Bereits 1386 wurden das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen durch eine Personalunion verbunden. Polen-Litauen bestand als multiethnisches Staatsgebilde und Großmacht im östlichen Europa von 1569 bis 1795. In dem auch Rzeczpospolita genannten Staat wurde der König von den Adeligen gewählt.
Kotzk ist eine Kleinstadt im Osten Polens (Bevölkerungszahl 2022: 2.888), etwa 45 Kilometer nördlich von Lublin und 120 Kilometer südöstlich von Warschau. Während der Dritten Teilung Polens (1795) wurde Kotzk von Österreich besetzt. 1809 wurde es in das kurzlebige polnische Herzogtum Warschau integriert. Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel es an Russland als Teil des sogenannten Kongresspolens. Nach dem Ersten Weltkrieg, als Polen seine Unabhängigkeit wiedererlangte, gehörte Kotzk zur Woiwodschaft Lublin.
Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden bei Kotzk mehrere Schlachten statt, darunter die letzte Schlacht (2-6. Oktober) der regulären polnischen Armee nach dem deutschen Angriff auf Polen 1939.
Brazlav ist eine Siedlung städtischen Typs (Bevölkerung 2021: 4.872) in der ukrainischen Oblast Winnyzja. Sie entstand an einer Grenzburg am Südlichen Bug im Fürstentum Galizien-Wolhynien. Durch seine Lage in einem von Polen-Litauen im Westen und den tatarischen Reichen im Osten umkämpften Gebiet stellte Brazlav im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ein wichtiges Machtzentrum. Im 16.-18. Jahrhundert war der Ort eine Woiwodschaftshauptstadt. Noch bevor der Verleihung der Magdeburger Stadtrechte im Jahr 1569 war Brazlav ein bedeutendes Zentrum des jüdischen Lebens. Hier wirkte zwischen 1802 und 1810 Rabbi Nachman, der Begründer eines der wichtigsten Zweige des Chassidismus.
Nach den Zerstörungen im Großer Nordischer Krieg (1700-1721) und der Eiverleibung in Russland während der Zeiten Teilung Polen-Litauens verlor Brazlaw zunehmend an Bedeutung.
Satu Mare ist eine Großstadt im Nordwesten Rumäniens. Sie wird von 102.000 Einwohner:innen bewohnt und liegt in der historischen Region Sathmar. Die Stadt liegt in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Ungarn am Fluss Someș.
Bels ist eine Kleinstadt (Bevölkerungszahl 2021: 2.191) in der Oblast Lemberg in der Westukraine, an der Grenze zu Polen zwischen Solokìâ (einem Nebenfluss des Bug) und seinem Zufluss Ričycâ.
Uman‘ (Bevölkerungszahl 2021: 81.525) ist die Hauptstadt des gleichnamigen Rajons in der Oblast Tscherkassy in der Zentralukraine. Die Stadt liegt im Osten der historischen Region Podolien, am Ufer des Flusses Umanka.
Die Stadt ist ein Wallfahrtsort für chassidische Juden und ein wichtiges Zentrum der Gartenbauforschung mit dem Dendrologischen Park Sofiìvka und der Universität für Gartenbau.
The Essential Rabbi Nachman. (2006). Übersetzt von Avraham Greenbaum. Jerusalem: Azamra Institute, S. 487.
„Wenn meine Tage vorüber sind und ich diese Welt verlasse, werde ich noch für jeden Fürsprache einlegen, der an mein Grab kommt, zehn Psalmen spricht und einen Pfennig für wohltätige Zwecke spendet. Wie groß seine Sünden auch sein mögen, ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um ihn zu erretten und zu reinigen, und zwar quer durch die gesamte Schöpfung.“
Leżajsk ist eine Kreisstadt (Bevölkerungszahl 2022: 12.888) in der Woiwodschaft Karpatenvorland im Südosten Polens. Im Zuge der ersten Teilung Polens (1772) wurde Leżajsk in das Habsburger Reich eingegliedert und blieb bis 1918 Teil des österreichischen Galiziens. 1809 wurde die Stadt ins Herzogtum Warschau aufgenommen, wurde aber bald von Österreich zurückgewonnen. Ab 1918 gehörte die Stadt dem wieder unabhängigen Polen. Leżajsk ist berühmt für die Bernadiner-Basilika und das Bernadiner-Kloster. Wegen des Grabs von Elimelech, dem berühmten chassidischen Rabbi des 18. Jahrhunderts, ist der jüdische Friedhof in Leżajsk ein Wallfahrtsort für Juden aus der ganzen Welt.
Lublin (Bevölkerungszahl 2023: 329.565) ist die Hauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft im östlichen Polen. Die Stadt gehört zu den wichtigsten politischen Zentren und Industriestandorten im östlichen Polen sowie als eine der wichtigsten Bildungsstätten des Landes. In Lublin befindet sich neben der staatlichen Maria-Curie-Skłodowska-Universität die renommierte Katholische Universität Lublin Johannes Paul II. 1569 wurde in der Union von Lublin die Realunion der Doppelmonarchie Polen-Litauen beschlossen. 1809, 1918 und 1944/45 war Lublin kurzfristig Hauptstadt Polens. Im 17.und 18. Jahrhundert war die Stadt eine Hochburg des Protestantismus in Polen. Im 16. und 17. Jahrhundert war Lublin der Mittelpunkt des Judentums des Landes, ab dem Ende des 18. Jahrhunderts der wichtigste Ort des Chassidismus. 1930 wurde in Lublin die damals größte Talmudschule der Welt eröffnet, die nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 schließen musste. 1939-1942 wurde die zunächst im Ghetto eingesperrte und später in die Konzentrationslager deportierte jüdische Bevölkerung der Stadt größtenteils umgebracht, darunter im KZ Lublin im Stadtteil Majdanek. Nach dem 2. Weltkrieg war Lublin ein wichtiger Standort der Autoindustrie. 1980 gehörte die Stadt zu den wichtigsten Zentren des Widerstands gegen die Kommunistischen Machthaber.
Dynów ist eine Kleinstadt im Kreis Rzeszów (Bevölkerungszahl 2022: 6.009) in der Woiwodschaft Karpatenvorland, Polen. Sie wurde erstmals 1423 in schriftlichen Quellen erwähnt. Nach der Ersten Teilung Polens (1772) fiel Dynów ans Habsburger Reich eingegliedert und blieb bis 1918 Teil des österreichischen Galiziens. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Dynów zu wiederhergestelltem Polen, büßte jedoch seine Stadtrechte ein, die es 1947 wiedererlangte.
Łańcut ist eine Stadt im Südosten Polens mit 18.004 Einwohnern. Sie liegt in der Woiwodschaft Unterkarpaten (seit 1999) und ist die Hauptstadt des Kreises Łańcut. In der Zwischenkriegszeit war Łańcut eine Kreisstadt, die administrativ zur Woiwodschaft Lwów gehörte. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Łańcut eine dynamische jüdische Gemeinde, die etwa ein Drittel der Bevölkerung der Stadt ausmachte.
Medschybisch (Bevölkerungszahl 2021: 1.237) liegt in der westukrainischen Oblast Chmelnyzkyi. Schon kurz nach der Verleihung der Stadtrechte 1593 etablierte sich Medschybisch als eine der wichtigsten Handelsstädte im östlichen Teil von Polen-Litauen, wobei sie von der Lage nah der Grenzen zu Russland und dem Osmanischen Reich profitierte. Die geografische Nähe zog allerdings auch zahlreiche Konflikte mit sich, die in einer Phase osmanischer Herrschaft gipfelten. 1772 wurde Medschybisch in der ersten Teilung Polens von Russland annektiert.
Von seiner multikulturellen und -ethnischen Bevölkerung (Polen, Juden, Ukrainern, Armeniern, Griechen, Deutschen, Tataren) waren es vor allem die Chassiden, die den Ort nachhaltig prägten. Der Begründer dieser mystischen Strömung im Judaismus Israel ben Elieser und einige seiner Schüler sowie später Rabbi Nachman von Brazlaw wirkten hier.
Der sich bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts abzeichnende Niedergang führte schließlich nach 1924 zur Degradierung des Orts zu einer Siedlung städtischen Typs.
Berdičìv ist eine Stadt (Bevölkerung 2021: 73.046) in der Oblast Žìtomìr im Norden der Ukraine. Berdičìv war ein wichtiges Handels- und Bankenzentrum, verlor jedoch einen Großteil seiner wirtschaftlichen Macht, nachdem das Bankwesen Mitte des 19. Jahrhunderts nach Odesa abwanderte. Die Stadt bildete auch ein wichtiges Kulturzentrum sowohl für die polnische als auch für die jüdische Bevölkerung. Hier wurde 1777 die erste polnische Enzyklopädie für Kinder und Jugendliche gedrückt, und die zu den größten jüdischen Gemeinden Russlands gehörende Mehrheit der Stadtbevölkerung trug im 18. Jahrhundert zur Entwicklung des Chassidismus bei.
Góra Kalwaria ist eine Kleinstadt (Bevölkerungszahl 2022: 11.807) an der Weichsel in der Woiwodschaft Mazowien im östlichen Zentralpolen. Die heutige Stadt wurde an der Stelle des während der schwedischen Besatzung im Jahr 1666 vollständig zerstörten Dorfs Góra unter dem Namen Nowa Jerozolima ("Neu Jeusalem") auf dem Grundriss eines christlichen Kreuzes angelegt. Juden durften sich in der Stadt, die als Passions-Wallfahrtsort rein christlich sein sollte, erst 1802 ansiedeln. Bald stellten die Juden die dominierende Bevölkerungsgruppe in der Stadt, und Góra Kalwaria wurde zu einem der wichtigsten Zentren des chassidischen Judentums.