Ein besonderes Objekt kam im November 2014 als Schenkung in das Schlesische Museum zu Görlitz: ein großer, massiver Schrankkoffer. Das imposante Gepäck- und Möbelstück ist gezeichnet von langen Reisen und intensiver Benutzung. Es diente Herbert Schneidemann 1939 als Fluchtgepäck nach Shanghai.
Text
Herbert Schneidemann, geb. 1895, stammte aus einer jüdischen Familie in 
Wrocław
deu. Breslau, lat. Wratislavia, lat. Vratislavia, ces. Vratislav

Wrocław (dt. Breslau) ist eine der größten Städte in Polen (Bevölkerungszahl 2022: 674.079). Sie liegt in der Woiwodschaft Niederschlesien im Südwesten des Landes.
Zunächst unter böhmischer, piastischer und zeitweise ungarischer Herrschaft übernahmen 1526 die Habsburger die schlesischen Erblande und damit auch Breslau. Einen weiteren Wendepunkt in der Geschichte der Stadt stellte die Besetzung Breslaus durch die preußischen Truppen 1741 und die anschließende Einverleibung eines Großteil Schlesiens in das Königreich Preußen dar.
Die rapide Bevölkerungszunahme und Industrialisierung führte zur sprunghaften Urbanisierung der Vorstädte und ihrer Eingemeindung, was mit der Schleifung der Stadtmauer Anfang des 19. Jahrhunderts einherging. Bereits 1840 wuchs Breslau mit 100.000 Einwohnern zur Großstadt heran. Am Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich das häufig noch mittelalterlich geprägte Stadtbild hin zur Großstadt wilhelminischer Prägung. Höhepunkt der Stadtentwicklung noch vor dem Ersten Weltkrieg war die Anlage des Ausstellungsparks als neuer Mittelpunkt der gewerblichen Zukunft Breslaus mit der Jahrhunderthalle von 1913, die seit 2006 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
In den 1920er und 30er Jahren erfolgte die Eingemeindung von 36 Ortschaften und der Bau von Wohnsiedlungen am Stadtrand. Um der großen Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg zu begegnen, wurden auch Wohngenossenschaften mit Siedlungsbau beauftragt.
Noch 1944 zur Festung erklärt, wurde Breslau während der folgenden Kampfhandlungen in der ersten Hälfte 1945 nahezu vollständig zerstört. Der Wiederaufbau der nun Polnisch gewordenen Stadt dauerte bis in die 1960er Jahre.
Von der etwa 20.000 Personen zählender jüdischen Bevölkerung fanden sich nach dem Zweiten Weltkrieg nur 160 Personen in der Stadt wieder. 1945–1947 wurde die nach dem Kriegsende verbliebene bzw. zurückgekehrte - deutsche - Bevölkerung der Stadt zur Auswanderung größtenteils gezwungen, an ihre Stelle wurden Menschen aus dem Gebiet des polnischen Vorkriegsstaats angesiedelt, darunter aus den an die Sowjetunion verlorenen Gebiete.
Nach dem politischen Umbruch von 1989 erhob sich die Stadt zu neuer, beeindruckender Blüte. Der Transformationsprozess und seine raumwirksamen Folgen sorgten für einen rasanten Aufschwung Breslaus, unterstützt durch den Beitritt Polens zur Europäischen Union im Jahr 2004. Heute ist Breslau eine der am besten prosperierenden Städte Polens.

. Nachdem er in der Pogromnacht 1938 festgenommen und für kurze Zeit im KZ Buchenwald inhaftiert worden war,  beschlossen er und seine nichtjüdische Frau seine Emigration nach Shanghai. Seine Frau, die Tochter und der Sohn blieben in Breslau zurück. Die Scheidung der Ehe sollte ihnen das Überleben sichern.
Shanghai war damals der einzige Fluchtort für Juden, für den kein Visum benötigt wurde. Zwischen 1938 und 1941 kamen ca. 18.000 Juden vor allem aus Deutschland und Österreich in die ferne, fremdartige Stadt, die von Japan besetzt war. Das Exil in Shanghai bedeutete für die meisten Flüchtlinge, dass sie unter ärmlichsten Verhältnissen leben mussten. Größtenteils ließen sie sich im Stadtteil Hongkou nieder. Der Stadtteil war im Zuge des chinesisch-japanischen Krieges stark zerstört worden, Hilfsorganisationen richteten ab 1938 so genannte "Heime" und Großküchen ein. Die Flüchtlinge lebten zumeist in diesen Massenquartieren auf engstem Raum und waren auf die Speisungen der Großküchen angewiesen. Die soziale Lage verschlimmerte sich mit Ausbruch des pazifischen Krieges 1941, der sowohl für die einheimische Bevölkerung als auch die Flüchtlinge eine Verschlimmerung der wirtschaftlichen Lage bedeutete. Japan übernahm zudem die vollständige Kontrolle über die bis dahin geteilte Stadt und richtete im Stadtteil Hongkou - wahrscheinlich auf Druck seitens Deutschlands - eine "Designated Area" ein, die mitunter auch als Ghetto bezeichnet wird. Nachdem anfangs vor allem kulturelle und karitative Organisationen verboten worden waren, führte Japan 1943 Wohn- und Beschäftigungsbeschränkungen ein, so dass der Bezirk nur noch mit Passagierschein verlassen werden konnte.
Obwohl Deutschland von seinem Bündnispartner Japan die Ermordung der Juden forderte, blieben sie davon verschont. Auch Herbert Schneidemann überlebte. Der Schrankkoffer blieb sein einziges Möbelstück. 1947 kehrte er zu seiner Familie zurück, die nach ihrer Flucht aus Breslau schließlich in München ein neues Leben begonnen hatte – wieder mit dem Schrankkoffer als Gepäck.

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