Die Deutschen in und aus der Dobrudscha im 19. und 20. Jahrhundert

Zwischen Makrogeschichte und globaler Verflechtungsgeschichte
Knapp 100 Jahre lang siedelten Deutsche in der rumänischen Dobrudscha, die zunächst zum Osmanischen Reich, seit dem Berliner Kongress zu Rumänien gehörte. Von den 1840er-Jahren bis zur nationalsozialistischen “Umsiedlung” im Herbst 1940 machten diese deutschsprachigen Siedler:innen, von denen die meisten aus dem Russländischen Reich eingewandert waren, etwa drei Prozent der regionalen Bevölkerung aus. Sie waren überwiegend in der Landwirtschaft tätig und lebten in einem sprachlich, ethnisch und religiös multikulturellen Kontext, der sie nachhaltig geprägt hat. Ein Projekt des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) erforscht die komplexe Kultur- und Migrationsgeschichte der Dobrudscha.
Seit etwa 1840 siedelten Deutsche in Dörfern und Städten der 
Dobrudscha
ron. Dobrogea, bul. Добруджа, deu. Trans-Danubien, eng. Dobruja, eng. Dobrudja, bul. Dobrudža

Die Dobrudscha (rum. Dobrogea, bulg. Добруджа) ist eine historische Landschaft im Grenzgebiet zwischen dem südöstlichen Rumänien und dem nordöstlichen Bulgarien. Die Dobrudscha liegt an der Donau und dem Schwarzen Meer.

 (rum. Dobrogea, bulg. Добруджа/Dobrudža), die ursprünglich zum Osmanischen Reich gehörte und sich heute auf Rumänien und 
Bulgarien
eng. Bulgaria, bul. Bŭlgariya, bul. България

Bulgarien ist ein südosteuropäischer Staat und wird von ungefähr 7 Millionen Menschen bewohnt. Sofia ist die Hauptstadt der Republik und größte Stadt des Landes. Bulgarien liegt am Schwarzen Meer im östlichen Teil der Balkanhalbinsel. Zu den größten Flüssen des Landes gehören die Donau und Mariza.

 verteilt. Durch Sekundärmigrationen aus dem 
Russländisches Kaiserreich
rus. Российская империя, rus. Rossijskaja imperija, eng. Russian Empire, deu. Russisches Kaiserreich, deu. Russländisches Reich

Das Russländische Kaiserreich (auch Russisches Reich, Russisches Kaiserreich oder Kaiserreich Russland) war ein von 1721 bis 1917 existierender Staat in Osteuropa, Zentralasien und Nordamerika. Das Land war Mitte des 19. Jahrhunderts das größte zusammenhängende Reich der Neuzeit. Es wurde nach der Februarrevolution im Jahr 1917 aufgelöst. Der Staat galt als autokratisch regiert und wurde von ungefähr 181 Millionen Einwohner:innen bewohnt.

 bzw. durch Wanderungsbewegungen aus Zentraleuropa kamen Deutsche unterschiedlicher regionaler, konfessioneller, dialektaler und sozialer Herkunft in die Schwarzmeeranrainerregion, in der sie eine ausdifferenzierte ethnische, religiöse und kulturelle Vielfalt antrafen. Mit ihren rumänischen, bulgarischen, türkischen, tatarischen und weiteren Nachbarn traten sie in ein komplexes Beziehungsgefüge ein. Die Deutschen in der Dobrudscha wurden 1940 zu Objekten der nationalsozialistischen “Volkstumspolitik”, als sie vermeintlich “heim ins Reich”, tatsächlich aber ins besetzte 
Polen
eng. Republic of Poland, eng. Poland, pol. Polska, lit. Lenkijos Respublika, bel. Polʹŝa, bel. Polʹšča, bel. Польшча, . Pòlskô, yid. republyq pyn pojln, yid. republyk pyn pojln, yid. rʿpublyq pyn pojln, yid. pojln, yid. רעפובליק פון פוילן, yid. polin, yid. פוילן

Polen ist ein Staat in Ostmitteleuropa und ein Mitglied der Europäischen Union. Unter dem heutigen Namen ist das Land seit dem 10. Jahrhundert bekannt. Polen liegt an der Ostsee und ist der größte Staat (Bevölkerungszahl 2023: 37.636.508, Fläche: 313.964 km²) Ostmitteleuropas. Der Staatsname leitet sich von den westslawischen Polanen ab, die ab dem 9. Jahrhundert immer mehr Gebiete unter ihre Führung brachten, welche im 10. Jahrhundert als Herzogtum Polen bekannt waren. Unter Mieszko (ca. 960-992) erreichte die Ausdehnung des Landes etwa die heutigen Grenzen. Zumindest für Teile seines Landes war er zeitweise dem deutschen Kaiser tributpflichtig. Wahrscheinlich 966 nahm Polen das Christentum an, ab 1025 war es ein Königreich. 1138-1295 kam es infolge von Erbstreitigkeiten zur Zersplitterung des Landes. Das Aussterben der herrschenden Dynastie der Piasten führte 1370 zu einer polnisch-ungarischen Personalunion, die auf den Druck des polnischen Adels schon 1386 durch eine Polnisch-Litauische Doppelmonarchie ersetzt wurde. Die wachsende Rolle des Adels äußerte sich 1572 in der Etablierung einer Wahlmonarchie. Die Uneinigkeit des Adels führte jedoch zu den drei Teilungen Polens (1772-1795) zwischen Preußen, Russland und der Habsburgermonarchie. Polen wurde erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 selbstständig und verlor die Unabhängigkeit 1939 nach dem deutschen Überfall zu Beginn des Zweiten Weltkriegs und dem folgenden russischen Einmarsch von Osten. 1945-1989 war Polen ein Satellitenstaat der Sowjetunion. Seit 2004 ist Polen Mitglied der Europäischen Union.

 bzw. ins “Protektorat 
Böhmen
eng. Bohemia, lat. Bohemia, ces. Čechy

Böhmen ist eine historische Landschaft im heutigen Tschechien. Die Landschaft bildet zusammen mit Mähren und dem tschechischen Teil Schlesiens das heutige Staatsgebiet Tschechiens. In der Region leben heutzutage knapp 6.5 Millionen Menschen. Die Hauptstadt Böhmens ist Prag.

 und 
Mähren
lat. Moravia, slk. Morava, ces. Morava, eng. Moravia

Mähren ist eine der drei historischen Landschaften Tschechiens. Zusammen mit Böhmen und Tschechisch-Schlesien bildet Mähren das Staatsgebiet Tschechiens. Mähren liegt im Südosten des Landes und grenzt an die Slowakei, Polen und Österreich. Heutzutage leben in Mähren knapp 3,1 Millionen Menschen. Zu den bedeutendsten Städten Mährens zählen Brno (Brünn), Ostrava (Ostrau) und Olomouc (Olmütz).

” umgesiedelt wurden. Von dort aus mussten sie 1945 erneut fliehen bzw. wurden vertrieben. Einige Deutsche aus der Dobrudscha kehrten 1945 wieder in die Region zurück, wo sie auf die restlichen nicht umgesiedelten Landsleute trafen, andere wanderten nach Übersee aus. Die meisten Nachkommen leben allerdings heute in der Bundesrepublik Deutschland.
Die komplexe Kultur- und Migrationsgeschichte der Dobrudscha erfordert zu ihrer Erforschung transnationale ebenso wie mikrohistorische Untersuchungsmethoden. Analysiert werden historische Berichte, staatliche und kirchliche Verwaltungsakten, Forschungsliteratur, Pressemeldungen, Zeitzeugenberichte, visuelle Quellen in deutschen, rumänischen und amerikanischen Archiven und Bibliotheken sowie die materiellen Spuren deutscher Präsenz in der Region.

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