Ein altes preußisches Sprichwort mahnt dazu, auf die richtige Gelegenheit zu warten. Aber was hat das mit dem hohen Norden Großbritanniens zu tun? Die Antwort führt nach Danzig. Über den Ostseeraum hinaus lockte die Hafenstadt in der Frühmoderne zahlreiche Handelsschiffe an. Sogar aus dem fernen Schottland kamen sie, um dort ihr Glück zu suchen.
Wirtschaftliche Beziehungen zwischen Danzig und Schottland
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Die Vorgeschichte der schottischen Ansiedlung reicht bis in das frühe 14. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1308 eroberten die Ritter des Deutschen Ordens 
Gdańsk
deu. Danzig

Danzig ist eine Großstadt an der Ostsee in der polnischen Woiwodschaft Pommern (Pomorskie) mit ca. 470.000 Einwohner:innen. Sie liegt am Fluss Motława (dt. Mottlau) an der Danziger Bucht.

Historische Orte
Danzig
 
, womit die Stadt für mehr als 150 Jahre zum Territorium des 
Deutschordensstaat
eng. State of the Teutonic Order, deu. Staat des Deutschen Ordens

Der Deutschordensstaat bestand zwischen 1230 und 1561 und erstreckte sich über Teile der heutigen baltischen Staaten, Polens, der Russischen Förderation (Oblast Kaliningrad) sowie der heutigen Bundesrepublik Deutschland. Der Staat des Deutschen Ordens war eine der wenigen territorialen Manifestationen eines Ritterordens in Europa.

 gehörte. Weil die Ordensbrüder Handelskontakte mit den britischen Inseln pflegten, etablierten sich feste Wirtschaftswege zwischen England, Schottland und Danzig, das in dieser Zeit ein Mitglied der Hanse wurde. Nach dem Ende der Herrschaft des Ordens über die Stadt (1466), die sich zusammen mit weiteren Ortschaften gegen die alten Machthaber auflehnte und sich zu diesem Zweck unter den Schutz des 
Königreich Polen
eng. Kingdom of Poland, pol. Królestwo Polskie, lat. Regnum Poloniae

Die Vorgängerterritorien des Königreichs Polen konstituierten sich bereits im 9. bzw. 10. Jahrhundert unter der Dynastie der Piasten. Im 10. und 11. Jahrhundert wurde das Königreich christianisiert. Im 11. Jahrhundert verstetigte sich die Monarchie, wobei das Reich im 12. Jahrhundert in mehrere Fürstentümer zerfiel, und seit 1227 hatte das Seniorat nur eine formelle Bedeutung. 1320 vereinigten sich die Fürstentümer wieder zu einem Königreich Polen. Dieses Königreich ging ab 1386 eine Personalunion mit Litauen ein um dann 1569 zur Realunion mit Litauen zu fusionieren.

Im 10. Jahrhundert wird Polen Civitas Schinesghe (etwa "Gnesner Land") genannt. Bis 1025, tlw. im 11-13. Jahrhundert, bezeichnen die Urkunden das Land als Ducatus Poloniae ("Herzogtum Polen"). 1386–1795 wird als Königreich Polen einen Teil der Doppelmonarchie Polen-Litauen bezeichnet.

 stellte, blieben die Handelsrouten intakt. So erreichten im Zeitraum zwischen 1460 und 1498 etwa 60 in Schottland auslaufende Schiffe den Danziger Hafen. Das entspricht rund einem Prozent aller dort ankommenden Frachter. Im 16. Jahrhundert steigerte sich nochmals das Handelsvolumen, sodass zeitweise fast zehn Prozent der Danziger Importwaren aus Schottland stammten. Hauptsächlich von Aberdeen und Dundee aus machten sich die vor allem mit Kleidung und Häuten beladenen Schiffe auf den weiten Weg, der mehrere Wochen in Anspruch nahm. Schon vor dem Zusammenschluss des 
Polen-Litauen
eng. Polish–Lithuanian Commonwealth, lit. Abiejų Tautų Respublika, pol. Rzeczpospolita Obojga Narodów, deu. Erste Polnische Republik, lat. Respublica Poloniae, pol. Korona Polska i Wielkie Księstwo Litewskie, lat. Res Publica Utriusque Nationis, deu. Republik beider Völker

Bereits 1386 wurden das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen durch eine Personalunion verbunden. Polen-Litauen bestand als multiethnisches Staatsgebilde und Großmacht im östlichen Europa von 1569 bis 1795. In dem auch Rzeczpospolita genannten Staat wurde der König von den Adeligen gewählt.

 im Jahr 1569 bildete Danzig das zentrale Standbein für den polnischen Außenhandel. Rechtlich gesehen unterstand die Stadt danach weiterhin dem König, praktisch erlangte sie weitreichende Privilegien von den Monarchen. Tatsächlich stellte Danzig mehrere Jahrhunderte lang einen eigenständigen Stadtstaat dar, der sich selbst regierte. An der Bedeutung, dass dort ein Großteil der Wareneinfuhr nach Polen abgewickelt wurde, änderte sich bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts nichts. Das galt gleichermaßen für die auf dem Seeweg ankommenden Güter und Personen aus Schottland, die mehrheitlich über den Ostseehafen in das Landesinnere gelangten. Denn nahe bei Danzig mündet die Weichsel, der längste Fluss Polens, der viele große Städte des Landes miteinander verbindet. Die günstige Lage am Meer zusammen mit dem regen Handelstreiben förderte nicht nur die Finanzkraft und das Bevölkerungswachstum, sondern ebenso ein für damalige Zeiten relativ tolerantes, multikulturelles Klima, das anziehend auf auswärtige Menschen wirkte.
Ursachen und Ausmaße schottischer Einwanderung
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Schottische Auswanderer:innen besiedelten in der Frühen Neuzeit viele Gegenden im Nord- und Ostseeraum, die ihnen vergleichsweise mehr persönliche und wirtschaftliche Freiheiten als ihre Heimat boten. Diejenigen Menschen, die in Polen-Litauen und in Danzig ankamen, reisten über die zuvor dorthin etablierten Handelsrouten. Die Hauptursache für die Abwanderung bestand in einer Existenzkrise, in der viele Schotten Not und Hunger litten. Dazu kamen ein zeitweise überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum, die englischen Angriffe auf Schottland von 1544 bis 1549, auftretende Epidemien im ausgehenden 16. Jahrhundert sowie der englische Bürgerkrieg (1642–1648) mit der anschließenden Besetzung Schottlands durch die Truppen Oliver Cromwells. Daneben entkamen Glaubensflüchtlinge (vor allem Calvinisten) ihrem Heimatland, das in dieser Zeit von religiösen Konflikten geprägt war. Und einige Schotten kamen ursprünglich aus militärischen Gründen, beispielsweise im Jahr 1577, als Danzig zu Kriegszwecken 700 Söldner von dort angeworben hatte. Ließen sich die ersten Einwanderer:innen vereinzelt ab dem ausgehenden 14. Jahrhundert in Danzig nieder, steigerte sich ihre Anzahl ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und nochmals zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Schätzungen zufolge gelangten bis zu diesem Zeitpunkt mindestens 30.000 Menschen von Schottland nach Polen-Litauen, wobei Danzig und dessen Umgebung besonders anziehend auf die Neuankömmlinge wirkten. So registrierten im Jahr 1651 36 Städte aus dem Gebiet des 
Königlich Preußen
deu. Polnisch Preußen, deu. Preußen Königlichen Anteils, pol. Prusy Polskie, pol. Prusy Królewskie, eng. Royal Prussia

Königlich Preußen ist die Bezeichnung für jene Teile der historischen Region Preußen, die im 15. Jahrhundert vom geistlichen Deutschordensstaat an das Königreich Polen fielen. Dazu gehörten u. a. große Teile Pommerellens einschließlich Danzigs, das Ermland oder auch das Kulmer Land. Die unter Herrschaft des Deutschen Ordens verbliebenen Teile Preußens bildeten im 16. Jahrhundert das weltliche Herzogtum Preußen, das 1618 an Brandenburg fiel. Erst im Rahmen der ersten Teilung Polen-Litauens 1772 kam auch Königlich Preußen unter brandenburgisch-preußische Herrschaft.

 schottischstämmige Siedler:innen. Zur gleichen Zeit lebten rund 1.700 bis 1.800 von ihnen in Danzig. Das sind etwa 2,5 Prozent der damaligen Bevölkerung (70.000 Menschen) der Hafenstadt. Im Laufe des 18. Jahrhunderts ging die Zahl der schottischen Einwanderer:innen wieder deutlich zurück.
Topografische Hinterlassenschaften
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Der über Jahrhunderte hinweg anhaltende Zustrom hinterließ dauerhafte Spuren in der neuen Heimat. An erster Stelle zu nennen ist die Siedlung 
Stare Szkoty (Gdańsk)
deu. Altschottland (Freie Stadt Danzig)

Stare Szkoty ist heute ein Stadtteil von Danzig. Gegründet wurde es als Dorf schottischer Einwanderer, woran die Namensgebung bis heute erinnert.

, die vermutlich am Ende des 14. Jahrhunderts gegründet worden ist. Diese lag außerhalb der damaligen Danziger Stadtmauern und Festungswerke (Bild 2), südlich vom Zentrum gelegen im heutigen Stadtteil Orunia-Św. Wojciech-Lipce. Das Gebiet gehörte bis in das 18. Jahrhundert hinein zum 
Bistum Kujawien und Pommern
eng. Roman Catholic Diocese of Włocławek, deu. Bistum Włocławek, deu. Bistum Kujawien, deu. Bistum Kujawien-Kalisz, pol. Diecezja włocławska, lat. Dioecesis Vladislaviensis, deu. Bistum Leslau

Das Bistum Kujawien und Pommern existiert seit dem 12. Jahrhundert und wurde im Laufe der Geschichte mehrfach umbenannt und umstrukturiert. Im heutigen Polen handelt es sich um das Bistum Włocławek. Das Bistum ist dem Erzbistum Gniezno unterstellt.

 und entwickelte sich zu einem bedeutenden Standort für Handwerk und Gewerbe, auch weil die schottischen Einwanderer:innen eine Vielzahl unterschiedlicher verarbeitender Berufe ausübten: Bäcker, Handschuhmacher, Goldschmiede, Schuhmacher, Gerber, Knopfmacher, Kurzwarenhändler, Zwirnmacher etc. Anders als die sich in Danzig herausgebildeten Zünfte und Gilden blieben die meisten zugewanderten Handwerker in dieser Hinsicht unorganisiert. Ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert ließen sich in Altschottland außerdem niederländische Mennoniten, Juden und katholische Jesuiten nieder. Letztere riefen dort im Jahr 1621 eine mittlere Schule (Collegium) ins Leben, die etwas mehr als 150 Jahre lang Bestand hatte. Mit den Teilungen Polen-Litauens (1772, 1793, 1795) fiel der Vorort an das 
Königreich Preußen
dan. Kongeriget Preussen, pol. Królestwo Prus, eng. Kingdom of Prussia

Das Königreich Preußen bestand von 1701 bis 1918 und wurde von der Dynastie der Hohenzollern regiert. Das Land war von der Gründung bis 1848 eine absolute Monarchie und von 1848 bis zur Auflösung eine konstitutionelle Monarchie. Hauptstadt des Königreiches Preußen war Berlin. Das Land wurde von ungefähr 40 Millionen Menschen bewohnt. Nach der Novemberrevolution 1918 und der Abdankung Wilhelms II. löste sich das Königreich auf und bildete den Freistaat Preußen.

, ab 1814 gehörte dieser dann zur Stadt Danzig. Die Bezeichnung des Gebietes „Altschottland“ war erst seit dem frühen 18. Jahrhundert geläufig und wurde als Abgrenzung zu „
Gdańsk-Nowe Szkoty
deu. Danzig-Neuschottland, deu. Neu-Schottland

Nowe Szkoty (deutsch: Neuschottland) wurde im 16. Jahrhundert von schottischen Einwanderern gegründet.

“ verwendet. Dieses Dorf entstand wiederum in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und lag nordwestlich zwischen den heutigen Stadtteilen Wrzeszcz und Młyniska. Noch findet man in dieser Gegend die seit 2005 nicht mehr von der örtlichen Schnellbahn (SKM) befahrene Haltestelle „Gdańsk Nowe Szkoty“. Ebenfalls weit außerhalb der ehemaligen Festungsmauerwerke gelegen, gelangten große Teile „Neuschottlands“ 1814 in den Besitz der Stadt (vollständig ab 1877). Von der historischen Siedlungsgestalt sind lediglich einige Straßenzüge und vereinzelte (rekonstruierte) Häuser erhalten geblieben. Abgesehen von den beiden Niederlassungen waren bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts im örtlichen Straßenverzeichnis die Einträge „Schottischer Damm“ beziehungsweise „Schottischer Gang“ zu finden. Außerdem trugen einige in der Umgebung liegende Ortschaften Namen, die auf eine schottische Kolonie hinweisen, zum Beispiel das heutige 
Krynica Morska-Przebrno-Borowo
deu. Pröbbernau-Schottland, pol. Sosnowo

Sosnowo ist ein kleiner Teil des Gemeinde Krynica Morska auf der Frischen Nehrung.

(ehemals „Schottland“ genannt).
Das Leben der Schotten in Danzig
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Die Ankunft und die Ansiedlung der Schotten in und um Danzig wirkten sich verschiedenartig auf das Zusammenleben zwischen den Einwanderern und Einheimischen aus. Anordnungen, die im benachbarten 
Herzogtum Preußen
eng. Duchy of Prussia, deu. Herzoglich Preußen, pol. Prusy Książęce, pol. Księstwo Pruskie

Das Herzogtum Preußen lag zwischen den Unterläufen von Weichsel und Memel. Die Hauptstadt des Herzogtums war Königsberg. Das Herzogtum existierte von 1525 - 1701, es wurde vom ehemaligen Hochmeister des Deutschen Ordens gegründet und nahm viele lutherische Flüchtlinge aus Polen-Litauen auf. Das Herzogtum Preußen gilt als erste Fürstentum lutherischen Glaubens. Bis 1657 war das Herzogtum ein Lehen der polnischen Krone.

 im Laufe des 16. Jahrhunderts gegen schottische Bettler:innen oder einfache Händler:innen erlassen worden sind, finden sich in ähnlicher Weise auch in Danzig wieder. Mitunter wurden sogar vagabundierende Menschen und Kleinhändler anderer Herkunft verächtlich als „Schotten“ bezeichnet und belangt. Per Gesetz sollte zum Beispiel im Jahr 1592 mittellosen Siedlern, bettelnden Kindern und umherziehenden Standbesitzern Einhalt geboten werden. Die Initiative dazu kam übrigens von den besser gestellten Schotten selbst, die innerhalb der Stadtmauern wohnen durften und sich um ihren guten Ruf sorgten. Die meisten Neuankömmlinge von den britischen Inseln hatten es schwer in ihrer neuen Heimat. Sie mussten besondere Steuern zahlen, dazu blieb ihnen oftmals das Wohnrecht in der Stadt und die Aufnahme in die dortigen Zünfte verwehrt, sodass sie sich in den Vororten ansiedelten. Aber auch dies blieb nicht ohne Folgen. Der Zuzug von Handwerkern und Händlern nach Altschottland ließ dort ein konkurrierendes Geschäftstreiben entstehen, das vielen organisierten Danziger Kaufleuten ein Dorn im Auge war. Die Befürchtungen gingen so weit, dass es in Kriegszeiten billigend in Kauf genommen wurde, wenn städtische Truppen die Siedlung verwüsteten, um den feindlichen Soldaten kein Gebiet zu ihrer Versorgung direkt vor den Toren der Stadt zu überlassen. Altschottland wurde auf diese Weise mehrfach in Mitleidenschaft gezogen. So geschehen in den Jahren 1520, 1576, 1656 und zuletzt 1807, als Napoleons Armee Danzig belagerte und eroberte. Wohlhabende Einwanderer hatten es dagegen leichter, in der neuen Umgebung Fuß zu fassen. Einen wichtigen Schritt dabei stellte der Erwerb des Bürgerrechtes dar, welches unter anderem ein gewisses politisches Mitspracherecht ermöglichte. Wer Bürger der Stadt Danzig werden wollte, musste in der Regel einen bestimmten Geldbetrag zahlen und zusätzlich auf die Zustimmung der regierenden Ratsherren hoffen. Im Durchschnitt erlangte damals überhaupt nur rund jeder vierte Einwohner der Stadt dieses Recht. Historische Untersuchungen dazu haben ergeben, dass zwischen den Jahren 1558 und 1709 mindestens 135 aus Schottland stammende Personen den Status eines Bürgers zugesprochen bekamen. Der Anteil der Einwanderer lag hierbei also noch unter dem allgemeinen Wert. Trotzdem konnten nicht wenige von ihnen am öffentlichen Leben in der Stadt teilnehmen. Für die wirtschaftlich besser gestellten Kaufleute bot die reiche Hafenstadt günstige Voraussetzungen. Nach dem Jahr 1707, als sich die Königreiche Schottland und England vereinigt hatten, betrieben dann immer mehr schottischstämmige Danziger ihren Handel unter dem Dach Großbritanniens. Neben dem Beruf spielte die Ausübung der Religion eine zentrale Rolle. Für Schotten reformierten Glaubens öffneten besonders die Kirche St. Peter und Paul (Bild 3) sowie die Elisabethkirche ihre Türen. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wuchsen in beiden Gotteshäusern die Gemeinden der Zugezogenen merklich an, die eigene Prediger hatten und eine eigene Armenkasse organisierten. Sogar aus den umliegenden Dörfern und Städten kamen Siedler:innen nach Danzig, um sich in den beiden Kirchen taufen und trauen zu lassen. Sowohl die Anzahl der Taufen als auch die Anzahl der dort vollzogenen Hochzeiten von Menschen schottischer Herkunft erreichten in den 1640er- und 1650er-Jahren Höchstwerte. Die sich anschließend wieder verringernden Anlässe sprechen hingegen dafür, dass sich die Nachfahren der ankommenden Siedler:innen kulturell immer weniger separierten und sich mit den angestammten Danzigern vermischten. Bekannt ist zum Beispiel, dass zwischen 1580 und 1784 nicht weniger als 114 Jungen mit schottischem Hintergrund das Akademische Gymnasium besuchten, das zu jener Zeit die angesehenste Bildungseinrichtung der Stadt war.
Kabrun und Forster – prominente Danziger schottischer Herkunft
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Es sind vor allem Familiennamen wie Anderson, Clark, Davisson, Marshall, Ross, Turner oder viele abgewandelte Formen (Miller/Möller), die noch lange danach die während der Frühen Neuzeit ankommenden und sesshaft werdenden Schotten in Danzig bezeugen. Einige von ihnen haben die Geschicke der Stadt besonders geprägt. Zu ihnen gehört Jakob Kabrun. Kabrun kam am 9. Januar 1759 in Danzig zur Welt. Als Großkaufmann machte er ein riesiges Vermögen, pflegte einen aufwendigen Lebensstil und unterstütze mehrere öffentliche Projekte in seiner Heimatstadt. So förderte er am Ende der 1790er-Jahre den Bau eines Schauspielhauses und plante die Eröffnung einer Handelsschule, für die er eine stattliche Geldsumme stiftete. Kabrun war leidenschaftlicher Büchersammler und kaufte auf seinen Reisen durch Westeuropa zahlreiche Kunstgegenstände und Gemälde. Diese vermachte er vor seinem Tod am 24. Oktober 1814 der Stadt, wo sie noch heute im Danziger Nationalmuseum betrachtet werden können (Bild 4). Noch bekannter als Jakob Kabrun sind Johann Reinhold Forster (1729–1798) und sein Sohn Georg Forster (1754–1794), deren Vorfahren im 17. Jahrhundert angesichts der bürgerkriegsähnlichen Zustände aus Schottland geflohen waren. Johann Reinhold Forster kam als junger Mann nach Nassenhuben (Mokry Dwór) nahe Danzig, wohin ihn eine Anstellung als Pfarrer lockte. Sein dort geborener Sohn und er wurden zu berühmten Naturwissenschaftlern und Ethnologen, die an vielen Standorten gewirkt und europaweit Anerkennung erhalten haben. Großen Anteil daran hatte eine Forschungsreise von 1772 bis 1775, als beide James Cook bei seiner Fahrt um die Welt begleiteten.

Siehe auch