Gemeinsam mit Multiplikatoren/innen der Zivilgesellschaft, Historiker/innen und IT-Experten/innen führen Studierende aus der Ukraine, Belarus und der Republik Moldau mehrere Werkstätten und Mikroprojekte über die Geschichte der Ghettos von Grodno, Czernowitz und Chișinău durch.
Text
Ziel ist es, das Ghettoleben der jüdischen Bevölkerung in den Jahren 1941–1944 mit digitalen Formaten zu erfassen, die lokale und regionale Erinnerungskultur zu fördern und neue und junge Zielgruppen für diese Themen zu gewinnen. Die Projektergebnisse werden auf einer digitalen Plattform in mehreren Sprachen veröffentlicht sowie durch die Teilnehmenden in Schulen und Bildungseinrichtungen weitervermittelt. Das Projekt dient auch dazu, den Ausbau der Strukturen des IKGS mit Partnern aus der Ukraine und der Republik Moldau zu fördern sowie erstmals auch Einrichtungen aus Belarus in die Projektarbeit zu integrieren.
Projektphasen
A. Impulswerkstätten (9.–11. Oktober 2020)
Die simultan durchgeführten Impulswerkstätten in Grodno, Czernowitz und Chișinău fanden mit 20 Studierenden sowie Experten/innen aus Geschichte, Medien, IT und Holocaustforschung statt. Leitung: Dr. Galina Corman (Chișinău), Mykola Kuschnir (Czernowitz), Dr. Aliaksandr Radziuk (Grodno). Themen: Einführung in die Ghettogeschichte, gemeinsamer Austausch, Präsentation der digitalen Kommunikationsplattform, Vorträge und Diskussionen zu den Themen des kollektiven Gedächtnisses / der lokalen Holocaust-Erinnerung und ihre Bedeutung für die Gesellschaft, vertiefende Recherche zu Dokumenten, Zeugnissen und Archivmaterialien vor Ort, Präsentation von digitalen Formaten des Multimedia-Journalismus und Arbeit mit Materialien zum Thema Ghetto/Holocaust, Diskussion mit den Teilnehmenden über den Einsatz und die Wirkung von digitalen Materialien der Holocaust Education in der Kultur- und Bildungsarbeit, praktische Erarbeitung von Ideen für einzelne Mikroprojekte in kleinen Arbeitsgruppen sowie Auswertung der Entwürfe.
B. Mikroprojekte (Oktober – November 2020)
Die ukrainischen, belarussischen und moldauischen Teilnehmenden lernen durch die akribische Vermessung der Ghettos die jüdische Lebenswelt von Grodno, Czernowitz und Chișinău in den Jahren 1941 bis 1944 kennen und führen mit digitalen Tools eigenständig Mikroprojekte durch, die auf der digitalen Projektplattform dokumentiert werden. Die Teilnehmenden erfassen das Gelände der Ghettos durch die Begehung und Dokumentation von Straßen, Plätzen, Häusern, Objekten und ehemaligen Bewohnern, sie befragen die lokale Bevölkerung, sprechen mit Zeitzeugen und deren Nachfahren, besuchen aktive jüdische Einrichtungen vor Ort und erkunden die aktuelle Holocaust-Gedenkkultur in ihren Orten.
C. Digitale Plattform
Die digitale Plattform dokumentiert die einzelnen Werkstätten und wird während der Projektdauer durch selbstständig recherchierte Materialien und die Resultate der Mikroprojekte der Teilnehmenden und des Projektteams kontinuierlich ausgebaut. Sie ist öffentlich, mehrsprachig und umfasst Karten, historisches und aktuelles Audio-, Video- und Bildmaterial, Archivdokumente, biografische Zeugnisse und Multimediales zur Ghettogeschichte.
D. Online-Meetings (Oktober – November 2020)
Während und nach der Arbeit an den Mikroprojekten tauschen sich die Teilnehmenden aus der Ukraine, Belarus und der Republik Moldau in sechs Online-Meetings aus. In kleinen internationalen Gruppen lernen sie sich und ihre Projektarbeit besser kennen und können über die Besonderheiten und den Wandel der Erinnerungskultur diskutieren. Sie haben in diesen Meetings auch die Gelegenheit, über die zivilgesellschaftliche Lage in ihren Ländern zu sprechen. In diesem Zeitraum finden zusätzlich vier eintägige Workshops statt, in denen die Experten/innen die Teilnehmenden bei ihren Mikroprojekten unterstützen.
E. Virtuelle trinationale Werkstatt (drei Tage, November/Dezember 2020)
Anstelle der geplanten einwöchigen Präsenzwerkstatt findet diese Werkstatt im virtuellen Raum statt. Die Teilnehmenden stellen ihre Projektergebnisse vor und diskutieren sie mit Experten/innen. In kleinen Arbeitsgruppen werden Präsentationen und Workshops für Schulen und Bildungseinrichtungen vorbereitet.
F. Vermittlung des Projekts an Schulen und Bildungseinrichtungen (Dezember 2020)
Um das Projekt und seinen digitalen Ansatz weiterzuvermitteln, werden die Teilnehmenden ihre Mikroprojekte in didaktisierten Formaten in ukrainischen, belarussischen und moldauischen Schulen und Bildungseinrichtungen vorstellen. Auf diese Weise können im Projekt neue und junge Zielgruppen erreicht werden.

Siehe auch