Max Mannheimer und sein silbergrauer Tatra 87

Max Mannheimer (1920-2016) war eine Institution, als Maler und Erzähler, als Holocaustüberlebender und Vorsitzender der Dachauer Lagergemeinschaft.
Nach ihm sind Schulen und Straßen benannt. Er konnte so nachdrücklich erzählen, dass Schüler und Erwachsene an seinen Lippen hingen. Sein Reichtum an Anekdoten und Witzen war sprichwörtlich, immer wieder grundiert von einer tiefen Trauer. Seine erste Frau und fast alle Familienmitglieder hat er in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten verloren. Trotzdem begegnete er den Menschen nicht mit Hass, sondern mit Nachdenklichkeit. Ihr seid nicht verantwortlich für das, was passiert ist, sagte er zu den Schülern, aber dafür, dass so etwas nie wieder passiert. 
Womit er selbst verschlossene Herzen öffnete, das war sein silbergrauer Tatra aus der 
Tschechoslowakei
ces. Československo, slk. Česko-Slovensko, eng. Czecho-Slovakia, eng. Czechoslovakia

Die Tschechoslowakei war ein zwischen 1918 und 1992 in wechselnden Grenzen und unter wechselnden Namen und politischen Systemen bestehender Staat, dessen ehemalige Landesteile in den heutigen Staaten Tschechien, Slowakei und der Ukraine (Karpatenukraine, bereits 1939 ungarisch besetzt, ab 1945 an die Sowjetunion) aufgegangen sind. Nach 1945 stand die Tschechoslowakei unter politischem Einfluss der Sowjetunion, war als Satellitenstaat Teil des sog. Ostblocks und ab 1955 Mitglied des Warschauer Paktes. Zwischen 1960 und 1990 trug das kommunistische Land offiziell den Namen Tschechoslowakische Sozialistische Republik (abgekürzt ČSSR). Die demokratische politische Wende wurde 1989 mit der Samtenen Revolution eingeleitet und mündete 1992 in der Gründung der unabhängigen Tschechischen bzw. Slowakischen Republiken.

 der Zwischenkriegszeit, dem Staat, in dem er aufgewachsen war. Damals eine Sensation, das erste stromlinienförmige Auto der Welt, heute ein Oldtimer erster Klasse. Lang und schlank wie eine Rakete, schien er aus einer anderen Zeit in die Gegenwart zu rauschen und von einer friedlichen Vergangenheit zu erzählen, das Steuerrad noch auf der rechten Seite. Als der Tatra 87 gebaut wurde, herrschte Linksverkehr, der Rechtsverkehr wurde erst von den Nationalsozialisten nach der Besetzung 
Praha
deu. Prag, eng. Prague, lat. Praga, yid. pr'g, yid. prag, yid. פראג

Prag (Bevölkerungszahl 2023: 1.384.732) ist die Hauptstadt und die größte Stadt der Tschechischen Republik. Sie liegt im Zentrum des Stadtgebiets am Fluss Moldau. Die erste Prager Burg entstand wohl im 9. Jahrhundert. Im 10./11. Jahrhundert lebten in anfangs noch zwei benachbarten Burgsiedlungen neben einheimischer Bevölkerung auch zugewanderte Juden. Zu Beginn der 1230er Jahre erhielt zunächst Prag Stadtrechte, 1257 folgten die Kleinseite (Malá Strana), 1320 Hradschin (Hradčany) als Burgstadt und 1348 die Prager Neustadt (Nové Město). Vom Anfang an war Prag Residenzstadt der böhmischen Herrscher, spätestens ab dem 12. Jahrhundert in den Grenzen des Heiligen Römischen Reiches. Als Kaisersitz im 14. Jahrhundert entwickelte sich Prag zu einem der wichtigsten Zentren des gesamten Reichs, 1348 entstand hier die erste Universität Mitteleuropas. 1784 wurden die vier Städte auch formal vereinigt. Nach und nach, insbesondere 1920 bzw. nach der 1918 erfolgten Gründung der Tschechoslowakei, wurden weitere Orte eingemeindet. 1938-1945 wurde Prag Hauptstadt des vom Deutschen Reich abhängigen Protektorats Böhmen und Mähren, nach der Zerschlagung des Reichs 1945 durch die Alliierten war Prag bis 1992 wieder Hauptstadt der – nun sozialistischen – Tschechoslowakei. Nach dem Zerfall der Tschechoslowakei blieb Prag als Hauptstadt der Tschechischen Republik eine der kulturell, wirtschaftlich und politisch wichtigsten Städten Mitteleuropas.

 im Frühjahr 1939 eingeführt. 
Zu seinem 70. Geburtstag hatte Mannheimer das Auto von seinem Bruder geschenkt bekommen, der ihm einen Jugendtraum erfüllte. Als 15jähriger hatte der junge Max einen Tatra auf dem Stadtplatz von 
Nový Jičín
deu. Neutitschein, deu. Neu Titschein

Nový Jičín ist eine Stadt im Osten Tschechiens mit etwas mehr als 23.000 Einwohner:innen. Sie liegt auf mährischer Seite im sogenannten Kuhländchen (tschechisch Kravařsko), einer historischen Landschaft, die teils in Mähren, teils bereits in der historischen Region Mährisch-Schlesien liegt. Nový Jičín befindet sich nur 30 km südlichwestlich Ostravas (deutsch Ostrau), der drittgrößten Stadt Tschechiens.

 (Nový Jičín), seinem mährischen Geburtsort im Kuhländchen, gesehen. Nun ließ der Wagen nicht nur 15jährige in Bayern träumen, die zusammenliefen, wo Mannheimer vorfuhr. Aufmerksam und betroffen hörten sie ihm zu, wenn er von seinem Leben erzählte, von den Verbrechen der Nationalsozialisten und der bewundernswerten Fähigkeit, damit fertig zu werden.

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