Die Online-Ausstellung "Russlanddeutsche - Die Zeiten des Umbruchs", die an der Martin-Opitz-Bibliothek erstellt wurde, nimmt russlanddeutsche Literatur in den Blick. Durch den Fokus auf die literarische Komponente dieser heterogenen Gruppe wird Russlanddeutschen eine Stimme gegeben, anstatt nur über sie zu sprechen.
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Das Thema Russlanddeutsche ist seit dem “Fall Lisa“ “Fall Lisa“ Die 13jährige russlanddeutsche Lisa aus Berlin hatte 2016 angegeben, von "Südländern" entführt und vergewaltigt worden zu sein. Der Fall geriet zum Politikum. Später gab Lisa zu, die Straftaten erfunden zu haben. wieder in den Blickpunkt der deutschen Medien und der deutschen Gesellschaft gerückt. Damals offenbarten die Debatten und die mediale Auseinandersetzung mit dem Thema die spätestens seit Anfang der 1990er Jahre bestehende und immer noch andauernde Diskrepanz zwischen der hohen Relevanz und dem geringen Wissen über diese Gruppe – sowohl seitens der Gesellschaft, aber auch seitens der Russlanddeutschen selbst.

Die virtuelle Ausstellung „Russlanddeutsche – Die Zeiten des Umbruchs“ bietet vielfältige Möglichkeiten, sich dem Thema zuzuwenden. Konkret wird ein zeitlicher Überblick über die Geschichte der Russlanddeutschen gegeben, welcher durch vielfältige digitalisierte Exponate und Literatur vertieft wird.

Die Ausstellung richtet ihr Augenmerk ganz bewusst auf die ambivalente und ereignisreiche Zeit von der Oktoberrevolution im Jahre 1917 bis zum Zusammenbruch der UdSSR im Jahre 1991. In dieser Zeit, in die sowohl das Bestehen der deutschen nationalen Rajons in der Russischen Föderation und in der Ukraine und des einzigen historischen Siedlungsgebietes der Deutschen mit dem Status einer autonomen Republik, als auch ihre Repression und Ausgrenzung fällt, erlebte die deutsche Minderheit in der Sowjetunion Höhen und Tiefen.

Neben der politisch-historischen Dimension wird die Geschichte der russlanddeutschen Literatur in den Blick genommen und so nicht nur ein Überblick über die Literaturgeschichte der Russlanddeutschen in der Sowjetunion gegeben, sondern auch die Geschichte dieser Minderheit verdeutlicht. Zugleich wird durch die literarische Komponente der heterogenen Gruppe der Russlanddeutschen eine Stimme gegeben. Anstatt über sie zu sprechen und sie als eine homogene Gruppe und ein Objekt zu konstruieren, werden diverse Perspektiven aufgezeigt.
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