Im Morgengrauen wurden die Waggons geöffnet, und die Gendarmen verschwanden. Jemand stieg als erster auf den Bahnsteig hinab, und andere folgten. Wir standen auf einem dicht mit Schnee bedeckten Bahnsteig, ohne zu wissen, was wir weiter machen sollen. Mama ging zum Stationsgebäude hin und erfuhr dort von den Bahnarbeitern, dass wir in Opoczno sind.1
Poznań ist eine Großstadt im Westen von Polen und mit über 530.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt des Landes. Die Messe- und Universitätsstadt liegt in der historischen Landschaft Großpolen und ist zugleich Hauptstadt der heutigen gleichnamigen Woiwodschaft. Bereits in der Frühen Neuzeit ein bedeutendes Handelszentrum fiel die Stadt 1793 erstmals an das Königreich Preußen als Teil der neu gebildeten Provinz Südpreußen. Nach zwischenzeitlicher Zugehörigkeit zum Herzogtum Warschau (1807-1815) kam Posen nach dem Wiener Kongress erneut zu Preußen als Hauptstadt des neuen Großherzogtums Posen. Ab 1919 gehörte Poznań für zwei Jahrzehnte zur Zweiten Polnischen Republik, bevor die Stadt ab 1939 von der Wehrmacht besetzt und Teil des Reichsgaus Wartheland (dem sog. Warthegau) wurde. Die fast sechsjährige Besatzungszeit war geprägt durch die brutale Verfolgung der polnischen und jüdischen Bevölkerung einerseits, die zu Zehntausenden ermordet oder in Konzentrations- und Arbeitslagern interniert wurde, und der gezielten Neuansiedlung deutschsprachiger Bevölkerungsteile in Stadt und Umland andererseits. Anfang 1945 wurde Posen von der Roten Armee erobert und Teil der Volksrepublik Polen. Eines der wichtigsten Ereignisse der Nachkriegszeit war der gewaltsam niedergeschlagene Arbeiteraufstand im Juni 1956.
Großpolen ist die Bezeichnung für eine historische Landschaft im Zentrum und Südwesten des heutigen polnischen Staates, die zugleich als historisches Kernland Polens gilt. Im Südwesten grenzt Großpolen an die historische Landschaft Schlesien, im Westen an die historischen Landesteile der Mark Brandenburg, im Norden und Nordosten an Pommerellen und Kujawien. Wichtige Städte sind Poznań (dt. Posen) und Gniezno (dt. Gnesen).
Nachdem Großpolen 1815 als sog. "Großherzogtum Posen" und spätere "Provinz Posen" an Preußen kam, wurde auch die Bezeichnung der Region als "Posener Land" geläufig.
Abgeleitet von der historischen Landschaft sind Name und Ausdehnung der heutigen Woiwodschaft Großpolen, die von ungefähr 3,5 Millionen Menschen bewohnt wird und knapp 33.000 Quadratkilometer groß ist.
Kielce ist eine Großstadt im Südosten Polens und zugleich Hauptstadt der Woiwodschaft Heiligkreuz (województwo świętokrzyskie). Die Stadt hat mehr als 190.000 Einwohner, ist eine wichtige Industrie- und Handelsstadt und Sitz mehrerer Hochschulen.
Wrocław (dt. Breslau) ist eine der größten Städte in Polen (Bevölkerungszahl 2022: 674.079). Sie liegt in der Woiwodschaft Niederschlesien im Südwesten des Landes.
Zunächst unter böhmischer, piastischer und zeitweise ungarischer Herrschaft übernahmen 1526 die Habsburger die schlesischen Erblande und damit auch Breslau. Einen weiteren Wendepunkt in der Geschichte der Stadt stellte die Besetzung Breslaus durch die preußischen Truppen 1741 und die anschließende Einverleibung eines Großteil Schlesiens in das Königreich Preußen dar.
Die rapide Bevölkerungszunahme und Industrialisierung führte zur sprunghaften Urbanisierung der Vorstädte und ihrer Eingemeindung, was mit der Schleifung der Stadtmauer Anfang des 19. Jahrhunderts einherging. Bereits 1840 wuchs Breslau mit 100.000 Einwohnern zur Großstadt heran. Am Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich das häufig noch mittelalterlich geprägte Stadtbild hin zur Großstadt wilhelminischer Prägung. Höhepunkt der Stadtentwicklung noch vor dem Ersten Weltkrieg war die Anlage des Ausstellungsparks als neuer Mittelpunkt der gewerblichen Zukunft Breslaus mit der Jahrhunderthalle von 1913, die seit 2006 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
In den 1920er und 30er Jahren erfolgte die Eingemeindung von 36 Ortschaften und der Bau von Wohnsiedlungen am Stadtrand. Um der großen Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg zu begegnen, wurden auch Wohngenossenschaften mit Siedlungsbau beauftragt.
Noch 1944 zur Festung erklärt, wurde Breslau während der folgenden Kampfhandlungen in der ersten Hälfte 1945 nahezu vollständig zerstört. Der Wiederaufbau der nun Polnisch gewordenen Stadt dauerte bis in die 1960er Jahre.
Von der etwa 20.000 Personen zählender jüdischen Bevölkerung fanden sich nach dem Zweiten Weltkrieg nur 160 Personen in der Stadt wieder. 1945–1947 wurde die nach dem Kriegsende verbliebene bzw. zurückgekehrte - deutsche - Bevölkerung der Stadt zur Auswanderung größtenteils gezwungen, an ihre Stelle wurden Menschen aus dem Gebiet des polnischen Vorkriegsstaats angesiedelt, darunter aus den an die Sowjetunion verlorenen Gebiete.
Nach dem politischen Umbruch von 1989 erhob sich die Stadt zu neuer, beeindruckender Blüte. Der Transformationsprozess und seine raumwirksamen Folgen sorgten für einen rasanten Aufschwung Breslaus, unterstützt durch den Beitritt Polens zur Europäischen Union im Jahr 2004. Heute ist Breslau eine der am besten prosperierenden Städte Polens.
Wir wurden über Ostrów Wielkopolski, Tschenstochau, Kielce, Skarżysko-Kamienna fahren. Der Zug hielt ständig an und stand mehrere Stunden im Feld. Er war nicht beheizt. Die Nacht war vorbei und auch der ewig lange Tag, und mitten in der folgenden Nacht blieb der Zug an einer namenlosen Station stehen.
Im Morgengrauen wurden die Waggons geöffnet, und die Gendarmen verschwanden. Jemand stieg als erster auf den Bahnsteig hinab, und andere folgten. Wir standen auf einem dicht mit Schnee bedeckten Bahnsteig, ohne zu wissen, was wir weiter machen sollen. Mama ging zum Stationsgebäude hin und erfuhr dort von den Bahnarbeitern, dass wir in Opoczno sind.“2
„Schon im Februar, direkt nachdem die Front Kielce passiert hatte, gingen Mama mit Maryla und dem Cousin Janek Bąkowski nach Panienka. Da es damals noch keinen Zugverkehr gab, mussten sie den meisten Weg zu Fuß bestreiten. […] erst Mitte März machte ich mich auf den Weg nach Panienka mit meiner Freundin Ewa Chodźko, die sich angeboten hatte, mich auf der Reise zu begleiten, die mit Unterbrechungen vier Tage dauerte. […] Das Haus in Panienka war komplett leergeräumt. Lediglich die Möbel aus dem Schlafzimmer und ein Teil der Küchengeräte ist übriggeblieben – den Rest der Hauseinrichtung schenkte Fischer dem Landrat in Jarotschin. Vater trauert am meisten um die Bilder, die ebenfalls verschwanden. Angeblich, wobei die Nachricht noch nicht überprüft worden ist, wurde ein Teil von ihnen von den polnischen Behörden im Landratsamt sichergestellt und ins Museum in Posen gebracht. […] In den Wirtschaftsgebäuden herrschte gähnende Leere. Zum Zeitpunkt unserer Ankunft in Panienka standen im Stall zwar ein paar Dutzend Kühe, aber vor ein paar Tagen haben sowjetische Soldaten den Viehbestand nach Mieszków getrieben. Geblieben sind nur zwei Ochsen und eine hinkende Kuh.“3
Litauen ist ein baltischer Staat im Nordosten Europas und wird von ungefähr 2,8 Millionen Menschen bewohnt. Vilnius ist die Hauptstadt und bevölkerungsreichste Stadt Litauens. Das Land grenzt an die Ostsee, Polen, Weißrussland, Russland und Lettland. Erst im Jahr 1918 erlangte Litauen Unabhängigkeit, die das Land nach mehreren Jahrzehnten der Eingliederung in die Sowjetunion 1990 wiedererlangte.
Lettland ist ein baltischer Staat im Nordosten Europas und wird von ungefähr 1,9 Millionen Einwohner:innen bewohnt. Hauptstadt des Landes ist Riga. Der Staat grenzt im Westen an die Ostsee und an die Staaten Litauen, Estland, Russland und Weißrussland. Lettland ist seit dem 01.05.2004 Mitglied der EU und erlangte erst im 19. Jahrhundert Unabhängigkeit.
Seit einigen Tagen wohnt bei uns in Panienka Onkel Walenty Galiński, Besitzer des benachbarten Guts Bielejewo. Nach dem Krieg kehrte er erfreut auf sein Gut zurück, aber nach einer Woche kam die Volkspolizei, und er wurde angewiesen, Bielejewo zu verlassen. Morgen werden unsere Möbel gebracht, die uns von Fischer [von Mollard] dem Landrat in Jarotschin geschenkt wurden. Endlich werden wir das Haus einrichten können, und werden nicht mehr alle in einem Zimmer hausen und auf dem nackten Boden auf Strohmatratzen liegen müssen.5
Ostpreußen ist der Name der ehemaligen, bis 1945 bestehenden östlichsten preußischen Provinz, deren Ausdehnung (ungeachtet historisch leicht wechselnder Grenzverläufe) ungefähr der historischen Landschaft Preußen entspricht. Die Bezeichnung kam erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Gebrauch, als neben dem 1701 zum Königreich erhobenen Herzogtum Preußen mit seiner Hauptstadt Königsberg weitere, zuvor polnische Gebiete im Westen (beispielsweise das sog. Preußen Königlichen Anteils mit dem Ermland und Pommerellen) zu Brandenburg-Preußen kamen und die neue Provinz Westpreußen bildeten.
Heutzutage gehört das Gebiet der ehemaligen preußischen Provinz überwiegend zu Russland (Oblast Kaliningrad) und Polen (Woiwodschaft Ermland-Masuren). Das ehemalige sog. Memelland (auch Memelgebiet, lit. Klaipėdos kraštas) kam erstmals 1920 und erneut ab 1945 zu Litauen.
Etwa einen Kilometer nach der Station [Hundsfeld] stoppte der Zug. Die Weiterfahrt stellte sich als unmöglich heraus, da die Brücke über den Fluss abgerissen ist. Nur schwer konnten wir uns aus dem Waggon nach draußen schaffen. In Wasserpfützen auf einer großen, sumpfigen Wiese standen Wagen; Hundertschaften von verschiedenartigen Wagen: Kinder-, Garten-, Holz-, Metallwagen mit Rädern oder ohne, und auch Fahrräder. Wenn die einen Passagiere ausstiegen, drängten andere mit ihrer erplünderten Beute hinein: Teppichen, Bettzeug und was sie auf die Wagen packen konnten.[…] Die meisten Reisenden gingen geradeaus auf der Hundsfelderstraße [heute Bolesława Krzywoustego]. Wir bogen links ab in die Friedewalder Strasse [heute Aleksandra Brücknera] und Kopernikusstrasse [heute Jana Kochanowskiego], weil wir auf diesen Straßen am schnellsten nach Bischofswalde [obecnie Biskupin] über die östlichen Teile der Stadt gelangen konnten [...].6
Quellenauswahl und Analyse: Dariusz Gierczak
Deutsche Übersetzung: Dariusz Gierczak (Polnisch-Deutsch)
Kartenmontage: Laura Gockert
Redaktion: Christian Lotz