Auch Kunstwerke haben eine Art Biografie. Diese Herkunftsgeschichten zu rekonstruieren ist die Aufgabe der Provenienzforschung. Im Kunstforum Ostdeutsche Galerie gibt es seit Dezember 2018 eine Projektstelle hierzu. Es geht darum zu prüfen, wo sich die Werke befunden haben, bevor sie in die Sammlung kamen und eventuelle NS-Raubkunst aufzudecken.
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Die Aufgabe der Provenienzforschung ist das Erstellen möglichst vollständiger „Werk-Biografien“. Stempel, Aufkleber oder Beschriftungen, die an Kunstwerken zu finden sind, liefern oft wichtige Hinweise zur Herkunft. Solche Anhaltspunkte werden mit Informationen aus Archivbeständen, Kaufverträgen, Publikationen oder Auktionskatalogen kombiniert. Im Idealfall lassen sich so die Besitzverhältnisse eines Kunstwerkes rekonstruieren.
Ein großes Augenmerk liegt auf dem Zeitraum 1933 bis 1945, da während der Zeit des Nationalsozialismus unzählige Kulturgüter geraubt und enteignet wurden und sich heute nicht mehr im Besitz ihrer rechtmäßigen Eigentümer und deren Erben befinden. Das Ziel ist es, Kunstwerke aus NS-verfolgungsbedingt entzogenem Besitz zu identifizieren und „faire und gerechte“ Lösungen im Sinne der “Washingtoner Prinzipien“ “Washingtoner Prinzipien“ Die Washingtoner Prinzipien sind rechtlich nicht bindende Grundsätze zur Identifikation von und Umgang mit Kunstwerken, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden. Diese sollen möglichst an Vorkriegseigentümer bzw. deren Erben zurückgeführt werden. zu finden.
Im Kunstforum Ostdeutsche Galerie (KOG) läuft die systematische Provenienzrecherche an den stiftungseigenen Gemäldebeständen seit Dezember 2018. Die eigens dafür eingerichtete Stelle wurde vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste und der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern gefördert. Erforscht werden zunächst rund 140 Gemälde aus dem Bestand, die Provenienzlücken im Zeitraum zwischen 1933 und 1945 aufweisen und vor 1946 entstanden sind. Ab Dezember 2020 schließt sich ein weiteres Provenienzforschungsprojekt an. Überprüft werden die Provenienzen von jenen Werken, die sich als Dauerleihgaben der Bundesrepublik Deutschland in der Sammlung des KOG befinden. Es handelt sich neben Gemälden auch um Grafiken und Plastiken.
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