Eine Urkunde im Schlesisches Museum zu Görlitz bezeugt den Erwerb des Dorfes Gleinitz durch die Brüder Nikolaus, Georg und Ladislaus von Niebelschütz 1446. Nur aus Zufall rettet der Sohn der Familie Niebelschütz, der damals 15jährige Harald von Niebelschütz, 1945 die Urkunde und schenkte sie 2017 dem Museum.
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Am 24. Januar 1945, einem eiskalten Wintertag, unternahm der 15jährige Harald von Niebelschütz einen Erkundungsritt in die nähere Umgebung seines Heimatortes 
Glinica
deu. Gleinitz

Gleinitz ist ein von 140 Menschen bewohntes Dorf in Niederschlesien, einer Woiwodschaft im Südwesten Polens. Das Dorf liegt ca. 30 km von Breslau entfernt.

, um herauszufinden, wie weit die Rote Armee inzwischen gekommen war. Er stellte fest: Die Sowjets standen schon am Nordufer der Oder, keine 10 km von Gleinitz entfernt, und schickten sich gerade an, mittels einer schwimmenden Pontonbrücke den Fluss zu überqueren. Im Galopp kehrte er nach Hause zurück. Dort hatte man bereits in aller Eile zusammengepackt, einen großen Ackerwagen beladen und mit Segeltuch überspannt, während Haralds Mutter Irmingard von Niebelschütz zusammen mit einigen Nachbarn in einem geschlossenen Kutschwagen, gezogen von vier Araberstuten, Platz nahm. So, standesgemäß, wenn auch für die Situation nicht wirklich gut gerüstet, vollzog sich die Flucht der Familie von Niebelschütz aus Gleinitz, fast 500 Jahre nach ihrer Ankunft.
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Denn am Freitag von Sonntag Judica (1. April) 1446 genehmigte Herzog Wladislaus von 
Teschener Schlesien
eng. Cieszyn Silesia, ces. Těšínské Slezsko, ces. Těšínsko, pol. Śląsk Cieszyński, deu. Teschener Gebiet, deu. Teschener Land, deu. Teschener Raum, deu. Olsa-Gebiet

Das Teschener Schlesien ist eine historische Landschaft im Nordosten Tschechiens. Die Landschaft liegt an der Grenze zwischen der südpolnischen Woiwodschaft Schlesien und der nordöstlichen tschechischen Region Moravskoslezský kraj.

 am Sitz seiner Herrschaft 
Głogów
deu. Glogau, deu. Groß-Glogau

Glogau (polnisch Głogów) ist eine Stadt in Westpolen. Sie liegt in der Woiwodschaft Niederschlesien (polnisch dolnośląskie) und wird von knapp 67.000 Menschen bewohnt. Glogau liegt ca. 100 km nördlich der Hauptstadt Niederschlesien, Wrocław/Breslau.

 den Verkauf des Dorfes Gleinitz an die Brüder Nikolaus, Georg und Ladislaus von Niebelschütz und ließ darüber eine Urkunde ausstellen. Auch das rote Wachssiegel des Herzogs hat sich erhalten, wenn auch zerbrochen und in eine moderne Hülse eingepasst. Im Zuge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung  hatte sich das Adelsgeschlecht von Niebelschütz ausgehend von seinem gleichnamigen Stammsitz bei Kamenz in der
Oberlausitz
eng. Upper Lusatia, ces. Horní Lužice, . Górna Łužyca, pol. Łużyce Górne, . Hornja Łužica

Die Oberlausitz, ehemals eine Markgrafschaft, die ihren Namen von der benachbarten Niederlausitz hat, ist heute eine grenzüberschreitende historische Landschaft. Während der größte Teil zum Bundesland Sachsen und ein sehr kleiner Teil zu Brandenburg gehört, sind rund ein Drittel, nämlich das Gebiet zwischen der Lausitzer Neiße und der Queis (polnisch Kwisa), polnisch. Wichtige Städte sind auf deutscher Seite beispielsweise Bautzen, Zittau und Görlitz, auf polnischer Zgorzelec, Lubań (Lauban) und Bogatynia (Reichenau).

über 
Schlesien
ces. Slezsko, eng. Silesia, pol. Śląsk

Schlesien (polnisch Śląsk, tschechisch Slezsko) ist eine historische Landschaft, die heute überwiegend im äußersten Südwesten Polens, in Teilen jedoch auch auf dem Gebiet Deutschlands und Tschechiens liegt. Mit Abstand wichtigster Fluss ist die Oder. Nach Süden wird Schlesien vor allem durch die Gebirgsketten der Sudeten und Beskiden eingegrenzt. In Schlesien leben heutzutage knapp 8 Millionen Menschen. Zu den größten Städten der Region zählen Wrocław (hist. dt. Breslau), Opole (Oppeln) und Katowice (Kattowitz). Vor 1945 gehörte die Region zweihundert Jahre lang großteils zu Preußen, vor den Schlesischen Kriegen (ab 1740) fast ebenso lange Zeit zum Habsburgerreich. Schlesien wird in Ober- und Niederschlesien eingeteilt.

 ausgebreitet. Seit 1289 sind die Herren von Niebelschütz im Gefolge der Herzöge von Glogau nachzuweisen und besaßen zahlreiche Güter in diesem Herzogtum. Hierzu gehörte auch das 11 km südwestlich von Glogau gelegene Gleinitz.
Fast hätte man bei dem hastigen Aufbruch 1945 die Urkunde im Schloss liegen gelassen. Doch Frau von Niebelschütz schickte ihren Sohn noch einmal zurück, um einen zurückgebliebenen Kasten mit Silberbesteck zu holen. Neben dem Kasten lag die Urkunde, er steckte sie in die Jacke. Auch Jahrzehnte später ist ihm der Abschied von Gleinitz in allen Einzelheiten im Gedächtnis geblieben: „Beim Wiederaufsitzen draußen auf der Schlossbrücke fiel mein Blick auf den Spruch, der in Stein gemeißelt über der Hoftür steht und dort gegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs angebracht worden war: ES DARF SICH NIMAND RIHMEN / DAS SEIN GLICK STET AVF BLVMEN / ES KOMPT EIN REIF VBER NACHT / DER DIE BLVME GAR ZV NICHTE MACHT. … 499 Jahre hatten die Niebelschütze auf Gleinitz gesessen, in ununterbrochener Reihe. Jetzt hieß es Abschied nehmen.“ 2017 schenkte Harald von Niebelschütz-Gleinitz die Urkunde über den Erwerb von Gleinitz durch seine Vorfahren dem Schlesischen Museum.