Der Gesamtbestand des Pommerschen Landesmuseums umfasst ca. 60 000 Objekte mit einem Schwerpunkt auf Malerei und Grafik. Werke von Frans Hals, Caspar David Friedrich, Vincent van Gogh oder auch der legendäre Croy-Teppich von 1554 zählen zu den Höhepunkten.
Ein neues Museum im Ostseeraum
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Mit Elan griffen die Greifswalder Universität und der Senat der Hansestadt Greifswald die Vision auf, ein Landesmuseum an den Greifswalder Bodden zu holen. Sie beteiligten sich aktiv an der Schaffung der notwendigen Voraussetzungen.

So stellte die Stadt Liegenschaften und städtische Sammlungen bereit; die Universität brachte ihre wertvollsten Kunstschätze ein. Mit dem Bund und dem Land Mecklenburg-Vorpommern konnten zwei starke Partner gewonnen werden, die das Projekt eines Landesmuseums unterstützten.

Aber ein „Pommersches Landesmuseum“, das war allen Beteiligten schnell klar, konnte vor dem Hintergrund der wechselvollen Geschichte 
Pommern
eng. Pomerania, pol. Pomorze

Pommern ist eine Region im Nordosten Deutschlands (Vorpommern) und im Nordwesten Polens (Hinterpommern/Pomorze Tylne). Der Name leitet sich vom westslawischen 'am Meer' - 'po more/morze' ab. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (Westfälischer Friede 1648) wurde Vorpommern zunächst schwedisch, Hinterpommern fiel an Brandenburg, das 1720 weitere Teile Vorpommerns erwerben konnte. Erst ab 1815 gehörte die gesamte Region als Provinz Pommern zum Königreich Preußen. Die Provinz hatte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Bestand, ihre Hauptstadt war Stettin (heute poln. Szczecin).

 nur in enger Kooperation mit polnischen und skandinavischen Einrichtungen agieren. In diesem Sinn wurde für die inhaltliche Ausrichtung des künftigen Landesmuseums ein wissenschaftlicher Beirat berufen, in dem Fachvertreter aus 
Polen
eng. Poland, pol. Polska

Polen ist ein Staat in Mittelosteuropa, ein Mitglied der Europäischen Union. Unter dem heutigen Namen ist das Land seit dem 10. Jahrhundert bekannt.

, Schweden und Dänemark mitwirken. Neben der Darstellung der pommerschen Landes- und Kulturgeschichte will das neue Haus sich auch als Begegnungsstätte – als Forum im Ostseeraum – für grenzüberschreitende Projekte, insbesondere auch für die Jugendarbeit profilieren.

Als erstes Haus öffnete im Jahr 2000 die Gemäldegalerie. Am 4. Juni 2005 wurde die gesamte, aus 6 Häusern und 4 Außenanlagen bestehende Einrichtung der Öffentlichkeit übergeben. Zu diesem Zeitpunkt wurde der erste Abschnitt der landesgeschichtlichen Dauerausstellung samt einer Ausstellung zur Erdgeschichte, von der Ur- und Frühgeschichte bis in die Renaissance, eröffnet. Am 9. Juni 2010 folgte der zweite Abschnitt vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Vorabend des Ersten Weltkriegs. Mit der Eröffnung des Ausstellungsabschnitts über Pommern im 20. Jahrhundert am 1. April 2021 wurde die landesgeschichtliche Dauerausstellung vollendet.
Geschichte der Stettiner Sammlung
Stettin 1913–1945
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Die Anfänge der musealen Sammlungen in 
Szczecin
deu. Stettin

Stettin (Polnisch: Szczecin) ist eine von knapp 403.000 Menschen bewohnte Großstadt im Nordwesten Polens und Hauptstadt der Woiwodschaft Westpommern (Polnisch: Zachodnio-Pomorskie). Stettin liegt am Stettiner Haff und grenzt an die deutschen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Die Stadt gehörte mehrere Jahrhunderte lang zu Preußen.

Historische Orte
Pommern
 
 reichen bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. 1834 wurde der Kunstverein für 
Pommern
eng. Pomerania, pol. Pomorze

Pommern ist eine Region im Nordosten Deutschlands (Vorpommern) und im Nordwesten Polens (Hinterpommern/Pomorze Tylne). Der Name leitet sich vom westslawischen 'am Meer' - 'po more/morze' ab. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (Westfälischer Friede 1648) wurde Vorpommern zunächst schwedisch, Hinterpommern fiel an Brandenburg, das 1720 weitere Teile Vorpommerns erwerben konnte. Erst ab 1815 gehörte die gesamte Region als Provinz Pommern zum Königreich Preußen. Die Provinz hatte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Bestand, ihre Hauptstadt war Stettin (heute poln. Szczecin).

 gegründet, der Werke für die Gemäldesammlung erwarb. Schenkungen und Vermächtnisse kunstliebender Bürgerinnen und Bürger ließen die Bestände allmählich anwachsen.

1913 wurde der repräsentative Museumsneubau an der Hakenterrasse eröffnet.

Maßgebliche Anregungen waren dabei von Heinrich Dohrn d. J. (1838–1913) ausgegangen, der einer Stettiner Fabrikantenfamilie entstammte und ein nachdrücklicher Förderer von Kunst und Wissenschaft war. Auf Vermittlung der Familie Dohrn fand auch Walter Riezler (1878–1965) den Weg nach Stettin, wo er 1910 zum ersten Direktor der Kunstsammlungen berufen wurde. Er verlieh den Beständen Profil und kaufte – teilweise gegen erhebliche Widerstände – Werke der Moderne an.

1945 wurden etwa 200 Gemälde und ein Teil der Grafik vor den drohenden Kriegseinwirkungen in zwei Eisenbahnwaggons nach Coburg, der Heimatstadt des damaligen Stettiner Oberbürgermeisters, überführt. Am 21. März begann unter der Leitung des Stadtbibliothekars Wilhelm Eggebrecht der Abtransport.
Coburg 1945–1970
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Nach der mehrtägigen Eisenbahnfahrt traf Eggebrecht mit seinen Schätzen völlig erschöpft in Coburg ein. Kurz darauf drohte den provisorisch in einer Schule untergebrachten Gemälden Gefahr durch einen Bombentreffer.

Eggebrecht berichtet: "Von Sorge und Angst beflügelt, stürzte ich den kurzen Weg zu der Unglücksstätte: in der Mauer gerade an der Wand, hinter der meine Bilder aufgereiht standen, gähnte ein Loch von beachtlichen Ausmassen ... Der erste Blick in den Klassenraum sah Berge von Mörtel und Kalk, die Bilder waren bedeckt davon ..."

Das Stettiner Museumsgut wurde von der amerikanischen Militärverwaltung aus Sicherheitsgründen in das bei Coburg gelegene Schloss Tambach verlegt. Nach Kriegsende gelangten die Bilder über den „Collecting point“ in Wiesbaden nach München 1956 übernahm die Stadt Coburg die Betreuung der nach und nach wieder zusammengeführten Bestände, die ab 1962 in den Räumen der Kunstsammlungen der Veste Coburg präsentiert wurden.
Kiel 1970–1999
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1966 beschloss der Schleswig-Holsteinische Landtag das Gesetz zur Errichtung der Stiftung Pommern (seit 1954 war Schleswig-Holstein Patenland von Pommern), deren Aufgabe in der Erhaltung pommerschen Kulturguts bestand. Seit den 1970er Jahren baute die Stiftung eine Sammlung zur pommerschen Kunst- und Kulturgeschichte auf. In diesem Rahmen wurde ihr 1969 durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die Betreuung des Stettiner Kunstbesitzes übertragen. Diese Entscheidung löste teilweise heftige Proteste in Coburg aus; es folgten langwierige Verhandlungen.

Ende 1970 traten die Gemälde und die graphische Sammlung die Reise nach Kiel an. Ein halbes Jahr später wurde die Gemäldegalerie im Rantzau-Bau des Kieler Schlosses eröffnet.

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hans Georg Wormit sagte zur Eröffnung am 6. Juni 1971: „Sie können mir glauben, dass die Entscheidung über den Standort eines solchen Ensembles zu den schwierigsten Dingen gehört, die verantwortliche Menschen ... überhaupt erwartet. Wer will voraussehen, welche Entwicklung die Zukunft eines solchen Bestandes nimmt? ... Und so sollten wir gerade dieser Sammlung, die lange heimatlos war ..., eine schöne Zukunft wünschen – eine Zukunft, die nicht nur im Bewahren, sondern im Fortentwickeln liegt.“
Greifswald 1999
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Was damals niemand ahnen konnte: Die Sammlung sollte nochmals ihren Standort wechseln.

Mit Unterstützung der Bundesrepublik, des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der Hansestadt Greifswald, der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, der Stiftung Pommern und der Pommerschen Landsmannschaft – Zentralverband e.V. wird das Pommersche Landesmuseum errichtet, als dessen erster Teil die Gemäldegalerie im Quistorp-Gebäude eröffnete.

Im Dezember 1999 wurden die Gemälde aus Kiel nach Greifswald überführt und mit Beständen des Museums der Hansestadt Greifswald und der Universität vereinigt. So gelangten die Bilder wieder nach Pommern und das zweite Mal in ihrer Odyssee nach Greifswald, das sie bereits einmal während der waghalsigen Eisenbahnfahrt von Stettin nach Coburg passiert hatten.
Das Greifswalder Museum und seine Geschichte
Pläne der Museumsgründung am Beginn des 20. Jahrhunderts
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Seit der Jahrhundertwende trugen sich Kreise der Universität Greifswald und der in Verbindung mit Stralsund entstandene Verein zur Beförderung von Kunst und Technik mit dem Gedanken einer Museumsgründung. Am 19. November 1910 schlug Studienrat Adolf Kreutzfeldt in einer Vorstandssitzung des Greifswalder Kunstvereins erneut die Gründung eines Museums vor. Ein Jahr später erbrachte der Kunstverein unter Leitung von Professor Max Semrau mit einer Ausstellung unter dem Titel „Alt-Greifswald” den Nachweis, dass sich zahlreiche für ein Museum geeignete Kulturgüter innerhalb der Stadtgrenzen auffinden ließen. Im Oktober 1918 wurden bei Renovierungsarbeiten im Rathaus drei Landkarten des 17. und 18. Jahrhunderts gefunden, unter ihnen die im Auftrag Herzog Philipps II. 1617 angefertigte Lubinsche Karte von Pommern. Sie bildeten den Grundstock des zukünftigen Museums und führten zum Anlegen einer Stadtakte. Die Vorsitzenden der aus dem Kunstverein hervorgegangenen Gesellschaft für Kunst und Literatur, Professor Wiegand und Adolf Kreutzfeldt, organisierten 1922 die Ausstellung „Kunstwerke aus Greifswalder Privatbesitz“, die nochmals auf das Fehlen eines Museums aufmerksam machte.   
Das Museum in der Martin-Luther-Straße 10 und der Umzug ins Guardianshaus (1925–1929)
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Während die bisherigen Ausstellungen im Bürgerschaftssaal des Rathauses stattgefunden hatten, wurden nach zusätzlichem energischen Drängen der Greifswalder Lehrerschaft im November 1925 zwei renovierte Räume der ehemaligen Übungsschule, Martin-Luther-Straße 10, für eine museale Nutzung bereitgestellt. Noch im gleichen Jahr fassten Wiegand und Kreutzfeldt alle für ein Museum geeigneten Objekte aus dem Rathaus in Listen zusammen und überführten sie nach erteilter Genehmigung des Oberbürgermeisters Max Fleischmann in die vorgesehenen neuen Räumlichkeiten. Im März 1926 wurden die städtischen Sammlungen eröffnet. Das Engagement des zum Leiter des Museums ernannten Adolf Kreutzfeldt und die beständige Unterstützung der Universität, die etwa im Juni 1927 Funde aus der Klosterkirche Eldena zur Verfügung stellte, führten am 8. Oktober 1928 zum Umzug in das alte Guardianshaus des Franziskanerklosters, auch Klosterbibliothek genannt und heute Teil des Pommerschen Landesmuseums. Im Winter 1928/29 erfolgten der Umbau und die Neuordnung der inzwischen auf über 2000 Objekte angewachsenen Sammlung. Zur Unterstützung aller zukünftigen Vorhaben wurde am 23. Juni 1929 im Stadttheater die Gründung eines Museumsvereins beschlossen. Am selben Tag wurde in einer Feierstunde im Rathaus das Greifswalder Museum neu eröffnet. Als Sammel- und Forschungsgebiete bezeichnete Kreutzfeldt in seiner Antrittsrede das Kloster Eldena, die Geschichte der Stadt und der Universität sowie die volkskundliche Abteilung, Landwirtschaft und Fischerei.
Der Ausbau der Kunstsammlung
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1934 gelang es der Stadt, mit dem Ankauf des Gemäldes "Ruine Eldena im Riesengebirge" von Caspar David Friedrich eine Sammlung von internationaler Bedeutung zu begründen. Sie wurde 1951 mit dem Ankauf des Aquarells "Der Greifswalder Marktplatz" und durch die Erwerbungen der Direktorinnen Sigrid Hinz (1955–1956) und Ursula Meyer (1959–1969) trotz bescheidener Mittel bis in die heutige Zeit erweitert. Die auf Zeitgenossen Friedrichs ausgedehnte Gemäldesammlung (u. a. mit Werken von Wilhelm Titel, Johann Friedrich Boeck und Christian Johann Gottlieb Giese) präsentierte sich 1961 unter dem Titel "Greifswalder Maler des 18. und frühen 19. Jahrhunderts" als ständige Ausstellung. Neben Werken Caspar David Friedrichs und der Künstler seiner Zeit wurde auch zeitgenössische Kunst präsentiert. Zu den Höhepunkten zählten zweifellos Ausstellungen von Max Pechstein (Februar 1932) und Emil Nolde (November 1932). Ab den Sechzigerjahren waren es unter anderem die Ausstellungen der Werke von Otto Niemeyer-Holstein und Herbert Wegehaupt sowie anderen Künstlern und Künstlerinnen der Region, von denen Arbeiten in die Sammlung eingingen. 1937 kam es im Rahmen der Aktion "Entartete Kunst" zur Beschlagnahmung der beiden Aquarelle "Pommersche Küste mit Kiefern" von Max Pechstein und "Erweckung des Jairus Töchterleins" des Anklamer Malers Karl August Lattner. Kreutzfeldt versuchte in dieser schwierigen Zeit die Ausstellungstätigkeit fortzusetzen, indem er sich auf die Handwerkskunst (1936 "Heimische Volkskunst an der Ostsee") und die pommersche Landschaftsmalerei konzentrierte.
Die Sammlung im Zweiten Weltkrieg
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Bereits im September 1941 wurden Teile der Münz- und Grafiksammlung sowie Werke von C.D. Friedrich splitter- und feuersicher in die Greifswalder Sparkasse ausgelagert. Im August und September 1942 folgten im Hinblick auf die Zerstörung Lübecks weitere Auslagerungen in das Schloss Quitzin westlich von Grimmen und im Januar/Februar 1943 in das Herrenhaus Schmoldow südlich von Greifswald. Große Teile der Sammlung gingen dadurch unwiederbringlich verloren. Im Winter 1944/45 wurde das Museum geschlossen und zum Teil für Schulzwecke beschlagnahmt. 
Das Museum in der DDR und nach der Wiedervereinigung
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Begünstigt durch die kampflose Übergabe der Stadt konnte das Museum nach Kriegsende bereits am 7. Oktober 1945, anlässlich der Gründung des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, mit der Ausstellung „Deutsche Künstler, die vom Faschismus unterdrückt wurden” wieder eröffnet werden. 1974 wurden umfangreiche Rekonstruktionsmaßnahmen begonnen. 1981 konnte dann das Hauptgebäude wieder museal genutzt werden. 

Seit 1991 konnte das Ausstellungsangebot durch neue Partner wie die Stiftung Pommern in Kiel, die Ostdeutsche Galerie Regensburg, das Institut Nordostdeutsches Kulturwerk in Lüneburg und das Kulturamt, das Kulturgeschichtliche Museum und die Galerie Neunte Kunst in Osnabrück sowie durch Kontakte mit den schwedischen und polnischen Nachbarn bedeutend erweitert werden. Unter den zahlreichen Ausstellungen, die mit Hilfe der Stiftung Pommern gezeigt werden konnten, sei besonders auf die Präsentation "Alte Grafik aus dem Museum der Stadt Stettin 1440-1940" (1998) hingewiesen. Diese erstmalige "Wiedervereinigung" der seit Kriegsende 1945 auseinandergerissenen Sammlung gab mit grafischen Blättern von Albrecht Dürer über Rembrandt bis Runge einen Vorgeschmack auf die zu erwartenden Dimensionen zukünftiger Ausstellungen des Landesmuseums. Mit dem Rückblick "70 Jahre Museum Greifswald" verabschiedete sich das Museum der Hansestadt Greifswald aus seiner Ausstellungstätigkeit, um ab dem Jahr 2000 mit seiner Sammlung im Pommerschen Landesmuseum aufzugehen und dieses für ein zukünftiges Publikum zu bereichern.