Ein flaches Holzschiff mit einer Hütte darauf, die Seiten schwarz-weiß gestreift, vorne und hinten zwei sehr lange Ruderstangen – das ist eine Ulmer Schachtel. Was heute kurios wirkt, war früher ein wichtiges Transportmittel auf der Donau.
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Noch heute sind Ulmer Schachteln auf der Donau unterwegs – allerdings nur für Vergnügungsfahrten. Das war früher anders: zu Zeiten als noch keine Eisenbahn fuhr und die Straßen staubige Holperpisten oder schlammige Matschwege waren. Damals waren die Schiffe eine vergleichsweise schnelle, zuverlässige und günstige Möglichkeit für Händler und Produzenten, ihre Waren zu transportieren. Auch wenn es nur in eine Richtung ging, nämlich donauabwärts. Von
Ulm

Ulm ist eine Großstadt im Osten des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg, an der Grenze zu Bayern. Die Universitätsstadt liegt an der Donau am Rand der Schwäbischen Alb und hat rund 126.000 Einwohner. Sie wurde bereits 854 erstmals urkundlich erwähnt. Am Lauf der Donau ist sie die erste Großstadt.

nach
Wien
eng. Vienna

Wien ist die Bundeshauptstadt und politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Österreichs. Allein im Stadtgebiet leben rund 1,9 Millionen Einwohner:innen und damit ein Fünftel der Landesbevölkerung, im Großraum insgesamt sogar ein Drittel aller Österreicher:innen. Historisch bedeutend ist Wien insbesondere als Hauptstadt und mit Abstand wichtigste Residenzstadt der ehemaligen Habsburgermonarchie.

waren die Schiffe je nach Wasserstand und Strömung zehn bis vierzehn Tage unterwegs. 
Um das Jahr 1570 wurden in Ulm die ersten großen Transportschiffe gebaut: 26 Meter lang und um die 4 Meter breit. Die freie Reichsstadt Ulm war schon im Mittelalter ein bedeutender Handelsort, der am Schnittpunkt mehrerer Handelsrouten lag. Die Nähe zur Donau – erst ab Ulm kann man den Fluss überhaupt mit Schiffen befahren – war ein weiterer Pluspunkt. Transportiert wurden zunächst Ulmer Leinwand, Erzeugnisse der Ulmer Wollweber, getrocknetes Obst, Rüben, Neckarwein, Ulmer Spielkarten und Oblaten. Im 19. Jahrhundert lieferten die Händler französische Weine, junge Bäume, Leder, Käse, Farbstoff, Feuersteine, Gras- und Kleesamen, hölzerne Uhren und andere „Güter des westlichen Europa“ über die Donau nach
Österreich-Ungarn
deu. Donaumonarchie, deu. Doppelmonarchie, deu. Habsburgerreich, deu. Habsburgisches Reich, deu. Habsburgermonarchie, hun. Osztrák-Magyar Birodalom, eng. Austria-Hungary, eng. Austrian-Hungarian Monarchy, eng. Austrian-Hungarian Empire

Österreich-Ungarn (ung. Osztrák-Magyar Monarchia), auch als k. u. k. Monarchie bekannt, war ein historischer Staat in Mittel- und Südosteuropa, der von 1867 bis 1918 bestand.

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Kongresspolen
eng. Kingdom of Poland, eng. Congress Poland, deu. Königreich Polen, pol. Królestwo Polskie

Kongresspolen ist die Bezeichnung für das von 1815 bis 1916 unter russischer Oberherrschaft stehende Königreich Polen. Nach den drei Teilungen und der endgültigen Auflösung der alten Adelsrepublik Polen-Litauen (1772, 1793, 1795) hatte zunächst kein polnischer Staat mehr existiert, bis 1807-1815 der napoleonische Satellitenstaat des Herzogtums Warschau eingerichtet wurde. Im Rahmen des Wiener Kongresses (1815) wurde zwar wieder ein polnisches Königreich errichtet. Polnischer König war allerdings in Personalunion der russische Zar und Kaiser.

In der Folge kam es mehrfach zu erfolglosen Aufständen der polnischen Bevölkerung und Elite gegen die russische Oberherrschaft (u. a. Novemberaufstand 1830/1831, Januaraufstand 1863/1864), die allerdings nur zu wachsender Repression, massiven Auswanderungs- und Fluchtwellen (Große Emigration/Wielka Emigracja) und schließlich der auch administrativen Eingliederung in den russischen Staat führten.

Das Bild zeigt eine Karte eines 1871 in Braunschweig publizierten Schulatlas. Hervorgehoben sind die preußische Provinz Preußen sowie (blassrot) Kongresspolen (CC 1.0).

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Russländisches Kaiserreich
rus. Росси́йская импе́рия, rus. Rossijskaja imperija, eng. Russian Empire, deu. Russisches Kaiserreich, deu. Russländisches Reich

Das Russische Kaiserreich (auch Russländisches Kaiserreich, Russisches Reich oder Kaiserreich Russland) war ein von 1721 bis 1917 existierender Staat in Osteuropa, Zentralasien und Nordamerika. Das Land war Mitte des 19. Jahrhunderts das größte zusammenhängende Reich der Neuzeit. Es wurde nach der Februarrevolution im Jahr 1917 aufgelöst. Der Staat galt als autokratisch regiert und wurde von ungefähr 181 Millionen Einwohner:innen bewohnt.

und in die
Osmanisches Reich
eng. Ottoman Empire, tur. Osmanlı İmparatorluğu, deu. Ottomanisches Reich

Das Osmanische Reich war der Staat der osmanischen Dynastie von ca. 1299 bis 1922. Der Name leitet sich vom Gründer der Dynastie, Osman I., ab. Der Nachfolgestaat des Osmanischen Reichs ist die Republik Türkei.

Zillen, Plätten, Ulmer Schachtel – die in Ulm hergestellten Holzschiffe haben unterschiedliche Namen. Zille oder Plätte bezeichnet ein und denselben Schiffstyp. Sie sind flach gebaut, ohne Kiel, damit sie auch bei Niedrigwasser auf der Donau fahren können. Bei ruhigem Wasser ist die Fahrt tatsächlich gemütlich, doch bei schneller Strömung und an gefährlichen Stellen mit Strudeln und Felsen, die es früher gab, als die Donau noch nicht reguliert war, kann die Fahrt lebensgefährlich werden. Nur erfahrene Schiffleute können die beladenen und schwer zu steuernden Plätten sicher ans Ziel bringen. Der heute gängige Name Ulmer Schachtel ist eine Spottbezeichnung, die auf einen Abgeordneten im Württembergischen Landtag zurückgeht. „Ihr Ulmer mit euren Schachteln“, soll er in den 1840er Jahren gesagt haben.
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Im 18. Jahrhundert waren es die Ordinari-Schiffe, die von Ulm aus donauabwärts fuhren. Mehrmals wöchentlich legte ein frisch gebautes Schiff am Donauufer ab, nach Wien oder weiter bis nach 
Beograd
deu. Belgrad, eng. Belgrade, srp. Београд

Belgrad ist heute die Hauptstadt Serbiens und hat über 1,3 Mio. Einwohner. Die Stadt liegt an der Mündung der Save in die Donau und an der Grenze der pannonischen Tiefebene zum Balkanraum. Daher spielten Belgrad und ihre Vorgängersiedlungen immer schon eine strategisch wichtige Rolle als Grenzfestung und Kotenpunkt von Heeres- und Handelsrouten. Die vormals Griechisch-Weißenburg genannte Stadt war vom 9. Bis zum 13. Jahrhundert zwischen dem Bulgarischen und dem Byzantinischen Reich sowie Ungarn umstritten. 1284 wurde Belgrad dem serbischen König Dragutin überlassen, ging jedoch 1427 zurück an Ungarn. Unter ungarischer Herrschaft gelang es lange Zeit, Belgrad gegen die Osmanen zu verteidigen, die die Stadt 1521 dennoch einnahmen. Am Ende des 17. und im 18. Jahrhundert wurde Belgrad von Habsburgern und Osmanen umkämpft. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lehnte sich die serbische Bevölkerung erstmals gegen die Osmanen auf. 1839 wurde Belgrad zur Hauptstadt des Fürstentums Serbien, das seit 1830 autonom war, jedoch noch unter der Oberhoheit des Sultans stand. Nach ethnischen Konflikten zwischen Serben und Türken verließen die Osmanen 1867 die Stadt; infolgedessen wurden Moscheen und andere osmanische Bauten abgerissen. Als Serbien 1878 auf dem Berliner Kongress die Unabhängigkeit erlangte, wurde Belgrad Hauptstadt des Staates. Auch im 1918 ausgerufenen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien) war Belgrad Hauptstadt. Städtebaulich orientierte man sich nun am Westen und Belgrad bekam das Gesicht einer europäischen Metropole. 1941 bombardierte und besetzte die Wehrmacht Belgrad. Ein Großteil der ca. 10.000 bis 12.000 in der Stadt lebenden Juden wurde in Lager deportiert und ermordet. 1944 nahm die jugoslawische „Volksbefreiungsarmee“ unter Josip Broz Tito Belgrad ein, das in Folge 1945 als Hauptstadt der „Föderativen Volksrepublik Jugoslawien“ ein international wichtiges kulturelles, wirtschaftliches und politisches Zentrum wurde. 1961 gründete man dort die Blockfreie Bewegung. Beim Zerfall Jugoslawiens durch die postjugoslawischen Kriege blieb Belgrad Hauptstadt des Rumpfstaates, der nur noch aus Serbien und Montenegro bestand. Während des Kosovo-Krieges 1998-1999 wurde Belgrad von der NATO bombardiert.

. Am Zielort wurden die Schiffe meistbietend verkauft, zerlegt und das Holz anderweitig verwendet. Die Schiffleute kamen auf dem Landweg nach Ulm zurück. Transportiert wurden jetzt nicht mehr nur Waren, sondern vor allem Menschen. Gründe für diesen Boom des Ulmer Schiffverkehrs waren die Türkenkriege und die Ansiedlungspolitik der Habsburger: Erst wurden Soldaten aus Schwaben nach Wien transportiert, um die Habsburger im Kampf gegen die Osmanen zu unterstützen. Später wurde die Ulmer Schachtel zum Migrationsvehikel für Ungarnauswanderer. 
Tausende Kolonisten kamen im Verlauf des 18. Jahrhunderts aus den südwestlichen Teilen des Reiches nach Ulm, um von hier aus mit den Schiffen über Wien nach Ungarn auszureisen. Im Auftrag der Habsburger Kaiser suchten Anwerber Handwerker und Bauernfamilien, die sich im Königreich Ungarn eine neue Existenz aufbauen wollten. Gelockt wurden sie mit Privilegien und der Aussicht freie Bauern und nicht mehr Leibeigene zu sein. Die meisten der Ansiedler kamen mit der Donau nach Ungarn, ganz einfach deshalb, weil die Schachteln das günstigste Transportmittel waren. Die Geschichte(n) dieser Auswanderer und ihrer Nachkommen erzählt das Donauschwäbische Zentralmuseum.
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Christian Glass, ehemaliger Direktor des Donauschwäbischen Zentralmuseums, erzählt über die 'Ulmer Schachtel', die vor dem Museum zu sehen ist.

Siehe auch