Was nimmt man mit, wenn man nichts mitnehmen kann? Welcher Gegenstand ist sowohl im Alltag als auch in Notsituationen unverzichtbar? Ein Ausstellungsprojekt der Kulturreferentin Magdalena Oxfort zeigt, welche Rolle ausgerechnet Löffel in biografischen Ausnahmesituationen und ihrer Erinnerung spielen können.
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Die öffentliche Erinnerung und Aufarbeitung der politischen Geschichte des 20. Jahrhunderts prägt bis heute das kollektive europäische Gedächtnis und wird insbesondere an den Jahrestagen zentraler Ereignisse mit Händen greifbar ­– in Deutschland, in 
Polen
eng. Poland, pol. Polska

Polen ist ein Staat in Mittelosteuropa, ein Mitglied der Europäischen Union. Unter dem heutigen Namen ist das Land seit dem 10. Jahrhundert bekannt.

 und in den anderen Ländern im östlichen Europa. Gerade in den letzten Jahren häuften sich die großen Jubiläen: 2018 wurde an das Ende des Ersten Weltkriegs hundert Jahre zuvor erinnert. 2019 gedachte man dem 80. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs. 2020 jährte sich dessen Ende zum 75. Mal.
Mit diesen Jahrestagen rücken stets auch weitere historische Zusammenhänge in den Fokus der Auseinandersetzung, die untrennbar mit ihnen verbunden sind. Dazu gehören Migrationsprozesse, vor allem die zwangsweise Umsiedelung, Vertreibung oder Flucht ganzer Bevölkerungsgruppen während und nach den Weltkriegen. Sie haben sich beiderseits der Grenzen in zahllose Biografien eingeschrieben, prägen das Erinnern an das Leben der Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Bis heute zirkulieren Erzählungen von und Erinnerungsstücke aus dieser noch nicht allzu fernen Vergangenheit in vielen Familien.
„Wir löffeln Geschichten“: Ein Besteckstück als Erinnerungsobjekt
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Dass zu solchen Erinnerungsstücken nicht nur persönliche Aufzeichnungen, Briefe oder alte Fotografien, sondern selbst Alltags- und Gebrauchsgegenstände wie Löffel gehören können, zeigt das Ausstellungsprojekt „Wir löffeln Geschichten“, das Magdalena Oxfort, Kulturreferentin für 
Westpreußen
eng. West Prussia, pol. Prusy Zachodnie

Westpreußen ist eine historische Region im heutigen Norden Polens. Die Region fiel infolge der ersten Teilung Polen-Litauens 1772 an Preußen und erhielt ihren Namen durch die 1775 durch Friedrich II. gebildete gleichnamige Provinz, zu der auch Teile der historischen Landschaften Großpolen, Pommerellen, Pomesanien und das Kulmerland gehörten. Die preußische Provinz hatte in wechselnden Grenzen bis ins frühe 20. Jahrhundert Bestand. Nach dem Ersten Weltkrieg fielen Teile an die 1918 gegründete Zweite Polnische Republik. Zu den größten Städten Westpreußens zählen Danzig (poln. Gdańsk, heute Woiwodschaft Pommern), Elbing (poln. Elbląg, heute Woiwodschaft Ermland-Masuren) und Thorn (poln. Toruń, heute Woiwodschaft Kujawien-Pommern).

Posen
eng. Province of Posen, pol. Prowincja Poznańska

Die historische Provinz Posen befand sich von 1815 bis 1920 im östlichen Preußen. Heutzutage liegt das Gebiet der ehemaligen Provinz vollständig in Polen. Die Hauptstadt war die Stadt Posen (Poznań), der Namensgeber der Provinz. In dem Gebiet lebten ca. 2 Millionen Menschen.

 und Mittelpolen 2019 und 2020 zusammen mit der Designerin und Goldschmiedin Katja Bremkamp-Leenen und der Designerin Nicole Aufmkolk der Warendorfer Künstlergemeinschaft „Die Bunte Kuh“ durchgeführt hat.
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Kaum jemandem dürfte bewusst sein, welche Rolle dem zumeist eher unauffälligen Besteckstück kulturhistorisch zukommt; gerade, aber nicht nur in den sozial schwächeren Bevölkerungsschichten, in denen der Löffel zu den wichtigsten persönlichen Besitztümern gehören konnte, den man eingesteckt am Gürtel bei sich trug. Als unerlässlicher Teil des häuslichen Inventars gehörte er vielfach zur Mitgift und wurde er in einer Zeit lange vor Wegwerf- und Einwegkultur von Generation zu Generation weitervererbt. Als obligatorisches Utensil für Nahrungszubereitung und -aufnahme steht der Löffel zugleich für die gesellige Zusammenkunft zur Mahlzeit – übrigens auch im Fall des Warendorfer Projektes, zu dem auch ein gemeinsames Suppenmahl an einer Festtafel im Westpreußischen Landesmuseum gehörte, in der die zugehörige Ausstellung vom 14. November 2019 bis zum 13. Januar 2020 gezeigt wurde.
Private Erinnerungskultur sichtbar gemacht
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Für sie trugen zahlreiche Menschen aus Warendorf und Umgebung Erinnerungs- und Sammlerstücke aus ihrem Privatbesitz zusammen. Mit ihnen wurden auch die Berichte und persönlichen Bezüge der Besitzer:innen selbst dokumentiert und aufgezeichnet. Dazu gehören auch Erzählungen über Flucht und Vertreibung, über Nachkriegszeit und Kriegsgefangenschaft oder die Bedeutung des einzelnen Objektes für das Andenken an Angehörige, Freunde oder eigene Lebensphasen und -ereignisse. Die Exponate stammen aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen, einige waren und sind trotz hohen Alters noch in Gebrauch. Sie alle repräsentieren sehr persönliche Formen und Praktiken des individuellen Gedächtnisses und einer nach außen zumeist unsichtbaren, privaten Erinnerungskultur, die im Projekt für kurze Zeit museal aufbereitet und sichtbar gemacht wurde.
Übrigens hat auch der Veranstaltungsort Warendorf einen engen Bezug zu den Migrationsprozessen im Nachgang des Zweiten Weltkriegs. Ein erheblicher Teil der Heimatvertriebenen fand nach 1945 in Westfalen und Lippe Zuflucht. Über 43.000 von ihnen, überwiegend aus Schlesien, waren zeitweise im Durchgangslager Warendorf, einem Landgestüt, einquartiert, und wurden von hier auf die umliegenden Ortschaften oder in die Städte und Dörfer des Münsterlandes verteilt. Das jüngste Beispiel für eine der in der Ausstellung gezeigten, mit einem Löffel verbundenen Migrationsgeschichten wiederum ist erst wenige Jahre alt und verbunden mit der Flucht vor dem Syrischen Bürgerkrieg. 
Mehr Informationen zur Ausstellung im Westpreußischen Landesmuseum in Warendorf gibt es in der Recherchedatenbank von Copernico. _Eine kleine Auswahl von Beispielen aus der Ausstellung können Sie sich auch hier durchlesen. Sie zeigen, wie der Rückblick auf die eigene Biografie, das Erleben und die Erinnerung historischer Ereignisse mit einem zumeist für selbstverständlich gehaltenen Alltagsgegenstand verbunden sein kann.   _
„So sehe ich sie vor mir“ – Erinnerungen an die Nachkriegszeit und die Fluchterfahrungen der Elterngeneration
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„Der Tag unserer Mutter begann immer früh. Ihre ersten Schritte führten sie zuerst in die Küche. Wir waren eine große Familie: acht kleine Kinder und viel Arbeit, viel Kümmern, viele Pflichten, viele Zukunftsängste in den Nachkriegsjahren. Es ging langsam voran. Unsere Mutter war viel zu früh Witwe geworden. Nach dem Tod unseres Vaters war umgehend unsere Großmutter zu uns gereist und blieb für immer bei uns. So saßen jeden Tag 10 Personen am Tisch oder auch 11, denn zu der Zeit war es üblich, zur Unterstützung bei der Hausarbeit ein junges Mädchen als Haushaltshilfe aufzunehmen, mit vollem Familienanschluss.
Zu den frühesten Erinnerungen gehört das Bild meiner Mutter, wie sie mit einer weißen Schwesternschürze gekleidet, mit einem Holzlöffel hantierend vor unserem Feuerofen stand. Mein Holzlöffel ist der Letzte aus ihrer Küche. Direkt neben dem Holzofen stand ein neuer elektrischer Nachkriegsofen. 'Zur Sicherheit', sagte sie immer, 'falls es nochmal Krieg gibt, damit wir kochen und heizen können, wenn Kohle und Strom ausfallen sollten.'
'So können wir notfalls unser Mobiliar verheizen', sagte sie auch. Mir schauderte es bei der Vorstellung. Vor meinen Augen sah ich, wie sie das schöne Bücherregal zerlegte, um es Stück für Stück für uns zu verheizen. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass sie das auch tun würde. Unsere Mutter war eine Löwin und sie würde für uns kämpfen. So konnten wir beruhigt sein.
Es sollte ein Viertel Jahrhundert dauern, ehe sie dem Frieden traute und der Holzofen in den Keller wanderte. Dort blieb er bis zur Auflösung des Hauses nach dem Tod meiner Mutter. Geschichten von Flucht und Vertreibung, von Menschen im Krieg, von den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren begleiteten uns durch die Kinderjahre. Manche ihrer Erzählungen kannten wir bereits so gut, dass wir sie mitsprechen konnten, wenn unsere Mutter sie sprach.
Wenn sie zu kochen begann, entspannte sie sich, heiter und gelassen erzählte sie dann von zuhause, von der großen Hotelküche im 'Braunen Hirschen', von den Gerüchen nach Zigarren und gutem Essen, von der Betriebsamkeit der Mutter, die die Hotelküche dirigierte und ihrer böhmischen Küche, von dem Stich Butter, den man aufs glühende Holz im Küchenofen gab, der den Geruch nach brauner Butter in der ganzen Küche verteilte und alle in der Küche aufs Kochen einstimmen sollte. Sie erzählte von den Festen im Saal und vom Vater am Zapfhahn unten im Restaurant, wo er seine Gäste bewirtete.
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So sehe ich sie vor mir. Ich sehe sie mit dem kleinen Holzlöffel in einem kleinen Eisenpfännchen rühren. Gute Butter zerließ sie darin, fügte Mehl hinzu, ließ es aufkochen bis es sich unter Rühren mit dem Löffel zu einer wunderbar duftenden buttrigen Mehlschwitze verbunden hatte. Mit Routine ließ sie die Mischung in die große Kasserolle gleiten, um dem Inhalt eine sämige Konsistenz zu geben. Wenn sie dort stand, erzählte sie auch die anderen Geschichten und ihr Gesicht veränderte sich. Sie erzählte von den Kriegsjahren, von der Lebensmittelknappheit, beschrieb den desolaten Zustand der Menschen, vom zerbombten Münster, wo sie und unser Vater zunächst gelebt hatten. Sie erzählte von Freckenhorst, von ihrer ersten Wohnung überm Stall bei Niemerg an der Warendorfer Straße und den Praxisstunden, die mein Vater dort im Schankraum abhielt. Sie sprach über die vielen Flüchtlinge, die, wie sie selbst, hier eine neue Heimat gefunden hatten. Sie erzählte vom Schloss und von der Hilfe der Grafenfamilie, die Hilfe gab wo sie nur konnte, auch mit ihren Räumen. Sie erzählte von der Unternehmerfamilie Wolff-Kreimer, die mit Arbeit und Zuwendungen Not linderte, wo sie am Größten war, von ihrer stillen Sehnsucht nach ihrer protestantischen Kirche im tiefkatholischen Münsterland. Wir fühlten ihre brennende Sehnsucht nach ihrer Heimat, wir, ihre Freckenhorster katholischen Kinder.
Täglich Essen in ihrer Küche zubereiten zu können, immer wieder, nicht versiegend, hielten die Bilder der Erinnerung und ihre überstandene Not, beständig wach. Sie beschrieb die mit dem allerletzten Zug geglückte Flucht aus Schlesien vor den anrückenden russischen Truppen nach Görlitz, das noch friedlich dalag, von den Pferdetrecks, die nach und nach die Stadt fluteten, ein riesiges Chaos und Hektik verbreitend. Sie erzählte von einem Zug von Gefangenen, der sich durch die klirrend kalte Winternacht schleppte, auf dem Weg irgendwohin, von einer Herde “Trakehner-Pferde“ “Trakehner-Pferde“ Trakehner sind eine Reitpferderasse, die auf das 1732 gegründete Gestüt Trakehnen in Ostpreußen zurückgeht. , die von 
Ostpreußen
eng. East Prussia, pol. Prusy Wschodnie, lit. Rytų Prūsija, rus. Восто́чная Пру́ссия, rus. Vostóchnaia Prússiia

Ostpreußen ist der Name der ehemaligen, bis 1945 bestehenden östlichsten preußischen Provinz, deren Ausdehnung (ungeachtet historisch leicht wechselnder Grenzverläufe) ungefähr der historischen Landschaft Preußen entspricht. Die Bezeichnung kam erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Gebrauch, als neben dem 1701 zum Königreich erhobenen Herzogtum Preußen mit seiner Hauptstadt Königsberg weitere, zuvor polnische Gebiete im Westen (beispielsweise das sog. Preußen Königlichen Anteils mit dem Ermland und Pommerellen) zu Brandenburg-Preußen kamen und die neue Provinz Westpreußen bildeten.
Heutzutage gehört das Gebiet der ehemaligen preußischen Provinz überwiegend zu Russland (Oblast Kaliningrad) und Polen (Woiwodschaft Ermland-Masuren). Das ehemalige sog. Memelland (auch Memelgebiet, lit. Klaipėdos kraštas) kam erstmals 1920 und erneut ab 1945 zu Litauen.

 kommend, wohl ihre Rettung in den südlicher gelegenen Landstrichen suchte. Wir liebten die Geschichte ihrer Ankunft in Münster, nach einer vier Wochen dauernden Flucht in den Westen. Als die Türe des Waggons nach ihrer Ankunft in Münster aufgeschoben wurden, sah sie, dass die Stadt vollkommen in Trümmern lag. „Ich konnte vom Bahnhof bis zum Schloss gucken“. Tief erschöpft und verzweifelt setzte sie sich auf einen Stein vor dem kaputten Bahnhof und weinte hemmungslos. Da näherte sich ein Engel. Er war in Gestalt einer Frau in einer dunklen westfälischen Tracht. Ihre weißen Haare waren zu einem Kranz um den Kopf geflochten und sie trug einen Korb am Arm. „Wein ma` nich Mädken“, sagte sie und zog eine dicke Stulle hervor; heller Stuten, Butter, Käse und obendrauf Schwarzbrot. Meine Mutter sagte immer, sie habe beim Anblick des Brotes vermutet, das müsse wohl der „Westfälische Himmel“ sein, von dem sie gehört habe.
Geschichten vom Flüchten-Müssen, von menschlichen Beziehungen in Sonderzeiten, von Entbehrungen, vom Mitleid und vom barmherzigen Handeln, vom ‚Stille halten‘ vor dem Schicksal, wie sie sagte, begleiteten mich durch meine Kinderjahre. Fällt mein Blick auf den Holzlöffel, erzählt er die Geschichten meiner Mutter in unserer Küche, damals in Freckenhorst, wo ich aufgewachsen bin.
Heute scheint sich ihre Geschichte zu wiederholen, kommt ‚in neuem Gewand daher‘, gleicht denen, die ich ewig schon kenne. Es lässt einen fassungslos staunen: Lernen wir so wenig aus dem, was dem Menschen widerfährt?“
Beate Bisping
Ein Löffel als Lebensretter
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„In seiner Kriegsgefangenschaft wurde meinem Vater, Theo Schwartze, ein Löffel für die magere Suppe geschenkt.“
Der Materialwert ist eher gering, und auch optisch ist der Löffel mit sichtbaren Lötstellen und Spuren von robustem Umgang nicht gerade das, was man ein Schmuckstück nennt.
Vorsichtig nimmt Michael Schwartze den Löffel in die Hand, fast so, als könne er sich jeden Augenblick in Staub auflösen. Es ist die besondere Wertschätzung, die in dem behutsamen Umgang mit dem nur wenige Gramm schweren Stück Blech zum Ausdruck kommt. „Wahrscheinlich hat der Löffel während der Kriegsgefangenschaft meinem Vater das Leben gerettet“, sagt Schwartze nachdenklich und ruft das Wenige in Erinnerung, das sein am 24. Februar 2014 verstorbener Vater Theo Schwartze von den schweren Jahren in Russland einst berichtet hat. An der Ostfront sei sein Vater im Krieg gewesen und 1944 in Borissow bei Minsk in Gefangenschaft geraten. Zu essen habe es meist nur eine dünne Suppe gegeben, die sein Vater mit einer löchrigen Dose habe zu sich nehmen müssen. „Ein Mitgefangener meines Vaters war in dem Arbeitslager in einer Werkstatt eingesetzt. Soweit ich das weiß, kam der aus Ahlen. Und der hat meinem Vater diesen Löffel gemacht, damit nichts von der kostbaren Nahrung mehr verschüttet wurde“, berichtet Schwartze. „In dem Moment ganz ohne Gegenleistung.“
Gemeinsam seien sein Vater, der zu dem Zeitpunkt nur noch 45 Kilo gewogen habe, und der freundliche Löffelmacher 1948 aus der Gefangenschaft zurückgekehrt. Beim Abschied auf heimischem Terrain habe der Mann aus Ahlen dann zu Theo Schwartze gesagt: „Du bist ein reicher Bäcker. Schenk’ mir doch bitte deine Schuhe.“ - „Die hat mein Vater dann auch gerne abgegeben.“
Michael Schwartze, aufgezeichnet von: Die Glocke, Jürgen Edelkötter
Ein Geschenk
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„Ich erinnere mich gerne an meine Studienzeit in Damaskus. Ich habe dort an der juristischen Fakultät studiert, an der wir unglaublich viel lernen mussten. Wir hatten eine Wohngemeinschaft von sechs Studenten auf dem Unigelände. Zwei Leute kamen aus Latakia - das liegt am Meer- zwei andere kamen aus der ländlichen Umgebung von Damaskus und mit mir noch ein weiterer aus Daraa, das liegt im Süden an der jordanischen Grenze. Die Leute vom Meer und von Damaskus tranken gerne Mate.
Wenn wir abends nach den Vorlesungen uns in der Wohnung trafen, haben wir immer erst Mate zubereitet und uns über den Tag unterhalten. Egal wie wir uns fühlten, ob wir Ärger hatten, Stress hatten oder unter großem Druck standen, dieses Abendritual mit Mate gemeinsam in der Wohnung, hat immer geholfen und war immer gut.
An den Wochenenden trafen sich viele Studenten und Studentinnen im wunderschönen Garten der Universität von Damaskus. Neben Kaffee oder Cola gab es immer auch Mate Tee. Den neuen Löffel habe ich von einem Araber hier in Deutschland geschenkt bekommen und nun trinke ich auch hier Mate.
Mate-Tee wurde von Auswanderern, die in ihre Ursprungsheimat zurückwanderten, hauptsächlich in den Libanon und nach Syrien gebracht. In diesen Ländern trinkt man nun den Tee genauso traditionell wie in seiner südamerikanischen Heimat. Mit den syrischen Flüchtlingen kam die Kunst des Mate-Teetrinkens nun auch nach Deutschland und mit ihr die kunstvolle Bombilla. Die Bombilla besteht aus einem Saugrohr mit einem Löffelartigen Sieb an einem und mit einem Mundstück am anderen Ende. Das Glas wird an den Sitznachbarn weitergereicht, in dem die Mateblätter in lauwarmem Wasser quellen.“
Mohammed Elsmadi, geboren in Syrien, zur Zeit der Ausstellung im Asyl in Warendorf
Katalog
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Diese und weitere Geschichten rund um Löffel als persönliche Erinnerungsstücke finden sich im Katalog zur Ausstellung. Professionell porträtiert wurden die Objekte und ihre Besitzer:innen von dem Augsburger Fotografen Adrian Beck.