Ringsum wilde Natur, Bettinas erstes Wort war „Baum“. Wenn sie allein war, die Erwachsenen im Rittersaal ein neues Stück probten, schaute sie stundenlang durch die gotischen Fenster oder krabbelte durch die langen Korridore. So viel Freiheit in den autoritären 1950er Jahren war selten.
Das heutige Stadt Allenstein/Olsztyn (Bevölkerungszahl 2022: 168.212) wurde 1353 als „Allensteyn“ an der Allna gegründet. Allenstein ist die größte Stadt Ermlands und der Sitz der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Die Stadt ist Mitglied der Europäische Route der Backsteingotik, insbesondere aufgrund seines Altstadtrings und der Burg Allenstein.
Das Bild zeigt eine Stadtansicht von Olsztyn /Allenstein auf einer Postkarte von vor 1945.
Doch der Zeitgeist war stärker, Altertumswissenschaften galten als „Studium für höhere Töchter“, zu nichts Nütze. Soziologie also und Pädagogik, damit ließ sich die Welt verändern.
Warschau ist die Hauptstadt Polens und zugleich die größte Stadt des Landes (Bevölkerungszahl 2022: 1.861.975). Sie liegt in der Woiwodschaft Masowien an Polens längstem Fluss, der Weichsel. Warschau wurde erstmals Ende des 16. Jahrhunderts Hauptstadt der polnisch-litauischen Adelsrepublik und löste damit Krakau ab, das zuvor polnische Hauptstadt gewesen war. Im Rahmen der Teilungen Polen-Litauens wurde Warschau mehrfach besetzt und schließlich für elf Jahre Teil der preußischen Provinz Südpreußen. Von 1807 bis 1815 war die Stadt Hauptstadt des Herzogtums Warschau, einem kurzlebigen napoleonischen Satellitenstaat; im Anschluss des Königreichs Polen unter russischer Oberherrschaft (dem sog. Kongresspolen). Erst mit Gründung der Zweiten Polnischen Republik nach Ende des Ersten Weltkriegs war Warschau wieder Hauptstadt eines unabhängigen polnischen Staates.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Warschau erst nach intensiven Kämpfen und einer mehrwöchigen Belagerung von der Wehrmacht erobert und besetzt. Schon dabei fand eine fünfstellige Zahl an Einwohnern den Tod und wurden Teile der nicht zuletzt für seine zahlreichen barocken Paläste und Parkanlagen bekannten Stadt bereits schwer beschädigt. Im Rahmen der anschließenden Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung der polnischen und jüdischen Bevölkerung wurde mit dem Warschauer Ghetto das mit Abstand größte jüdische Ghetto unter deutscher Besatzung errichtet, das als Sammellager für mehrere hunderttausend Menschen aus Stadt, Umland und selbst dem besetzten Ausland diente und zugleich Ausgangspunkt für die Deportation in Arbeits- und Vernichtungslager war.
Infolge des Aufstandes im Warschauer Ghetto ab dem 18. April 1943 und dessen Niederschlagung Anfang Mai 1943 wurde das Ghettogebiet systematisch zerstört und seine letzten Bewohner verschleppt und ermordet. Im Sommer 1944 folgte der zwei Monate dauernde Warschauer Aufstand gegen die deutsche Besatzung, in dessen Folge fast zweihunderttausend Polen ums Leben kamen und nach dessen Niederschlagung auch das restliche Stadtgebiet Warschaus von deutschen Einheiten weitgehend und planmäßig zerstört wurde.
In der Nachkriegszeit wurden zahlreiche historische Gebäude und Teile der Innenstadt, darunter das Warschauer Königsschloss und die Altstadt, wiederaufgebaut - ein Prozess, der bis heute andauert.
Polen ist ein Staat in Mittelosteuropa, ein Mitglied der Europäischen Union. Unter dem heutigen Namen ist das Land seit dem 10. Jahrhundert bekannt.
Reisen half. Ihre Sehnsucht stillte sie in Spanien, bei Ausgrabungen. Nach der iranischen Revolution 1979 ging sie als Journalistin nach Teheran. Und musste nach anderthalb Jahren erkennen, dass sie „als alleinstehende Frau hier nicht leben kann“. Auch die Ehe mit einem Iraner war nur von kurzer Dauer. Es blieb: der Name Bouresh – und eine Tochter. Mit Majas Geburt 1984 begann Bettina vermutlich, Wurzeln zu schlagen.
Die Stadt Ostróda wurde im 14. Jahrhundert als Siedlung nahe einer Deutschordensburg gegründet. 2020 lebten hier knapp 33.000 Menschen.
Das Bild zeigt eine Postkarte mit einer Stadtansicht von Ostróda /Osterode vor 1945.
Bettina kannte bis dahin nur Bruchstücke, jetzt kam die ganze Tragödie zutage. Als die Rote Armee Allenstein eroberte, waren ihre Großeltern dageblieben und verhungert. Von deren acht Kindern: ein Sohn vermisst, drei Söhne als Kinder bereits im 1. Weltkrieg gestorben, eine Tochter im Frühling 1945 deportiert, unterwegs nach
Sibirien erstreckt sich über eine Fläche von 12,8 Mio. Quadratkilometern zwischen dem Ural, dem Pazifik, dem Nordpolaarmeer, China und der Mongolei.1581/82 begann die russische Eroberung Sibiriens. Zur Zeit der Aufklärung vor allem Rohstoffquelle und Raum für den Handel mit Asien, gewann Sibirien ab dem 19. Jahrhundert Bedeutung als Ort für Strafkolonien und Verbannte. Mit der Erschließung durch die transsibirische Eisenbahn und der Dampfsschifffahrt am Ende des 19. Jahrhunderts kamen Industrialisierung und damit neue Siedler nach Sibirien. Weitere Industrialisierung unter Stalin wurde vor allem mit der Arbeitskraft von Gulag-Häftlingen und Kriegsgefangenen umgesetzt.
Die Karte zeigt Nordasien, zentral gelegen Sibirien. CIA World Factbook, bearbeitet von Veliath (2006) und Ulamm (2008). CC0 1.0.
Tröstlich waren die Gespräche mit Polen und dagebliebenen Deutschen, verwandte Geschichten von Entwurzlung und Neubeginn. Ausflüge in die ländliche Umgebung waren – auch für das Kind – eine Freude. Eine Tour führte nach Sztynort, zum Lehndorffschen Schloss.
Die beiden Freundinnen schrieben einen Brief an den Bürgermeister der Gemeinde
Angerburg ist eine Stadt im Nordosten Polens in der Woiwodschaft Ermland-Masuren (Warmińsko-Mazurskie). Sie wird von ca. 11.000 Menschen bewohnt und liegt unweit der Grenze Polens zu Russland.
Ein Jahr lang hörten sie nichts, dann kam überraschend eine Einladung des Bürgermeisters. „Er war völlig perplex, dass plötzlich zwei Frauen in karierten Hemden vor ihm standen.“ Seiner Meinung nach wäre ein Großgrundbesitzer, wie zu Lehndorffs Zeiten, die beste Lösung. Mit der Vision der beiden Kölnerinnen konnte er wenig anfangen, Geld einbringen würde sie keins.
Das Dorf Sztynort liegt im Norden der Masurischen Seenplatte auf der Halbinsel Jez zwischen Jezioro Mamry (Mauersee), Jezioro Dargin (Dargeinensee) und Jezioro Dobskie (Dobensee). Bis 1928 hieß das Dorf Groß Steinort, danach Steinort.
Zwischenzeitlich versiegte der Elan. Bei einem der letzten Masurenbesuche mit ihrer Mutter, 2004, sah es so aus, als wäre das Schloss unrettbar verloren. Doch es ging weiter. Im Jahr 2009 konnte die Deutsch-polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz mit der polnischen Schwesterstiftung der TIGA Yacht-Gesellschaft für 1 symbolischen Złoty das Schloss abkaufen. Im selben Jahr gründete sich in Berlin als Förderkreis-Nachfolger die Lehndorff-Gesellschaft Steinort e.V.
Schon jetzt herrscht im Sommer Leben rund um das Schloss, Bettina Bouresh wieder mittendrin. Ein Kulturfestival, Sommeruniversität, Führungen, kleine Ausstellungen, ein Volunteer-Programm führen Einheimische und Touristen zusammen.
Morgens springt sie als erstes in den Mauersee. Wasser, Weite, Stille, nirgends auf der Welt ist es schöner.