffentliche Zugänglichkeit, Fortschritt und Qualität. Die ehemalige Holländerei auf der Weichsel-Insel mit dem Jagdpavillon von Jan III. Sobieski, um den sich die Investitionsüberlegungen von König August II. und August III. drehten, heißt heute "Saska Kępa" (Sächsische Flußinsel). Der ehemalige Stationsweg in Ujazdów ist zusammen mit seiner Verlängerung, der Nowy Świat- und der Krakowskie Przedmieście-Straße, eine der wichtigsten, repräsentativsten und von den Warschauer Bürgern am häufigsten genutzten Straßen. Das über 60 Jahre andauernde Mäzenatentum der sächsischen Kurfürsten als Könige der polnisch-litauischen Republik war ein wichtiger historischer Abschnitt für die Geschichte und die Landschaft Warschaus. Die Spuren des kulturellen und künstlerischen Phänomens "Dresdner Barock", die in der heutigen Kulturlandschaft der Stadt zu finden sind, müssen wiederentdeckt werden. Die jahrelang vorherrschende Geschichtsschreibung hat zu einer dauerhaften Verzerrung vieler Fakten und der bereits erwähnten Abwertung der Rolle des sächsischen Kultur- und Kunstmäzenatentums geführt.26 Die Geschichte Warschaus in sächsischer Zeit, die in den zitierten Plänen und Karten zum Teil festgehalten ist, ist auch die Geschichte Dresdens. So war z. B. die empirische Erfahrung Augusts des Starken mit den Bauten und architektonischen Lösungen Warschaus vom Ende der Herrschaft Jan III. Sobieski (wie dem königlichen Repräsentations- und Geschäftshaus von Maria Kazimiera Sobieska, Marywil genannt27) die Inspiration für den Bau des Dresdner Zwingers.28 Bedeutsam war auch die inspirierende Begegnung Augusts II. mit der polnischen Baukunst, die in der Mitte des 17. Jahrhunderts vor allem durch Architekten italienischer und niederländischer Herkunft geprägt war, allen voran dem berühmten Tylman von Gameren29, der als der Warschauer Architekturlehrer von August II gilt.30 Die topografischen Besonderheiten der Stadt an der Weichsel beflügelten die Phantasie und den architektonischen Ehrgeiz August des Starken und gaben Hoffnung auf die Verwirklichung von Projekten, die im stark befestigten Dresden nicht möglich oder nicht ohne Schwierigkeiten zu realisieren waren. Ein unbestreitbares Maß für die stadtbildende Kraft der Herrschaft Augusts des Starken, Augusts III. und der Warschauer Magnaten sind die Informationen, die in den Steuerregistern und Tarifen der Warschauer Güter enthalten sind.31 Den darin enthaltenen Daten zufolge gab es zwischen 1700 und 1734 in den Vorstädten des so genannten Alten und Neuen Warschaus 24 Paläste und etwa 58 Herrenhäuser und Gutshäuser. Im Jahr 1743 waren es laut Steuerunterlagen bereits rund 40 Schlösser, 8 Schlösschen und rund 136 Herrenhäuser und kleinere Wohnsitze in der Gegend. Der von der Weichsel geprägte Dresdner Barock ist, unabhängig von der Bewertung der Folgen der Politik Augusts des Starken und Augusts III., die schönste und reifste Frucht der polnisch-sächsischen Union.32
Andererseits ist das oben zitierte Bild von Warschau ein Beweis dafür, dass das Warschau der Aufklärung und das künstlerische Mäzenatentum des letzten Königs der polnischen Republik, Stanisław August Poniatowski, die direkten Nutznießer des obsessiven und visionären Glanzes des Wettiner Hofes waren. Heute, in einer Zeit der großen geopolitischen Krise, erscheint auch die polnisch-sächsische Union mit all ihren Aspekten inspirierend. Frei von nationalistischen Tendenzen war diese geschichtliche Union eine Partnerschaft, die auf gegenseitigem Respekt und gegenseitigem Vorteil beruhte.33