Online-Findbuch der Dokumentesammlung des Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung

Das Online-Findbuch der Dokumentesammlung (DSHI) des Marburger Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung ist Ausgangspunkt für die Recherche in den Beständen des bedeutendsten Archivs zur Geschichte der baltischen Staaten Estland und Lettland im deutschsprachigen Raum.
Der Bestand der Dokumentesammlung (DSHI) umfasst vor allem ungedruckte Quellen zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas. Fast neunzig Prozent der ungefähr 1.300 lfd. Regalmeter haben einen baltischen Bezug und bestehen aus vielfach unikalen Quellen zur Kultur-, Sozial-, Wirtschafts- und politischen Geschichte der baltischen Regionen 
Livland
est. Liivimaa, lav. Livonija, dan. Lyffland, swe. Livland, eng. Livland, deu. Vidzeme, lat. Livonia, rus. Lifliandiia, rus. Lifljandija, rus. Liflândiâ, rus. Лифляндия, rus. Livonija, rus. Livoniâ, rus. Ливония, rus. Vidzeme, rus. Видземе, pol. Liwlandia, lat. Terra Mariana, rus. Livoniia, rus. Livonya, rus. Liwonija, deu. Eifland, deu. Liefland, dan. Livland, eng. Livonia

Livland (lett. Livonija, estn. Liivimaa) ist eine historische Landschaft im Baltikum. Sie umfasst den südlichen Teil des heutigen Estlands und den nördlich des Flusses Düne gelegenen Teil des heutigen Lettlands. Benannt wurde die Landschaft nach der heute nur noch sehr kleine Bevölkerungsgruppe der Liven (auch: Livonen/Livonier).

Historisch kann sich der Name Livland auf weitere, unterschiedliche Zusammenhänge beziehen. Prägend für das heutige Verständnis der historischen Region ist vor allem das gleichnamige Gouvernement, das eines der drei Ostseegouvernements des Russländischen Reiches war. Es bestand seit Beginn des 18. Jahrhunderts und insgesamt bis 1918. Hauptstadt war das an der Dünamündung gelegene Riga.

Zuvor war Livland namensgebend für weitere Staaten und Staatenverbünde, allen voran für die Livländische Konföderation, die seit dem Hochmittelalter bestand. Zur Konföderation gehörten der livländische Teil des Deutschordensstaates sowie regionale geistliche Staaten. Die Konföderation umfasste dabei auch große weitere Teile der heutigen Staaten Lettland und Estland. Nach Auflösung der Konföderation wie auch des Deutschordensstaates im 16. Jahrhundert wechselte die Oberhoheit mehrfach. Ohne die südlichen und nördlichen Gebiete kam Livland zunächst unter polnisch-litauische Herrschaft, später auch unter schwedische Oberhoheit, bevor es im Zuge des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) unter russische Herrschaft kam. Prägend für die soziale Binnenorganisation des ländlichen Raumes war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem die zentrale Rolle des landbesitzenden deutschsprachigen Adels.

Estland
eng. Eestimaa, est. Eestimaa, lat. Hestonia, swe. Aistland, deu. Iste, lat. Aisti, lat. Aesti, dan. Estland, eng. Esthonia, lat. Estia, lat. Hestia, swe. Eistland, swe. Estlatum, swe. Estland, deu. Esthland, rus. Estljandija, rus. Ėstljandija, rus. Èstlândiâ, rus. Эстляндия, deu. Aestii, eng. Estland

Die historische Landschaft Estland liegt in Nordosteuropa und umfasst den nördlichen Teil des heutigen estnischen Staates. Die Region ist weitgehend deckungsgleich mit dem gleichnamigen Ostseegouvernement des Russländischen Kaiserreichs, das bis 1918 bestand - und neben Livland und Kurland eines von insgesamt drei Ostseegouvernements bildete. Im Hoch- und Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit hatten Teile der Region auch unter der Herrschaft finnischer Fürsten, der Rus, Schwedens, Dänemarks und des Deutschen Ordens gestanden. Erst im Zuge des Großen Nordischen Krieges (1700-1721) kam Estland unter russische Hoheit. Insbesondere seine Stadtbevölkerung war deutschsprachig, wobei die meisten Menschen auf dem Land lebten. Hier bildeten sich neben der estnischen Mehrheit auch russische und schwedische Minderheiten.

 und 
Kurland
eng. Courland, lav. Kurzeme, rus. Kurljandja, rus. Курляндия, lat. Curonia, lat. Couronia, swe. Kurland, dan. Kurland, lat. Curlandia, pol. Kurlandia, rus. Kuronija, rus. Kuroniâ, rus. Курония, rus. Kurzeme, rus. Курземе, rus. Kurlândiâ, rus. Kurliandii︠a︡

Kurland ist eine historische Landschaft des heutigen Lettlands. Sie erstreckt sich zwischen der Ostsee und dem Rigaischen Meerbusen sowie dem Fluss Düna im Nordosten und Litauen im Süden. Ihr Name leitet sich von den baltischen Kuren ab, die hier an der Seite der ugrofinnischen Liven lebten. Zu den größten Städten Kurlands gehören Liepāja, Jelgava und Ventspils.

Das heutige Verständnis der Region ist unter anderem durch das russländische Ostsee-Gouvernement Kurland geprägt, das ab 1795 und formal bis 1918 bestand. Dazu gehörten eigentlich noch die kleineren Regionen Semgallen und Oberlettland, die den zentralen bzw. östlichen Teil des Gouvernements bildeten. Sie sind heute vielfach mitgemeint, wenn im historischen Zusammenhang von Kurland gesprochen wird. Im Hochmittelalter kreuzten sich hier die Einflüsse der ugrofinnischen und baltischen Völker einerseits und der Wikinger andererseits. Im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit stand die Region auch unter der Herrschaft Schwedens, Dänemarks und vor allem des Deutschen Ordens. Durch den Druck Russlands und Schwedens zog sich der Orden letztendlich aus dem Gebiet zurück. Kleinere Teile Kurlands wurde anschließend in Polen-Litauen eingegliedert. Der größte Teil blieb bis 1795 als Herzogtum Kurland und Semgallen ein Lehen Polen-Litauens. Auch wenn der russische Einfluss allmählich zunahm, wurde Kurland erst mit der Dritten Teilung Polen-Litauens 1795 Teil des Russländischen Reich - deutlich später als die weiteren beiden Ostseegouvernements Estland und Livland, die bereits im Zuge des Großen Nordischen Krieges (1700–1721) unter russische Herrschaft gekommen waren.

. Die ältesten Dokumente stammen aus dem Mittelalter.
Das Gros der Sammlung stellen Familien-, Firmen- und Vereinsarchive dar sowie Sammlungsbestände mit Bezug zur lokalen oder kirchlichen Verwaltung. Besonders umfangreich und bedeutend sind beispielsweise die als Depositum verwahrten Archive der baltischen Ritterschaften oder der Bestand der Baltischen Archivfilme, die 1940 im Zusammenhang mit der Umsiedlung der Deutschbalten in 
Rīga
deu. Riga, lat. Riga, lit. Ryga, dan. Riga, swe. Riga, yid. rygʿ, yid. ryga, yid. ריגע, pol. Ryga, rus. Riga, rus. Рига

Riga ist die Hauptstadt Lettlands (Bevölkerungszahl 2023: 605.273) und zugleich die mit Abstand größte Stadt des Landes. Sie liegt im Südwesten der historischen Landschaft Livland nahe der Mündung des Flusses Düna (lett. Daugava) in den Rigaischen Meerbusen. Riga war eine bedeutende Handels- und Hansestadt mit einer über Jahrhunderte hinweg einer multiethnischen, doch größtenteils deutschsprachigen Bevölkerung, deren politische Oberherrschaft wiederholt wechselte. Waren es bis zum Ende des Mittelalters vor allem geistliche Herrscher (Erzbistum Riga, Deutscher Orden), die Stadt und Umland für sich beanspruchten, kam die Stadt nach kurzer polnisch-litauischer Herrschaft 1621 zu Schweden. Bereits ein Jahrhundert später wurde Riga Teil des Russländischen Reiches und hier zur Hauptstadt des Ostseegouvernements Livland.

1918 wurde Riga Hauptstadt eines unabhängigen lettischen Staates. Nach der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg 1941 wurde die jüdische Bevölkerung Rigas (8% der Gesamtbevölkerung) vor allem im Ghetto eingesperrt, in das auch zahlreiche jüdische Menschen aus dem damaligen Gebiet des Deutschen Reichs deportiert wurden. Noch im selben Jahr organisierte die Wehrmacht Massenerschießungen der jüdischen Bevölkerung auf dem Gebiet der heutigen Stadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die ethnische Struktur von Riga – die jüdische, deutsche und polnische Bevölkerung verschwand, und an ihre Stelle traten die russische, weißrussische und ukrainische Bevölkerungsgruppen. Die lettische Bevölkerung verlor ihre Mehrheit in der Stadt, und sank bis zum Zerfall der Sowjetunion auf fast ein Drittel. Inzwischen beträgt ihr Anteil 47% der Gesamtbevölkerung.

Tartu-Jaama, mk. Tartumaa

Tartu ist mit knapp 92.000 Einwohner:innen die zweitgrößte Stadt Estlands. Die Stadt liegt im Südosten des Landes und ist Sitz des gleichnamigen Kreises. Der ehemalige deutsche Name der Stadt lautet Dorpat.

 und 
Tallinn
deu. Reval

Tallinn (bis 1918 Reval) ist die Hauptstadt Estlands. Sie liegt im Kreis Harju, direkt an der Ostsee und wird von ca. 434.000 Menschen bewohnt.

 hergestellt wurden und heute teils selbst unikal sind, da einige der Originale durch Kriegseinwirkung verloren gegangen ist. Daneben finden sich zahlreiche Personennachlässe, vor allem aus der Wissenschaft. Die Dokumentesammlung beherbergt zudem das Hausarchiv des Herder-Instituts.
Software und technische Grundlage des Online-Findbuchs ist das Archivinformationssystem ACTApro mit seinem Webmodul ACTApro Benutzung. Recherchiert werden kann einerseits über die Tektonik, die einen Nachvollzug der Bestandsgliederung ermöglicht; je nach Erschließungsgrad bis auf Aktenebene. Darüber hinaus können die Bestände über eine Volltextsuche durchsucht werden. Zu den meisten Teilbeständen und Sammlungen informieren kurze Beschreibungstexte über Erschließungs- und Bearbeitungsgrad, Laufzeit, Inhalt oder Provenienz.

Informations-Bereich