Ein besonderes Objekt kam im November 2014 als Schenkung in das Schlesische Museum zu Görlitz: ein großer, massiver Schrankkoffer. Das imposante Gepäck- und Möbelstück ist gezeichnet von langen Reisen und intensiver Benutzung. Es diente Herbert Schneidemann 1939 als Fluchtgepäck nach Shanghai.
Text
Herbert Schneidemann, geb. 1895, stammte aus einer jüdischen Familie in 
Wrocław
deu. Breslau, lat. Wratislavia, lat. Vratislavia, ces. Vratislav

Breslau (polnisch Wrocław) ist die Hauptstadt der im Westen Polens liegenden Woiwodschaft Niederschlesien (polnisch dolnośląskie). Sie wird von knapp 640.000 Menschen bewohnt und ist die viertgrößte Stadt Polens. Breslau liegt an der Oder.

. Nachdem er in der Pogromnacht 1938 festgenommen und für kurze Zeit im KZ Buchenwald inhaftiert worden war,  beschlossen er und seine nichtjüdische Frau seine Emigration nach Shanghai. Seine Frau, die Tochter und der Sohn blieben in Breslau zurück. Die Scheidung der Ehe sollte ihnen das Überleben sichern.
Shanghai war damals der einzige Fluchtort für Juden, für den kein Visum benötigt wurde. Zwischen 1938 und 1941 kamen ca. 18.000 Juden vor allem aus Deutschland und Österreich in die ferne, fremdartige Stadt, die von Japan besetzt war. Das Exil in Shanghai bedeutete für die meisten Flüchtlinge, dass sie unter ärmlichsten Verhältnissen leben mussten. Größtenteils ließen sie sich im Stadtteil Hongkou nieder. Der Stadtteil war im Zuge des chinesisch-japanischen Krieges stark zerstört worden, Hilfsorganisationen richteten ab 1938 so genannte "Heime" und Großküchen ein. Die Flüchtlinge lebten zumeist in diesen Massenquartieren auf engstem Raum und waren auf die Speisungen der Großküchen angewiesen. Die soziale Lage verschlimmerte sich mit Ausbruch des pazifischen Krieges 1941, der sowohl für die einheimische Bevölkerung als auch die Flüchtlinge eine Verschlimmerung der wirtschaftlichen Lage bedeutete. Japan übernahm zudem die vollständige Kontrolle über die bis dahin geteilte Stadt und richtete im Stadtteil Hongkou - wahrscheinlich auf Druck seitens Deutschlands - eine "Designated Area" ein, die mitunter auch als Ghetto bezeichnet wird. Nachdem anfangs vor allem kulturelle und karitative Organisationen verboten worden waren, führte Japan 1943 Wohn- und Beschäftigungsbeschränkungen ein, so dass der Bezirk nur noch mit Passagierschein verlassen werden konnte.
Obwohl Deutschland von seinem Bündnispartner Japan die Ermordung der Juden forderte, blieben sie davon verschont. Auch Herbert Schneidemann überlebte. Der Schrankkoffer blieb sein einziges Möbelstück. 1947 kehrte er zu seiner Familie zurück, die nach ihrer Flucht aus Breslau schließlich in München ein neues Leben begonnen hatte – wieder mit dem Schrankkoffer als Gepäck.

Siehe auch