1944 verlässt die gesamte deutschsprachige Bevölkerung das Dorf Novo Selo in Jugoslawien. Sie flüchten vor der herannahenden Roten Armee. Darunter auch die Familie Neuburger. Mit dem Fluchtwagen geht es über Ungarn nach Österreich.
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Im Spätsommer 1944 beginnt die Rote Armee 
Rumänien
ron. România, eng. Romania

Rumänien ist ein von knapp 20 Millionen Menschen bewohntes Land in Südosteuropa. Die Hauptstadt des Landes ist Bukarest. Der Staat liegt direkt am Schwarzen Meer, den Karpaten und grenzt an Bulgarien, Serbien, Ungarn, die Ukraine und Moldau. Rumänien entstand 1859 aus dem Zusammenschluss der Moldau und der Walachei. In Rumänien liegt das für die dortige deutsche Minderheit zentrale Gebiet Siebenbürgen.

 zu besetzen, das beim Angriffskrieg auf die 
Sowjetunion
eng. Soviet Union, deu. Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, rus. Союз Советских Социалистических Республик, rus. Sovetskiy Soyuz, rus. Советский Союз, bel. Саюз Савецкіх Сацыялістычных Рэспублік, . Sovet Ušem, . Совет Ушем, . Sovetonʹ Socializmanʹ Respubliknenʹ Sotks, . Советонь Соткс, . Советлар Берлеге, kaz. Keṇes Odaġy, kaz. Кеңес Одағы, . Зүблэлтэ холбоото улас, bel. Савецкі Саюз, rus. Sovetskij Soûz, . Sovetiâb Soûz, ron. Униуня Советикэ, ron. Uniunea Sovietică, fin. Neuvostoliitto, lit. Tarybų Socialistinių Respublikų Sąjunga, lit. Sovietų Socialistinių Respublikų Sąjunga, lit. Tarybų Sąjunga, lit. Sovietų Sąjunga, lav. Padomju Savienība, . ЙКСС, . Йәкитиьйа Совйәт, . Йәкитиьйа Комарән Совйәт ән Сосйалист, . Yekîtiya Sovyet, est. Nõukogude Liit, . Совет Иттифоқи, . Sovet Ittifoqi, aze. Совет Иттифагы, aze. Совет İттифагы, aze. Sovet Ittifaqь, aze. Sovet Ittifakį, aze. Sovet İttifaqı, . Sovjetij Sojuz, . Советий Союз, yid. ראַטן־פֿאַרבאַנד, yid. סאוועטן פארבאנד, yid. sovətn farband, yid. sovʿtn-farband, yid. sovətn-farband, pol. Związek Socjalistycznych Republik Sowieckich, pol. Związek Radziecki, hye. Xorhrdayin Miutʿyun, hye. Xorhrdayin Miut̕yun, hye. Խորհրդային Միություն, hye. Khor'hr'dayin Miutʿyun, . Sovetter Soûzu, . Советтер Союзу, . Sowet Soýuzy, . Совет Союзы, . Ittiḩodi Šuravii, . Ittiḩodi Šŭravii, . Ittihodi Shuravii, . Ittihodi Shūravii, . Ittihodi Jumhurihoi Shuravii Sosialistī, . Иттиҳоди Шуравӣ, kat. sabčota kavširi, kat. sabchota k’avshiri, kat. ssr k’avshiri, kat. sabch’ota k’avshiri, kat. საბჭოთა კავშირი, . Совет Зэгуэтхэр, . Совет Иттифакъы, . Şuralar Birligi, . Sovetij Sojuz, . Sovetij Soûz, deu. Советий Союз, . Sövetsköy Soyuz, . Sövetsköj Soûz

Die Sowjetunion (SU oder UdSSR) war ein von 1922 bis 1991 bestehender Staat in Osteuropa, Zentral- und Nordasien. Sie ist aus dem sog. Sowjetrussland hervorgegangen, dem Nachfolgestaat des Russländischen Kaiserreichs. Den Kern der Union und zugleich ihren größten Teil bildete die Russische Sowjetrepublik, hinzu kamen weitere Teilrepubliken. Ihre Zahl variiert über die Zeit hinweg und steht im Zusammenhang mit der Besatzung anderer Länder (Estland, Lettland, Litauen), nur kurzzeitig bestehenden Sowjetrepubliken (Karelo-Finnland) oder mit der Teilung bzw. Zusammenlegung von Sowjetrepubliken. Zusätzlich gab es zahlreiche autonome Republiken oder sonstige Gebietseinheiten mit einem Autonomiestatus, der sich im Wesentlichen auf eine sprachliche Autonomie der Minderheiten beschränkte.

Die UdSSR bestand vor ihrer formellen Auflösung aus 15 Sowjetrepubliken mit einer Bevölkerung von ungefähr 290 Millionen Menschen. Mit ca. 22,4 Millionen km² bildete sie den damals größten Flächenstaat der Welt. Die Sowjetunion war eine sozialistische Räterepublik mit einem Einparteiensystem und einer fehlenden Gewaltenteilung.

 im Juni 1941 Verbündeter des Deutschen Reichs gewesen war. Am 23. August 1944 wechselt Rumänien dann die Fronten. Aus Furcht vor Vergeltungsmaßnahmen gegenüber der deutschen Bevölkerung beginnen die zurückweichenden deutschen Truppenverbände mit der Evakuierung. Überall dort, wo der schnelle Vormarsch der Roten Armee die Wehrmachtsverbände einzuholen droht, flüchten große Teile der deutschen Bevölkerung. Fluchttrecks, die durch jugoslawische und ungarische Gebiete ziehen, lösen auch bei den dortigen Deutschen panische Flucht aus. 
So verlässt am 1. Oktober 1944 auch die gesamte Bevölkerung 
Vinkovačko Novo Selo
deu. Neudorf

Das ursprünglich eigenständige Dorf Novo Selo ist heute als Vinkovačko Novo Selo ein Stadtteil von Vinkovci (dt. Winkowitz), einer Stadt von rund 35.000 Einwohnern im äußersten Osten Kroatiens. Sie befindet sich in der historischen Landschaft Syrmien, die eines von mehreren Siedlungsgebieten der Donauschwaben seit der ausgehenden Frühen Neuzeit war und zugleich namensgebend für die heutige kroatische Gespanschaft Vukovar-Syrmien ist.

 ihr in 
Jugoslawien
srp. Југославија, hrv. Jugoslavija, eng. Yugoslavia, slv. Jugoslavija, sqi. Jugosllavia

Jugoslawien war ein südosteuropäischer Staat, der mit Unterbrechungen und in leicht wechselnden Grenzen von 1918 bis 1992 bzw. 2003 existierte. Hauptstadt und größte Stadt des Landes war Belgrad. Historisch unterscheidet man insbesondere zwischen der Zeit des Königreichs Jugoslawien von 1918 bis 1941 (auch 'Erstes Jugoslawien' genannt) und dem kommunistischen Jugoslawien ab 1945 (das sog. 'Zweite Jugoslawien') unter dem diktatorisch regierenden Staatschef Josip Broz Tito (1892-1980). Der Zerfall Jugoslawiens ab 1991 und die Unabhängigkeitsbestrebungen mehrerer Landesteile mündeten schließlich in die Jugoslawienkriege (auch Balkankriege oder postjugoslawische Kriege genannt). Die Nachfolgestaaten Jugoslawiens sind heute Slowenien, Kroatien, Serbien, Montenegro, Nordmazedonien, der Kosovo und Bosnien und Herzegowina.

 gelegenes Dorf. In dem Dorf leben nur Deutsche, so genannte  Donauschwaben Donauschwaben Vor 300 Jahren wanderten tausende Menschen aus verschiedenen deutschen Regionen nach Südosteuropa aus. Heute werden diese Auswanderer und ihre Nachfahren Donauschwaben genannt. Ihre Geschichte handelt von Aufbruch und Begegnung, von Kulturaustausch und friedlichem Zusammenleben, aber auch von Krieg, Vertreibung und Deportation. , darunter die Familie Neuburger: Vater Karl, Mutter Margarethe, die hochschwanger ist, und die vierjährige Tochter Magdalena. Sie fahren mit dem eigenen Wagen, der bis dahin in der Landwirtschaft eingesetzt wurde. Die Eisenteile des Wagens hat Karl Neuburger als Schmied selbst angefertigt. 
Beim Aufbruch lässt die Familie alle Türen ihres Hauses offen, die Kühe und anderen Tiere werden freigelassen. Sie nehmen zwei Pferde mit, die den Fluchtwagen ziehen. Das kleinere Pferd müssen sie jedoch bereits in
Ungarn
hun. Magyarország, eng. Hungary

Ungarn ist ein Staat in Mitteleuropa, dessen Hauptstadt Budapest ist. Das Land wird von ungefähr 10 Millionen Menschen bewohnt und war für mehrere Jahrhunderte Teil des sogenannten Habsburgerreich. Ungarn gehört seit dem 01.05.2004 der Europäischen Union an. Der größte Fluss des Landes ist die Donau.

zurücklassen, weil es zu schwach zum Weiterlaufen ist. So geht die hochschwangere Margarethe Neuburger sechs Wochen zu Fuß neben dem Wagen her.
Die Bewohner von Novo Selo/Neudorf flüchten über Ungarn und
Wien
eng. Vienna

Wien ist die Bundeshauptstadt und politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Österreichs. Allein im Stadtgebiet leben rund 1,9 Millionen Einwohner:innen und damit ein Fünftel der Landesbevölkerung, im Großraum insgesamt sogar ein Drittel aller Österreicher:innen. Historisch bedeutend ist Wien insbesondere als Hauptstadt und mit Abstand wichtigste Residenzstadt der ehemaligen Habsburgermonarchie.

nach Passau. Unterwegs wird am 14. November 1944 in Enns bei Linz, Hertha, die zweite Tochter der Familie Neuburger, geboren. Die Familie beschließt, in
Österreich
eng. Austria

Österreich ist ein von ungefähr 8,9 Millionen Einwohner:innen bewohntes Land in Mitteleuropa. Hauptstadt des Landes ist Wien.

zu bleiben. Karl Neuburger, bisher vom Militär befreit, wird dort Anfang November 1944 eingezogen. Er kommt zum „Volkssturm“ nach Frankfurt/Oder und gilt seitdem als vermisst. Margarethe Neuburger lebt acht Jahre lang auf einem Bauernhof im österreichischen Schärding. Ihre beiden Töchter Magdalena und Hertha zieht sie allein auf. Morgens um vier Uhr geht sie aufs Feld zum Arbeiten und lässt die beiden kleinen Kinder auf dem Hof zurück. Für die Arbeit wird Margarethe Neuburger nicht bezahlt – aber es gibt dafür genug Essen für die Familie. 1952 ziehen Mutter und Töchter nach Baden-Württemberg.
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Der Fluchtwagen der Familie Neuburger steht noch 1986 im Wagenschuppen des Bauernhofs in Schärding. Bei einem Besuch der jüngeren Tochter Hertha kommt deren Mann auf die Idee, den Fluchtwagen im Garten von Margarethe Neuburger aufzustellen, um der Schwiegermutter eine Freude zu machen. 1988 zerlegen sie den Fluchtwagen in seine Einzelteile und holen ihn nach Tübingen – wo ihn Margarethe Neuburger allerdings gar nicht in ihrem Garten haben möchte. So lagert der auseinandergebaute Fluchtwagen bei der jüngeren Tochter Hertha, bis diese ihn 2007 dem Donauschwäbischen Zentralmuseum schenkt. 
2016 wird der Fluchtwagen der Familie Neuburger erstmals wieder zusammengebaut. Als Leihgabe ist er im Verkehrsmuseum Dresden in der Ausstellung „Recht auf Zukunft? (Aus)Wanderung – Flucht – Vertreibung“ zu sehen. In einem Video erzählt Hertha Breitenbücher (geb. Neuburger) die Fluchtgeschichte ihrer Familie.
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Hertha Breitenbücher (geb. Neuburger) erzählt über die Flucht ihrer Familie: Herkunft © Verkehrsmuseum Dresden
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Hertha Breitenbücher (geb. Neuburger) erzählt über die Flucht ihrer Familie: Fluchtgrund. © Verkehrsmuseum Dresden
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Hertha Breitenbücher (geb. Neuburger) erzählt über die Flucht ihrer Familie: Flucht. © Verkehrsmuseum Dresden
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Hertha Breitenbücher (geb. Neuburger) erzählt über die Flucht ihrer Familie: Ankunft. © Verkehrsmuseum Dresden

Siehe auch