Richard Wagner an Louis Schindelmeisser, Leipzig, 7. Juni 1837
„Mein liebster Louis,
In größter Eile noch schnell ein paar Worte an Dich. Ich bin im Eilwagen viel mit mir zu Rathe gegangen, u. das Resultat ist, daß ich jetzt Alles auf das Engagement nach Riga gebe. Mein lieber, lieber Freund, noch einmal bitte ich Dich recht dringend, Alles aufzubieten, um mir sobald wie möglich den Contrakt mit Holtei zustellen zu können; es ist für mich von der größten Wichtigkeit. Noch einmal: – auf meine Frau braucht dabei gar keine Rücksicht genommen zu werden, – 1000 Rubel Slbr: Contrakt auf 2–3 Jahre; u. wenn Du mir noch etwas auswirken könntest, so wäre es das[.]“
Riga ist die Hauptstadt Lettlands (Bevölkerungszahl 2023: 605.273) und zugleich die mit Abstand größte Stadt des Landes. Sie liegt im Südwesten der historischen Landschaft Livland nahe der Mündung des Flusses Düna (lett. Daugava) in den Rigaischen Meerbusen. Riga war eine bedeutende Handels- und Hansestadt mit einer über Jahrhunderte hinweg einer multiethnischen, doch größtenteils deutschsprachigen Bevölkerung, deren politische Oberherrschaft wiederholt wechselte. Waren es bis zum Ende des Mittelalters vor allem geistliche Herrscher (Erzbistum Riga, Deutscher Orden), die Stadt und Umland für sich beanspruchten, kam die Stadt nach kurzer polnisch-litauischer Herrschaft 1621 zu Schweden. Bereits ein Jahrhundert später wurde Riga Teil des Russländischen Reiches und hier zur Hauptstadt des Ostseegouvernements Livland.
1918 wurde Riga Hauptstadt eines unabhängigen lettischen Staates. Nach der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg 1941 wurde die jüdische Bevölkerung Rigas (8% der Gesamtbevölkerung) vor allem im Ghetto eingesperrt, in das auch zahlreiche jüdische Menschen aus dem damaligen Gebiet des Deutschen Reichs deportiert wurden. Noch im selben Jahr organisierte die Wehrmacht Massenerschießungen der jüdischen Bevölkerung auf dem Gebiet der heutigen Stadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die ethnische Struktur von Riga – die jüdische, deutsche und polnische Bevölkerung verschwand, und an ihre Stelle traten die russische, weißrussische und ukrainische Bevölkerungsgruppen. Die lettische Bevölkerung verlor ihre Mehrheit in der Stadt, und sank bis zum Zerfall der Sowjetunion auf fast ein Drittel. Inzwischen beträgt ihr Anteil 47% der Gesamtbevölkerung.
Ostpreußen ist der Name der ehemaligen, bis 1945 bestehenden östlichsten preußischen Provinz, deren Ausdehnung (ungeachtet historisch leicht wechselnder Grenzverläufe) ungefähr der historischen Landschaft Preußen entspricht. Die Bezeichnung kam erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Gebrauch, als neben dem 1701 zum Königreich erhobenen Herzogtum Preußen mit seiner Hauptstadt Königsberg weitere, zuvor polnische Gebiete im Westen (beispielsweise das sog. Preußen Königlichen Anteils mit dem Ermland und Pommerellen) zu Brandenburg-Preußen kamen und die neue Provinz Westpreußen bildeten.
Heutzutage gehört das Gebiet der ehemaligen preußischen Provinz überwiegend zu Russland (Oblast Kaliningrad) und Polen (Woiwodschaft Ermland-Masuren). Das ehemalige sog. Memelland (auch Memelgebiet, lit. Klaipėdos kraštas) kam erstmals 1920 und erneut ab 1945 zu Litauen.
Die Großstadt Elbląg (hist. dt. Elbing; Bevölkerung 2023: 112.923) liegt in der nordpolnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, nur wenige Kilometer südlich des Frischen Haffs und rund 50 Kilometer südöstlich von Danzig. Im Mittelalter war Elbing eine der führenden Hansestädte und einer der Hauptsitze des Deutschen Ordens. Ihre Bedeutung als eins der wichtigsten Häfen der Ostsee ging im 15. Jahrhundert u.a. aufgrund der Versandung verloren.
In der Frühen Neuzeit stand Elbing überwiegend unter polnischer Oberhoheit als Teil des sog. "Preußen Königlichen Anteils". 1772, infolge der ersten Teilung Polen-Litauens, kam die Stadt zur neugegründeten preußischen Provinz Westpreußen, 1945 zur damaligen Volksrepublik Polen.
Kaliningrad ist eine Stadt im heutigen Russland. Sie liegt im Oblast Kaliningrad, einer russischen Exklave zwischen Litauen und Polen. Kaliningrad, ehemals Königsberg, gehörte über mehrere Jahrhunderte zu Preußen und war dessen nordöstlichste Großstadt.
Livland (lett. Livonija, estn. Liivimaa) ist eine historische Landschaft im Baltikum. Sie umfasst den südlichen Teil des heutigen Estlands und den nördlich des Flusses Düne gelegenen Teil des heutigen Lettlands. Benannt wurde die Landschaft nach der heute nur noch sehr kleine Bevölkerungsgruppe der Liven (auch: Livonen/Livonier).
Historisch kann sich der Name Livland auf weitere, unterschiedliche Zusammenhänge beziehen. Prägend für das heutige Verständnis der historischen Region ist vor allem das gleichnamige Gouvernement, das eines der drei Ostseegouvernements des Russländischen Reiches war. Es bestand seit Beginn des 18. Jahrhunderts und insgesamt bis 1918. Hauptstadt war das an der Dünamündung gelegene Riga.
Zuvor war Livland namensgebend für weitere Staaten und Staatenverbünde, allen voran für die Livländische Konföderation, die seit dem Hochmittelalter bestand. Zur Konföderation gehörten der livländische Teil des Deutschordensstaates sowie regionale geistliche Staaten. Die Konföderation umfasste dabei auch große weitere Teile der heutigen Staaten Lettland und Estland. Nach Auflösung der Konföderation wie auch des Deutschordensstaates im 16. Jahrhundert wechselte die Oberhoheit mehrfach. Ohne die südlichen und nördlichen Gebiete kam Livland zunächst unter polnisch-litauische Herrschaft, später auch unter schwedische Oberhoheit, bevor es im Zuge des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) unter russische Herrschaft kam. Prägend für die soziale Binnenorganisation des ländlichen Raumes war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem die zentrale Rolle des landbesitzenden deutschsprachigen Adels.
Richard Wagner 1836 in seinen persönlichen Notizen (Rote Brieftasche)
„Schulden; – Verklagungen… schlimme Lage; den 17ten Mai Abreise nach Berlin.“
Tragheim war ein Stadtteil in der ehemals preußischen Stadt Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, Russland. Das Viertel lag nördlich des Schlosses und war bekannt als gehobener Stadtteil.
Richard Wagner an Louis Schindelmeisser, Dresden, 12. Juni 1837
„Ich bin jetzt brodlos. Ich muß Riga erhalten. […] Ich habe augenblicklich kein Geld, und meine Verhältnisse lassen sich nicht so schnell ordnen. […] Thue ja Alles. Dieser Brief an Holtei. Kein Geheimniß mehr. Großen, warmen Dank, mein Louis! Adieu!!“
Richard Wagner an Minna Wagner, Berlin, 20. Juni 1837
„Minna, – ich war bei Holtey, – Alles ist abgemacht, wir sind einig, morgen schließen wir Contrakt. Mir wird Riga als der angenehmste Aufenthalt in der Welt geschildert, besonders was Geldverdienen betrifft; […] Minna, werde wieder ein Weib, – wirf Deine üblen Meinungen alle von Dir, sei wieder ganz mein!“
Richard Wagner an August Lewald, Riga, 12. November 1838
„Beiliegendes Gedicht fand ich im Musenalmanach; so wenig ich nun auch gerade die Tannenbaum-Melancholie liebe, so kann man sich ihrer in Liefland doch manchmal nicht ganz erwehren; ich habe das Gedicht in liefländischer Tonart componirt und übersende es Ihnen mit der Bitte, es der „Europa“ beizufügen; nur urtheilen Sie nach dieser Composition ja nicht auf meine Art, Opern zu componiren, dies ist, glaube ich behaupten zu können, Gott sei Lob weniger liefländisch.“